Lexikon des Hörens:

Adaption (auch: Adaptation)
wird u.a. verstanden als ein Prozeß der Gewöhnung an Schallereignisse, die physiologisch gesehen als Anpaßprozeß der Haarzellen, der Hörbahn und der Hirnrinde an die auditive Wahrnehmung zu sehen sind, sodaß die Empfindlichkeit des Gehörs je nach spezifischer Anforderung erhöht wird.

AGC
"Automatic Gain Control"
ist eine Kompressionsschaltung im Hörgerät, die die Verstärkung des Schalles ab einer bestimmten Dynamik automatisch herabsetzt. Nachteilig ist dabei die Trägheit, die sich in Einschwingzeiten zwischen 3 und 50 Millisekunden äußert. Dadurch können geringe Verzerrungen entstehen.
AGC-I reduziert den Eingangsschalldruckpegel.
AGC-O reduziert den Ausgangsschalldruckpegel.

 
Aktionspotentiale
dienen der schnellen Nachrichtenübermittlung innerhalb eines Körpers. Sie treten auf bei Reizaufnahme, Reizverarbeitung und den Aktivitäten des ZNS.

Akustische Agnosie
bezeichnet die Unfähigkeit, Schallerscheinungen adäquat zu erkennen und zu unterscheiden. Akustische Agnosie ist zentral bedingt.

Amplitude
ist die Auslenkungsweite schwingender Teile aus ihrer Ruhelage. Sie wird oft auch als Höchstwert (= Scheitelwert oder Spitzenwert) einer Schwingungsgröße definiert.

Analogtechnik
Hörgeräte arbeiten heute noch vorwiegend in der sogenannten Analogtechnik, bei der im Verstärker des Hörgerätes eine der Lautstärke entsprechende Energie verarbeitet wird. Diese Energie kann verstärkt und/oder in ihrer Form verändert werden, wobei eine Formveränderung als Klangveränderung wahrgenommen wird.

Apperzeption
bedeutet Aufnahme und zentrale Verarbeitung eines Teiles des wahrgenommenen Phänomens. Apperzeption ist ein bewußter Vorgang.

Asphyxie
ist der Zustand drohender Erstickung des Feten oder Neugeborenen infolge des Absinkens des Sauerstoffgehaltes im Blut. Schwere Asphyxie kann durch Schädigung der gegenüber Sauerstoffmangel besonders empfindlichen Cochleariskerne zu einer Hörstörung führen, die sich meist symmetrisch und im Bereich über 1000 Hz zeigt.

Audiogramm
ist das festgeschriebene Ergebnis einer audiometrischen Untersuchung.

Audiologie
ist ein Teilgebiet der Akustik, das sich mit dem normalen und dem pathologischen Gehör beschäftigt. "Audiologie" (lat.-griech. Mischwort) bedeutet Lehre vom Hören.

Audiometer
sind alle elektronischen Geräte, mit denen Hörprüfungen durchgeführt werden.

Audiometrie
bezeichnet Hörprüfmethoden mit speziellen Meßgeräten.

Auditives Gedächtnis
ist die Fähigkeit, nacheinander eintreffende akustische Informationen für die Weiterleitung zu speichern. Ist die Speicherkapazität des auditiven Kurzzeitgedächtnisses begrenzt, werden über die Länge einer Sprachsequenz Wörter vergessen, bevor der Sprechakt abgeschlossen ist.

Aufblähkurve
ist die audiometrisch ermittelte Hörkurve eines mit Hörgeräten versorgten Prüflings mittels Tönen und Geräuschen.

Auropalpebralreflex
entsteht durch starken akustischen Reiz, bewirkt Schließen und Öffnen der Augen und Zusammenziehen der Brauen.

Belüftungsbohrung
verhindert die völlige Abdichtung des Gehörganges durch das Ohrpaßstück, um unangenehmes Druckgefühl oder feuchten Gehörgang zu vermeiden. Belüftungsbohrungen liegen parallel zur Schallübertragungsbohrung.

BERA (brainstem evoked response audiometry)
ist die Messung der elektrischen Aktivität des Hirnstammes nach akustischer Reizung.

BiCROS (Bilateral Routing of Signals)
kann übertragen werden, wenn eine beidohrige Versorgung mit Hörgeräten nicht möglich ist, obgleich ein beidseitiger Hörschaden vorliegt. Auf das einseitig getragene Hörgerät auf der "besseren" Seite wird der Schall übertragen, der am nicht zu versorgenden Ohr über Mikrophon empfangen wird.

Binaural -Test
dient der Feststellung einer zentralen Schwerhörigkeit, wobei verschiedenes Wortmaterial gleichzeitig auf beide Ohren übertragen wird. Bei Störungen im zentralen Bereich können die Wörter nicht oder nur unvollständig nachgesprochen werden. (siehe auch: dichotischer Test)

Bogengänge
beinhalten das Gleichgewichtsorgan. Die drei halbkreisförmigen Knochenröhren stehen in senkrechter Ebene aufeinander. Sie befinden sich hinter dem Vorhof (Vestibulum) im Felsenbein.

CERA (cortical evoked response audiometry)
ist die Messung Aktivität der Gehirnrinde bei akustische Reizung.

Cochlea-Implant (CI)
wird die spezielle Art einer Hörhilfe genannt, die dem Hörorgan elektrische Stimuli so zuleitet, daß eine direkte Reizung der Hörnerven erfolgen kann und der Hörgeschädigte einen subjektiven Eindruck des akustischen Signals erhält.
Man unterscheidet intracochleäre Implantate, bei denen die Elektroden direkt in die Cochlea eingepflanzt werden und extracochleäre Implantate, die in das runde Fenster eingesetzt werden, ohne daß das Innenohr eröffnet werden muß.

Cortisches Organ
ist der nach CORTI (Alfonso C., ital. Anatom, 1822-1876) benannte akustische Rezeptor innerhalb der Schnecke. Es besteht aus der Basilarmembran, den äußeren und inneren Haarzellen und der Membrana tectoria.

CROS (Contralateral Routing of Signals)
kann versorgt werden, wenn ein einseitiger Hörschaden vorliegt. Die auf dem geschädigten Ohr über Mikrophon empfangenen Signale werden über eine Schlauchzuführung - also ohne Ohrpaßstück - in das gegenüberliegende gesunde Ohr geleitet.

Dezibel (dB)
ist ein logarithmisches Verhältnismaß. Die Skala wurde in Anlehnung an das WEBER-FECHNERsche Gesetz gewählt - das die logarithmische Empfindlichkeit der Sinnesorgane beweist - um praktisch verwertbare Zahlen zu erhalten.
In der Akustik beziehen sich 0 Dezibel (mit der Angabe SPL = sound pressure level) auf die menschliche Hörschwelle bei 1000 Hz (Schalldruck 20 µPascal). In der Tonaudiometrie entsprechen 0 dB (mit der Angabe HV = Hörverlust oder HL = hearing level) der Hörschwelle eines Normalhörenden, in der Sprachaudiometrie (mittlere Skala, mit dem Zusatz "Hörverlust für Sprache") dem 50%-igen Zahlenverständnis eines Normalhörenden.

Tabelle zu Schalldruckpegeln und Verhältniszahlen :

 
"Alexander Graham Bell, 1847 in Edinburgh geboren, stammte aus einer Gelehrten - Familie. Bereits sein Vater befaßte sich mit der Erforschung von Schall und Sprachbildung. Graham Bells erste wissenschaftliche Arbeit handelte von "Resonanztonhöhen der Mundhohlräume während des Sprechens von Vokallauten". Bell befaßte sich mit der Idee, per Draht nicht nur Morsezeichen, sondern auch Sprache zu übertragen. Gleichzeitig engagierte er sich für die Unterrichtung und Sprachanbahnung hörbehinderter Kinder. 1870 übersiedelte die Familie Bell nach Kanada und dann in die USA. An der Universität Boston hatte er den Lehrstuhl für Physiologie der Sprechwerkzeuge inne (1873). Und hier gelang ihm auch die Entwicklung des ersten "sprechenden" Telegraphen - die Verwandlung von Schallwellen in elektrischen Strom und wieder zurück in Schallwellen. An seinem 29. Geburtstag wurde ihm das erste historische Telefon - Patent für die Fernsprechverbindung Boston - New York erteilt. Sein ganz besonderes Engagement galt lebenslang der Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten Hörbehinderter. Bell starb 1922 in Baddeck/ Neuschottland, hatte aber zuvor noch - 1915 - die Einweihung der ersten transamerikanischen Telefonleitung New York - San Francisco erlebt ..." Hören ´94, Median Verlag

Dichotisches Hören
bezeichnet die Fähigkeit, verschiedene, auf beide Ohren gleichzeitig auftretende Sprachchinformationen zu verstehen.

Differenztonbildung
entsteht, wenn z.B. zwei Stimmgabeln von 1000 Hz und 2000 Hz gleichzeitig angeschlagen werden. Es entsteht ein Summationston von 3000 Hz und ein Differenzton von 1500 Hz.

Digitaltechnik
eröffnet die Möglichkeit, Schall durch Umwandlung in Impulse zu verstärken und zu begrenzen. Wesentlich dabei ist nicht die Größe sondern die Anzahl der Impulse, die mit integrierten Schaltungen beliebig verändert werden. Für die Hörgerätetechnik bedeutet dies wesentlich verbesserte Einstellmöglichkeiten bezüglich der Schwellenwerte.

Diskriminationsverlust
gibt im Sprachaudiogramm den Prozentanteil dessen an, was nicht verstanden wurde. Verständlichkeit (in %) + Diskriminationsverlust (in %) = 100 %

0 - 5 %  = volle Silbenverständlichkeit
15 - 20 %  = volle Wortverständlichkeit
40 %  = nur noch Satzverständnis
50 %  = Satzverständnis in bekannten Situationen
60 %  = zusätzliches Absehen notwendig
80 %  = nur Satzrhythmus, keine semantische Information mehr
 
Dynamik
eines elektronischen Übertragungssystems bezeichnet den Unterschied zwischen leisestem und lautestem verarbeiteten Signal. Die Dynamik einer akustischen Information gibt das Verhältnis von geringster zu größter Lautstärke wieder. Die Dynamik der Sprache umfaßt 40 dB und mehr.

Weitere typische Schallpegel:
30 - 42 normaler Hintergrundschall im Haus
50 - 60 "Zimmerlautstärke" von Rundfunk und Fernsehen
65 - 85 Pkw im Stadtverkehr
70 - 90 Lkw im Stadtverkehr
90 - 105 Preßlufthammer
105 - 130   Standlauf eines Düsenflugzeuges
 
ECoG (Elektrocochleographie)
bezeichnet eine objektive audiometrische Meßmethode, bei der mit akustisch auslösbaren Potentialänderungen des Hörnervs, Aussagen über das auditorische System möglich sind.

EEG - Audiogramm
wird erstellt nach Prüfung des Hörvermögens mittels elektrophysiologischer Aktionspotentiale, die bei der Beschallung entstehen. Die Elektroenzephalographie weist bioelektrische Impulse nach, die vom menschlichen Gehirn ausgehen.

Einschwingzeit
nennt man die Zeit, die verstreicht, bis sich das Gleichgewicht zwischen anregendem und angeregtem Schwingungssystem umgebildet hat. Die physiologische Einschwingzeit eines Sinnesorgans wird Adaption oder Adaptation genannt. Auf der technischen Seite treten Einschwingzeiten z. B. bei Hörgeräten mit AGC auf. Bei plötzlicher Erhöhung des Eingangssignals benötigt die automatische Regelung 3 bis 30 ms, um den Schalldruck zu verringern. Ausgleichend kann hier eine zusätzliche Begrenzung des Ausgangsschalldruckes wirken.

Elektretmikrophon
überträgt breitbandig, ist wenig stoßempfindlich und hat eine geringe Körperschallaufnahme. Zur Erzeugung des elektrischen Feldes ist nicht, wie beim Kondensatormikrophon, hohe Spannung nötig, sondern das Feld wird durch eine in Elektretfolie (Kunststoffolie) "eingefrorene" Ladung erzeugt. ! Die Elektretfolie altert nach einigen Jahren !

Endolymphe
wird die Flüssigkeit im membranösen Labyrinth genannt.

EUSTACHische Röhre = Tube
(genannt nach Bartolomeo EUSTACHIO, 1520-1574)

ERA (Electric Response Audiometrie)
bezeichnet im deutschen Sprachbereich die EEG-Audiometrie

FELDMANN-Test (dichotic discrimination score)
ist ein dichotischer Diskriminationstest, bei dem über Kopfhörer simultan Testwortpaare angeboten werden, z. B. Rattengift und Männerchor.

FLETCHER-MUNSON-Kurven gleicher Lautheit
zeigen den subjektiven Lautheitseindruck über das gesamte Hörfeld. Punkte gleicher subjektiver Lautstärke werden zu Kurven verbunden. Diese Isophone zeigen Übereinstimmung zwischen Phon und Dezibel nur im Bereich um 1000 Hz, während z. B. im Tieftonbereich Steigerungen der Intensität um 2 dB subjektiv eine Erhöhung der Lautstärke um 10 Phon bewirken.
 
Freiburger Test
dient zur Ermittlung des Hörverlusts für Sprache, des Diskriminationsverlusts, der Lautstärke maximaler Verständlichkeit und Unbehaglichkeitsschwelle für Sprache. Das phonetisch und lautstärkemäßig ausgeglichene Testmaterial besteht aus 10 Reihen mehrsilbiger Zahlen und 20 Reihen einsilbiger Wörter.

Freifeldmessung
wird durchgeführt im freien Schallfeld, wobei über einen Lautsprecher Testmaterial mit einer Lautstärke von 55 dB, 65 dB und 80 dB angeboten wird. Die Freifeldmessung ermöglicht Aussagen über Sprachverständnis und subjektiven Höreindruck. Bei binauraler Versorgung und bei IO-Geräten wird zu den Testwörtern ein Störgeräusch eingespielt, um den Höreindruck auch außerhalb von Laborbedingungen zu simulieren.

Frequenz
einer Schwingung wird angegeben durch die Häufigkeit ihrer Perioden pro Sekunde. Zu Ehren von Heinrich HERTZ (1857-1894) wurde die Einheit Hertz (Hz) genannt. Von dem gesamten menschlichen Hörbereich, der zwischen 20 Hz und 20000 Hz liegt, wird in der Audiometrie der Ausschnitt zwischen 63 Hz und 12000 Hz in Oktav- oder Halboktavschritten untersucht.

Frequenzauflösungsvermögen
bezeichnet die Fähigkeit des Hörorganes, den Schalleindruck in verschiedene Frequenzbereiche zu zerlegen. Je differenzierter diese Fähigkeit ist, desto besser ist das Frequenzauflösungsvermögen. Ähnliche Sprachereignisse können somit besser unterschieden werden.

Hauptsprachbereich
ist der Frequenzbereich, in dem Sprache vorwiegend stattfindet. Innerhalb des Hörfeldes tritt er als nierenförmiger Bereich auf (= Sprachniere).


Sprachniere mit einzelnen Konsonanten nach FANT
 
Hochpaßfilter
im Hörgerät dienen dazu tiefe Frequenzen auszublenden, um nur die für die Sprachverständlichkeit notwendigen Frequenzen zu übermitteln.

Hörfeld
wird die abgrenzbare Fläche im Intensitäts-Frequenzdiagramm genannt, innerhalb derer Materieschwingungen als Schall wahrgenommen werden. Die untere, bzw. obere Hörgrenze liegt bei 16, bzw. 25000 Hz; die frequenzabhängige Schmerzschwelle bei 120 -130 dB. Nach neueren Forschungen wird die höchste hörbare Frequenz im Kleinkindalter mit 30 kHz angegeben.

Hörspule
ist heute in die meisten Hörgeräte eingebaut; die Übertragung erfolgt nur mittels dem von Telefon oder Induktionsschleifen erzeugten Magnetfeld und schließt somit Störschall aus. ! Am Hörgerät muß dazu umgeschaltet werden !

Hörwinkel
wird das Verbindungsstück zwischen dem HdO-Gerät und dem Schallschlauch des Ohrpaßstückes genannt, das der akustischen Zuleitung des Schalles dient und gleichzeitig das Hörgerät auf dem Außenohr "hält". Um Resonanzspitzen zu glätten oder um bestimmte Resonanzen in einem definierten Frequenzbereich zu erzeugen kann dieser Schallkanal im Durchmesser verändert oder mit Filtern und Dämpfungselementen ausgestattet werden ("Horneffekt-Winkel" und "Damping-Winkel").

Impedanzmessung
ist die objektive audiometrische Methode, mit der eine Veränderung des Schallwellenwiderstandes des Trommelfells gemessen wird.

IN-situ-Messung / IN-vivo-Messung
wird die das Meßverfahren genannt, bei dem mittels eines Sondenmikrophons direkt vor dem Trommelfell der vom Hörgerät abgegebene Schall gemessen wird. (Das Hörgerät muß dabei natürlich erstens getragen und zweitens eingeschaltet sein!)

Interferenz
wird die Überlagerung von Wellen genannt. Überlagern sich zwei Wellen gleicher Frequenz, so ist die resultierende Welle die algebraische Summe der Ausgangswelle. Die beiden Extremfälle sind dabei Verdopplung oder Extinktion.

IO-Geräte
werden in zwei verschiedenen Variationen angeboten, als Concha-Geräte und als Gehörgangsgeräte. Vorteile bietet das IO-Gerät durch die räumliche Nähe von Hörer und Trommelfell sowie das "parabolische" Hören, da das Mikrophon in der Ohrmuschel sitzt, dem natürlichen Ort der Schallaufnahme somit nahekommt.

Knalltrauma
ist eine Perzeptionsstörung, die hauptsächlich bei Verwendung von Feuerwaffen ausgelöst wird.

Knochenleitungshören
wird die Anregung des Cortischen Organs über den knöchernen Schädel genannt, wobei der Schalleitungsapparat umgangen wird.

Knochenleitungshörer
sind der Impedanz des menschlichen Schädels angepaßt. Der Knochenleitungshörer findet nicht nur Anwendung beim Audiometer, sondern auch in Brillenformen oder am Klemmbügel bei Hörgeräten.

Kopfhörer zur Messung von Luft- und Knochenleitung (Hamann / Schwab, 1991)
 
Kuppler
wird das Verbindungsstück zwischen Hörgerät und Meßmikrophon einer Meßanlage genannt. Das zylinderförmige Gebilde hat ein definiertes Volumen und ist mit verschiedenen Bohrungen versehen. Simuliert werden soll das Restvolumen, das beim Tragen eines Hörgerätes mit Ohrpaßstück entsteht. Bedingt durch die verschieden großen Resonanzräume menschlicher Ohren werden Kuppler verschiedener Größe hergestellt.

Labyrinth
ist der Sammelbegriff für Gehörorgan und Gleichgewichtsorgan.

Lautdifferenzierung
bezeichnet die Fähigkeit, Sprachlaute und Lautverbindungen sicher zu erkennen und zu unterscheiden. Klangähnliche Laute und Wörter werden dabei häufig verwechselt.

Lautheit
ist die durch eine bestimmte Lautstärke hervorgerufene Lautheitsempfindung. Als Maß für die Lautheit gilt das sone.

Marburger Satzverständlichkeitstest ist ein Test mit phonetisch ausgewogenem Sprachmaterial zur Ermittlung von Diskriminationsverlust und Sprachverständlichkeitsschwelle.

Meningitis (Hirnhautentzündung)
ist eine vorwiegend durch Bakterien oder Viren verursachte Entzündung der Hirnhäute, wobei auch die darunterliegende Hirnrinde und insbesondere die durch die Hirnhäute ziehenden Nerven (Kopfnerven) geschädigt werden können. Nach Virus-Meningitis, z.B. durch Mumps, Masern oder Keuchhusten kommt es mitunter zu vollständiger Taubheit, da auch das Innenohr und der Hörnerv (ein- oder beidseitig) von der Infektion befallen werden. Die anfangs zusätzlich bestehenden Gleichgewichtsstörungen können z.T. ausgeglichen werden.

Meßbox
dient dem Hörgeräteakustiker zur Hörgeräteprüfung und Hörgerätewartung; akustische Daten der Hörgeräte können überprüft und eingestellt werden.

Morbus Menière
bezeichnet eine pathologische Erscheinung im Innenohr, bei der eine leichte Hörschädigung verbunden ist mit Anfällen von starker Schwerhörigkeit, Schwindelgefühl, Brechreiz und "Ohrensausen".

Nachhallzeit
ist die Zeit in Sekunden, in der der Schallpegel eines diffusen Schallfeldes nach Unterbrechung der Energiezufuhr um 60 dB abnimmt. In Audiometrieräumen sollte die Nachhallzeit unter 0,8 Sekunden liegen; in Räumen mit Orchestermusik zum Vergleich bei 2 - 3 Sekunden.

Obertöne
sind ganzzahlige Vielfache eines Grundtones. Grundton und Obertöne machen den Klang aus. Sie bilden zusammen eine periodische Funktion, die durch Fourier- oder Frequenzanalyse in Einzeltöne zerlegt werden kann.

Offene Anpassung
meint, daß der Gehörgang bei der Versorgung mit Hörgeräten nicht mit einem Ohrpaßstück verschlossen, sondern daß lediglich ein Schallschlauch in den äußeren Gehörgang geleitet wird. Verstärkung ist hiermit nur in geringem Maße möglich.

Ohrpaßstück
ist ein individuell aus Kunststoff angefertigtes Ankopplungsstück zwischen Gehörgang und Lautsprecher eines Hörgerätes. Durch den schalldichten Abschluß des Gehörganges wird dieser in eine Druckkammer umgewandelt.

Pathologie
wird die Lehre von den Krankheiten genannt. (griech. pathos = Leiden; logos = Lehre)

PC Peak-Clipping
ist ein Begrenzungsystem für den Ausgangsschalldruckpegel des Hörgerätes, wodurch ein vom Akustiker eingestellter Schallpegel nicht überschritten wird. Es können dadurch jedoch Verzerrungen entstehen.
 
Perilymphe
ist eine Flüssigkeit, deren Zusammensetzung weitgehend der der Hirnflüssigkeit entspricht. Sie füllt die Scala vestibuli und die Scala tympani aus.

Perzeption
ist die noch nicht ins Bewußtsein gedrungene 1. Phase der Wahrnehmung.

Phon
ist die Größe einer psychophysikalischen Lautheitsbewertung.

Physiologie
wird die Lehre von der Funktion der normalen Organe, Gewebe und Zellen genannt.

Potentiometer = Lautstärkeregler

Recruitment
wird der Lautheitsausgleich genannt, bei dem die Lautstärkeempfindung mit zunehmendem Schallpegel abnormal steigt. Schwerhörige mit Höreinbußen im niederen Schallpegelbereich erreichen hierbei die gleiche oder eine noch geringere Unbehaglichkeitsschwelle wie Normalhörende.

Restgehör
ist der Terminus für Tongehörreste, die für die Ausbildung einer vom Höreindruck gesteuerten Sprache nicht ausreichen.

Richtungshören
basiert auf der Fähigkeit der Ohren, durch minimale Laufzeitunterschiede Schallquellen im Raum zu lokalisieren, wozu eine binaurale Hörfähigkeit gegeben sein muß. Der Ortungswinkel liegt beim Menschen zwischen 15 und 20°, beim Hund in einem Bereich von 7 bis 8°, bei Eulen sogar um ca. 1°. Eine Störung in diesem Bereich beeinträchtigt häufig auch die Selektivität und zwangsläufig das dichotische Hören.

Schall
ist eine Energieform, die durch mechanische Schwingungen hervorgerufen wird. Die Schallgeschwindigkeit beträgt 343 m/sec bei 20° C. Schwingungen unterhalb unserer frequenzabhängigen Hörgrenze werden Infra-Schall, solche darüber Ultra-Schall genannt.

Schalldruck
ist die Abweichung des Luftdruckes über dem mittleren Luftdruck der ruhenden Luft gemessen in Bar. Durch die Mikrobarskala ist das Dezibel exakt definiert. Der Bereich des Schalldruckes zwischen Hörschwelle und Schmerzgrenze umfaßt bei 1000 Hz sieben (!) Zehnerpotenzen. In Analogie dazu müßte eine Waage in der Lage sein, sowohl eine Stecknadel als auch einen Dampfer zu wiegen.

Schalleitungsschlauch
bildet die Verbindung zwischen Hörgerät und Ohrpaßstück. Der Schallschlauchdurchmesser beeinflußt die Übertragung bestimmter Frequenzbereiche.

Schwerhörigkeit
konduktive Schwerhörigkeit = Schalleitungsschwerhörigkeit
sensorineurale Schwerhörigkeit = Schallempfindungsschwerhörigkeit

Selektivität
ist die Fähigkeit, aus komplexen Schallereignissen sprachliche Information zu entnehmen und zu verstehen.

Semantik
bezeichnet den Inhalt einer übermittelten Nachricht, wobei prosodische Merkmale die diagnostische Sphäre beschreiben.

Sinus-Schwingung = harmonische Schwingung

Tinnitus (lat. tinnire = klingeln)
bezeichnet Ohrgeräusche (mit tonalem Charakter oder Klangcharakter) und "Ohrensausen" (ein in der Tonhöhe nicht bestimmbares Geräusch oder Rauschen), das nur der Patient hört.

Überhören (cross-hearing)
ist möglich bei asymmetrischem Hörvermögen, wobei das Gegenohr bei Beschallung des Prüfohres miterregt wird.

Verdeckung (masking)
ist die gegenseitige physikalische Beeinflussung der Schwingungen in der Schneckenflüssigkeit. Aufgrund der Dispersion auf der Basilarmembran werden hohe Töne von tiefen verdeckt. Bei Sh mit Steilabfall ab 800 Hz wird die Diskrimination von Sprache dadurch noch schwieriger.

V-Kabel
dient dem Anschluß von zwei Hörern z. B. an ein Taschengerät, wobei jedoch stereophone Übertragung nicht möglich ist, da beide Hörer das gleiche Signal übermitteln.

Vertäubung (masking)
wird die Ausschaltung des Gegenohres bei isolierter Messung des Prüfohres genannt. Dabei wird das zu vertäubende Ohr mit einem Rauschen so hoch belastet, daß der übergeleitete Teil des Signals unterschwellig bleibt.

Vibrator
In der Hörgerätetechnik ist vornehmlich der als "Minifonator" zur Übertragung rhythmischer Strukturen bekannt. Schall wird hierbei in kodierter Form z. B. auf das Handgelenk übertragen.

Y-Kabel
dient dem Anschluß von zwei Hörern an ein Taschengerät. Stereophones Hören ist hierbei nicht möglich.

Zeitauflösungsvermögen
steht ebenso wie das Frequenzauflösungsvermögen im Zusammenhang mit der Lautdifferenzierung. Bezeichnet wird die Fähigkeit, nacheinander eintreffende Sprachsignale abgegrenzt wahrzunehmen, um sie zu einem sinnvollen Ganzen zu ergänzen. Bei Störungen in diesem Bereich kommt es zu einem "Nachhalleffekt", da energiereiche Laute (z.B. Vokale) energieschwächere Laute (z.B. Konsonanten) überlagern.

Zusatzbohrung
verläuft parallel zur Schallschlauchbohrung. Sie dient zur Belüftung des Gehörganges, kann jedoch auch die Übertragung des Signals bewußt beeinflussen.


Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Gerlinde Renzelberg
Professorin für Pädagogische Audiologie und Hörsprachförderung
verantwortlich für die Fachrichtung Schwerhörigenpädagogik
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