Schwerhörigkeit und Tinnitus

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Karina
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Schwerhörigkeit und Tinnitus

#1

Beitrag von Karina »

Hallo ! Ich bin hochgradig schwerhörig und habe seit einem Jahr einen sehr lauten Tinnitus mit vielen, immer wieder anders klingenden Tinnitustönen. Heute jährt sich mein Tinntusleiden und ich bin tieftraurig. Immer noch höre ich den Tinnius, fast ständig, den ganzen Tag, nur beim Sport, Fernsehen oder sehr angeregten Gesprächen nicht. Ist es eigentlich schwieriger einen Tinntus zu kompensieren, wenn man hörgeschädigt ist ? Ich mache schon Entspannungsübungen, Yoga und höre häufig mal Musik, aber leider wird mein Tinnitus nicht leiser und mein Leiden daran nicht kleiner. Über ein paar nette, aufbauende Worte von Leidensgenossen freue ich mich sehr !!!
Delchen13
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Re: Schwerhörigkeit und Tinnitus

#2

Beitrag von Delchen13 »

Hallo Karina,

mir ergeht es wie Dir. Seit 1994 weiss ich um meine Schwerhörigkeit beidseitig, nach einer top Hörgeräteanpassung, gesellte sich nach einem Jahr, nach ca. 2 schmerzhaften Mittelohrentzündungen bei mir ein chronischer Tinnitus ein, also seit 1995.

Ich kenne auch Tage, da ist mein Tinnitus sehr dominant und holt mich so wieder auf die Erde runter und mahnt mich, nach innen zu hören und zu achten, was mir gut tut und was nicht, damit der Tinnitus sich wieder in den Hintergrund gesellen kann... mal gelingt mir das besser, mal schlechter.
Mein Hörbild hat sich seitdem auch regelmässig verändert und tut es noch.
Den besten Rat, den ich bisher erhielt, ist der, sich mit dem Tinnitus zu verbunden, befreunden, /anstatt gegen ihn und somit gegen mich zu kämpfen...
Er gehört zu mir, auch wenn er nicht sichtbar ist, mir andere signalisieren, dass sie damit, mit mir nicht umgehen können. Er hat seinen Sinn in meinem Leben und wenn auch nur diese: dass ich auf mich hören soll, mich achten und ehren und mein Sein annehmen... denn innerer Frieden kommt von Innen und nicht durch andere.

Da ich ein visueller Typ bin, kann ich manchmal auch durch Foto gestalten am PC; durch Schreiben etc. abschalten, mich anders erleben und so Kraft schöpfen, das zählt, so habe ich mir alleine PC beigebracht etc... und schaue ständig, was ich da und dort ausbauen kann.
Oft hilft es auch, dies an die höheren Welten abzugeben ( wie Dein Glaube sein mag, nur Du weisst es und an wen Du Dich wenden magst - das nimmt auch Druck raus).

Oftmals muss ich erklären, wie das mit Schwerhörigkeit und Tinnitus funktionert und Nichtbetroffene meinen immer, geh zum Arzt, tue was, dann geht es weg.... wenn ich dann die Anatomie und Pathologie erkläre werden sie ruhiger, verstehen aber noch weniger...
So nehme ich durch meine Hellfühligkeit oft den Druck der Guthörenden wahr, bei dem ich aufgefordert bin, mich rauszunehmen, zu meinem Schutz und dem Wissen, ich ticke anders, habe dennoch einen Platz hier...

Wenn Du magst, können wir uns auch gerne darüber persönlich austauschen, via PN oder Mail.

Mein Tinnitus lehrt mich einfach auch, noch mehr rauszusortieren, was ich hören will und was ich meinen Ohren zumuten kann, wenn ihnen nicht gut tut oder nicht passt, merke ich das eh schnell genug.

Du bist nicht alleine.

Herzliche Grüsse

Jacqueline :)
Hochgradige pancochleare IO SH bds, leicht tiefton betont
beidseitiger Tinnitus seit 1995
Trage seit 1994 Hörgeräte
EinOhrHase
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Re: Schwerhörigkeit und Tinnitus

#3

Beitrag von EinOhrHase »

Salut

ich behaupte mal, dass recht viele Schwerhörige Tinnitus haben - der eine mehr der andere weniger.
Ein umstrittenes Thema, wann Tinnitus auftritt oder auftreten kann - ob altersbedingt, lärmbedingt oder aus anderen Gründen.

"Durfte" dieses Thema mit einem Orthopäden mal kurz anschneiden. Dieser meinte, Tinnitus ist nicht so einfach zu lokalisieren bzw zu diagnostizieren, da er sehr viele Ursachen haben kann.

2 wesentliche, äusserliche Faktoren hierzu sind Stress und Lärm.
Man kann zwar wohl beim Akustiker die Art des Tinnitus feststellen lassen (Tonfrequenzen z.B.), aber eine Therapie kann ein Akustiker nicht wirklich anbieten.
Hörgeräte mit Störschall zur Minderung von Tinnitus sind zwar einsetzbar, werden aber meines Wissens nach nicht von der Krankenkasse übernommen.

Eine mögliche Therapie kann ua Yoga sein oder eben auch regelmässige (Ganzkörper-)Massagen, da Verspannungen ebenso zu Tinnitus führen können.

Natürlich gibt es persönliche Alternativen, die jeder für sich finden muss und kann, den Tinnitus erträglicher zu machen - oder gar für kurze Zeit auszublenden.

Diejenigen, die nicht von diesen Problemen wie Schwerhörigkeit kombiniert mit Tinnitus betroffen sind, wissens zu gerne "besser".
Wenn man beim Arzt war, verabreicht er Tabletten und andere Mittelchen und alles wird gut - mitnichten, so einfach ist es auch wieder nicht.

Leider wird zu gern werbetechnisch suggeriert:
Bei Hörprpblemen gehe man zum HNO-Arzt, welcher dann ein Hörgerät verschreibt. Hat man dieses, sind alle Probleme gelöst.
Mein Akustiker ist entsetzt über solche Art von Werbung der Gerätehersteller.

Bei Maschinen mag das zwar zutreffen, wenn man Teile austauscht, aber nicht bei einem so komplexen System wie die Ohren.
Die heutige Technik hierzu ist zwar weit fortgeschritten, aber an die Komplexibilität der Ohren wird sie nie herangkommen.........

Grüssle
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
Körper(sprache) lügt niemals :!:

BAHA-Träger seit 1998
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