Hörtest - Hörgeräteeinstellung

Hoffi
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Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#1

Beitrag von Hoffi »

Hallo

ich möchte mal zum Hör- Sprachtest und zur Hörgeräteeinstellung meine Meinung zur Diskussion stellen.

1. Hörtest
Die Erstellung der Hörkurve wird noch gemacht wie vor zig Jahren! Ton an, Daumen hoch (oder Knopf drücken) wenn der Ton zu hören ist. Kurve in 5 dB - Schritten erstellen. Die Anzeige, dass man den Ton hört, ist dabei auch sehr individuell !
Gegenüber den Hörgeräten, die heute sehr viele Frequenzbereiche (Kanäle) haben, ist das eine antike Messmethode.

2. Sprachtest (mit und ohne Störgeräusche)
Der Sprachtest wird über elektronischen Schall (Lautsprecher) gemacht. Das ist nicht alltagstauglich, weil die Qualität der Lautsprecherwiedergabe viel besser ist als Gespräche mit Partnern (auch mit gutsprechenden). Die Frequenzbereiche (Männer-, Frauen-, Kinderstimmen) werden außerdem nicht berücksichtigt.

3. Hörgeräteeinstellung
Der Akustiker ist ein meist gut sprechender Mensch, der in ruhiger Umgebung (keine Störgeräusche) und nahe am Schwerhörigen spricht. Die Räume sind ebenfalls optimal gestaltet (Wände, Decken, Kundenplatz).
Da kann man bei einer Sitzung kaum beurteilen wie die gut oder schlecht die Geräteeinstellung gelungen ist.
Ich habe mich oft nach den Sitzungen (manchmal schon auf dem Nachhauseweg) gewundert, was ich beim Akustiker für machbar akzeptiert habe.

Gruß
Hoffi
Treehugger
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#2

Beitrag von Treehugger »

Meine Meinung

zu 1. Stimmt, es mag Antik sein, und nicht 100% wiederholbar (ist ja schon oft hier im Forum diskutiert worden).
Aber es gibt diesbezüglich mittlerweile jahrelange Erfahrung wie die Werte zu interpretieren sind.

zu 2. Was wäre denn die alternative? Ohne Lautsprecher wird das nie gehen. Aber auch hier denke ich das der AKU Ableitungen aus den Ergebnissen ziehen kann.
Bei den Frequenzbereichen wird es schwierig, ich z.B. verstehe manche Leue fast gar nicht egal aus welchem Personenkreis. Andere dagegen können schon fast Flüstern und ich verstehe die Super.

zu 3. Da gebe ich Dir voll recht. Ich gehe immer mal raus auf die Strasse, und unterhalte mich mit dem Akustiker auch im Kundenbereich, nicht nur im Anpasszimmer. Also bewusst um zu sehen wie es sich im Freifeld anhört.
Das halte ich bei Brillen ebenso. Lieber mal draussen Schauen oder Hören um zu sehen ob alles passt.

Treehugger
Faber

Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#3

Beitrag von Faber »

moin Hoffi,
deshalb ist im Versorgungsvertrag der gesetzlichen Krankenversicherung ja auch geregelt, dass diese "Laborergebnisse" NICHT das alleinige Kriterium sind :)
der Hörakustiker tut so, als zähle einzig der § 3 der Anlage 2 und hier auch nur der "dBopt".
dem ist aber NICHT so.
es zählt - genauso zu gewichten - dein tatsächliches "Hörerleben in deinem individuellen Hörumfeld" (das steht AUCH im § 3, aber - noch deutlicher - im § 2 der Anlage 1 und am allerdeutlichsten in der Empfangsbestätigung nach Anhang 4.3.)
dazu muss man sich aber die Mühe machen, "Verträge zu sezieren"
UND den Mut aufbringen in der Empfangsbescheinigung (4.3) NICHT zu lügen :)
LG
Gewichtl

hier nochmal "zur Kontrolle":

https://www.vdek.com/vertragspartner/hi ... g%2011.pdf
uninteressant
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#4

Beitrag von uninteressant »

Der einzige richtige herausfordernde Sprachtest ist ein Meeting / Workshop im grossen Raum mit ca. 10 Leuten, wo nur Englisch gesprochen wird. Wenn ich nach einem halben Tag immer noch was verstehe, dann sind die Hörgeräte gut. Mit dem Rest kann ich leben, weil weniger herausfordernd.
Ohrenklempner
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#5

Beitrag von Ohrenklempner »

Huhu

Jetzt hab ich das Sprechkissen. :D

1. Hörtest
Da hast du meine Zustimmung. Es könnte ruhig etwas genauer sein. Nicht unbedingt in der Tonaudiometrie, die ist für die Anpassung eher weniger interessant (es sei denn, man macht Insitu-Perzentilanalyse), aber in den Insitu-Audiometrien der Hörgeräte-Anpassprogramme setzt sich diese traditionelle Ungenauigkeit fort. Bei einem 20-Kanäler, der von 1 bis 3 kHz in Vierteloktaven justiert werden kann, würde ich eine entsprechend genaue Insitu-Audiometrie schon bevorzugen. Wenigstens 1-dB-Schritte sind teilweise schon möglich.

2. Sprachtest
Stimmt, der ist nicht alltagstauglich. Soll er aber auch nicht sein. Der dient lediglich der Dokumentation.

3. Hörgeräteeinstellung
Eigentlich spielt man bei einer Hörgeräteanpassung noch verschiedene Klangbeispiele vor. Wenigstens Straßenlärm, Restaurant und Musik sollte man klanglich abgleichen. Trotzdem, auch bei noch so guten Klangbeispielen und noch so exzellenter Soundanlage ist das reale Leben immer anders als im Anpassraum.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
svenyeng
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#6

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Ich stimme da voll und ganz zu.

Beim Akustiker hatte ich schon viele Jahre keine Tests mehr.
Brauch ich auch nicht, da das unnötig ist.
Ich war nach dem ich die neuen HGs hatte aber beim HNO.
Da wird dann Test gemacht, aber auch ist eben alles Laborbedingung.
Ich hätte da aber nicht hingemusst.

Test ist für mich das reale Leben. der normale Tagesablauf eben.
Da muss ich gut hören können.

Gruß
sven
uninteressant
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#7

Beitrag von uninteressant »

Ich bin der Meinung man kommt mit zwei, maximal drei Programmen hinreichend klar aus:

Musikprogramm. Maximales Verständnis. Und evtl noch eine maximale Rückkopplungsunterdrückung für den Winter bei Mützen tragen.

Mehr brauchts bei mir nicht :-)
Hörer2018

Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#8

Beitrag von Hörer2018 »

Maximale Rückkopplunsunterdrückung nenne ich: Gerät aus/ Lautsprecher aus
uninteressant
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#9

Beitrag von uninteressant »

Und vom nächsten Auto überfahren lassen. Klar doch.
Hörer2018

Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#10

Beitrag von Hörer2018 »

Wenn das HG voll leisten kann und max Rückkoplungsunterdrückung schafft, dann ist das wohl kein „Kassengerät“ mehr, schon was besseres. Oder irre ich mich da?
svenyeng
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#11

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Für Rückkopplungsunterdrückung braucht es kein Programm.
Die ist eh immer aktiv.

ich würde auch nicht pauschal sagen man braucht nur A und B.
Das ist doch total individuell. Je nach dem was für ein Hörschaden vorliegt.

Gruß
sven
Hoffi
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#12

Beitrag von Hoffi »

Hallo Sven,

die Rückkopplungsunterdrückung muss nicht aktiv sein. Man kann diese herausnehmen. Das geht, glaube ich, auch teilweise.
Ohne Rückkopplungsunterdrückung sollte das Sprachverständnis besser sein. Bei mir hat es jedoch keine Verbesserung gebracht.

Die Programmauswahl muss jeder für sich entscheiden. Ein Musikprogramm bringt einem hochgradig Schwerhörigen eh nichts. Höchstens für die Sprache ist dieses etwas besser, da es breitbandiger ist.

Gruß
Hoffi
Jonny
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#13

Beitrag von Jonny »

Um wieder zurück zum Thema zu kommen.
Warum macht man keinen Hörtest mit angepassten Geräten über Streaming Bluetooth? Einfach als weiteres zusätzliches Mittel der Anpass-Verbesserung!
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svenyeng
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#14

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

@hoffi:
Ohe Rückkopplungsunterdrückung pfeift es doch ständig.
Das geht meiner Ansicht nach gar nicht.

Gruß
sven
Faber

Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#15

Beitrag von Faber »

moin,
wo nix rückkoppelt, da auch nix pfeifft.
je verschlossener die Otoplastik, umso weniger Pfiff,
und umso abschaltbarer "Rückkopplungsautomatik".
eigentlich ganz einfach :)
LG
Gewichtl
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#16

Beitrag von waswie »

Gewichtl hat geschrieben:je verschlossener die Otoplastik, umso weniger Pfiff
Und je offener die Versorgung, desto weniger Gehirnerschütterung beim Knäckebrotessen ;)
LG, Dieter
Ohrenklempner
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#17

Beitrag von Ohrenklempner »

Jonny hat geschrieben:Um wieder zurück zum Thema zu kommen.
Warum macht man keinen Hörtest mit angepassten Geräten über Streaming Bluetooth? Einfach als weiteres zusätzliches Mittel der Anpass-Verbesserung!
Wie meinst du das jetzt genau?
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

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uninteressant
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#18

Beitrag von uninteressant »

Hoffi hat geschrieben:Ein Musikprogramm bringt einem hochgradig Schwerhörigen eh nichts. Höchstens für die Sprache ist dieses etwas besser, da es breitbandiger ist.
Ich gelte als hochgradig schwerhörig und bin ausschliesslich im Musikprogramm unterwegs. Alle Automatiken sind ausgeschaltet.

Bitte keine Verpauschalisierungen.
Jonny
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#19

Beitrag von Jonny »

Also ich meine: Einfach alle Frequenzen wie bei einem Hörtest abfahren und der HG Träger sagt ab wann er den Ton hört und wann er zu laut ist. Das alles aber über Bluetooth! Wäre das nicht eine sinnvolle Ergänzung?
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#20

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

@gewichtl:
Heutzutage versorgt man die Schwerhörigkeit offen.
Und nicht mehr mit Korken im Ohr.
Aber Du darfst Dir gerne nen Korken ins Ohr stecken.
Aber ob die KK Korken zuzahlungsfrei übernimmt glaube ich nicht.
Da musst Du wohl selber ins Portomanaie öffnen.

Gruß
sven
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#21

Beitrag von uninteressant »

Jonny hat geschrieben:Also ich meine: Einfach alle Frequenzen wie bei einem Hörtest abfahren und der HG Träger sagt ab wann er den Ton hört und wann er zu laut ist. Das alles aber über Bluetooth! Wäre das nicht eine sinnvolle Ergänzung?
Hörgeräte sind nicht genormt, sondern beinhalten bereits ein Sounding, eine individuelle Verstärkung und eine grosse Toleranz. Mit diesen nicht geeichten Geräten wäre die Kurve nicht zuverlässig. Hörgeräte auf das Niveau geeichter Geräte zu bringen wäre Unsinn.

Weiterhin - Bluetooth ist noch lange kein Standard bei Hörgeräten.
waswie
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#22

Beitrag von waswie »

Jonny hat geschrieben:Also ich meine: Einfach alle Frequenzen wie bei einem Hörtest abfahren und der HG Träger sagt ab wann er den Ton hört und wann er zu laut ist. Das alles aber über Bluetooth! Wäre das nicht eine sinnvolle Ergänzung?
Kommt noch hinzu, dass dies für eine offene Versorgung als belastbarer Test überhaupt nicht tauglich wäre. Im wahren Leben mischen sich das "normale Hören" mit den Pegeln der HGs. Ohne den Anteil des "normalen Hörens" ist ein solcher Test nicht tauglich.
LG, Dieter
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#23

Beitrag von Ohrenklempner »

Ach so, das ist genau das, was man "In-Situ-Audiometrie" nennt. Hörschwellenmessung direkt über das Hörgerät. ;)
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#24

Beitrag von hoermal »

Jonny hat geschrieben:
Also ich meine: Einfach alle Frequenzen wie bei einem Hörtest abfahren und der HG Träger sagt ab wann er den Ton hört und wann er zu laut ist. Das alles aber über Bluetooth! Wäre das nicht eine sinnvolle Ergänzung?
Ohrenklempner hat geschrieben: Ach so, das ist genau das, was man "In-Situ-Audiometrie" nennt. Hörschwellenmessung direkt über das Hörgerät.
Geht das denn per Bluetooth mit allen Geräten, wie es Jonny gerne hätte?

Das hängt auch viel von der Ausstattung des Akustikers ab. Es gibt noch Akustiker die das nicht können. Es gibt aber die modernen, so wie ich es beobachtet habe, die Regeln alles, während ich die HG auf den Ohren habe und ich kann sofort auf Änderungen reagieren. Ein ungeübter Akustiker fragt dann nur kurz: "Und, wie ist das jetzt?"; und ich muss auf Grund der gehörten 5 Worte entscheiden. Bessere Akustiker die reden dann auch schon mal ein paar Sätze oder spieln auch mal etwas über die Boxen ein.

Gruß
hoermal
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Re: Hörtest - Hörgeräteeinstellung

#25

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Also ich habe meine HGs in den Ohren und der Akustiker stellt ein.
Und die Änderung tritt auch sofort in Kraft. Das ist an sich schon immer so.
Lediglich, wenn die Programmierung fertig ist muss einmal gespeichert werden in die HGs.

Mein Akustiker dreht sich dann auch von mir weg zur Wand hin und fragt irgendwas. Er hat auch immer eine Tasse und einen Löffel da und klappert damit. Grade Geschirr klappern kann heftig laut sein in den HGs. Das kann man so testen und die Einstellungen entsprechend anpassen.

Gruß
sven
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