Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
Susan
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Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#1

Beitrag von Susan »

Als erstes eine Bitte an: Kein Hauen und Stechen um die gültigste Meinung!

Ich möchte keine Empfehlung, welche Schulform, ob Regel- oder Förderschule, für Hörgeschädigte die geeignetste ist. Das müssen Eltern wohl wohl nach bestem Wissen und Gewissen selbst entscheiden, für ihre Kinder und deren Zukunft.

Da hier auch etliche Hörgeschädigte schreiben, hätte ich gerne von deren Erfahrungen gehört. Wie bewertet ihr im Nachinein euren schulischen Werdegang. Würdet ihr heute anders wählen, wenn das ginge?

Ich mache keine statistische Auswertung und keine Befragung. Ich muß für meine kleine Tochter entscheiden und bin ständig im Zweifel, wie viele andere Eltern auch. Und da ich nur eine einzige erwachsene Hörgeschädigte kenne, habe ich gehofft, hier mal von selbst Betroffenen hören zu können, was ihnen gut tat.

Zum Abschluß noch einmal, ich freue mich über eure Erfahrungen, aber bitte zerreißt nicht die Meinung der anderen, ich habe lange überlegt, ob ich dies Thema starten soll.

Viele Grüße und Dank an alle, die antworten,

Susan
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#2

Beitrag von MadameBovary »

Hallo Susan,

kennst du den Artikel vom aktuellen Spiegel? Da gehts auch um das Thema Behinderte auf Sonderschulen. Und diesen Artikel kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich hörgeschädigt bin, kenne ich Hörgeschädigten, die beide Schulformen kennen und mit ihren Erfahrungen ziemlich bestätigen, was im Artikel steht.
Generell hab ich aber den Eindruck, dass die Hörgeschädigten eher unzufrieden sind, wenn ich mich in der Szene umgucke. Aber der Ruf der Hörgeschädigtenschulen ist aber nicht so schlecht, wie es im Artikel steht. Aber andererseits sind sie froh, dass sie nicht alleine sind mit der Hörschädigung, aber mit dem Unterricht sind nicht alle zufrieden. Aber ist das nicht selbst bei jedem Normalhörende so?

Ich wünsche dir alles Gute für die Entscheidung.
Zuletzt geändert von MadameBovary am 8. Jan 2009, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
MB
Susan
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#3

Beitrag von Susan »

Hallo MadameBovary,

danke für die Antwort. Gerade heute hat mir eine Freundin diesen Artikel vorgelegt. Ich bin noch am Verdauen....Wenn ich das Ganze nicht zu selektiv gelesen habe,wurde da auch die generelle Förderung von Behinderten angeprangert, sei es auf einer Förder- oder einer Regelschule. Und die Förderschulen allgemein kamen schlecht weg. Nicht gerade ermunternd, dieser Artikel, wenn Eltern sich für eine Schule entscheiden sollen.

Viele Grüße, Susan
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#4

Beitrag von MadameBovary »

Hallo Susan,

ich persönlich würde aber nicht düster in die Zukunft blicken. Heute schaue ich auf meiner Regelschulzeit (Abschluss Abi) zurück und bin sehr froh, dass meine Eltern diesen Weg von der 1. Klasse an gewagt haben, nachdem sie jahrelang eine Förderschule (auch wegen Kindergarten und Frühförderung) ziemlich gut persönlich kannten (sie waren in einem Elternvorstand). Auch als lautsprachlich orientierte Gehörlose war es machbar. Ich schaue eigentlich auf eine glückliche und fast reibungslose Schulzeit zurück. Klar gabs manchmal mit dem einem Lehrer oder Mitschüler mal Schwierigkeiten vorhanden. Aber mit einem gewissenen Maß Kommunikationsfähigkeit und Konflikt(vermeidungs)fähigkeit kann man durchkommen. Außerdem habe ich auch geschafft durch die hervorragene eigene optische Interpretation zu wissen, was die Hörenden auf der Regelschule von mir wollen oder mit mir vorhaben :)

Manchmal habe ich den Eindruck, dass gerade viele Eltern, die durch ihr Kind mit der Hörschädigung in Berührung kommen, nicht soviel zutrauen.

Nur Mut.
Viele Grüße
MB
Momo
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#5

Beitrag von Momo »

Hallo,
in welchem Spiegel soll der Artikel sein? Im aktuellen? Da geht es aber ja mehr um die Beschulung zuhause (Hausschulen)?
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Nanda
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#6

Beitrag von Nanda »

Stimmt Momo, im aktuellen ist der Artikel jedenfalls nicht.
Fernanda (normalhörend) mit Amalia Catarina 01/07 hochgradig schwerhörig /beidseits CI und kerngesund :)
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#7

Beitrag von MadameBovary »

Doch

Nanda, Momo,

ich rede vom Artikel von der Spiegelausgabe Nr. 2 (5. Januar 2008) S.26-29 mit dem Titel
"Die Unverdünnte Hölle"

und nicht von der "Hausschulartikel" der S.40-44 in der selben Ausgabe.

Es ist richtig, dass der letztgenannte Artikel eher nichts mit "uns" zu tun hat, weil dort Eltern
beschrieben werden, die ihre Kinder lieber selbst zuhause unterrichten.

Da ich auch Anfragen bekommen habe, ob ich den Artikel evtl. kurz wiedergeben könnte
mache ich es hier mit eigenen Worten.
Der Artikel "Die unverdünnte Hölle" versucht die Situation der behinderten Menschen in
Deutschland zu wiedergeben, die erschreckend schlecht ist trotz der UN-Konvention.
Mit dem Fallbeispiel Familie Kirst, die zwei körperbehinderte Mädchen haben, wird versucht
zu skizzieren, wie deren schulische Problematiken und Unterschiede aufgezeigt. Die ältere
Tochter wurde auf der Sonderschule eingeschult und zu spät entdecken die Eltern, dass
das eher der unglückliche Weg ist, nachdem sie länger Erfahrung mit der Behinderung
haben. So wollten sie mit der jüngeren Tochter es besser machen und diese wurde erfolgreich
Regelschule eingeschult trotz gleicher Gendefekt wie ihre Schwester. Die Eltern stellen heute
fest, dass die jüngere Tochter in der vierten Klasse mehr gelernt hat als die ältere Tochter
nach 8 Jahren Förderschule.
Im Artikel steht aber wesentlich mehr, versucht auch allgemein die Situation neben der Familie
durch ein weitere Beispiele und politische Situation im Zusammenhang der UN-Konvertion
und Stellung der Behinderte in Deutschland darzustellen.

Aber ich finde, dass bei den Hörgeschädigten aber nicht unbedingt große Kluft zwischen
der Schulinhalte zwischen Regelschule und Förderschule besteht, weil es wirklich engagierte
Schulen gibt, die ermöglichen, dass man einen landesweit gleichwertigen Abschluss hat mit
der Regelschule, aber ich finde immer noch durch meine persönliche Erfahrungen und
Bewertungen durch Hörgeschädigten, dass man durch die Regelschule immer noch viel mehr
fürs Leben mitbekommt, wenn man dort mithalten kann.
Viele Grüße
MB
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#8

Beitrag von MadameBovary »

Achja,

der Untertitel von der "Die unverdünnte Hölle" wirkt interessanter:

Es wird darauf hingewiesen, dass heute immer noch Menschen mit Behinderungen in Deutschland
ausgegrenz und in Sonderschulen, Werkstätten und Heime abgeschoben werden und die Bundesregierung daran nichts ändern möchte trotz der UN-Konvention.

Aber es gibt einen Bericht oder Studie, die darauf hinweist, wie wichtig es sein kann, dass
behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammeneingeschult werden und beide Seiten
im Grunde davon profitieren können. Und diese Erfahrung habe ich auch gemacht und nicht
nur ich.
Viele Grüße
MB
Susan
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#9

Beitrag von Susan »

Hallo MadameBovary,

deine Sätze haben mir weitergeholfen, vielen Dank.

Ja, mit Mut hat das wohl auch zu tun. Und Zutrauen zu den Fähigkeiten des Kindes.

Susan
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#10

Beitrag von MadameBovary »

Ja, aber gleichzeitig kann ich und keiner eine Garantie geben, dass bestimmte behinderte
Menschen es in den Regeleinrichtungen schaffen. Das können eigentlich immer noch die
Eltern und vielleicht nahe stehenden Personen am besten. Man muss die geeignete Waage
finden, denn es soll auch nicht überfordert werden.

Aber eins weiss ich und auch mein Partner: Sollte unser Kind selbst hörgeschädigt sein,
egal wie schlecht es hört, wir würden als allererstes unser Fokus auf Regelschule richten.
Erst wenn es nicht anders geht, wäre eine Förderschule unsere Option.
Viele Grüße
MB
maryanne
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#11

Beitrag von maryanne »

Berichte zu diesem Thema gibt es in meinem Buch
"Klänge aus dem Schneckenhaus - Cochlea Implantat Träger erzählen"

Es sind Berichte von sowohl von Leuten, die Regelschulen als auch von welchen, die Sh-Schulen besucht haben dabei.

Gruß
Maryanne
guenter k.
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#12

Beitrag von guenter k. »

Hallo,

der genannte Artickel steht als pdf online zur Verfügung

http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,15 ... 55,00.html

Bisschen scrollen.

Günter
Gordon
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#13

Beitrag von Gordon »

Hallo,

hab den Artikel gerade gelesen und bin schon ganz schön geschockt.

Stimmt es, daß, wenn für ein Kind der Status "sonderpädagogischer Förderbedarf" erstellt wurde, Vater Staat ohne Rücksicht auf die Meinung der Eltern das Kind auf eine Sonderschule schicken kann???

Das wäre ja furchtbar!

Viele Grüße Andrea
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
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guenter k.
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#14

Beitrag von guenter k. »

Hallo Andrea,

jain!! :)

Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, gibt es ein Recht auf Regelbeschulung.

Ham wa doch gelernt oder?

In den meisten Bundesländern hat aber die Schulbehörde das letzte Wort, laut Schulgesetz.

Man wird aber den Konsenz mit den Eltern suchen, weil alles Andere für das betreffende Kind nicht förderlich währe. Insofern stimmt die Aussage in dem Artickel so nicht.

Ich halte ihn auch für sehr oberflächlich. Der wirft einfach alle Behinderungen Körper, Sinnes und Geistig in einen Topf. Da fehlt mir die nötige Differenzierung.

Lieben Gruß,

Günter
MadameBovary
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#15

Beitrag von MadameBovary »

Nein, Andrea, es muss nicht sein, ich bekam zuerst Frühförderung (ambulant) von der
Fördereinrichtung. Da ich aber auf einem Regelkiga war und es problemlos verlief, entschied
die Schulbehörde zugunsten meinen Eltern, auch wenn die Sonderschule mich unbedingt
haben wollte. Außerdem hatte ich vllt. den Vorteil, dass meine Mutter selbst Pädagogik studiert
hat und die Schulbehörde meiner Mutter zutraute, wenn ich es auf der Regelschule nicht
schaffe, dass sie mich rechtzeitig auf eine Förderschule schickt. Und ich musste auch
diverse Untersuchungen über mich gehen lassen.

Bei meinem Fall hatte auch die Schulbehörde das letzte Wort und die Grundschule in meinem
Ort war bereit mich aufzunehmen - und das ist auch wichtig, die Regelschule und die Lehrerin
muss bereit sein, den behinderten Schüler aufzunehmen. Ist diese nicht bereit, hat man auch
nochmal über die Schulbehörde schlechte Karten.

Aber da "meine" Schulbehörde mittlerweile viele Schüler auf die Regelschule zugelassen hat,
sind die Chancen in manchen Gegenden nicht so schlecht.

Ich vermute, dass der Artikel eher meint, wer einmal jahrelang in der Fördereinrichtung
beschult war, desto unwahrscheinlicher ist ein Wechsel möglich. Siehe den Unterschied
zwischen den Schwestern, die jüngere ist viel weiter. Aber wenn man noch rechtzeitig entscheidet,
desto besser.
Zuletzt geändert von MadameBovary am 12. Jan 2009, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
MB
Gordon
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#16

Beitrag von Gordon »

Hallo Günter, hallo MB!

ich war so geschockt über den Satz ... Klar haben wir das gelernt ;-))
und es gibt viele schwerhörige Kids auf Regelschulen., aber mir gings jetzt erstmal durch und durch.

Zitat Spiegel:
"Wie hätte sie
auch ahnen sollen, dass ein Mensch mit
„sonderpädagogischem Förderbedarf“ sein
Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft,
sein Recht auf Bildung, sein Recht auf ein
selbstbestimmtes Leben verloren hat?"

Aber so können die das doch wirklich nicht formulieren, oder?
Und der Satz wird auch gar nicht mehr relativiert.

Im Gegenteil:
Zitat Spiegel:
"Kinder mit „sonderpädagogischem
Förderbedarf“ werden diesen Schulen auch
gegen den Willen der Eltern zugewiesen,
„zu ihrem Besten, für eine optimale Förderung“,
wie das Schulamt betont."

Schade, ich lese den Spiegel schon seit der Wende,
hab diese Ausgabe nur noch nicht gelesen, weil ich doch
bis gestern in der Werscherbergklinik war.

Liebe Früße an Euch beide und an Deine Frau Günter - Andrea
Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
2 CIs
Momo
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#17

Beitrag von Momo »

hallo

also damit ich mich nicht aufrege wollte ich eigentlcih nichts dazu schreiben. denn man wird da nie DIE lösung finden.

jetzt habe ich den artikel gelesen und dazu fällt mir unter anderem folgendes ein/ auf:

1. wissen wir eigentlich zu wenig an hintergrund infos, um wirklcih zu beurteilen ob nur die schule "schuld" ist. der artikel ist sehr einseitig, oberflächlich und warum kommt die betroffene schule eigentlich gar nicht zu wort?

2. ich sehe auch eine große verantwortung bei den eltern: die eltern haben das dann ja spätestens vor 4 jahren (als die kleine zur regelschule kam) gemerkt. wenn nicht sofort dann aber ja spätestens als sie stoffmäßig an die große rankam (jetzt hat sie sie ja angeblich überholt) ->da bleibt bei mir die frage: warum sehen die eltern dann weiter zu und handeln nicht? (seit mittlerweile mehreren jahren!): z.b. durch gezielte förderung zuhause, konferenzen in der schule, förderstunden oder wie auch immer???

3. gibt es meiner meinung auch auch keine garantie, dass es auf der regelschule besser läuft: denn sind die lehrer so ausgebildet, die klassen so klein, die schulen so ausgestattet, dass z.b. ein geistig behindertes kind dort wirklich besser beschult werden kann? sicherlich mag das in vielen fällen möglich sein, aber auch die entsprechenden förderschulen haben sicher ihre vorteile und könnten gezielt auf die bedürfnisse eingehen

insgesamt denke ich, dass man weder jede behinderung über einen kamm scheren kann und noch viele andere faktoren da eine rolle spielen. manche regelschulen haben vielleicht die vorraussetzungen auch behinderte kinder ausreichend zu fördern, manche eltern können defizite ausgleichen und manche kinder schaffen es sowohl von der leistung, intelligenz, sozialverhalten und charakter. aber es gibt auch kinder, die das nicht können (obwohl sie z.b. im falle einer sh intelligent genug wären), es gibt schulen die nicht wollen oder nicht die mittel haben, lehrer die keinen bock haben, eltern die überfordert sind usw.

ich habe auch schon integrationskinder an regelschulen erlebt, die absolut ausgeschlossen waren. man hat sich zwar um sie gekümmert, aber sie waren keine gleichwertigen spielpartner. im gegenteil. tagtäglich werden ihnen ihre defizite vor augen gehalten. und das finde ich mindestens genauso traurig....

die frage ist: warum muss es immer so absolut sein? warum gibt es icht mehr sog. kooperationsklassen? das sind klassen mit z.b. geistig behinderten schülern, die in best. fächern gemeinsam mit einer regelschulklasse (kooperationsklasse) unterrichtet werden? da bekommen sie intern die förderung die sie brauchen, werden gleichzeitig aber auch gefordert im kontakt zu "gesunden" kindern.

wenn anprangern, dann doch bitte das ganze system. denn wir haben immer noch ein sozial ungerechtes schulsystem: kinder wohlhabender und gut gebildeter eltern, die zeiit haben sich um schule und förderung zu kümmern haben einfach bessere chancen. so ist das hier.
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Momo
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#18

Beitrag von Momo »

p.s.
übrigens war man beim fesststellen des sonderpädagogischen fb unseres sohnes sehr kooperativ. ich kam mir weder bevormundet, noch übergangen noch schlecht beraten vor.
rechtlich ist es sicher so, dass das schulamt das letzte wort hat (man kann klagen), aber in der realität wird das schon mit den eltern besprochen und meist auch der wille der eltern berücksichtigt. wenn ich gewollt hätte, dann wäre mein sohn zur regelschule gekommen- schulamt hin oder her. es war in unserem fall eine gemeinsame entscheidung in seinem sinne (mit seinen vorraussetzungen die er hat und hatte. intellektmäßig, psychisch, hörstatus usw.)
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PetraAnett
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#19

Beitrag von PetraAnett »

Hallo -

mir ging es ähnlich wie Andrea - im ersten Moment ging mir der Artikel auch durch und durch.
Gerade auch weil wir ja mitten in der Entscheidungsphase sind.
Allerdings waren schon meine Fragen dann ähnlich wie bei Momo - warum haben die Eltern nicht reagiert ...???
Ich finde aber man kann damit (mit dem Artikel)zumindest Leute ins Nachdenken bringen, die der Meinung sind sobald ein Kind ein Handicap hat, sollte es die Regelschule nicht besuchen.
Und diese Meinung gibt es leider auch nicht selten.
Auffälligerweise werden z.Z. (in unserem Umkreis) Schulen mit dem Förderschwerpunkt "Lernen" als der Weisheit lezter Schluss dargestellt ... das kann es ja auch nicht sein.
ABBC3_OFFTOPIC
Hallo Andrea wie war es in Werscherberg? In welchem Haus habt ihr gewohnt?
LG
Zuletzt geändert von PetraAnett am 12. Jan 2009, 14:32, insgesamt 1-mal geändert.
Momo
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#20

Beitrag von Momo »

PetraAnett hat geschrieben: Ich finde aber man kann damit (mit dem Artikel)zumindest Leute ins Nachdenken bringen,
da würde ich zustimmen und so sehe ich ihn dann auch eher als ein Anstoß nachzudenken nicht mehr und nicht weniger...
Schöner wäre es allerdings gewesen auch mal die andere Seite zu lesen und vor allem auch mal die Regelschule als einzig richtigen Weg (so wird es da meiner Meinung nach dargestellt) kritisch zu hinterfragen.
LG
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guenter k.
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#21

Beitrag von guenter k. »

Hallo Momo,

die Regelschule sollte bei normal begabten Kindern der "normale" Weg sein. :)

Ganz egal, was auch immer das Kind für ein Handicap mit sich rumschleppen.

Dies ist aber nunmal nicht der Fall, weil hierzulande so sehr selektiert wird

Es ist an der Zeit, das sich dies ändert!

Als Eltern, kann man nur tun was geht. Das heißt, ist kein Willen da bei der Regelschule, tu sie deinem Kind nicht an. Aber es lohnt beharrlichkeit das Ausschöpfen sämtlicher Möglichkeiten, wie etwa Inegrationshelfer etc.

Der fatale Eindruck den der Artickel vermittelt ist: Sonderpädagogischer Förderbedarf ist gleich Sonderbeschulung und dies ist schlicht falsch.

Gerade hochgradig sh Kinder in Regelschulen brauchen den sonderpädagogischen Förderbedarf auch für die Regelschule!

Die brauchen Begleitung und die Regelschullehrer müssen informiert sein, über die Eigenarten der Behinderung. Ich hoffe nicht, dass dieser Artickel betroffene Eltern nun davon abhält überhaupt sonderpädagogischen Förderbedarf zu beantragen.

Es gibt was die Förderschulen Hören anbelangt offenbar auch ganz gravierende Quallitätsunterschiede.

Es gibt nicht DIE Förderschule, genauso, wie es DIE Regelschule nicht gibt. :)

Es nutzt alles nichts, wir als Eltern sind gefordert !

Lieben Gruß,

Günter
Zuletzt geändert von guenter k. am 12. Jan 2009, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
Momo
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#22

Beitrag von Momo »

guenter k. hat geschrieben:Hallo Momo,

die Regelschule sollte bei normal begabten Kindern der "normale" Weg sein. :)
also meiner meinung nach, und das sage ich immer wieder, ist nicht begabung allein das kriterium der entscheidung. mein kind hat auch noch ein psyche und die spielt da auch keine unwesentliche rolle..und außerdem ist integration auch nicht immer integration. nur weil ein kind die gleiche klasse besucht wie 26 andere muss es noch lange nicht wirklich integriert sein! aber so sieht es leider an vielen schulen aus. auf dem paier steht integration, aber in der realität ist das ein oder andere kind mehr ausgegrenzt als es je an einer förderschule wäre (und auch andersherum).

ich will mich da auch nicht drüber streiten. auch die gründe warum ich wie entschieden habe, möchte ich hier nicht mehr gerne ööfentlich darlegen.

ich denke wir werden da nie auf einen nenner kommen. vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die regelschule natürlich primäres ziel ist, wenn es die umstände insgesamt zulassen (begabung, hörstatus, bereitschaft der regelschule, sprachstatus des kindes, bereitschaft der lehrer, willen des kindes, psychische verfassung des kindes, willen/ kraft/ können der eltern ihr kind zu unterstützen usw.).

für manche kinder ist aber die förderschule (aus welchen gründen auch immer) die bessere alternative und daher hat sie sicher ihre daseinsberechtigung, an der qualität kann man sicher sowohl an vielen regelschulen als auch an vielen förderschulen vieles steigern...

gruß und nix für ungut..
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#23

Beitrag von guenter k. »

Momo, :)

was ich sagen wollte , war einfach: "Guckt drauf! "

Es gibt keine Bundesweiten Standarts der Förderschulen Hören. Es setzen auch nicht alle FM ein (unsere z.B. nicht)

Gebärden dito.

Was bringt einem hochgradig sh Kind eine solche Förderschule?

Günter
Susan
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#24

Beitrag von Susan »

Hallo Günter,

könntest du mir das bitte noch mal erklären?
Ich kann sonderpädagogischen Förderbedarf beantragen und das Kind in einer Regelschule einschulen?
Wenn das Kind in einen Förderkindergarten geht, dann mußten die Eltern doch wohl schon einmal solch einen Förderbedarf beantragen, oder?
Stellt man solch einen Antrag neu, wenns in Richtung Schule geht? Oder hat der Antrag aus den Kindergartenzeiten nichts mit dem bzgl. der Schule zu tun?

Kann sein, dass ich da was durcheinander bringe, deshalb bräuchte ich noch ein paar Erklärungen.

Danke, Susan

Hallo Momo,

in der für uns zuständigen Förderschule gibt es drei verschiedene Klassen:
1) die integrative Klasse, Hörgeschädigte werden mit normal hörenden unterrichtet, Grundschuldauer 4 Jahre

2) Schwerhörigenklasse, Grundschuldauer 5 Jahre

3) Gehörlosenklasse, Grundschuldauer 5 Jahre

Das Sprachverständnis entscheidet, welche Klasse die Förderschule für die Hörgeschädigten vorschlägt.

Ist das bei euch auch so? Wie läuft das bei euch, bzw. deinem Sohn?

Viele Grüße, Susan
PetraAnett
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Re: Erfahrungen von Hörgeschädigten in den verschiedenen Schulen

#25

Beitrag von PetraAnett »

Hallo Susan
in der für uns zuständigen Förderschule gibt es drei verschiedene Klassen:
1) die integrative Klasse, Hörgeschädigte werden mit normal hörenden unterrichtet, Grundschuldauer 4 Jahre

2) Schwerhörigenklasse, Grundschuldauer 5 Jahre

3) Gehörlosenklasse, Grundschuldauer 5 Jahre
Das ist ja enorm - die für uns zuständige Sh Schule bekommt gerade mal eine Klasse zusammen - es gab auch schon Jahrgänge wo Kinder der Klasse 1 +2 zusammen waren ...
Können die Kinder auch in eine andere Klasse wechseln?

LG
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