Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

fast-foot
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Re: Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

#26

Beitrag von fast-foot »

Hallo Favola,
Favola hat geschrieben:Die HGA hat mir nun das gleiche Modell mit einem technischem Upgrad empfohlen, das dadurch aber erheblich teurer ist. Wäre es nicht sinnvoller zunächst ein anderes Modell zu testen? Oder ist auch mit einem anderen Gerät in der gleichen technischen Stufe eine Verbesserung bei leisen, feinen Töne (die auch nicht gerade in der direkten Umgebung sind) nicht möglich? Was ist sinnvoller?
Na ja, meiner Ansicht nach hat man laut Gesetz Anspruch auf eine optimale Versorgung des Hörverlusts für eine Zuzahlung von eur 10.- je Ohr. Zumindest audiometrisch (insbesondere bezüglich Sprachverstehen im Störschall) darf kein Unterschied zwischen dem besten und dem zuzahlungsfreien Gerät bestehen.
Favola hat geschrieben:Meine HGA hat mir das 16 G3 empfohlen. Das sollte mir helfen, feinere Geräusche zu hören ohne das Gerät auf volle Stärke stellen zu müssen.
Eine gewisse Leistungsreserve bei der Verstärkung sollte eh vorhanden sein, damit das Gerät bei einem (meistens gegebenen) Fortschreiten des Hörverlusts nachjustiert werden kann.
Ausserdem müssen auch grössere Hörverluste zum Kassentarif bestmöglich ("zumindest auf audiometrisch nachweisbarer Basis") versorgt werden.

Ich weiss zwar nicht genau, was die Akustikerin alles gesagt hat (und wie sie es genau formuliert hat). Es entsteht bei mir jedoch auf Grund Deiner Schilderungen der Eindruck, dass die Möglichkeit besteht, dass sie nicht in der Lage oder willens ist, Dir das liefern, was Dir laut Gesetz zusteht (dies ist nur ein Verdacht, welcher auch falsch sein kann).
PascalAC hat geschrieben:Als Beispiel wenn das Rechte Ohr ein maximal mögliches Sprachverstehen von 100 % hat, das Linke aber nur 60% dann ist eben nie mehr als das möglich.
Dem würde ich widersprechen. Bei einer Hochtonschwerhörigkeit bspw. ist zu beachten, dass bei einer "gleichmässigen Verstärkung über den gesamten Frequenzbereich" die Sitution einigermassen wahrscheinlich ist, dass zwar höhere Töne so verstärkt werden, dass sie rein von der Hörschwelle her gesehen zwar gehört werden können, sie jedoch in Folge der Aufwärtsmaskierung durch tiefere Töne überdeckt werden (und bei Frequenzgemischen, bspw. einer Stimme) trotzdem nicht gehört werden können.
"Durch die spezifische Verstärkung der hohen Töne" kann diesem Umstand entgegen gewirkt werden, wodurch es möglich ist, dass mittels Hörgerät auch in Situationen ohne Störschall ein besseres Sprachverstehen erreicht werden kann.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
PascalAC
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Re: Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

#27

Beitrag von PascalAC »

@ fast-food das ist korrekt, allerdings wenn man von meinem Beispiel ausgeht dann verdeckt die Aufwärtsmaskierung nicht 40% der Wörter, also ein besseres verstehen durch die richtige Verstärkung ja, ein 100% Verstehen nein. Die eventuelle Entwöhnung des Ohres durch eine zu späte Hörgeräteversorgung ist hier noch garnicht eingerrechnet.Der Hochtonsteilabfall könnte zudem wenn gewisse Frequenzen über 80dB liegen ein zusätzliches Problem ergeben, es gibt die Theorie das im Hochtonberreich ab 80dB der Schalldruck so hoch ist das Nebenregionen des Innenohrs angeregt werden und die eigentlich gemessene Frequenz dann nicht klar als Reinton wahrgenommen wird. Also ist in diesen Regionen ggf keine klare Verarbeitung möglich, wo dann das Thema Frequenzverschiebung bei einem Hörgerät aufkommt. Gruß
Favola
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Re: Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

#28

Beitrag von Favola »

Guten Morgen,

die genauen Daten weiß ich nicht auswendig.
Der Hörverlust liegt glaube ich bei ca. 30%. Die HGA meinte, es müsste sich mit dem passenden Gerät diese Differenz nahezu kompensieren lassen, da ich ziemlich "früh" zu ihr gekommen bin.

@fast-foot
Meine Versicherung übernimmt bis zu 1.500 Euro die Kosten für die Anschaffung eines Hörgerätes. Da ich ganz am Anfang stehe, habe ich mich noch nicht weiter gekümmert. Ich hatte ja auch die Hoffnung, dass bis zu dieser Preisklasse ein HG vorhanden ist, dass mir hilft.

Vielen Dank für Eure Aussagen! Ich merke, ich habe noch einiges zu lernen bzw. zu erfahren habe.

Viele Grüße Favole
Tinu76
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Re: Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

#29

Beitrag von Tinu76 »

Guten Tag

Ich war bereits mit 20% Verlust beim Akustiker und ich hatte nie das Gefühl, dass die Hörminderung zu 100% ausgeglichen werden kann.

Das was du beschreibst, deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Mit einem gesunden Gehör kannst du im Extremfall 0-5db hören. Kein Hörgerät verstärkt jedoch solch leise Geräusche. Da ist die Technik noch limitiert. Auch können Filter (gegen Störlärm) oder die Richtmikrofone einiges unter den Teppich kehren.
Widex macht als einziger Anbieter damit Werbung, dass sie mit dem Unique bereits ab 5db Signale verarbeiten... ob dies schlussendlich auch bei der Sprachverstärkung so bemerkbar wird, ist mir nicht bekannt.

Lieber Gruss
Tinu
Zuletzt geändert von Tinu76 am 11. Okt 2016, 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
Ab 2014 Hochtonschwerhörig - Versorgung mit Widex Dream 330 Passion und/oder Bernafon Juna 9 Pico RITE
ab 2017 Versorgung mit Bernafon Zerena miniRITE 9
ab 2021 Versorgung mit Bernafon Alpha
fast-foot
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Re: Tiefton-/Mitteltonhörminderung - Geräteversorgung

#30

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Hallo PascalAC,

hier noch ein paar Anmerkungen zu gewissen Aussagen aus meiner Sicht:
PadcalAC hat geschrieben:@ fast-food das ist korrekt, allerdings wenn man von meinem Beispiel ausgeht dann verdeckt die Aufwärtsmaskierung nicht 40% der Wörter, also ein besseres verstehen durch die richtige Verstärkung ja, ein 100% Verstehen nein.
Letzteres habe ich nicht behauptet (nur zur Klärung).
PadcalAC hat geschrieben:Die eventuelle Entwöhnung des Ohres durch eine zu späte Hörgeräteversorgung ist hier noch garnicht eingerrechnet.
Auf die andere Seite ist auch durch das Tragen von Hörgeräten möglicherweise zusätzlich zu Stande kommender Hörverlust ebenfalls nicht berücksichtigt.
PadcalAC hat geschrieben:es gibt die Theorie das im Hochtonberreich ab 80dB der Schalldruck so hoch ist das Nebenregionen des Innenohrs angeregt werden und die eigentlich gemessene Frequenz dann nicht klar als Reinton wahrgenommen wird.
Na ja, das ist doch längst keine Theorie mehr? Das "schärfste Hören" findet sicher "unterhalb der Schwelle statt, ab welcher die OHCs nicht mehr verstärken".
Abgesehen davon verschiebt sich mit zunehmendem Schalldruckpegel auch die Emfpindung der Tonhöhe ("sinkt").

Ganz salopp ausgedrückt hört man ab einem gewissen Pegel immer undifferenzierter und tiefer (von der Emprindung her gesehen); zumindest bei einem völlig gesunden Gehör.
PadcalAC hat geschrieben:Also ist in diesen Regionen ggf keine klare Verarbeitung möglich
Bei einem (häufig anzutreffenden und insbesondere auch durch Lärm bedingten) Schaden der OHCs ist "kein genaues Tuning" mehr möglich, was auch durch Hörgeräte nicht verbessert werden kann - aber weiter verschlechtert (wegen allfälliger Abgabe gehörschädigender Lärmdosen).

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 14. Okt 2016, 08:51, insgesamt 1-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
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