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Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 15:29
von Tina12
Hallo,

eine Bekannte von uns hat Tinnitus. Kann mir jemand sagen wie gut man diesen behandeln kann, mit welchen Erfolgsaussichten?
Gibt es dafür auch Kliniken (Kur ect)?

Viele Grüße Tina

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 16:05
von maryanne
Hallo Tina,

Tinnitus "behandelt" man am besten damit, indem der Betroffene lernt, damit umzugehen, MIT ihm zu leben und NICHT gegen ihn.
Leider wird viel Schindluder mit allen mögichen Therapieversprechen getrieben.
Tinnitustagebuch ist gut - für eine begrenzte Zeit: notieren, wann kommt Tinnitus, wie hört er sich an (Frequenzen, Lautstärke). Es gibt Einflüsse von Nahrungsmitteln, Genussmitteln (Alk, Tabak), Umgebung (laute Umgebung)
GEfühl von Stress und Überforderung.
Einfach mal um festzustellen, wann habe ich Tinnitus.
Guthörende können sich einen Tinnitusmarker beschaffen, das ist eine Art Hörgerät, das Eigengeräusche produziert und damit den Tinnitus übertönt.

Wichtig ist, dass sie einen Hörtest macht um festzustellen, ob ein Hörverlust vorliegt, das ist bei Tinnitus oft der Fall.

Andere, aber umständliche Lösung: Versorgung mit Mittelohrimplantaten (Vibrant Soundbridge), hier liegen Studien vor, dass damit der Tinnitus reduziert werden konnte. Hier: OP und hohe Kosten.

Gruß
Maryanne

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 17:38
von Tina12
Hallo Maryanne,

vielen Dank für deine sehr nützliche Antwort. Ich habe diese gleich weiter gegeben und dies hat neue Fragen aufgeworfen:
Kannst du mir mehr zu dem Hörgerät / Tinnitusmarker sagen, vielleicht auch einen Link nennen?
Und wie würde hier die Kostenübernahme aussehen? Zahlt es die Kasse oder muss man es selber zahlen? Wo würde der Preis liegen?

Der Ratschlag mit dem Tagebuch wurde auch sehr gut aufgenommen und wird sicherlich hilfreich sein, die Situationen wann der Tinnitus schlimmer wird, einzugrenzen.

Viele Grüße Tina

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 18:54
von maryanne
Liebe Tina,
preislich verhält es sich wahrscheinlich mit dem Tinnitus-Marker ebenso wie mit dem Hörgerät: nix genaues weiß & sagt keiner. Auch hinsichtlich der Kostenträgerschaft kann ich nur wenig sagen: ich fürchte, dass die KK wenig oder gar nichts zuzahlt; im Endeffekt hängt das wohl vom jeweiligen Hörverlust ab.
Ich bin überzeugt, dass jeder, der noch hören kann, es auch schafft, den Tinnitus zu "überlisten", sprich, zu lernen, ihn zu ignorieren. Das wichtigste ist einfach, nicht dran hängen zu bleiben, d.h. ihm nicht zuviel Macht über sich zu geben. Da muss man sich schon ein bisschen mit sich selber beschäftigen.
Glaub mir, das ist nicht nur Theorie (von mir).

Falls du noch Fragen hast, melde dich einfach.
Gruß
maryanne

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 21:16
von Sandra
Hallo,

möchte nur hinweisen, dass nicht Tinnitus-MaRker heisst sondern Tinnitus-Masker! Ggf. kann man in einer Reha z.B. Kaiserbergklinik (Bad Nauheim), Bosenbergklinik (St. Wendel), Baumrainklinik (Bad Berleburg)..... lernen wir man mit Tinnitus umgeht. Dort wird falls notwendig auch wg. Tinnitus-Masker getestet, informiert etc.
Wie es mit den Kosten bzgl. Tinnitus-Masker aussieht kann ich ebenso nicht dazu sagen, aber das können die o.g. Rehakliniken besser antworten.

Gruss Sandra

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Dez 2011, 22:26
von maryanne
Richtig liebe Sandra, vielen Dank! So schnell schleicht sich ein Tippfehler ein, der dann auch noch etwas anderes bedeuten kann! Vielen Dank, Sandra!

maryanne

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Jan 2012, 14:19
von Anita, Heidelberg
Wenn eine Schwerhörigkeit vorliegt, gibt es auch ein Vollimplantat, das helfen könnte. Das funzt nicht mit Maskierung, kann aber passen. muss man feststellen lassen, ob das Vollimplantat überhaupt passt zu der Schwerhörigkeit. Die Firma sitzt in Heidelberg.

Re: Tinnitus

Verfasst: 17. Jan 2012, 19:41
von maryanne
Hallo Anita, dann kläre uns doch bitte einmal über das von dir in mehreren Threads von heute umworbene Vollimplantat auf. Kann es sein, dass du zu einer Firma gehörst, die eben dieses angebliche Implantat auf den Markt gebracht hat. Was ist das für ein Implantat?

Danke im Voraus für deine hoffentlich ausführliche Berichterstattung

maryanne

Re: Tinnitus

Verfasst: 18. Jan 2012, 01:02
von EinOhrHase
Salut,

ich hatte letztes Jahr das "Glück" meiner Freundin bezüglich ihrem Tinnitus helfen zu dürfen und auch zu beratschlagen was sie machen sollte.

Bei meinem Akustiker musste sie einen Hörtest machen lassen, um ein eindeutiges Ergebnis zu bekommen (leichte Schwerhörigkeit lag ua ebenso vor). Das Audiogramm des HNO-Arztes war nicht sonderlich - wie das eben in der Regel zutrifft.

Soweit ich mich erinnern kann, bekam sie ein "normales" Hörgerät zum testen, inwiefern sich das Hören verändert und zudem auch der Tinnitus.

Es gibt zudem auch Hörgeräte, die selbst "Störgeräusche" erzeugen um den Tinnitus zu übertönen (je nach Art des Tinnitus!)

Wenn ich meinen Akustiker richtig verstanden habe, übernehmen die KK die Kosten für die sogenannten Tinnitusgeräte (Hörgeräte mit "Störschall") nur sehr wenig bis gar nicht.

Sollte also eine Schwerhörigkeit vorliegen, wäre ein "normales" Hörgerät sicher empfehlenswerter als so ein Tinnitusmasker der zudem meist "vorübergehend" verwendung findet im Vergleich zu einem Hörgerät.

Wie gesagt:
Am besten mit einem guten Akustiker abklären, was in dem Fall mehr Sinn macht als "nur" den Tinnitus zu behandeln.

Re: Tinnitus

Verfasst: 18. Jan 2012, 08:14
von rapunzel
mh bei tinnitus hilft auch kein vollimplantat ....was immer das sein soll ......anita beitrag ...

da hilft eher eine reha ..entspannungsübung ,lernen wie man damit umgeht ...usw ---

Re: Tinnitus

Verfasst: 18. Jan 2012, 12:27
von EinOhrHase
@Rapunzel

Das ist insofern richtig, wenn der Tinnitus nicht schon chronisch ist, dass er noch behebbar ist in einer Reha.

Es gibt ua Yogaübungen, die dem Tinnitus entgegenwirken (können).

Das Problem bei Tinnitus ist eben, dass die Ursache dafür nicht wirklich gefunden werden kann, da zu viele Faktoren eine Rolle spielen.
Das fängt bei Lärm an und hört irgendwo in der Anatomie des gesamten Körpers auf (Blutgefäße, Fehlstellungen, Muskelverhärtungen, Verspannungen, nervliche Belastungen, Quetschungen einzelner Nervenbahnen.........).

In dem Fall des / der Threadstellers / in ist ein Tinnitus-Tagebuch auch empfehlenswert, da manchmal unscheinbar kleine Dinge eine grosse Auswirkung haben können.

Grüssle

Re: Tinnitus

Verfasst: 20. Apr 2012, 20:50
von tmp
Hallo,
ich habe meinen Tinnitus jetzt seit etwa 10 Jahren.
Ich habe gelernt ihn zu ignorieren.
Abends wenn ich entspanne und es ruhiger ist wird er lauter.
zum glück schlafe ich schnell ein!
lg
tmp

Re: Tinnitus

Verfasst: 21. Apr 2012, 07:50
von Blindfisch
maryanne hat geschrieben: Ich bin überzeugt, dass jeder, der noch hören kann, es auch schafft, den Tinnitus zu "überlisten", sprich, zu lernen, ihn zu ignorieren. Das wichtigste ist einfach, nicht dran hängen zu bleiben, d.h. ihm nicht zuviel Macht über sich zu geben. Da muss man sich schon ein bisschen mit sich selber beschäftigen.
Glaub mir, das ist nicht nur Theorie (von mir).
Das kann ich bestätigen.

Ich habe meinen Tinnitus seit Kindheit an. Ich kann nicht sagen, wann genau es angefangen hat, vermutlich als ich Masern hatte. Zumindest erinnerte sich meine Mutter, dass ich mich da über einen "Mann im Ohr" beschwert hätte. Nachdem keine Ohrerkrankung festgestellt werden konnte, wurde das dann auch ignoriert. Das war Anfang 60er Jahre, ich glaube, da war Tinnitus auch noch kein Thema.

So habe ich den Tinnitus "vergessen", d.h. es war mir nicht bewusst, dass das nicht normal ist. Erst als ich Anfang 20 war und bei mir die Schwerhörigkeit auftrat, habe ich auch den Tinnitus entdeckt.

Es hängt also mit dem "Bewusstsein" zusammen, ob dich der Tinnitus stört bzw. du dich von ihm stören lässt.

Meine Mutter bekam einen Tinntus ebenfalls infolge einer Erkrankung, da war sie aber schon Ende 60. Und sie kam da ganz schlecht mit klar. Sie konnte und wollte den Tinnitus einfach nicht akzeptieren.

Re: Tinnitus

Verfasst: 4. Mai 2012, 14:33
von bernd01
Wer Abends Probleme beim einschlafen hat, kleiner Tipp: leise mit Kopfhörer ein bisschen Musik hören. Es gibt extra Tinnitus CD´s, wobei ich diese unnötig finde. lieber die eigene Lieblingsmusik hören, das mach ich wenn ich Abends meinen tinnitus vermehrt wahrnehme ;-)

Re: Tinnitus

Verfasst: 31. Jan 2013, 14:07
von Blindfisch
Musikhören hat bei mir leider den gegenteiligen Effekt. So lange ich Musik höre, nehme ich den Tinnitus nicht wahr, aber sobald die Musik aus ist, erschlägt mich der Lärm des Tinnitus geradezu. Über Kopfhörer ist es am schlimmsten.
Es rauscht, pfeift und brummt wie verrückt und ist wahnsinng laut. Also direkt vor dem Schlafengehen Musik hören, geht garnicht. Ich muss dann esrt mal "runterkommen".

Morgens beim Aufstehen ist es auch sehr laut, gibt sich dann aber nach kurzer Zeit (oder ich bin einfach abgelenkt?).

Re: Tinnitus

Verfasst: 31. Jan 2013, 15:30
von franzi
Ich mach so etwas wie autogenestraining oder wie man das schreibt. Das hilft mir jedenfalls, ich konzentrier mich dann auf meinen körper und die atmung und meistens schlaf ich dann dabei ein...

Re: Tinnitus

Verfasst: 31. Jan 2013, 15:48
von fast-foot
Ich bin überzeugt, dass jeder, der noch hören kann, es auch schafft, den Tinnitus zu "überlisten", sprich, zu lernen, ihn zu ignorieren. Das wichtigste ist einfach, nicht dran hängen zu bleiben, d.h. ihm nicht zuviel Macht über sich zu geben. Da muss man sich schon ein bisschen mit sich selber beschäftigen.
Genau so gut kann man natürlich überzeugt sein, dass jede psychische Krankheit oder auch chronische Schmerzen mit zumutbarer Willensanstrengung überwindbar sind, wobei diese Ueberzeugungen erstens nicht gerade dem neuesten medizinischen Stand entsprechen (ich erinnere an den Begriff "dekompensierter Tinnitus") und zweitens eher den Interessen von Arbeitgebern und Versicherungen in die Hand spielen dürften.

Hörgeräte sind auch längst nicht immer geeignet.

Gruss fast-foot

Re: Tinnitus

Verfasst: 31. Jan 2013, 17:53
von Maria10
hallo Blindfisch, bei mir so ähnlich, warum ist es morgen so laut nach dem Schlafen? Ich gehe davon aus, daß es von Verspannungen der Halswirbelsäule herkomm,t die im Schlaf entstehen.
Später wird es meist durch Ablenkung, Bewegung, Gymnastik bei mir besser.

Musikhören , wenn die Musik ganz leise ist , ist es ok, über Kopfhörer gehts
nicht.

Ja, man soll den Störenfried durch Ablenkung immer wieder aus
dem Bewusstsein vertreiben, ihm nicht zuviel Macht über sich geben lassen,
wie heisst es so schön " Ich bin stärker als der TInnitus "....

Hörgeräte finde ich schon gut, weil ja die Aussengeräusche dann besser
wahrnehmbar sind, die die Ohrgeräusche teilweise maskieren ( können)

Re: Tinnitus

Verfasst: 31. Jan 2013, 18:33
von maryanne
Genau so gut kann man natürlich überzeugt sein, dass jede psychische Krankheit oder auch chronische Schmerzen mit zumutbarer Willensanstrengung überwindbar sind, wobei diese Ueberzeugungen erstens nicht gerade dem neuesten medizinischen Stand entsprechen (ich erinnere an den Begriff "dekompensierter Tinnitus") und zweitens eher den Interessen von Arbeitgebern und Versicherungen in die Hand spielen dürften.

Lieber Fast-foot,

du wirfst Dinge in einen Topf, die nicht zusammen gehören. Dass die Akzeptanz und das Kompensieren des Tinnitus ein verdammt harter Weg sein können, setze ich voraus.

Die Tatsache, dass man ihn in den Griff bekommen kann (was nicht bedeutet, dass es jeder schafft), hat rein gar nichts mit Arbeitergeber- und sonstigen Interessen zu tun.

Sag mal, was empfiehlst du denn Menschen mit Tinnitus?

maryanne