Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

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Parmin
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Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#1

Beitrag von Parmin »

Ahoi!

Vorgestellt habe ich mich grad. Kommen wir nun zu meinem Problem.

Ich höre schlecht. Das seit der Grundschule. Dank eines lieben Professors aus Münster
durfte ich mit Hörgeräten die "normale" Schulkarriere beginnen. Der Haus-HNO wollte mich
nämlich auf eine Gehörlosen-Schule schicken. Bis auf den Fremdsprachen-Unterricht später
klappte das eigentlich auch. Welcher aber dann später der Grund war, erst die Schule zu
schwänzen, und schließlich abzubrechen. Man stelle sich vor - ich auf ner Berufsfachschule
für Fremdsprachen und Korrespondenz... Ich frage mich grad, warum mich meine Eltern
davon nicht abgehalten haben. :-( Das Fiasko war doch eigentlich vorprogrammiert.

Hab ne Lehre als Friseurin gemacht - mein Berufsberater war wohl der Meinung, das etwas
anderes nicht für mich in Frage kommt. Nach der Lehre habe ich noch 2 Gesellenjahre in
einem anderen Salon gemacht, bevor ich aus dieser "Hölle" entfliehen konnte.
Über die Zeitarbeit bin ich dann in eine Großbäckerei gekommen. Nach fast 14 Jahren in der
Produktion habe ich dort aufgehört und bin jetzt seit 4 Jahren im aktuellen Job.

In der Bäckerei damals war der Lärmpegel ähnlich wie in der jetzigen Produktion. Dort habe
ich immer ohne HG gearbeitet. Unterhaltungen mit den Kollegen waren eh selten, so fiel das
dort nicht auf. Und in den Pausen saß ich meistens in der hintersten Ecke und hab vorgegeben
zu lesen oder so.
Seit der neuen Firma arbeite ich mit Hörgeräte. Habe das damals zwar im Vorstellungsgespräch
verschwiegen, aber mittlerweile weiß es eigentlich jeder, mit dem ich zusammenarbeite.

Nun zu meinem Problem. Oder besser Problemen..?
Ich sage ja immer wieder das ich HG trage und dass man bitte etwas lauter mit mir reden
muss. Aber sogar Kollegen mit denen ich längere Zeit zusammenarbeite scheint es nicht groß
zu interessieren. Eigentlich muss ich bei fast jeden Satz nachfragen. Und irgendwann kommt
bei mir einfach der Punkt wo ich denke - dann halt nicht und auf "Durchzug" stelle. Doof,
aber ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen.
Blöd natürlich, das ich jetzt von der Helferin zur Anlagenführerin aufgestiegen wurde. Bestimmt
75% von der Einarbeitung zur letzteren hab ich akustisch nicht verstanden. Oftmals fehlte auch
einfach die Zeit für solche "Lehrstunden". Sprich, ich werd jetzt quasi ins kalte Wasser geschubst.
Und das ab Morgen. Könnt ihr euch vorstellen was ich grad an Angst aufbaue?

Das ich nicht viel verstehe liegt nicht nur an den "normallaut" redenden Kollegen, sondern
auch an der Geräuschkulisse in der Produktion. Ich hatte mal heimlich mit dem Handy die
Lautstärke gemessen. Kam damals auf ca. 90 bis 100 dB. Laut meiner Akustikerin dürfte ich
dort wohl garnicht mit HG arbeiten. Ich müsste sogar Angst haben, das man mich aus der
Firma rausnehmen würde, wenn z.B. Renten-oder Krankenkasse davon erführen.

Aber was soll ich denn machen?

Die Geräte reichen meiner Meinung nach nicht mehr für mich. Trotz derer verstehe ich immer
noch nicht alles. Und wenn ich in der Firma versuche die Lautstärke für Gespräche zu erhöhen,
drehe ich ja gleichzeitig auch den Lärm höher.
Neue Geräte würden mir, glaub ich, zustehen, weil die Techniker alle 5 Jahre für neue Geräte
zahlt. Aber mehr als die zuzahlungsfreie Variante kann ich mir nicht leisten. Und da bekomme
ich dann die, die ich vor 5 Jahren mit 800€ Eigenanteil bekommen habe. :-(

Ich würd grad am liebsten alles hinschmeißen. Hab soooo eine Angst vor der Arbeit. Ich
weiß einfach nicht mehr weiter....

Parmin
santiago
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#2

Beitrag von santiago »

Hallo!
Ich kann Deine Ängste durchaus verstehen und alles was ich jetzt schreibe ist nicht als persönlich gemeinte Kritik sondern nur als Anregung gedacht!

Glaube es ist einfach wichtig dass Du aus Deiner Opferrolle heraus kommst und es zuerst mal schaffst selbst mit Deiner SH klarzukommen.

"Wegen meinen Eltern habe ich die falsche Schule besucht, wegen meinem Berufsberater habe ich die falsche Lehre absolviert und wegen der hohen Lautstärke im Betrieb habe ich kaum etwas von der Einschulung der von mir zu betreuende Anlage verstanden..." mag ja durchaus stimmen aber letztendlich hat auch DEIN Verhalten dazu beigetragen warum Du nun voller Ängste bist.

Wäre es nicht sinnvoller gewesen statt heimlich mit dem Handy die Lautstärke zu messen bei der Einschulung Klartext zu reden und sie so durchzuführen dass Du alles mitbekommst?

Statt jetzt neue Schuldige zu suchen oder alles hinzuschmeißen wäre es doch zielführender das Versäumte bei der Einschulung nachzuholen und Deinem Chef/Chefin die Wahrheit zu erzählen? Sag doch dass Du gerne als Anlagenführerin arbeiten möchtest aber Dich bei der Einschulung nicht getraut hast zu sagen dass Du kaum was verstehst. Mit der Bitte um eine neue Einschulung kannst Du nur gewinnen da Du mit der Wahrheit nur eher unwahrscheinlich aber beim Hinschmeißen garantiert Deinen Job verlierst.

Gruß
santiago
Zuletzt geändert von santiago am 27. Apr 2014, 20:14, insgesamt 2-mal geändert.
Rania

Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#3

Beitrag von Rania »

Hi,

ich stimme voll zu denn Schwerhörigkeit sieht man nicht.
Das können andere nicht wissen.

LG Rania
maryanne
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#4

Beitrag von maryanne »

Dass du in diesem Betrieb NICHT mit HG arbeiten dürfest, ist totaler Quatsch. Entweder deine Akustikerin hat keine Ahnung, oder du hast sie missverstanden.
Hörgeräte werden so eingestellt, dass sie ab einer bestimmten Lautstärke kein weiteres Input mehr zulassen. D.h. gerade bei Lärmarbeitsplätzen musst du HG tragen, da diese deine Ohren schützen.
Lärmpegel von über 90 dB sind verboten, da MÜSSEN alle Mitarbeiter HÖrschutz tragen. Tun sie das? Auch die Aussagen, dass die gesetzl. Soz.Vers. dich aus der Arbeit nehmen würden, ist Unsinn. Ein Handy kann Lautstärke nur ungefähr messen.
Du solltest beim Arbeitgeber offiziell die Schwerhörigkeit angeben. Hast du einen Schwerbehindertenausweis? Du musst unbedingt sagen, wenn du bei der Einarbeitung in die neue Tätigkeit etwas nicht verstanden hast, schließlich trägst du Verantwortung.

Angst ist kein guter Ratgeber! Was hältst du davon, demnächst eine Reha im Reha-Zentrum für Hörgeschädigte in Rendsburg zu machen, damit du lernst, mit deiner Schwerhörigkeit klarzukommen und sie anzunehmen, statt davor wegzulaufen und dich in diffusen Ängsten zu verstricken?

Gut, dass du dich hier gemeldet hast, das ist der erst Schritt zu einem Ausweg.

Maryanne
EinOhrHase
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#5

Beitrag von EinOhrHase »

Salut :):)

Also mit nem Hörgerät im Lärmbereich zu arbeiten ist zwar "zulässig" - meiner Ansicht nach nicht empfehlenswert, solang keine Kommunikation unter Kollegen stattfindet. So wie Parmin es schildert, ist sie hochgradig schwerhörig (bitte um Korrektur, sollte es nicht stimmen).

Was die Lärmpegelmessung betrifft, könnte sie ggf den Betriebsrat (sofern vorhanden) bzw den Sicherheitsbeauftragten informieren , der ua solche Messungen durchführt.

Lärmarbeit mit 90db und darüber sind in einem Zeitraum von ca 30-60 min zulässig und NUR mit Gehörschutz.
Beträgt der Lärmpegel im Schnitt mehr als 80db während der täglichen Arbeitszeit, ist Gehörschutz zu tragen. Das hiesse für Parmin das HG quasi abschalten bzw ebenso Gehörschutz zu tragen - auch wenn sie Schwerhörig ist.

Wenn ihre Kollegen keinen Gehörschutz tragen (wollen) ist es deren Problem - abgesehen davon, dass der Arbeitgeber dazu verpflichtet ist, an lärmreichen Arbeitsplätzen Gehörschutz zur Verfügung zu stellen.

Ich arbeite selbst in einem lärmreichen Betrieb, wenn auch in einer etwas ruhigeren Abteilung und dennoch kommts vor, dass ich manche Kollegen nicht verstehe.
Es ist zwar eine zusätzliche Belastung zu Stress, Arbeitsdruck und Spötteleien seitens der Kollegen, aber das hält mich nicht davon ab, aufzugeben.

Parmin, deine Ängste sind für viele hier nachvollziehbar, die ähnliches wie Du ua im Berufsleben mitmachen "müssen".
Schönreden oder Wegstecken ist ebenso keine Lösung.
Höhen und Tiefen werden wir als Schwerhörige wohl intensiver durchleben. Es ist zwar schwerer, sich mit so einem Schicksal (gleich welchen Alters) auseinanderzusetzen und sich damit abzufinden als die Schuld woanders zu suchen.

Trotzdem möchte ich Dir auf den Weg geben:
Kopf hoch und sei der Mist noch so Tief in dem Du steckst.
Wenn Du halbwegs vernünftige Kollegen hast, werden sie Dich evtl ein bischen besser verstehen, wenn Du die Karten offen auf den Tisch legst was dein Hörproblem betrifft.
Spötteleien werden zwar immer wieder vorkommen, wenn man was nicht verstanden hat, aber da ist es oft besser, auf Durchzug zu schalten. anstatt Gegenargumente liefern zu müssen. Deine Energie und Willenskraft möchtest Du in dieser Hinsicht sicher nicht vergeuden wollen.

Liebe Grüsse
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
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Parmin
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#6

Beitrag von Parmin »

Danke für eure bisherigen Antworten! Wisst ihr was interessant ist? Ich fühle mich hier grad
genauso unwichtig wie in meinem restlichen Leben...

Sicherlich habt ihr Recht, wenn ihr schreibt, das ICH selber was an der Situation ändern
muss. Aber diese immer wieder drauf hinweisen, das ICH die "Karten offen auf den Tisch
legen muss"...

Ich hatte doch mehrmals erwähnt, das ich immer wieder darauf hinweise, bitte etwas
lauter mit mir zu Reden wegen den HG. Und das das einfach ignoriert wird... :-(
Irgendwann gibt man da dann einfach auf... Der Kampf gegen Windmühlenflügel ist
halt nicht jedermanns Sache. Und wenn man sowieso sehr unsicher und schüchtern ist,
kostet das alles noch mehr Überwindung.

Parmin
santiago
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#7

Beitrag von santiago »

Hallo!
Viele User hier sind selbst von einer Hörschädigung betroffen. Sie kennen Deine Ängste nur zu gut aus der eigenen Erfahrung und kämpfen auch selbst damit. Im Grunde sage ich Dir auch nicht was Du machen sollst sondern wie ich mich an Deiner Stelle gerne verhalten möchte 8-)

Vergiss mal alle bisherigen Erfahrungen, alle Kränkungen, alles was Du in der Vergangenheit gemacht oder nicht gemacht hast und betrachte es mal aus einem anderen Blickwinkel:

Warum sollen wir uns so viele Gedanken darüber machen was andere Menschen über unsere SH denken könnten?

In 50 Jahren bin ich vermutlich schon tot und kein Schwein interessiert es dann noch ob ich vor lauter Verstecken, Überspielen und Anpassung nicht dazu gekommen bin mein Leben so zu leben wie ich es gerne getan hätte.

Überleg doch mal Schwester - Don Quijote hat gegen die Windmühlen gekämpft weil er nicht auf seinen Knappen Sancho Pansa gehört hat und unbedingt glauben wollte dass die Windmühlen vielarmige Riesen sind. Wir SH neigen auch dazu überall Riesen zu sehen und kommen uns dadurch selbst wie Zwerge vor 8)

Gruß
santiago
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#8

Beitrag von EinOhrHase »

Liebe Parmin

ob man sich hier unwichtig fühlt, ist das eine. Wichtiger find ich, dass Du hier ebenso Betroffene findest, die in vieler Hinsicht genau das selbe Problem haben wie Du und Dir den einen oder anderen Tip geben können, auch wenn dein Eindruck erst ein anderer war.

Ob Du es nun glaubst oder nicht: Ich war bis vor einigen Jahren ebenso so schüchtern und vor allem unsicher ob ich von den Mitmenschen (teils auch Kollegen) verstanden und akzeptiert werde.

Es gibt leider kein Patentrezept, womit man die von Dir geschilderten Probleme "schneller" in Griff bekommen kann.

Leider hat sich das Klischee eines Schwerbehinderten in der Gesellschaft nicht wesentlich und zufriedenstellend für die Betroffenen gebessert. Äusserliche Einschränkungen sind ersichtlicher und kann man als Aussenstehender eher verstehen wie eine Schwerhörigkeit.
Da die Schwerhörigkeit so viele Facetten und Ursachen hat, ist es schwieriger, diese so darzustellen, dass es auch ein Aussenstehender annähernd kapiert.

Wenn deine Kollegen Dir was sagen oder Dich was fragen obwohl Du sie auf die Problematik hingewiesen hast und Du es aber nicht verstanden hast, dann müssen DIE halt ein 2. Mal kommen.
Das muss so lange gehen bis die Kollegen es mal gerafft haben und dann von selber auf die "Idee" kommen, lauter zu sprechen.

Vielleicht hast Du ja mal die Möglichkeit in einer Pause und unterhälst dich mit nem Kollegen mal "über Gott und die Welt".
Zum einen lernt Dich die Kollegin / der Kollege besser kennen und dein Selbstwertgefühl wird sich dadurch auch bessern, wenn Du dich (zumindest mal von einem Kollegen) verstanden fühlst.

So wie Du geschrieben hast, liest sich das für mich so, als ob Du alleine gelassen wirst (und wurdest). Hast Du evtl in der Freizeit Möglichkeiten, dich einer Gruppe / Verein anzuschliessen?

Es schreibt sich einfacher als es ist:
Unter die Leute zu gehen ist eine Möglichkeit, bei der Du ua auch deinen seelischen Ballast (auf Grund deiner Erfahrungen) irgendwann loswerden kannst.......

Versteh es nun bitte nicht als Aufforderung im Sinne "ICH muss........."

Ich finds einfach toll und gut, dass Du dich hier her getraut hast, trotz deiner Unsicherheit und ich bin mir sicher, dass Du hier gute Hilfe von Betroffenen bekommen wirst - auch wenns nicht sofort ist.

Liebe Grüsse
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maryanne
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#9

Beitrag von maryanne »

LIebe Parmin, ohne Hörgerät trifft der Schall ungeschützt auf deine Ohren, das kann fatale Folgen haben. Ein Hörgerät muss immer so eingestellt sein, dass zu laute Frequenzen abgeschnitten werden.

Sprich mit deinem Akustiker darüber - einer der Ahnung hat!

maryanne
fast-foot
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#10

Beitrag von fast-foot »

Oder mit mir ;)

Ein Akustiker stellt ein Hörgerät nach dem Hörempfinden des Kunden ein. Dieses empfindet meist Geräusche noch als nicht gefährlich und auch nicht unangenehm (ja z.T. sogar als äusserst angenehm), welche dem Gehör Schaden zufügen können.

Das Hörempfinden ist also kein Gradmesser für die Gefährlichkeit von Schallpegeln (eigentlich muss man und Anzahl, Dauer, Art der Ergeignisse etc. berücksichtigen; an Hand dieser Kriterien kann man die Gefährlichkeit von Schallereignissen klassifizieren).
maryanne hat geschrieben:LIebe Parmin, ohne Hörgerät trifft der Schall ungeschützt auf deine Ohren, das kann fatale Folgen haben. Ein Hörgerät muss immer so eingestellt sein, dass zu laute Frequenzen abgeschnitten werden.
Nein. Ein Hörgerät wird nach dem Hörempfinden des Kunden begenzt. Und deshalb kann es auch sein, das erst bei Pegeln begrenzt wird, welche bereits nach wenigen Sekunden das Gehör gefährden können.

Es ist also möglich, dass nicht oder bereits gehörgefährdende Pegel durch Hörgeräte noch verstärkt und so das Gehör (noch zusätzlich) gefährden.

Eine Art Gehörschutz kann ein Hörgerät höchstens bei einer geschlossenen Versorgung mit tiefer Begrenzung (am besten 79 dB) wahr nehmen.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
maryanne
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#11

Beitrag von maryanne »

Fast food, meinst du damit, dass es sinnvoll wäre, das HG im Lärm rauszunehmen?
santiago
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#12

Beitrag von santiago »

Hallo!
Ich bin ja kein Experte für Gehörschutz aber denke mir dass es gerade bei einer offenen Versorgung Sinn macht in einer sehr lauten Umgebung die HG durch einen richtigen Lärmschutz zu ersetzen. Bei einer geschlossenen Versorgung müsste man halt wissen wie stark die Passstücke bzw. der Schallschlauch den Umgebungslärm dämpfen können.

Wenn diese angenommen einen 95dB Umgebungslärm um 5dB dämpfen wäre eine Begrenzung der HG auf 80dB ja fast wirkungslos da der Umgebungslärm dann immer noch 90dB (Logarithmische Werte! +10dB wird doppelt so laut empfunden!) betragen würde.

Gruß
santiago

Nachtrag:
Aus meiner Erfahrung mit lauten Diskos und längeren Autobahnfahrten mit dem Motorrad würde ich aber bei Verwendung von HG deren Lautstärke so oder so runterregeln da ich sonst einige Zeit benötige bis das Gefühl fast taub zu sein wieder verschwindet :}

Ich glaube auch dass in einer sehr lauten Umgebung die Lautstärke des Gesprächspartners bei mir nur einen relativ geringen Einfluss auf das Sprachverständnis ausmacht. Vermutlich würde ich da ohne HG und Konzentration auf das Mundbild sogar mehr verstehen als mit HG...
Zuletzt geändert von santiago am 30. Apr 2014, 01:05, insgesamt 2-mal geändert.
EinOhrHase
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#13

Beitrag von EinOhrHase »

@Santiago

bin zwar ebenso kein Experte für Gehörschutz, hierzu gibt es ja auch Seiten im Internet.
Suchbegriffe wären hier zB:
PSA (Persönliche Schutzausrüstung), Arbeiten im Lärmbereich,
Kapselgehörschutz, Ohrstöpsel, Bilsom (Hersteller von Gehörschutz)

"Mickymäuse" dämpfen den Schall idR um ca 30db, einige auch um ca 35db.

Für Parmin, oder allgemein Forumsmitglieder, die in lärmreichen Bereichen arbeiten, hiesse das:

Bei welcher Lautstärke ist ein "normales" Hör-/ Verstehen und wo liegt die (persönliche) Hörschwelle, wenn das Geräusch als Schmerz empfunden wird.
Dementsprechen kann, sollte der Gehörschutz gewählt werden.

Ist zwar lästig, wenn man das HG ein-/ aussetzen muss, wenn man in lärmarme Bereiche der Firma kommt, wo die Kommunikation besser von statten gehen kann. Trotzdem werdens die Ohren danken !

Grüsse
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
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Rania

Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#14

Beitrag von Rania »

Liebe Parmin,

also Deine Aussage mit "Unwichtig hier im Forum fühlen" find ich schon bisschen unfair gegenüber den Leuten formuliert, die dir hier versuchen zu helfen.

Ich hätte zwar auch ne Idee noch gehabt, aber die lass ich aufgrund der Aussage jetzt stecken.

LG Rania
fast-foot
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#15

Beitrag von fast-foot »

Hallo maryanne,
maryanne hat geschrieben:Fast food, meinst du damit, dass es sinnvoll wäre, das HG im Lärm rauszunehmen?
Wenn keine Kommunikation erforderlich ist, würde ich das Hörgerät je nachdem bei einer geschlossenen Versorgung ausschalten, bei einer offenen Versorgung je nachdem ausschalten oder heraus nehmen.

Bei Lärm ab einer gewissen Gefahr und Dauer würde ich Gehörschutz tragen oder, falls geeignet (und Kommunikation erforderlich) ein Hörgerät, welches speziell für den Lärmarbeitsplatz entwickelt wurde (ist aber nicht ganz unbedenklich, da es tiefer begrenzt werden müsste, aber immerhin eine gute Lösung, welche die Gefahr minimiert).

Gruss fast-foot
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maryanne
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#16

Beitrag von maryanne »

Das hieße konkret: Hörgeräte raus, Gehörschutz rein!
Wobei nachzuweisen wäre, wie hoch der Lärmpegel und die Lärmspitzen sind.

maryanne
fast-foot
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#17

Beitrag von fast-foot »

Die Klassifizierung des Lärms ist nicht immer eine triviale Aufgabe. Einfach ist es bei relativ konstantem (Dauer-) Lärm. Man kann mit einem geeichten Schallpegelmessgerät den Pegel messen (auf A eingestellt - am besten die Mittelungsfunktion über die Zeit verwenden).

Bei Impulsereignissen wird es schwieriger. Hier muss (wenn ich mich icht irre) auf C gestellt werden, wobei 135 dB nicht überschritten werden dürfen und dieser Wert desto tiefer liegt, je mehr Eregnisse pro Tag eintreten.

Dann gibt es noch diverse Verfahren für stark schwankende oder kombinierte Ereignisse. Und für Geräusche mit sehr tonalem Charakter müssen noch 6 dB hinzu geschlagen werden (der kritische Wert lieg also tiefer, bezogen bspw. auf je nachdem 79 dB/8h und Tag).

Wenn das Gerät ab und zu über 100 dB anzeigt, die Geräusche jedoch nicht häufig und nur kurz auftreten, ist das nicht so gefährlich. Bei Knallen darf die Grenze noch höher liegen (Achtung: insbesondere hier ist ein gutes Messgerät wichtig!).

Gruss fast-foot
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pascal2
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#18

Beitrag von pascal2 »

Ich finde es nicht verkehrt die Schuld bei anderen zu suchen, schließlich ist das eine Form des Selbstschutzes und allemal effektiver als unter Gewissensbissen zu zerbrechen.

Ich habe auch einige Zeit mit Hörgeräten in einer Druckerei gearbeitet.
Kollegen meinten manchmal, das muß man hören wenn die Maschine dies und das Geräusch von sich gibt und dann diesen und jenen Hebel umlegen.
Nun ja.....
Irgendwann hatte ich die Nase voll und bin zum damaligen Arbeitsamt gegengen und habe einem Rehaberater meine berufliche Situation geschildert und gesagt daß mich dieser Job kaputt macht.
Ich konnte dann kündigen und wurde nicht einmal gesperrt.
Danach habe ich eine Umschulung angefangen und abgeschlossen.

Vielleicht ist das eine Möglichkeit für dich aus der blöden Situation heraus zu kommen ?
Zuletzt geändert von pascal2 am 1. Mai 2014, 20:39, insgesamt 2-mal geändert.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
Parmin
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#19

Beitrag von Parmin »

Rania hat geschrieben:Liebe Parmin,

also Deine Aussage mit "Unwichtig hier im Forum fühlen" find ich schon bisschen unfair gegenüber den Leuten formuliert, die dir hier versuchen zu helfen.

Ich hätte zwar auch ne Idee noch gehabt, aber die lass ich aufgrund der Aussage jetzt stecken.

LG Rania
Na ja, was würdest du denn denken, wenn dir hier jeder sagt, das ich das mit der Schwerhörigkeit
sagen muss, das es ja keiner sehen kann. Ich aber geschrieben habe, das ich das ja schon seit
langer Zeit immer und immer wieder mache....
fast-foot
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#20

Beitrag von fast-foot »

Hallo Parmin,
Parmin hat geschrieben:Das ich nicht viel verstehe liegt nicht nur an den "normallaut" redenden Kollegen, sondern auch an der Geräuschkulisse in der Produktion. Ich hatte mal heimlich mit dem Handy die Lautstärke gemessen. Kam damals auf ca. 90 bis 100 dB.
Sinde die Geräusche dauerhaft oder impulsartig?

Wo hast Du gemessen (aussagekräftig ist die Messung, wenn sie an Deinem Standort bei der Arbeit in Ohrnähe erfolgt).

Musst Du dort Sprache vestehen?

Wenn ja, wie oft bzw. musst Du jederzeit darauf gefasst sein, angesprochen zu werden?
Parmin hat geschrieben:Neue Geräte würden mir, glaub ich, zustehen, weil die Techniker alle 5 Jahre für neue Geräte zahlt. Aber mehr als die zuzahlungsfreie Variante kann ich mir nicht leisten. Und da bekomme ich dann die, die ich vor 5 Jahren mit 800€ Eigenanteil bekommen habe. :-(
Vielleicht wäre ein speziell für den Lärmarbeitsplatz entwickeltes Hörgeräte eine Lösung.

Gruss fast-foot
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santiago
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#21

Beitrag von santiago »

Hallo!
Jetzt völlig unabhängig von diesem konkreten Fall möchte ich mal anmerken dass die in Bezug auf SH ungutesten Kollegen welche ich bisher in meinem Arbeitsleben getroffen haben nicht die einfachen Hackler in der Werkshalle sondern geschulte "Diversity/Gender Menschen" in der Sozialbranche waren :{

Für mich stellt sich die Frage ob die Kollegen jetzt tatsächlich bewusst nicht etwas lauter sprechen oder ob der Umgebungslärm einfach so hoch ist dass man als SH auch bei lauter Stimme kaum eine Chance hat viel zu verstehen?

Du hast geschrieben dass Du von Deiner Einschulung 75% nicht verstanden hast. Hast Du da zu Beginn gesagt dass Du SH bist und als Du dann kaum was verstanden hast Dir dann gedacht dass man halt nichts machen kann?

Was Du als Geringschätzung Deiner Person empfindest ist in Wirklichkeit der Versuch Dir zu vermitteln dass Du im Falle der Einschulung Stopp sagen musst wenn Du kaum was verstehst. Was sagen eigentlich die Kollegen wenn Du sie fragst warum sie nicht etwas lauter mit Dir sprechen?

Gruß
santiago
smallhexi79
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#22

Beitrag von smallhexi79 »

Hallo Parmin,

Welche HG Trägt du noch aktuell?

Seit November 2013 gibt es einem höheren Festbetrag für die HG.

Die jetzigen HG auf dem Markt haben die Möglichkeiten an die Umgebung anzupassen und haben noch ein oder zwei verschiedene verschiedene Programme. Ich vermute, dass auch HG zum Festbetrag gibt. Da kann der Akustiker die Auskunft geben. Auch die HG-Technik hat sich weiterentwickelt. Was man für seine HG vor 6 Jahren und mehr noch über dem Festbetrag lag, gibt es für die Technik mehr oder weniger zum Festbetrag.

Ach die Kollegen werden nie verstehen, warum du trotz mit HG nicht alles verstehen kannst. Da haben wir alle damit ein Problem bei der lauten Umgebung, die/der eine/r mehr oder weniger. HG haben auch ihre Grenzen.

Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe eine SHG für Hörgeschädigte.

Versuche eine Reha zu machen für Hörgeschädigte. Evtl. Kannst du das Lippen ablesen aneignen.
LG smallhexi Hörgeschädigt seit 1980 durch Meningitis
links: +/- 80 dB versorgt mit GN ReSound Enzo 3D 5
rechts: gehörlos
Parmin
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#23

Beitrag von Parmin »

Sorry, wenn ich erst jetzt antworte. War ne stressige Woche...

Ich hab mal meine letzten 3 Audiogramme angehängt. Vielleicht sagt euch das mehr
als mir.

Aktuell habe ich die Bernafon Win 105 drinne. Aber HG für Lärmarbeitsplatz hört sich
natürlich besser an. Nur bin ich mit meinem aktuellen Akustiker nicht zufrieden,
weiß aber nicht ob ich den einfach so wechseln kann. Wie geht man da jetzt am besten vor?

Ach ja, was ist denn SHG? Und wie funzt das mit der Reha? *dummbin*

Lieben Gruß

Parmin
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Zuletzt geändert von Parmin am 7. Mai 2014, 11:37, insgesamt 2-mal geändert.
tschilly
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Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#24

Beitrag von tschilly »

Hallo Parmin,

eine SHG ist eine Schwerhörigengruppe..manchmal auch Schwerhörigenselbsthilfegruppe.
Da kann man sich mit anderne Betroffenen austauschen und nützliche Infos bekommen.

Eine Reha läuft so ab, dass du Hörtraining, Bewältigungsstrategien und auch noch Physio usw. bekommst.

LG
Kim
Trage bilateral Naida Q70 CI von Advanced Bionics - CCIC Tübingen -
Deutsche Gebärdensprache und Lautsprache vorhanden
franzi
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Registriert: 22. Jul 2003, 19:55
22

Re: Lebenskrise wegen Schwerhörigkeit...

#25

Beitrag von franzi »

SHG heißt allgemein erstemal Selbsthilfegruppe, egal welche art von Selbsthilfe gemeint ist.
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
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