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Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 25. Jul 2014, 12:31
von Daphodile
Jetzt hat es mich auch erwischt :(

Vor ca. 1 1/2 Wochen bin ich morgens aufgewacht mit einem ganz dumpfen Gefühl auf dem rechten Ohr, massivem Rauschen auf beiden Ohren (mein Tinnitus lag vorher bei 8 bzw. 12 kHz) und als mein Freund mich dann morgens anrief - ganz miserables Sprachverstehen.
Zuerst dachte ich an einen Cerumenpfropf, aber wider Erwarten waren meine Ohren dann doch total frei.

Also am nächsten Tag ab zum HNO, der diagnostizierte Hörsturz, vor allem weil bisher jeder in meiner Familie (sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits) einen hatte. Also schickte er mich mit Cortisontabletten nach Hause, und mit Tabletten die die Durchblutung fördern. Ich fragte zwar nach Sauerstofftherapie (mein Vater hatte die vor etwa 2 Monaten nach seinem Hörsturz), das tat mein HNO aber als "unbestätigtes Placebo" ab..

Naja, bis jetzt ist es immer noch nicht besser geworden. Vor allem rechts ist meine Hörkurve jetzt um die 40-50 dB nach unten gerutscht, links um etwa 25-30 dB. Das Rauschen nervt total, ich bin abends extrem ausgelaugt und stöpsel mir Dämmplastiken oder Kopfhörer rein, weil ich nichts mehr hören müssen will, es ist so anstrengend.. :(

Telefonieren klappt eigentlich nur noch mit links.
Einerseits, hey, ich kann jetzt meine Kunden besser nachvollziehen, kann besser auf sie eingehen, einiges besser austesten. Aber: Wenn ich zum HNO gehe und nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten frage, heißt es immer ich muss abwarten, "wird schon besser werden".

Die Frage ist jetzt - wie lange muss ich warten bis ich davon ausgehen kann dass es nicht besser wird? Da ich ja in Punkto HG-Versorgung quasi direkt an der Quelle sitze, will ich auch nicht zu spät damit anfangen. Ich will mich an das schlechte Hören nicht gewöhnen. Habt Ihr da Erfahrungen?

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 25. Jul 2014, 13:24
von fast-foot
Hallo Daphodile,

herzlich willlommen!

Was wurde denn bisher untersucht?

Auffällig ist, dass beide Ohren betroffen sind.

Wie sehen die Reintonaudiogramme aus (am besten vorher/nachher)?

Wurde sonst noch etwas gemessen (TEOAEs/DPOAEs, BERA etc.)?

Bei einem Hörsturz gibt es keine Therapie, deren Wirkung nachgewiesen wäre (ausser einer Versorgung mit technischen Hilfsmitteln).
Daphodile hat geschrieben:Die Frage ist jetzt - wie lange muss ich warten bis ich davon ausgehen kann dass es nicht besser wird?
Die eine Frage betrifft auch eine möglicherweise erhöhte Vulnerabilität des Innenohres. Diese ist schwierig zu beantworten, da man ja nicht genau weiss, was los ist (und ob überhaupt das Innenohr betroffen ist).

Die andere Frage betrifft eine Verbesserung des Hörvermögens.

Ich denke, dass nach ein paar Wochen die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Gehör noch wesentlich bessert (bzw. stabilisiert in Bezug auf Schädigungsanfälligkeit), nicht mehr sehr gross sein dürfte.

Ich denke, dass eine geringe Belastung des Körpers (ausreichend Schlaf und Erholung, wenig "Stress", Entspannung, viel frische Luft, Bewegung, gesunde Ernährung) noch am ehesten gute Voraussetzungen dafür schaffen können, dass sich das Gehör wieder möglichst gut erholen kann.

Gute Besserung!

Gruss fast-foot

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 25. Jul 2014, 18:59
von maryanne
Hallo Daphodile,
ob das Innenohr betroffen ist, müsste ich am Audiogramm ablesen lassen.
Kortison in Tablettenform - das ist eine extrem homöopathische Dosis, angesagt wäre stationäre Behandlung und Tropf. Sauerstofftherapie - nun ja - eher nicht. Sie nutzt manchmal bei Tinnitus.
Wann kapieren denn die Docs endlich, dass Hörsturz nur sehr selten (wenn überhaupt) mit Durchblutungsstörungen zu tun haben.
Stationäre Aufnahme wäre das, was ich dir empfehlen würde.

maryanne

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 26. Jul 2014, 14:04
von fast-foot
maryanne hat geschrieben:...ob das Innenohr betroffen ist, müsste ich am Audiogramm ablesen lassen.
Nein, leider nicht. Siehe auch hier:

"Der Begriff Innenohrschwerhörigkeit beschränkt sich streng genommen nur auf Schwerhörigkeiten des Innenohrs und nicht der Nerven. In der Praxis wird der Begriff aber für alle Schwerhörigkeiten jenseits der Schalleitungsschwerhörigkeit verwendet. Es ist ohnehin diagnostisch schwierig die genaue Ursache einer Schallempfindungsschwerhörigkeit zu ermitteln und beruht auch beim Einsatz modernster Technik wie beispielsweise Messung von Akustisch evozierten Potentialen auf Verdachtsdiagnosen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Schallempf ... %C3%B6rung
maryanne hat geschrieben:...angesagt wäre stationäre Behandlung und Tropf.
So, wie ich das einschätze, sind das Einzige, was bei dieser Therapieform erwiesen ist, die Nebenwirkungen (welche darüber hinaus auch aus einem Loch im Geldbeutel bestehen können).
maryanne hat geschrieben:Wann kapieren denn die Docs endlich, dass Hörsturz nur sehr selten (wenn überhaupt) mit Durchblutungsstörungen zu tun haben.
Mir ist nicht bekannt, dass diese als Ursache ausgeschlossen werden können. Klar ist aber, dass eine positive Wirkung von so genannt durchblutungsfördernden Medikamenten auf den Verlauf nicht nachgewiesen ist (von daher müsste man den Satz vielleicht etwas umformulieren).

Gruss fast-foot

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 26. Jul 2014, 17:47
von niko1961
Vielleicht interessiert es. Ich habe auch den Rausch-Tinnitus und bin mittelgradig schwerhörig.
Ich atme teilweise schlecht, wenn ich am PC arbeite, da wird die Atmung immer flacher und ich bekomme kaum noch Sauerstoff. Dann kommen bei mir 2 Phänomene, mein Körper meldet das. Entweder sehe ich auf einem Auge einen Glühwendel (mir geht ein Licht auf, das kommt von meiner MS) oder ich bekomme den typischen Piepston 1-2khz auf einem Ohr.
Dann weiß, ich dass es wieder soweit ist.
Wenn ich dann sofort ganz bewusst tief ein- und ausatme (anfangs ruhig etwas schneller), ist dieser Vorbote für einen Hörsturz (habe ich schon mehrfach erlebt) binnen 20 Sekunden weg.
Die Behauptung Sauerstoff sei ein Placebo würde ich generell getroffen für eine unqualifizierte Aussage halten. Es ist nur so, der Sauerstoff muss SOFORT kommen, weil die Hörzellen sonst zugrundegehen. Was also kann besser sein als umgehend für eine optimierte Atmung zu sorgen und darauf im Alltag immer wieder zu achten? Seit ich nicht mehr rauche ist dies generell seltener geworden.

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 26. Jul 2014, 18:37
von fast-foot
Hallo niko1961,
niko1961 hat geschrieben:Die Behauptung Sauerstoff sei ein Placebo würde ich generell getroffen für eine unqualifizierte Aussage halten.
Ich verstehe nicht ganz, welche Aussage genau unqualifiziert sein soll. Wurde sie in diesem Thread geäussert? Wann und von wem?

Gruss fast-foot

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 26. Jul 2014, 20:16
von niko1961
@fast-foot

Der TE schrieb in seinem ersten Beitrag:
Ich fragte zwar nach Sauerstofftherapie (mein Vater hatte die vor etwa 2 Monaten nach seinem Hörsturz), das tat mein HNO aber als "unbestätigtes Placebo" ab..
Die Schulmedizin ist für mich Sklave ihrer eigenen mechanistischen Regeln, das u. A. macht sie für mich so unsympathisch.

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 27. Jul 2014, 12:07
von fast-foot
Hallo niko1961,
niko1961 hat geschrieben:Die Behauptung Sauerstoff sei ein Placebo würde ich generell getroffen für eine unqualifizierte Aussage halten.
niko1961 hat geschrieben:Die Schulmedizin ist für mich Sklave ihrer eigenen mechanistischen Regeln, das u. A. macht sie für mich so unsympathisch.
Ich gehe davon aus, dass das Gehör ohne Sauerstoffzufuhr abstirbt und dass dies schulmedizinisch erwiesen (oder zumindest unumstritten) ist. Trotzdem heisst dies nicht, dass die hyperbare Sauerstofftherapie einen positiven Einfluss auf den Heilungsverlauf bei Hörsturz hat, welcher über den Placebo-Effekt hinaus geht.

Von der Schulmedizin mag man halten, was man will. Ich sehe hier jedoch in Bezug auf diese spezifische Frage keinen Widerspruch zu Deinen Beobachtungen.

Gruss fast-foot

Re: Hörsturz - wie lange warten?

Verfasst: 11. Aug 2014, 16:43
von Daphodile
Danke für all die vielen Antworten und entschuldigt das lange Schweigen meinerseits ^^

Es sind jetzt ein paar Wochen vergangen. Besser geworden ist es nicht wirklich. Ich kann berichten, dass ich bzw. mein Gehör momentan sehr starke Schwankungen wahrnehmen kann. Ein Beispiel: Heute Morgen dachte ich nach dem Aufwachen "huch, das Rauschen ist leiser!". Zwei Stunden später auf Arbeit dann "ach, hey, Rauschen. Lange nicht gehabt." Genauso ist es mit dem Hörvermögen. Je nach Tagesform (Müdigkeit, Erschöpfung, nervlicher und emotionaler Stress (und leider viel zu viel davon)) reicht es von Hochtonschrägabfall bis zu 50 dB HV - bis hin zu Hochtonschrägabfall bis zu 70 dB. Die schlechteste Frequenz ist dabei immer bei 6kHz, wo vor dem Hörsturz mein stinknormaler Tinnitus war (der jetzt weg ist).

Gemessen wurde außer Ton-und Sprachaudio sowie Tymp eigentlich nichts. Knochenleitung entspricht der Luftleitung.

Tja dann sollte ich wohl schon mal anfangen mir schicke HGs rauszusuchen ^^;