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Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 12:18
von Täubchen
Halli hallo,
Ich möchte mich mal kurz vorstellen.
Ich bin 25, wohne in der Gegend von Mainz, und hatte vor gut 3 Monaten einen Hörsturz im rechten Ohr. Gestern war der abschließende Hörtest in der Uniklinik, und ich bin mit einer Hörhilfen-Verordnung nach hause gegangen. Ich soll wohl mit einem CROS System versorgt werden, da ich auch mit zunehmender Lautstärke Stimmen nicht verstehen kann, das dumpfe Murmeln, dass ich höre wird einfach lauter, manchmal kommt so ein blecherner Hall dazu.
Vielleicht kann mir jemand mein Sprachaudiogramm erklären? Ich verstehe zwar die Achsenbeschriftung, aber mit der Bedeutung und Position von Strichen, Kreuzen und Kreisen kann ich nichts anfangen (darf man in diesem Forenbereich auch Bilder hochladen?)
Und wie sind so die Erfahrungen mit dem CROS System? Der eine Arzt in Mainz schien irgendwie selbst nicht so begeistert davon, vor allem, weil man scheinbar das räumliche Hörvermögen nicht zurück bekommt (was ja irgendwie logisch ist), andere Ärzte wiederrum klingen positiver.
Liebe Grüße

Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 12:42
von fast-foot
Hallo Täubchen,
herzlich willkommen!
Nur kurz ein paar Bemerkungen:
Nebst einer CROS-Versorgung kommen als Behandlungsmöglichkeit ein Knochenleigungshörgerät oder ein CI in Frage. Dies der Vollständigkeit halber. Die Vorteile eines CIs liegen darin, dass "auf dem so versorgten Ohr am ehesten wieder gehört wird". Nachteile sind die Operationsrisiken.
Je nachdem kann durch eine CROS-Versorgung so etwas wie ein Richtungshören möglich sein, dies ist jedoch vermutlich nicht oft der Fall.
Bilder kann man hier hochladen (auf die Schaltfläche "Erweitert" klicken und dann die entsprechende Option nutzen).
Dies vorerst.
Gruss fast-foot
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 13:01
von Täubchen
Danke für die schnelle Rückmeldung
Von den anderen Möglichkeiten weiß ich, beziehungsweise, der O-Arzt hat vom
CI gesprochen, das Knochenleitungsgerät hat er nicht direkt erwähnt. Auf jeden Fall muss ich erstmal die CROS-Versorgung ausprobieren, wurde mir gesagt, und ich kann es auch irgendwie verstehen.
Mein Sprachaudiogram sieht folgendermaßen aus:
(Das Tonaudiogramm ergibt "HV 82%(RÖ73), 95%(RÖ80)" was auch immer das heißt, falls das interessiert)
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 13:47
von fast-foot
Aus dem Sprachaudiogramm werde ich nicht so recht schlau.
So, wie ich das interpretiere, wurde für das rechte Ohr bei den Reizpegeln 45 dB, 60 dB und 75 dB das Zahlwortverstehen eingetragen, wobei es zu höheren Pegeln hin abnimmt. Die Ursache hierfür könnte in einer Schädigung der inneren Haarzellen begründet sein.
Die Kreuze betreffen das andere Ohr und sind so weit irrelevant.
Gruss fast-foot
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 15:00
von otoplastik
Hallo, herzlich willkommen hier!
Verstehe ich das richtig, dass Du bei 45 und 60 dB 50% verstehst?
Warum versucht man dann kein Hörgerät, das die Sprache nicht nur einfach lauter macht sondern das an Deinen Gehörverlust angepasst wird?
Kann mir das jemand erklären? Ich bin nicht gut im Lesen von Sprachaudiogrammen, aber ich glaube zu verstehen. dass Dein Ohr schon noch etwas hört und versteht.
Eine Cros-Versorgung bedeutet, dass Du auf dem vermeintlich tauben Ohr ein Gerät bekommst, dass den Schall zu der anderen Seite sendet, die auch ein Gerät tragen muss.
An sich macht man das nur bei tauben oder mit Hörgerät nicht ausreichend versorgbaren Ohren.
Herzliche Grüße, Otoplastik
Herzliche Grüße, Otoplastik
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 16:32
von Täubchen
Okay, das ist schon mal eine in Worte gefasste Form dessen, was man da sieht, danke

Jetzt kann ich mir vorstellen, dass das Audiogramm ausdrücken soll.
Mit dem Freiburger ist das so eine Sache, ich hoffe, es wird verständlich, was ich meine... :help: Ja, ich habe gestern einiges wiedergeben können, sowohl Zahlwörter als auch Einsilber. Aber die Bedingungen sind da ja ganz andere als im Alltag, da kommen die Geräusche eben nicht per Kopfhörer direkt aufs Ohr. Selbst wenn ich Musik mit Ohstöpseln höre, kann ich eventuell wenn ich das Lied kenne einzelne Wörter erahnen ("Stimmt, an der Stelle singt sie das"). Vorgestern hab ich's zB mit "Show must go on" versucht, und da hab ich wiederrum nicht mitbekommen, an welchen Stellen Freddie singt. Selbst wenn ich den Fernseher um einiges lauter stelle, als ich normalerweise höre, kann ich nicht verstehen, was da geredet wird, auf keinen Fall 50%. Wenn jemand rechts neben mir steht, läuft das Verstehen komplett über links, rechts höre ich nur ganz dunkles Gemurmel. Vielleicht so, wie wenn man den Fernseher des Nachbarn durch die Wand hört?
Auch beim Hörtest verstehe ich die Begriffe nicht normal, sondern ganz dumpf, erkennen kann ich sie aber unter den Bedingungen trotzdem. Ich verstehe, wenn der nette Mann mit der seeeehr deutlichen Aussprache langsam und deutlich "Neunzehn" sagt, weil ich die Vokale erkenne. Es geht um Zahlen, ich höre "-eu-e:-", und weiß, keine andere Zahl hat diese Vokalkombi. Und das kann man ja überhaupt nicht mit der Realität vergleichen. Ergibt das Sinn? Beim Einsilber hat beim Verständnis auch "geholfen", dass auf dem rechten Ohr die gleichen Wörter benutzt wurden wie vorher links... Da hat mein Hirn automatisch "die Reihe vervollständigt", soweit ich mich an die Reihenfolge erinnern konnte. Wäre es besser gewesen, gar nichts zu sagen? Ich hänge mal noch mein Tonaudiogramm dran, vielleicht erscheint das dann logischer...
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann etwas hören, aber in meinem Alltag wirklich nichts verstehen. Ich will eigentlich nicht jammern, weil es sicherlich schlimmeres gibt, das ist mir absolut klar, aber mich belastet das irgendwie mehr als gedacht, obwohl das andere Ohr voll in Ordnung ist.
Zum Gerät an sich:
Mir wurde gesagt, dass ich nicht mit einem normalen
HG zu versorgen bin, weil der Schall, wenn er ankommt, völlig verzerrt ist.
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 10. Jul 2015, 16:50
von otoplastik
Hallo Täubchen,
das tut mir sehr leid, dass Du so einen Gehörverlust nach einem Hörsturz hast, das muss ich mal loswerden.
Und auch wenn Du nicht klagen willst, was ich toll finde, so hast Du laut Audiogramm doch einen ganz ordentlichen Verlust.
Wer hat denn gesagt, man könne das nicht mit einem HG versorgen?
Wenn es der HNO war, würde ich noch andere Meinungen einholen (Akustiker kennen sich sicher besser aus mit HGs) und auf jeden Fall wenigsten mal kurz mindestens ein Hörgerät testen.
Das Ohr ist deutlich von Taubheit entfernt!
Früher haben die Kinder mit so einem Verlust noch sprechen gelernt, wenn auch schwierig.
Im Alltag versteht man in der Regel weniger als beim Test bei guten Bedingungen. Aber solange Du verstehst, hörst Du.
Einen starken einseitigen Hörverlust mit HG zu versorgen ist unter anderem auch deswegen manchmal schwierig, weil bei so lauter Beschallung des einen Ohres der Knochen den Klang auf das guthörende Ohr leitet und das Verstehen stört. Aber das muss man ausprobieren.
Es scheint auch wichtig zu sein, ein noch hörendes Ohr mit einem HG zu versorgen im Hinblick auf eine spätere eventuelle CI-Implantation.
Wenn das Ohr nämlich nicht beschallt wird, bildet sich die Hörfähigkeit zurück und es wird mit CI schwieriger.
Also mein Tipp: Mit Akustikern sprechen und wenn möglich erst HGs testen.
Herzliche Grüße, Otoplastik
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 11. Jul 2015, 19:13
von fast-foot
Bei normal hörendem Gegenohr (die Vertäubungswerte im Tief- und Mitteltonbereich sprechen mehrheitlich dafür) dürfte ein Ueberhören im gesamten Hochtonbereich (ab 1 kHz) statt finden.
Dann noch zu folgender Aussage:
"Es scheint auch wichtig zu sein, ein noch hörendes Ohr mit einem HG zu versorgen im Hinblick auf eine spätere eventuelle CI-Implantation."
Diese Aussage möchte ich etwas relativieren. Gemäss einer aktuellen Studie können Hörgeräte sogar zu einer Verschlechterung des Sprachverstehens bei tragen, da sie Schäden nicht nur in der Cochlea, sondern am Hörnerv und sogar in "höher gelegenen Regionen" der Hörbahnen (bspw. im Hirnstamm) verursachen können.
Gruss fast-foot
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 12. Jul 2015, 09:22
von pascal2
fast-foot hat geschrieben:
Diese Aussage möchte ich etwas relativieren. Gemäss einer aktuellen Studie können Hörgeräte sogar zu einer Verschlechterung des Sprachverstehens bei tragen, da sie Schäden nicht nur in der Cochlea, sondern am Hörnerv und sogar in "höher gelegenen Regionen" der Hörbahnen (bspw. im Hirnstamm) verursachen können.
Gruss fast-foot
Interessant, hast du einen Link zu der Studie ?
Oder wurde das hier schon mal diskutiert ?
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 12. Jul 2015, 09:30
von fast-foot
Ich habe geplant, hierzu einen Beitrag zu erstellen. Das kann jedoch noch ein paar Wochen dauern.
Wobei bereits vorher (mindestens) eine Studie existierte, welche zum Schluss gelangt, dass Lärm auch die retrocochleären Hörbahnen schädigen kann.
Gruss fast-foot
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 13. Jul 2015, 17:16
von Mats81
Hallo fast-Food.
Wobei bereits vorher (mindestens) eine Studie existierte, welche zum Schluss gelangt, dass Lärm auch die retrocochleären Hörbahnen schädigen kann
Lärm durch Hörgeräte, oder wie ist das gemeint?
Du schreibst, dass bereits eine Studie dazu besteht. Ist diese öffentlich zugänglich?
Grüße
Re: Huhu, ich bin auch neu dabei :)
Verfasst: 14. Jul 2015, 15:18
von Täubchen
Also mein Tipp: Mit Akustikern sprechen und wenn möglich erst HGs testen.
Danke für den Tipp,
Otoplastik. Ich werde das auf jeden Fall mal ansprechen, das kann ja nicht schaden.
Wer hat denn gesagt, man könne das nicht mit einem HG versorgen?
Die Aussage kam von unterschiedlichen Ärzten im Krankenhaus (beim "normalen" niedergelassenen HNO war ich nie, da der Hörsturz an einem Sonntag aufgetreten ist, und so direkt die ganze Behandlung inklusive Nachsorge in der HNO-Klinik stattfand). Aber ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren
Wobei bereits vorher (mindestens) eine Studie existierte, welche zum Schluss gelangt, dass Lärm auch die retrocochleären Hörbahnen schädigen kann
Lärm durch Hörgeräte, oder wie ist das gemeint?
Du schreibst, dass bereits eine Studie dazu besteht. Ist diese öffentlich zugänglich?
Das fände ich natürlich auch interessant
