Verstehen ohne Hörgeräte

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thegrobi
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Verstehen ohne Hörgeräte

#1

Beitrag von thegrobi »

Ich möchte mal eure Meinungen lesen zu folgender Gegebenheit:

Hörsturz 1991 durch Discolautsprecher.
1991-2018 immer Imohrgeräte
Seit ca. 3 Jahren nutze ich RICs. Erst Phonak Audeo B70, dann M70.

Bis 2018 konnte ich zumindest teilweise ohne die Imohrgeräte Gespräche verstehen (wenn auch fehlerträchtig und anstrengend).
Seit ich die RICs trage, höre ich mit Hörgeräten viel besser, aber das Hören ohne HGs wird immer schlechter.
Ich verstehe Hörerlos meine Frau inzwischen kaum noch, wenn wir allein im Raum sind und sie direkt neben mir deutlich spricht.

Eingene Insitu-Messungen in Phonak Target haben sich hingegen seit 2018 (ausser Tagesabweichungen) nicht verändert.
Ich messe ca. 2monatlich.

Ich habe folgende Theorie:
Die Imohrgeräten habe ich "nur fast" immer genutzt, bis auf ca. 3 Std. täglich TV.
Weil das ohne Kopfhörer kaum möglich war, nutze ich solche und nahm die HGs raus. Ist zwar auch kaum Schallleitungsweg, aber zumindest etwas weiter als Mikros in den Ohren.

Seit den RICs nutze ich für TV einen TV Connector, welcher den TV-Ton direkt in meine Phonak Audeo streamt.
Telefonate zusätzlich seit den Marvels 1,5 Jahre per Stream.
Mein Gehör bekommt seit den RICs also ganztägig (ohne Schlaf) alle Audiosignale per HGs verstärkt.

Hat sich durch das Streamen mein Gehin das HG-lose Hören abgewöhnt?

lg,
Ralf
akopti
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#2

Beitrag von akopti »

Ja, unser Gehirn ist bequem.
Das Hören ohne HG fordert Höchstleistung.
Wenn du die Hg inzwischen komplett trägst, kann das Gehirn, wenn du diese raus nimmst, nicht sofort von " 0 auf 100%" switchen.
Gruß
Dirk
Ohrigami
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#3

Beitrag von Ohrigami »

Ich bin ja erst seit ca 3 Monaten in der Erstversorgung, aber wenn ich dann mit jemandem ohne die HG's spreche, merke ich erst so richtig, wie schlecht ich die hohen Töne höre, der Unterschied mit und ohne HG ist dann schon krass. Gefühlt kommt mir mein Gehör jetzt schlechter vor als vor 3 Monaten, ich glaube aber nicht, dass sich in der kurzen Zeit etwas verändert hat. Nur, dass mein Gehirn die hohen Töne in Gesprächen jetzt wieder vermehrt erwartet, seit ich mich an die HG's gewöhnt habe.

lg Ohrigami
bms
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#4

Beitrag von bms »

Hallo
Ja, mir ging/ geht's genau so.
Allerdings denke ich, dass wir zuvor (ohne HG) tatsächlich so hörten und es nicht wussten, da wir keinen Vergleich hatten.

Die vielen Zwischentöne und Hochtöne gab es nicht mehr.
Die Lebensqualität hat sich jedenfalls ! verbessert und das Hören wieder bunter.
rabenschwinge
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#5

Beitrag von rabenschwinge »

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen: Das ist genau das, was Du ohne Deine Hörgeräte wahrnehmen kannst. Du hast es in der Zeit vor den Hörgeräten nur nicht bemerkt, da ein Hörverlust ohne Hörsturz oder als Nebenwirkung von Medikamenten eher schleichend passiert und Du gar nicht bemerkst, wie sich Deine akustische Umwelt sich Stück für Stück schleichend vom Acker macht.
Dani!
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#6

Beitrag von Dani! »

Ohrigami hat geschrieben: 11. Mär 2021, 20:10 Ich bin ja erst seit ca 3 Monaten in der Erstversorgung, aber wenn ich dann mit jemandem ohne die HG's spreche, merke ich erst so richtig, wie schlecht ich die hohen Töne höre, der Unterschied mit und ohne HG ist dann schon krass. Gefühlt kommt mir mein Gehör jetzt schlechter vor als vor 3 Monaten, ich glaube aber nicht, dass sich in der kurzen Zeit etwas verändert hat. Nur, dass mein Gehirn die hohen Töne in Gesprächen jetzt wieder vermehrt erwartet, seit ich mich an die HG's gewöhnt habe.

lg Ohrigami
Wie akopti schon schrieb, das Gehirn ist bequem.
Ich hatte ein Sprachverstehen von 50-55% auf meinem linken Ohr (jeweils mit HG). Als das rechte Ohr ein CI-Implantat bekommen hat, haben wir nach 3 Monaten nochmal ein Sprachaudiogramm LINKS gemacht. Das Sprachverstehen ist auf 30% eingebrochen, obwohl sich das Tonaudiogramm nicht verändert hat. Das Gehirn hat viel mehr Nutzen aus den Informationen vom rechten Ohr gezogen als vom damals nicht operierten linken Ohr. Das Hören nur mit dem linken Ohr hat das Gehirn in der kurzen Zeit verlernt. Hätte man vielleicht wieder trainieren können, aber wozu?
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
thegrobi
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#7

Beitrag von thegrobi »

Dani! hat geschrieben: 12. Mär 2021, 11:39Das Gehirn hat viel mehr Nutzen aus den Informationen vom rechten Ohr gezogen als vom damals nicht operierten linken Ohr. Das Hören nur mit dem linken Ohr hat das Gehirn in der kurzen Zeit verlernt. Hätte man vielleicht wieder trainieren können, aber wozu?
Also mich stört der Hörverlust ohne HGs extrem und es gibt zig Situationen, wo HGs, oder in deinem Fall CI nicht tragbar sind:
In der Wanne, am Meer, Sauna, im Bett, geweckt werden...
An diesen Orten konnte ich bis vor 2 Jahren noch Gerätelos kommunizieren.

Wenn es in meinem Fall nur ein schleichender Prozess wäre, würde ich mich mit abfinden.
Es hängt aber (bei mir) scheinbar mit der Umstellung von "teilweise ohne HGs" auf "immer mit HGs" zusammen.
rabenschwinge
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#8

Beitrag von rabenschwinge »

Nope, das tut es nicht. Das geht sehr vielen so.

Das HG entbindet das Hirn GsD von seinem Hochleistungssport Verstehen zu müssen ohne Hilfe. Das geschieht mit Mundbild absehen und raten sie mal mit Rosenthal. Denn auf diese Weise kompensierst Du den Hörverlust.

Was zu massiver Erschöpfung und auch Überforderung führt.

Die hast Du am Ende eines langen Tages mit vielen An- und Herausforderungen zwar auch, aber nicht so extrem wie ohne Hörgeräte.
From Stoop
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#9

Beitrag von From Stoop »

Bei mir ist auch so , nehme ich die Geräte raus kommt mir alles sehr leise vor. Ich brauche zirka 10 Minuten ,dann hab ich mich dran gewöhnt . Aber wenn ich die Geräte nicht trage fehlt mir was. Ist schöner mit .
Dani!
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#10

Beitrag von Dani! »

thegrobi hat geschrieben: 12. Mär 2021, 11:57
Dani! hat geschrieben: 12. Mär 2021, 11:39Das Gehirn hat viel mehr Nutzen aus den Informationen vom rechten Ohr gezogen als vom damals nicht operierten linken Ohr. Das Hören nur mit dem linken Ohr hat das Gehirn in der kurzen Zeit verlernt. Hätte man vielleicht wieder trainieren können, aber wozu?
Also mich stört der Hörverlust ohne HGs extrem und es gibt zig Situationen, wo HGs, oder in deinem Fall CI nicht tragbar sind:
In der Wanne, am Meer, Sauna, im Bett, geweckt werden...
An diesen Orten konnte ich bis vor 2 Jahren noch Gerätelos kommunizieren.
Dieses Problem habe ich tatsächlich hinter mir. Es war schon eine Umstellung, in der Badewanne nun nichts mehr zu hören (geschweige denn zu verstehen). Aber das ist jetzt viel entspannter als zu der Zeit, wo ich noch ohne HG mit Müh und Not irgendwas zusammenreimen musste. Das bleibt mir komplett erspart - die Badewanne ist mittlerweile eine echte Oase der Entspannung geworden.
In der Sauna nichts zu hören ist im Prinzip dasselbe. Ich will da nicht bequatscht werden. Im Bett ist das auch genial: Ist die Technik mal ab, kann ich gar nicht angesprochen werden. Früher habe ich noch versucht, hochkonzentriert ohne HGs meine Frau noch zu verstehen. Diese Konzentration vorm Einschlafen bleibt mir jetzt komplett erspart.
Wenn man sich Mühe gibt, kann man das auch ohne komplett taub zu sein erreichen. Aber man will ja den anderen nicht zur Last fallen. Kostet aber gehörig Überwindung. Geweckt werden: Mit dem Vibrationskissen komme ich weitaus besser aus dem Tiefschlaf als mit dem Radio früher, obwohl mein Tieftonbereich bis unter 500Hz "nur" 35dB Verlust hatte. Ich brauche mir in der Nacht überhaupt keine Gedanken mehr zu machen, dass ich vielleicht das Radio überhören und damit verschlafen könnte.

rabenschwinge sagte es ja schon. Ohne die Geräte bist du viel konzentrierter und damit auch viel schneller erschöpft. Das fällt bloß nicht auf, wird aber mit Zunahme des Alters schlimmer. Mit Hörgeräte kann sich dein Kopf wichtigeren Dingen widmen. Der Verlust mag erschreckend erscheinen, de Facto ist es aber ein Gewinn. Man muss es akzeptieren.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Alex68
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#11

Beitrag von Alex68 »

Ich kann Deine Eindrücke da voll bestätigen. Trage erst seit 3 Monaten durchgehend Hörgeräte und wenn ich sie rausnehme habe ich auch den Eindruck, mein Hörvermögen hätte sich deutlich verschlechtert seit der Anpassung. Aber das kann ja in der kurzen Zeit nicht sein.

Ich denke es ist einfach schon die Umstellung vom Gehirn und ich muss mich nicht mehr so anstrengen um gut zu hören.
Wenn ich die Geräte einige Zeit. Ich mehr tragen würde, dann wäre wahrscheinlich der alte Zustand wieder da.

Aber der Mehrwert ist einfach gut und das sehe ich dann auch so, wie von Rabenschwinge beschrieben
HV 125hz 500hz. 1khz. 2khz. 3khz. 4khz. 6khz. 8khz.
R. 20. 15. 25. 20. 30. 40. 40. 80
L. 20. 20. 20. 20. 25. 35. 40. 50
HG seit Dez.20 aktuell Phonak P50
Günther48
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Re: Verstehen ohne Hörgeräte

#12

Beitrag von Günther48 »

Hallo

Mir geht es jetzt nach 2 Monaten der HG Tragen ganz genauso.

Nehme ich sie heraus kommt mir vor als hätte ich Watte in den Ohren und höre überhaupt nichts mehr.
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