ich schreibe hier meinen ersten Beitrag und hoffe vielleicht etwas Feedback von euch zu bekommen.
Ich bin 34 Jahre und bin gerade in der Findungsphase für meine ersten Hörgeräte.
Dazu ein bisschen Hintergrundstory:
Schon bei meiner Musterung (vor 16 Jahren, mein Gott wie die Zeit vergeht...) hat mir der Musterungsarzt gesagt, dass ich auf der linken Seite nicht so gut höre und damit zum Ohrenarzt gehen sollte. Wie es so ist, man ist jung und fühlt sich unbesiegbar, ich habe es natürlich nicht gemacht... Insgesamt ist mir die Schwerhörigkeit links auch nie wirklich extrem aufgefallen. Auffällig war es in den letzten 10 Jahren immer nur dann, wenn ich noch im Bett auf dem rechten Ohr liegend nicht mehr mitbekommen habe, dass meine Frau im Badezimmer nebenan das Radio laufen hat, während ich auf dem linken Ohre liegend mit dem rechten Ohr noch gut mitsingen könnte...

In meinem Referendariat zum Lehramt hatte ich dann (wohl Stress bedingt) einen kleinen Hörsturz, der aber sehr schnell wieder weg war. Ich war aber deswegen vor ca. 2 Jahren bei einem HNO Arzt, der dann auch nach dem Hörsturz auch einen Hörtest gemacht hat mit dem Ergebnis, dass er mir geraten hat für die linke Seite ein Hörgerät auszuprobieren. Die Hörfähigkeit ist wohl recht knapp unter den Anforderungen, die die Krankenkasse zahlen würde. Ich bin also mit meiner Verordnung zu einer großen Kette gegangen, bei der ich seit Jahren sehr zufriedener Kunde für meine Brille bin und habe dort einen Termin gemacht. Ich war sehr aufgeregt und froh das Thema anzugehen, denn in der Zeit zwischen Test beim HNO und Termin beim Akustiker lagen ca. 2 Wochen. In dieser Zeit habe ich viel mehr auf die Unterschiede zwischen den Ohren geachtet und mit wechselndem einseitigem Ohrenstöpsel ist mir aufgefallen, dass doch ein ordentlicher Unterschied zwischen den Seiten besteht was das Verständnis von Sprache oder TV-Ton angeht.
Ich bin also hoffnungsvoll zum ersten Termin gegangen, habe nach Erstgespräch, Einmessung usw. ein Hörgerät mitbekommen (Ich weiß nicht mehr welches Modell es war). Schon zwei Tage nach dem Termin bin ich wieder dort hin, weil ich es mit dem Gerät im Ohr kaum ausgehalten habe. Während ich auf der linken Seite besser gehört habe, war die rechte unversorgte Seite wie Taub mit einem enormen fast schmerzhaften Druck. SObald ich das HG aus dem Ohr raus genommen habe war der Druck und die "Taubheit" nach ca. 1 Minute komplett verschwunden. Nach dem einlegen des HGs war spätestens nach 10 Minuten der gleiche Zustand wieder erreicht. Ich habe es also 2 Tage porbiert, weil ich dachte das ist vielleicht nur eine Eingewöhnung, aber es war nicht auszuhalten. Zurück beim Akustiker wurde mir gesagt, dass wäre dann halt so und man könne dann bei einer Einseitigen Versorgung nichts machen, wenn ich das Gerät nicht vertrage dann wird keine Einstellung und kein anderes Gerät besser sein. Ich habe also im Glauben ein HG sei nichts für mich die weitere Suche aufgegeben.
Vor einigen Wochen (ca. 2 1/2 Jahre später) bin ich durch Zufall darauf gestoßen, dass ein alter Bekannter aus meiner Kindheit und Jugend mittlerweile Akustikermeister mit eigenem Geschäft ist. Da ich als Kunstlehrer in großen Kunsträumen in teilweiser rüseligen Atmosphäre mittlerweile immer mehr mitbekomme, dass ich öfter bei den Kindern nachfragen muss, ist der "Leidensdruck" mittlerweile etwas größer geworden als noch vor zwei Jahren. Nach meiner ersten Erfahrung mit Akustikern dachte ich, wäre es vielleicht einen Versuch wert meinen alten Bekannten anzurufen und seine Meinung zum Thema zu hören, vielleicht hat sich ja in den zwei Jahren etwas getan. Nach einem kurzen Telefonat, bei dem er mir gesagt hat sehr sicher zu sein mir helfen zu können, habe ich einen Termin gemacht. Bei der ersten Sitzung hat er mir sehr genau und geduldig erklärt woran diese "Abschattung" des nicht versorgten Ohres kommen könnte und hat mit einem anderen Verfahren (es heißt wohl natural fitting) gearbeitet und mir ein erstes Gerät angepasst. Er hat von Anfang an klar gemacht, dass es nicht bei diesem Gerät bleiben würde, sondern wir mindestens drei sehr verschiedene Modell testen würden um zu sehen was am besten für mich passt, da ich ja als Erstversorgung keine Ahnung habe, was möglich ist und was meine Vorlieben sind. Ich bin also mit einem Starkey Livio AI für eine Woche nach Hause geschickt worden und es war eine unglaubliche neue Erfahrung. Zwar war noch ab und zu ein minimaler Druck auf dem rechten Ohr, aber absolut nicht vergleichbar mit dem Erlebnis von vor zwei Jahren vergleichbar. Beim Musikhören hat sich bei gut bekannten Stücken eine komplett neue Räumlichkeit aufgebaut. Beim wechselnden muten/unmuten durch die App im laufenden Betrieb war es als wenn ich die Musik von Mono auf Stereo stellen würde, obwohl ich links ja durchaus noch in den unteren Frequenzen höre und auch in den höhreren nicht extrem schwergradige Minderungen habe. Insgesamt war mir der Sound vom HG im Alltag etwas zu "harsch" und auch eine andere Einstellung nach der ersten Woche konnte den Eindruck nicht komplett wegnehmen.
Ich habe dann ein Resound Linx Quattro 5 mitbekommen und siehe da, der Druck auf dem rechten Ohr war komplett verschwunden und nach der ersten Woche und einer Nacheinstellung auf die negativ aufgefallenen Dinge (meckern auf sehr hohem Niveau) habe ich an zwei Tagen so sehr vergessen, dass ich überhaupt ein HG trage, dass ich es mit ins Bett genommen habe und erst am Rascheln beim ablegen des Kopfes wieder darauf aufmerksam geworden bin. Ich hatte neben dem 5er in der zweiten Woche parallel auch noch ein 7er mit den selben Einstelungen mitbekommen um zu sehen, ob mir eine höhrere Stufe bei dem Gerät überhaupt etwas bringt: Nein außer etwas besserer Windgeräuschdämmung war für mich kein Vorteil erkennbar.
Trotzdem sollte und wollte ich natürlich noch den letzten Kandidaten testen um zu sehen, ob es insgesamt noch angenehmer und besser werden könnte. Ich habe also Anfang dieser Woche ein Widex Moment 220 mitbekommen und musste nach 2 Tagen feststellen, dass es mir aus mehreren Gründen nicht gefällt:
1. Der Sound ist für mich irgedendwie nicht so natürlich wie beim Resound, ich kann es aber nicht wirklich erklären. Es ist nicht harsch wie beim Starkey und auch nicht zu weich oder verwaschen, einfach irgednwie nicht so unauffällig wie beim Resound. Von der Sprachverständlichkeit ist es aber ähnlich wie beim Resound.
2. Da ich noch eine Brille trage und jetzt im Moment mit den Mundschutzmasken fasse ich öfter mal an das Ohr und sehr sehr häufig kommt es dann zu Rückkoppelungen, die echt nervig sind. Das war beim Resound überhaupt nicht der Fall. Auch in einigen Alltagssituation hatte ich selten sehr kurze Rückkoppelungen.
Insgesamt schade, denn der Streamsound (beim Telefonieren über Bluetooth oder beim Hörbuchhören) ist beim Widex meiner Meinung nach voller und schöner, aber die Nachteile überwiegen für mich.
Wie ihr schon herauslesen könnt, habe ich momentan schon einen Favoriten und fühle mich beim meinem Akustiker sehr gut aufgehoben!
Da mein Akustiker nach unserem Termin über Ostern in den wohlverdienten Urlaub gegangen ist, konnte ich leider das Widex nicht direkt wieder gegen das Resound oder noch einen anderen Kandidaten tauschen und habe die letzten Tage einfach damit verbracht ein bisschen im Netz zu suchen und insgesamt ein bisschen zu Grübeln. Und da der nächste Mögliche Termin mit meinem Akustiker Urlaubsbedingt noch etwas hin ist, möchte ich eine Frage hier schon mal stellen um einige Brocken aus meinem Hirn zu bekommen:
Ich habe beim testen der Geräte teilweise auch schon mitbekommen, dass noch einige hohe Frequenzen verstärkt wurden, die ich auf dem rechten Ohr auch nicht mehr gut hören kann. Mein Akustiker hat das linke Ohr an das rechte Ohr angepasst, was seiner Aussage nach die "Abschattung" auf dem nicht versorgten Ohr mit verhindern soll, und der Erfolg gibt ihm scheinbar recht! Allerdings habe ich wie auf der Verordnung ersichtlich auch auf dem rechten Ohr ja bei ab 6kHz schon einen Verlust. Ich hatte einmal kurz angesprochen, dass ich bei einer weiteren insgesamten Verbesserung sofort bereit wäre das zweite Gerät für die rechte Seite komplett selbst zu zahlen. Mein Akustiker sagte darauf, dass er der Meinung ist, eine Versorgung der rechten Seite zusätzlich macht keinen Sinn und eventuell das Eigenrauschen der HGs einen kleinen Nutzen wieder zunichte machen würde. Da er sich ja so selbst um zusätzliches Geld bringt, dass er nicht mit mir verdient war für mich klar, dass die Idee erst mal raus ist.
Als ich heute aber noch mal das Audiogramm angesehen habe und auch bei meiner Recherche gefunden habe, dass die höchste Stufe von Signia Geräten bis 12kHz verstärken können, bin ich doch noch einmal ins Grübeln geraten. Ich habe dann gesehen, dass es am iPhone die Möglichkeit gibt über eine App ein Audiogramm für beide Ohren mit Kopfhörern zu erstellen und die Filter im System für die Kopfhörer zu hinterlegen und auf alle Musik rüber legen zu lassen. Nun ist mir bewusst, dass so eine App eher ein Schätzeisen ist, aber das Ergebnis zeigt mir, dass mir auch auf dem rechten Ohr einiges entgeht. Die Musik klingt so noch einmal deutlich klarer und ich bekomme einige leise Details mit, die ich in mir sehr gut bekannten Liedern noch gar nicht so richtig mitbekommen habe.
Wäre es den Einschätzung von euch Experten in meinem Fall eventuell doch sinnvoll eine beidseitige Versorgung doch noch einmal auszuprobieren? Eventuell sogar mit den teuersten Signia Geräten, die ja scheinbar noch einmal höhere Frequenzen verstärken als andere Geräte? Das es eventuell keine komplett neue Welt mehr aufmacht ist mir bewusst, aber das Beste ist nun einmal der Tod des Guten...
Eine beidseitige Versorgung hätte auch den Vorteil, dass ich auch auf beide Seiten streamen könnte. mit einem HG ist es nervig das HG jedes Mal für die InEars herausnehmen zu müssen um Musik oder Hörbücher auf beiden Ohren hören zu können. Allerdings wäre das nur ein Nebeneffekt, vor allem geht es mir um ein bestmögliches Höhren, und da ich schon viel Geld für viel größeren Unsinn ausgegeben habe, wären die Kosten erst einmal kein Argument für mich ab einer gewissen qualitätiven Hörsteigerung.
Vielen Dank an Alle, die bis hier durchgehalten haben. Ich bin gespannt auf eure Meinungen und ich wünsche euch noch Gute Ostertage!
Stephan