Hörgeräte und Sport

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Siebter
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Hörgeräte und Sport

#1

Beitrag von Siebter »

Hallo!

Ich trage schon seit ein paar Jahrzehnten Hörgeräte und sollte eigentlich ein alter HG-Hase sein, beim Rumstöbern hier im Forum stelle ich aber fest, dass ich allenfalls ein HG-Mäuschen bin... :-) Ein ganz tolles Forum habt Ihr hier!

Demnächst steht mal wieder ein neues Gerät an und zum ersten Mal will ich mich vorab informieren und mir nicht einfach irgendein Gerät aufdrücken lassen. Ich habe dazu einen ganzen Sack voller Fragen und habe schon einige threads geplant, ganz zu Anfang will ich aber einen für mich sehr wichtigen Bereich klären → wie bringe ich mein Lauftraining und mein Hörgerät zusammen?

Mein derzeitiges HG (zuzahlungsfrei, Geers...) ist schon sechs oder sieben Jahre alt und verträgt mildes schwitzen, keinesfalls aber intensive Einheiten. Momentan laufe ich also tatsächlich ohne Hörgerät, was zwar durchaus reizvoll sein kann, aber letztlich eine arge Beschränkung und auch bisweilen nicht ganz ungefährlich (ich bin rechts taub, links sind noch 5% übrig). Außerdem gefällt mir die Vorstellung, den Musikplayer meiner Laufuhr via Bluetooth mit einem Hörgerät koppeln zu können. Laufen und dabei Musik hören, ein absoluter Traum für mich (auch nicht ganz ungefährlich, ich weiß...).

Wie macht Ihr das? Vor einigen Jahren hatte ich mich schon mal ein wenig umgeschaut und hatte den Eindruck, dass es durchaus Geräte speziell für den Sport gibt, das scheint aber mittlerweile nicht mehr der Fall zu sein. Reicht es tatsächlich aus, das Gerät nach dem Sport in ein Trockengerät zu tun, d.h. könnte ich mit jedem Gerät grundsätzlich sporteln oder gibt es doch Modelle, die „dichter“ sind als andere? Meine Ansprüche dahingehend sind recht hoch; wenn ich im Sommer einen Halbmarathon laufe, stehen meine Ohren gegen Ende ziemlich unter Wasser.

Gibt es Otoplastiken, die sich besonders für den Sport eignen?

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir ein paar grundsätzliche Tipps zum Thema auf den Weg geben könntet. :-)
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte und Sport

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

Alsooo, im Prinzip sind Geräte mit Schallschlauch robuster, da die Feuchtigkeit am oder im Ohr keinen Schaden anrichten kann. Es gibt auch spezielle Schläuche, bei denen kondensiertes Wasser im Schlauch nach außen diffundieren kann. Als Otoplastik würde ich Titan empfehlen: Wenn es mal heiß hergeht, leitet das Metall die Wärme sehr gut ab.
Batteriegeräte sind bei häufigem Schwitzen anfälliger als Geräte mit Akku, weil das Batteriefach ein Einfallstor für Feuchtigkeit sein kann.
Bei häufigem Schwitzen kann eine zusätzliche Trocknung nicht schaden. Es gibt Trockendosen mit Trockenkapseln (effektiv und billig), Trockengeräte mit Warmluft und UV (teurer aber schicker und bequemer). Für Akku-Geräte gibt es elektronische Trockenhauben, die man über das Ladegerät stülpt.
Normalerweise ist Feuchtigkeit aber nicht DAS Problem. Nach dem Tragen die Geräte mit einem trockenen Tuch abwischen, morgens vorm Einsetzen gucken, ob irgendwo was dran ist (Krümel, Ablagerungen...) und wegbürsten oder -pusten.
Die Geräte heute sind allgemein gesagt 10x widerstandsfähiger und zuverlässiger als vor 20 Jahren.
Siebter
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Re: Hörgeräte und Sport

#3

Beitrag von Siebter »

Danke für Deine Antwort, das bringt mich schon ein ganzes Stück weiter.
Ohrenklempner hat geschrieben: 11. Feb 2022, 07:44Alsooo, im Prinzip sind Geräte mit Schallschlauch robuster, da die Feuchtigkeit am oder im Ohr keinen Schaden anrichten kann.
Meinst Du damit ein HdO-Gerät im Gegensatz zu einem IdO-Gerät? In meinem Fall kommt ohnehin nur ein HdO infrage.
Ohrenklempner hat geschrieben: 11. Feb 2022, 07:44Es gibt auch spezielle Schläuche, bei denen kondensiertes Wasser im Schlauch nach außen diffundieren kann.
Ah stimmt, damit hatte ich auch schon mal vor langer Zeit zu tun, als ich Probleme mit Feuchtigkeit im Ohr hatte – ist inzwischen kein Thema mehr, aber trotzdem ein guter Tipp, beim Sport könnte das durchaus noch eine Rolle spielen.
Ohrenklempner hat geschrieben: 11. Feb 2022, 07:44Als Otoplastik würde ich Titan empfehlen: Wenn es mal heiß hergeht, leitet das Metall die Wärme sehr gut ab.
Titan als Material ist mir absolut neu, kann ich mir im Moment noch nicht so recht vorstellen, aber hinsichtlich des Temperaturmanagements erscheint mir das grundsätzlich sinnvoll.
Ohrenklempner hat geschrieben: 11. Feb 2022, 07:44Batteriegeräte sind bei häufigem Schwitzen anfälliger als Geräte mit Akku, weil das Batteriefach ein Einfallstor für Feuchtigkeit sein kann.
Okay, das scheint mir ein entscheidendes Prinzip zu sein, also ein Gerät mit möglichst geschlossenem Layout – mein Gerät akzeptiert z.B. Audioboots für den Anschluss eines Kopfhörerkabels, das gleiche gibt es auch für Bluetooth, d.h. ich müsste darauf achten, dass die BT-Funktion (und der Akku) von vornherein im Gerät verbaut ist und nichts extra aufgesteckt bzw. eingesetzt werden muss.
Ohrenklempner hat geschrieben: 11. Feb 2022, 07:44 Die Geräte heute sind allgemein gesagt 10x widerstandsfähiger und zuverlässiger als vor 20 Jahren.
Das hört sich gut an – wobei ich zugeben muss, dass ich keine Trockengeräte genutzt habe, ich glaube, das ist ein ganz entscheidender Faktor.

Vielen Dank Ohrenklempner, Deine Hinweise sind wirklich sehr erhellend!

Falls jemand noch weitere Tipps oder Erfahrungen hat, immer her damit. :-)
svenyeng
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Re: Hörgeräte und Sport

#4

Beitrag von svenyeng »

Hallo!
Meinst Du damit ein HdO-Gerät im Gegensatz zu einem IdO-Gerät? In meinem Fall kommt ohnehin nur ein HdO infrage.


Er meint ein HdO-Gerät mit Schallschlauch. Es gibt ja auch Hd0 mit Ex-Hörer. Letzteres wird heute eigentlich nur noch genommen.
Da sitzt dann der Hörer im Ohr in der Otoplastik.

Generell müssen Hörgeräte auch mit starkem Schwitzen auskommen.
Ich tanze regelmäßig und schwitze auch recht stark. Nur wie soll ich denn ohne HGs tanzen? Da höre ich die Musik ja nicht richtig.
Kann ja schlecht verlangen das die Musik so laut aufgedreht wird, das ich ohne HGs was höre.
Dann läuft der Rest vom Tanzkurz aber ganz schnell weg.
Mein Akustiker sagte auch mal ganz klar, das die HGs das abkönnen müssen.

Wie Ohrenklempner schon gesagt hat, die HGs in eine Trockenbox (ich empfehle eine elektrische) legen, wenn man stark geschwitzt hat.

Gruß
sven
fras12
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Re: Hörgeräte und Sport

#5

Beitrag von fras12 »

Ich habe meine Test-HGs (IdO) auch einmal zum Rennradfahren genutzt. Natürlich schwitze ich dabei viel. Fleecemütze drüber und die Windgeräusche waren gut reduziert.
Wenn meine neuen HG kommen, will ich sie nicht unbedingt dem Schweiß aussetzen, obwohl sie ziemlich geschlossen gebaut sind (Akku-Geräte).
Aber ich werde im Sommer in der Radgruppe zuerst mein alten HG eben mit Stirnband ausprobieren. Es wäre toll, wenn ich die anderen Sportler besser verstehe.
Starkey Livio EDGE AI 2400 ITC- R
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte und Sport

#6

Beitrag von Ohrenklempner »

Ein Stirnband ist eine sehr gute Maßnahme! 👍
wynton
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Re: Hörgeräte und Sport

#7

Beitrag von wynton »

Mir hat der beim Sport auftretende Schweiss ein HDO gehimmelt.
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cn3boj00
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Re: Hörgeräte und Sport

#8

Beitrag von cn3boj00 »

Es gibt hier noch ähnliche threads, z.B. HGs beim Radfahren, wo schon sehr viel geschrieben wurde: https://www.schwerhoerigenforum.de/phpb ... 12&t=12326
Letztlich sind die Empfehlungen immer gleich. Möglichst Akku-Geräte, immer gut reinigen und mit einer Drybox trocknen, Ein Stirnband tragen, dass Schweiß aufnimmt und auch für den Sitz gut ist. Und Otoplastiken aus Titan sind quasi unkaputtbar und nur noch unwesentlich teurer als normale, sehen nur nicht so schön aus. RIC Geräte (Lautsprecher steckt im Ohr in der Otoplastik) sind natürlich technisch überlegen, aber eben auch anfälliger, da kann es schon mal Probleme geben. Allerdings gibt es bei deinem Hörverlust auch nur wenige RIC-Geräte.
Viele Grüße
HV rechts 77% links 41%
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