Technikstufen - kann weniger mehr sein?

Ohrenklempner
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Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#1

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich möchte mal eure Meinung zum Thema Technikstufen-Vielfalt wissen.

Es ist bei jedem Hersteller so, dass die aktuellen Geräte in vier oder fünf Technikstufen, d.h. Ausstattungs- und Preisklassen, angeboten werden. Zusätzlich gibt es Basisgeräte und vielleicht noch das eine oder andere "gut-und-günstig"-Auslaufmodell für den preissensiblen Endkunden.

Beispiel:
Widex bietet die Technikstufen 40 (günstigste), 60, 100, 110, 220, 330 und 440 (teuerste) an.
Oticon hat das Como (günstigstes), Ruby 2, Ruby 1, More 3, 2 und 1 (teuerstes) im Sortiment.
Zusätzlich gibt es zahlreiche Bauformen: Großes Schlauchgerät, kleines Schlauchgerät, Exhörergerät mit Taster oder Wippe, Im-Ohr-Geräte, alle jeweils als Batterie- oder Akku-Modelle.

Da ich an der Front sitze und täglich Menschen berate, Hörgeräte anpasse und so weiter, weiß ich aus der Erfahrung, dass es eine Menge Zeit und Geduld (auf beiden Seiten des Beratungstischs!) erfordert, bis man am Ende die richtige Technikstufe/Preisklasse gefunden hat. Gerne probiert man dann doch noch einmal die Technikstufe drunter oder drüber, um am Ende das richtige Modell zu finden.

Jetzt hat Signia vor einiger Zeit die Active und Active Pro auf den Markt gebracht: Im-Ohr-Geräte von der Stange, in zwei Technikstufen als Einstiegs- und High-End-Gerät. Bei diesem Konzept habe ich geträumt, dass sich dieses auch auf andere Hörgeräte und andere Hersteller ausbreiten könnte. Das würde den Beratungsaufwand hinsichtlich der Ausstattungsvariante deutlich vereinfachen:
"Lieber Kunde, ich hab hier dieses Gerät, was die Kasse vollständig bezahlt. Wenn du was besseres haben möchtest, hab ich dieses Modell mit einer besseren Ausstattung für eine überschaubare Aufzahlung ODER als vollausgestattetes Spitzengerät, natürlich auch zum Spitzenpreis." ;)

Natürlich seh ich es für mich als Hörgeräteakustiker vorteilhaft: Weniger Auswahl bedeutet auch weniger Probezeit und weniger Aufwand. Gleichzeitig aber auch weniger Lernaufwand (bis ich mich bei einer Chipgeneration gut auskenne, ist die nächste Generation draußen), geringerer Aufwand in der Lagerverwaltung... was sich andersherum am Ende auch auf positiv auf den Hörgeräte-Verkaufspreis auswirkt.

Ich bin nun kein potenzieller Hörgerätekäufer, daher frag ich euch mal nach eurer Meinung dazu:
Lieber überschaubare Technikstufen und weniger Auswahl, oder lieber mehr Auswahl und ein breiter gefächertes Angebot?
Ohrbert
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#2

Beitrag von Ohrbert »

Mich erinnert das Hörgeräteangebot ein wenig an den Autokauf. Da gibt es die deutschen Hersteller mit endlosen Aufpreislisten und für den Laien undurchschaubaren Einschränkungen bei den Kombinationsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite stehen die Japaner/Koreaner/... die ein paar wenige Ausstattungsvarianten produzieren und das wars dann im Wesentlichen....

Ich glaube bei den Hörgeräten gibt es die Kunden bei denen der Preis eine wesentliche Rolle spielt und die Technikverliebten die alle Funktionen haben wollen.
Mir würden 2-3 Varianten (Basis, Mittelklasse mit altbewährten Zusatzfunktionen und Oberklasse mit dem neuen Schnickschnack) genügen. Mit jeder Generation verschieben sich die Features dann um eine Stufe.
Phonak P70
Michaela Ender
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#3

Beitrag von Michaela Ender »

Ich plädiere für ein Baukastensystem ein Modell und je nach dem was man haben will braucht zahlen will einzelne Upgrades dazubuchbar
:clap: Leute ich bin so 8-) das ich rolls Royce in den Ohrentrage :sm(4):
Michaela Ender
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#4

Beitrag von Michaela Ender »

Vorjahres Modelle entsprechend gekennzeichnet und mit einen möglichen Rabatt zu versehen
:clap: Leute ich bin so 8-) das ich rolls Royce in den Ohrentrage :sm(4):
Brittany
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#5

Beitrag von Brittany »

Hi Ohrenklempner,

Du sprichst mir 100%ig aus der Seele.-
Ich finde das völlig kontraproduktiv, da es zunächst einmal enorm viel Aufwand bedeutet, sich einen Überblick zu verschaffen. (Oder man kapituliert gleich und nimmt das, was der Zufall einem zuspielt.) Ich glaube nie im Leben daran, dass all das nötig und sinnvoll ist, sondern sehe das als reine Marketingstrategie; das gleiche Phänomen kann man ja in anderen Bereichen auch beobachten.
Dass ich selber meine Neuversorgung aufschiebe, hat nicht in erster Linie diesen Grund, aber der Marktwirrwarr trägt dazu bei, meine Unlust bedeutend zu steigern.

Nun ist dies Forum hier ja ausgesprochen technikorientiert. :-) Es gibt hier Threads, die haben für mich Kultcharakter, weil ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann, wovon hier geredet wird. Wenn jemand sehr technikbegeistert oder -interessiert ist, ist das vielleicht für ihn oder sie mit Lustgefühlen verbunden, sich durch Hunderte Varianten, Merkmale, Möglichkeiten und Stufen zu wühlen. Das ist dann wunderbar, und natürlich sind Hörgeräte Technik, und natürlich muss man sich damit auseinandersetzen.
Aber es gibt Leute, bei denen Technik und Elektronik nicht im Zentrum des Lebens stehen. (Ja, es gibt sie. Viele.) Ich z.B. beschäftige mich mit dergleichen immer nur in exakt dem Ausmaß, in dem es für meinen Bedarf absolut notwendig ist, um mich dann wieder den Dingen zuwenden zu können, die für mich Bedeutung haben und interessant und spannend sind.
Ich kann mir immerhin Inhalte aneignen oder weiß ggf., wie und wo ich mir Unterstützung holen kann. Ich glaube aber, dass viele, die Hörgeräte brauchen, im Grunde völlig verzweifelt und hilflos diesem ausdifferenzierten Angebot gegenüberstehen. Ich finde so einen overkill überhaupt nicht sinnvoll, und ich glaube auch, dass er eine gute Versorgung teilweise verhindert.

Brittany
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#6

Beitrag von Blümle »

Als Kundin würde ich mir wünschen, dass ich zunächst einmal gut darüber aufgeklärt würde, was welche Technik überhaupt soll und bewirkt. Dann würde ich gerne entscheiden, wofür ich wieviel Geld ich ausgeben will und kann.
Aber leider ist das Verfahren lief leider andersrum, nach Schilderung meines normalen Lebens („Anamnese“) bekomme ich bei zwei Akustikern zum Testen gleich die besten und teuersten Geräte ins Ohr gehängt. Als ich später dann bei Akustiker 3 mal ein billigeres Gerät testen darf, ist das natürlich enttäuschend.
Wichtig wäre mir die Wahl zu möglichst vielen Kanälen, - die würden was am „Fein“-Klang ausmachen, sagte man mir (und muss ich halt glauben).
Den meisten Schnickschnack der teuren Geräte „Sturz-Alarm“ und so brauch ich eh nicht.
Also am liebsten viele Kanäle und dann zuschalt- und zuzahlbar nur das, was ich wirklich an features brauche.
Und da zur tatsächlichen Entfaltung der High-End-Qualitäten Otoplastiken empfohlen werden, die aber aus Zeitspar- und Wohlfühlgründen sowohl von Akustikern wie auch von Kunden ohnehin nicht so gewünscht und verbreitet sind, ist die High-End-Qualitäts-Frage nach meinen eigenen gemachten Erfahrungen sowieso eher eine Marketing/Gewinnfrage.

Auf die Frage: „Lieber überschaubare Technikstufen und weniger Auswahl, oder lieber mehr Auswahl und ein breiter gefächertes Angebot?“ - kann ich mit meinen gemachten Erfahrungen nur antworten: Lieber erst mal ne offene und ehrliche Beratung und Aufklärung zu der ganzen Hörgeräte-Versorgung. Erst dann kann ich tatsächlich kompetent und mündig entscheiden, was ich will.
Allein schon, dass man so ein Forum braucht und sucht, dass der Blog von Alex und andere Internet-Angebote zur Aufklärung als hilfreich empfunden werden, sagt m.E. schon einiges zur Lage der „Aufgeklärtheit“ der Kunden des Handwerks/der Branche…
Ohrenklempner
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#7

Beitrag von Ohrenklempner »

Joa, hier geht's aber weniger um die Art und Weise, wie die Akustiker beraten, sondern ganz grundsätzlich um das Angebot der Hersteller.

Von der Idee her ist so ein Baukastensystem sicher nicht übel, das ist dann vergleichbar mit den Optionen beim Autokauf, die Ohrbert ins Gespräch gebracht hat. Ich seh's so, dass der Mehraufwand in der Beratung und der ganze Rattenschwanz mit Kalkulation, Ausprobe, Lizenzkauf, evtl. Nachrüstung usw. den vermeintlichen Preisvorteil am Ende verpuffen lässt. Es würde auch viele mögliche Nonsens-Kombinationen geben: 48 Kanäle im Gerät, aber keine Zusatzfunktionen. Die stärkste Impulsschall-, Windgeräusch-, Störgeräusch- und Rückkopplungsunterdrückung mit nur sechs Kanälen. Oder Frequenzbereich bis 12kHz und Frequenzkompression. Dann gibt's Funktionen, die einander bedingen: Zum Beispiel gibt's bei Signia ohne e2e wireless keine binaurale Signalverarbeitung, ohne binaurale Signalverarbeitung kein 360°-Sprachfokus.... dass muss man jedem Kunden erklären, warum das und das mit dabei sein muss und warum diese oder jene Featurekombination Mist wäre.
Sorry, da seh ich ein riesiges Monster aus Preislisten, Feature-Broschüren, Tabellen und Baumdiagrammen...
Da hab ich lieber meine vorgefertigte Ausstattungsvarianten: Das ist alles drin, das kostet es, fertig.
NRE
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#8

Beitrag von NRE »

Mir ist es in der Vergangenheit oftmals so ergangen. Nachdem ich mehrere Technikstufen getestet hatte, war ich mir zum Schluss nicht sicher, welche nun für mich die Beste war. Um dann nichts falsch zu machen, es ist ja eine Entscheidung für einen langen Zeitraum, habe ich dann ins volle gegriffen.
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#9

Beitrag von Blümle »

Was die Hersteller anbieten, müssen die Akustiker verkaufen. Dazu gibt es die „Beratung“, - oder habe ich das falsch verstanden?
Beratung könnte auch erfolgen, indem man statt der Hochglanzprospekte der Hersteller aufklärende und erklärende Materialien (gedruckt oder als Erklärvideos) anbietet. Aber schon gut, das scheint nicht gewollt zu sein, sonst gäbe es das sicher längst.

Und vermutlich drum läuft die ganze Entwicklung ja auch bereits in diese Richtung, - alles, was wie Beratung eben menschliche Zeit und Individualität braucht, ist schlichtweg zu aufwändig und zu teuer, - der Industrie und den Handwerkern aber auch. Grundlos stellt sich die Frage nach der Möglichkeit der Verringerung des Anpassaufwandes ja nicht, oder? Es ist eben ein Markt, - einer, in dem weiterhin und noch mehr Ertrag erwartet wird. Und es ist m.E. auch legitim, diesen weiter optimieren zu wollen.

Vielleicht gibt es ja auch noch zu viele verschiedene Hersteller? Auch durch weniger Hersteller würde sich das ganze sehr vereinfachen.
Wenn jede Marke eigene Shops hätte, wäre es für die dort drin arbeitenden Akustiker auch einfacher, die jeweiligen Modelle und Technikstufen jedes Mal bei der neuesten „Revolution“ wieder zu lernen. Das wäre eine noch weitere effizienzsteigernde Variante der „So ist es, so geht es, das kostet es“-Philosophie.

Ich tippe mal, am Ende der Entwicklung wirds auf das sich selbst einstellende HG mit Dome oder sonstigem Silikon-0815-Stöpsel rauslaufen, erhältlich in jedem Internetshop….
Und ob das dann wirklich sooo viel schlechter ist, als das jetzige System?
Dann ist es wirklich wie beim Autokauf, - kann schon sein, dass ich das für mich, meinen Lifestyle und Geldbeutel passende Auto gefunden habe, und falls nicht, ist es eigentlich auch egal, irgendwie komme ich schon damit von A nach B…😉
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#10

Beitrag von Blümle »

zu #8 - ja, klar, das sind schon sehr starke Argumente! Heute weit vorausdenken müssen, - damit das, was ich heute kaufe, auch in 6 Jahren noch halbwegs ok ist, muss ich heute ja ganz High-end- kaufen…. - und wenn dann noch mit schwerer Miene was gesagt wird, von wegen, es geht ja um die Gesundheit…. wer wollte da schon knausern, wenn er nicht muss….
Und dann ists halt auch schon so, dass die unter(st)en Technikstufen meist 2 noch immer als Komfort und Luxus eingestufte, mittlerweile eigentlich alltägliche Leistungen nicht bieten: Akku und Direktanbindung (ohne Zusatzmic - Clip - u.ä.) ans Handy/iphone…
Robert Wilhelm
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#11

Beitrag von Robert Wilhelm »

Aber Phonak bietet in Target schon Erklärvideos, mit denen die Wirkungsweise der verschiedenen Programme dargestellt werden.
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#12

Beitrag von Blümle »

Hm, - hätte ich wohl doch besser Phonak bei G…. kaufen sollen…. 😉 😂 👍🏼
Ohrbert
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#13

Beitrag von Ohrbert »

Ich oute mich mal als technikbegeistert und Hobbymusiker. Viele funktionen finde ich ruchaus cool und betrachte es auch als wesentlichen Mehrwert - zB die ganzen Connectivity-Featuers with BT Streaming oder Headset Funktion.

Die Schwierigkeit die ich habe ist, dass ich zwar die Funktionsbeschreibung in den Marketingprospekten verstehe, entscheidend ist aber doch wie das Ganze im Ohr und dann im Gehirn ankommt. Und das ist selbst beim mehrwöchigen Testen sehr schwer herauszufinden. Hat man sich nun an laute Nebengeräusche gewöhnt oder ist das das Feature xyz das in der Ausbaustufe "Premium" noch mal besser ist? Das empfindet doch jeder anders, abhängig vom Hörschaden und vom persänlichen Empfinden. Da profitieren wir wohl stark von der Erfahrung der Akustiker die mit unterschiedlichen Kunden zutun haben und deren Rückmeldungen dann zu einem Puzzle zusammenbauen um eine Empfehlung bei Problemen abzugeben. So gesehen sollte man vielleicht immer in der niedrigsten Stufe einsteigen und dann bei Problemen auf Empfehlung upgraden....
Phonak P70
Dani!
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#14

Beitrag von Dani! »

Zuerst dachte ich: Mir würde eine einzige Technikstufe vollkommen reichen, nämlich die, mit der ich glücklich bin. Das weiß der Hersteller aber nicht, welche Features das alles sein müssten.

Ok, dann eben das Modell von Michaela: Zusammeklickbare Features, jedes hat einen Preis, bei mehreren ausgewählten Features gibt es Rabatte, je mehr desto höher. Bei 2 Geräten dann 50% Rabatt für das Zweite. Für mich wäre das Ok, denn ich wälze bei sowas gerne Tabellen und dicke Handbücher, um MEIN optimales Gerät zu finden. Theoretisch wäre das ja kein Problem, weil sämtliche Features nur Software sind, die Hardware ist überall gleich. Und ja: nachträgliche Upgrades wären toll, wenn man feststellt, dass sich ein Feature doch positiv auswirken könnte (ich glaube Unitron macht das?).

Aber Blümles Beitrag ist hier nicht von der Hand zu weisen. Was beim Autokauf (teilweise) funktioniert, ist auf Hörgeräte nicht so ohne weiteres übertragbar. Bei Autos gibt es sehr viele Menschen, die sich oft und gerne damit herumschlagen und auseinandersetzen, welche tollen Features es da gibt. Bei Hörgeräten setzen sich wohl die meisten so gut wie nicht damit auseinander und nur während der Phase des anstehenden Kaufs.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Hersteller gar kein Interesse daran hat, dass der Kunde mit Minimalkonfiguration auskommt. Für ihn ist es das Optimum, wenn eine Handvoll stark nachgefragter Features in einer Handvoll verschiedenen Paketen verteilt sind, die der Kunde dann alle kauft, obwohl der Kunde nur einen kleinen Teil aus jedem Paket benötigt.
Das war bei den Aldi-PCs um die Jahrtausendwende auch so: Vollgestopft mit allen möglichen Features. In Kombination war das sehr günstig. Aber kaum ein Kunde hat das alles auch nur annähernd benötigt und damit letztendlich den PC viel zu teuer gekauft.

Am besten wäre es, wenn die Hersteller sich wenigstens auf denselben Namen ihrer Features einigen würden. Aber genau das wird nicht passieren. Sie wollen ja gerade nicht vergleichbar sein, sondern "ihr" System als das Non-plus-ultra darstellen. Dass der andere Hersteller mit denselben Kombination von Features günstiger ist, soll gar nicht auffallen.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Ohrenklempner
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#15

Beitrag von Ohrenklempner »

Wenn ich meine Profite maximieren wollte, mach ich meine Hörgeräte einfach teurer, biete nur einen Hersteller an, quatsche den Leuten nur den besten Shit auf und fertig. Ach Mist, gibt's ja schon... die Läden dieser Kollegen haben einen grünen Schriftzug über der Eingangstür. :D

Ich geb Blümle in einem Punkt Recht, und zwar dass der Beratungsaufwand bei drei Technikstufen geringer ist als bei sechs. Das heißt ja nicht, dass ich Beratung komplett wegrationalisieren will, sondern ich will Aufwand an einem Punkt sparen, der vielleicht überflüssig ist. Außerdem schlägt sich das gezwungendermaßen auf den Preis nieder. Für weniger Hörgeräte müssen die Hersteller weniger für Zulassung, Marketing, Herstellung und Vertrieb zahlen. Ich kann auch kundenfreundlicher kalkulieren, wenn die ausprobefreudigen Kunden kein dreiviertel Jahr sondern nur noch drei Monate in der Anpassung sind.

Stell dir vor, ich biete dir Technikstufe x für x-Tausend Euro an. Du kannst Technikstufe 0 zum Kassenpreis bekommen, Technikstufe 3 kostet 3000 Euro kaufen und Technikstufe 5 5000 Euro und so weiter.
Wenn's jetzt aber "nur" Technikstufe 0 für 0,- Euro, Stufe 2 für 1000 Euro gibt und Technikstufe 5 für 3000 Euro, wie wäre das?

Genau das möchte ich gerne wissen... bin ich der einzige, der es toll fände, wenn es weniger Technikstufen gäbe oder nicht?
svenyeng
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#16

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Das ist gar nicht so einfach.
Resound bietet beim Go z.B. 4 Technikstufen: 4, 5, 7, 9
Das finde ich ganz ok.

Grundsätzlich wäre es toll, wenn man upgraden könnte.
Man sagt ok, nehme ich erst mal die 5 und spare ein bisschen und nach 1 jahr kaufe ich das Upgrade auf 7.
Ich fürchte aber, das das unterm Strich eh teurer wird, als wenn man gleich die 9 nimmt.

Das Baukastensystem ist eine nette Idee, aber letztendlich sehr teuer.
Das bedeutet viel Beratungsaufwand, man muss da durchblicken, und unterm Strich nimmt man dann doch wieder das HighEnd HG.

Bei Autos wird ja die Ausstattung mit Paketen gemacht. Es gibt aber auch wiederum mehrere Modelle die entsprechende Ausstattung schon drin haben. Unter Strich kostet das Auto sehr viel mehr, wenn man verschiedene Pakete zusammen klickt.
Stell dir vor, ich biete dir Technikstufe x für x-Tausend Euro an. Du kannst Technikstufe 0 zum Kassenpreis bekommen, Technikstufe 3 kostet 3000 Euro kaufen und Technikstufe 5 5000 Euro und so weiter.
Wenn's jetzt aber "nur" Technikstufe 0 für 0,- Euro, Stufe 2 für 1000 Euro gibt und Technikstufe 5 für 3000 Euro, wie wäre das?
Klingt erstmal nicht so schlecht. Aber (jetzt kommt das aber), der Sprung von 2 nach 3 ist mit 2000 Euro mehr schon heftig.
Wenn es dazwischen noch ne Stufe gibt und die ggf. reicht, käme man günstiger dabei weg.

Nehmen wir mal das Resound One:
(Preis habe ich aus dem Internet ergoogelt)

GN ReSound ONE 9 - 2590,00 €
GN ReSound ONE 7 - 2'290,00 €
GN ReSound ONE 5 - 1890,00 €
GN ReSound ONE 4 - 1'490,00 €

Das sind Sprünge von 300 - 400 Euro zwischen den Technikstufen, was ich vollkommen OK finde.
Meiner Ansicht nach macht Resound es vollkommen richtig.
Hier https://cdn1-originals.webdamdb.com/13512_129381786?cache=1641226573&response-content-disposition=inline;filename=1902639%2520ReSound%2520Produktu%25CC%2588bersicht%252015.1%2520Rev.%2520B.pdf&response-content-type=application/pdf&Policy=eyJTdGF0ZW1lbnQiOlt7IlJlc291cmNlIjoiaHR0cCo6Ly9jZG4xLW9yaWdpbmFscy53ZWJkYW1kYi5jb20vMTM1MTJfMTI5MzgxNzg2P2NhY2hlPTE2NDEyMjY1NzMmcmVzcG9uc2UtY29udGVudC1kaXNwb3NpdGlvbj1pbmxpbmU7ZmlsZW5hbWU9MTkwMjYzOSUyNTIwUmVTb3VuZCUyNTIwUHJvZHVrdHUlMjVDQyUyNTg4YmVyc2ljaHQlMjUyMDE1LjElMjUyMFJldi4lMjUyMEIucGRmJnJlc3BvbnNlLWNvbnRlbnQtdHlwZT1hcHBsaWNhdGlvbi9wZGYiLCJDb25kaXRpb24iOnsiRGF0ZUxlc3NUaGFuIjp7IkFXUzpFcG9jaFRpbWUiOjIxNDc0MTQ0MDB9fX1dfQ__&Signature=UkaGGjcKVSjWrpPEmuyDr~FAr8vAQYG6dOvP0HSUwcA1QzHcs8aMnW0HYk9DfLVasmsZL2ATkorru5SQuPH7a4~WrbpzxFFXg8cYkRnTXzj07qnI8~ysC5kguzaA2qNi1uNebPK9cLcxWhcTIWCETKMnFPQf381EkE-B~9RjDDmxr-39G1i-tLaUyxsInkjBGuaInH5mefqyOh7n7ruuf1BuQxhTQ~8t5FANGYdNsJ-QBo1BFZ9nrPu4IdgEh3EhpF9SsCZDh4xSHI6EfO7esjlF6O722xlVDUZoTkJcwsYC--LxestyAuAsYD00SOMCkiSQaEvwH9aR0U~rcMh0RA__&Key-Pair-Id=APKAI2ASI2IOLRFF2RHA
findet man eine super Übersicht. In dem pdf ist auch eine Tabelle mit den Technikstufen. Da sieht man schnell wo die Unterschiede sind.

Was Widex da macht mit den vielen Technikstufen finde ich auch unsinnig. Das wird einfach zu unübersichtlich.

Gruß
sven
Carla
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#17

Beitrag von Carla »

Nachdem mein erster Beitrag weg ist: Ja, weniger kann mehr sein.
Oticon: OPN S1, 2 und 3. More 1, 2 und 3.
Signia X 1, 2, 3, 5 und 7.

Der Käufer wird nicht sicherer. Die Beratung zieht sich in die Länge. Am Ende weiss der Kunde nicht, ob er richtig gehandelt hat.

Es geht um zwei Seiten: Die Beratungsleistung vereinfachen und den Kunden mit einem guten Gefühl entlassen. Ich hab die Active Pro, die Active kamen für mich nicht in Frage. Zwei Stufen. Ich bin ein glücklicher Mensch.
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#18

Beitrag von Blümle »

@#16 - der Link funktioniert nicht
muggel
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#19

Beitrag von muggel »

Blümle hat geschrieben: 15. Mär 2022, 17:35 @#16 - der Link funktioniert nicht
Doch, aber du musst ihn markieren und dann manuell im Browser öffnen. Über Anklicken geht er nicht.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
Blümle
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#20

Beitrag von Blümle »

Danke, muggel! Hm, - bin dann wohl offenbar zu blöd dazu, ich bekomme das nicht markiert, da öffnet sich beim anklicken immer gleich einneues Fenster… Oder es liegt vielleicht daran, dass ich keinen Computer sondern nur so ein Ipad habe.
Aber eigentlich ists ja auch egal… 😉
ulleJ
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#21

Beitrag von ulleJ »

Also ich wäre für Vereinfachung, sprich weniger Technikstufen, was die rein akustische Seite angeht. Drei Stufen reichen mir da vollkommen aus.
Das Problem ist aber ja, dass es bei den Modellen immer um akustische Leistungsfähigkeit, also Kanäle und Programmiermöglichkeiten, einerseits geht, und gleichzeitig um das Features, also im Wesentlichen Konnektivität. Ich fände es schön, wenn das getrennt wäre, man also zwischen drei akustischen Technikstufen auswählen könnte, und erst dann verschiedene Ausstattungsvarianten bezüglich Konnektivität auswählt.
Ich könnte mir vorstellen, dass vielen, gerade alten Leuten ein guter Teil der Konnektivitätsfeatures ziemlich wumpe ist, sie aber trotzdem von einer besseren akustischen Variante profitieren würden.
fras12
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#22

Beitrag von fras12 »

Blümle hat geschrieben: 15. Mär 2022, 18:19 Danke, muggel! Hm, - bin dann wohl offenbar zu blöd dazu, ich bekomme das nicht markiert, da öffnet sich beim anklicken immer gleich einneues Fenster… Oder es liegt vielleicht daran, dass ich keinen Computer sondern nur so ein Ipad habe.
Aber eigentlich ists ja auch egal… 😉
Nein, bist du nicht.

Ich kann das PDF mit dem 27km langen Link in meinem Lieblingsbrowser OPERA auch nicht öffnen.
Starkey Livio EDGE AI 2400 ITC- R
fras12
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#23

Beitrag von fras12 »

Carla hat geschrieben: 15. Mär 2022, 17:26 ...
Es geht um zwei Seiten: Die Beratungsleistung vereinfachen und den Kunden mit einem guten Gefühl entlassen. ...
Für mich ist das ein Widerspruch, das kann nur bei wenigen, zB. sicher wirklich Älteren funktionieren...

Ich habe Widex Moment 330, Starkey Livio 2400, dann Signia 7 AX und wieder Livio Edge AI 2400 ITC - R probiert.
Das hat jetzt ein halbes Jahr gedauert. Weniger Tests, einen direkteren Weg kann ich mir nicht vorstellen.

Woher soll die Akustikerin wissen, was ich für mich favorisiere?

LG, Frank
Starkey Livio EDGE AI 2400 ITC- R
Dani!
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#24

Beitrag von Dani! »

Sven hat die Link-Adresse und den Link-Namen vertauscht. Anbei ein Link zum klicken:

Resound Übersicht
Dominik
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L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Crackliner
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Re: Technikstufen - kann weniger mehr sein?

#25

Beitrag von Crackliner »

Meine Geräte haben rund 5000,00 € gekostet. Da darf der Akustiker mich gerne viele Stunden beraten.
Nur fantasielose flüchten in die Realität.
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