Geschlossene versus offene Versorgung

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tyleke
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Geschlossene versus offene Versorgung

#1

Beitrag von tyleke »

Hallo in die Runde,

ich bin noch in der Testphase meiner ersten Hörgeräte-Versorgung. Anfangs hatte ich die Signia Silks ausprobiert, nach drei Tage zu den Signia Stylettos gewechselt (Demo Gerät ix 5), die ich jetzt seit zwei Wochen trage. Gewechselt habe ich , weil Silks unglaublich in den Ohren gejuckt haben und ich im Forum hier gelesen habe, dass man für den Preis der ITCs unglaublich viel Technik mehr bekommt bei HdOs. Die HdOs klangen auch wirklich viel besser und die RICs haben mich eigentlich nicht gestört.

Zwischeninfo: Ich habe einen Hochtonbfall, die tiefen Töne sind laut Audiogramm ok.

Bisher bin ich eigentlich gut klar gekommen, ich hatte sogar Situationen im Alltag, wo ich die Sprache glasklar rausgehört habe. Dann Samstag war ich mit einer Freundin in einem großen Hotel zum Afternoon Tee. Wir saßen auf der Empore im ersten Stock, unten in der Lobby waren auch viele Tische (ca. 30). Die Freundin ist zierlich, ihre Stimme eher auch. Dann fing um 16:00 Uhr die live Piano-Begleitung an und ich musste die HGs rausnehmen. Halliger Raum, Klaviermusik, Stimmengewirr und mein leise sprechendes Gegenüber - für mich alles gleich laut, obwohl ich in der App "Hallige Umgebung" versucht habe. Das war unerträglich. Ohne HGs habe ich zwar öfters nachfragen müssen, aber diese Klangexplosion im Kopf war weg.

Jetzt hatte ich heute meinen Kontrolltermin bei der Hörakustikerin und sie hat mir erzählt, dass kein HdO dieser Situation gewachsen gewesen wäre. Weil das vordere und hintere Mikro gleichzeitig Störgeräusche empfangen und diese dann nicht durch die Technik rausgefiltert werden würden. Das ging nur mit maßanfgertigten ICCs, sie war da vor 10 Tagen auf einer Fortbildung von Philips, nur mit ICCs ganz dicht am Trommelfell würde man ein natürliches Hörgefühl bekommen, weil dann die eigene Ohrmuschel wieder als Ortungshilfe funktioniert. Und man würde nicht so offen wie möglich versorgen sondern so geschlossen wie möglich, damit die Störgeräusche sich nicht am Hörgerät vorbei ans Trommelfell schummeln.

Stimmt das?

Danke schon einmal für Euren Input!!!
Sesch
Beiträge: 51
Registriert: 19. Feb 2025, 09:44

Re: Geschlossene versus offene Versorgung

#2

Beitrag von Sesch »

Hallo,
meine Testphase ist ganz frisch abgeschlossen. Daher kann ich das ein Stückweit nachvollziehen was du dort erlebt hast. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, das hallige Räume eine Herausforderung sind. Das stimmt zu 100% :crazy: Doch das ich meine Geräte rausnehmen musste war nicht einmal der Fall. Ich trage RIC Geräte von Phonak.

Wenn ich das richtig interpretiere bist du seit ein paar Wochen in der Testphase, richtig? Da ist natürlich alles noch neu. Die Höreindrücke müssen erst mal wieder richtig "verarbeitet" werden. Dein Gehirn lernt durch die verstärkten Frequenzen erst wieder mit Tönen umzugehen, die es lange Zeit nicht wahrgenommen hat. In deinem Fall könnte ich mir gut vorstellen das es sich noch in der "Lernphase" befindet um "wichtige" und "unwichtige" Geräusche voneinander zu trennen. Das kann u.U. ein paar Monate dauern.

Anfangs hatte ich ähnliche Probleme. Doch das hat sich alles gelegt. Letzte Woche war ich noch in einer Gaststätte. Dort waren auch viele Leute, und es herrscht dort eigentlich eine Katastrophale Akustik. Selbst normalhörende kommen dort regelmäßig an ihre Grenzen. Doch trotzdem konnte ich mich dort noch angemessen "gut" unterhalten. Allerdings gibt es auch da Unterschiede. Eine Freundin mit kräftiger Stimme kann ich natürlich besser verstehen als eine, die eine eher "dezente" stimme hat. Doch am Ende habe ich mich mit beiden unterhalten können. Das wäre zum Anfang meiner Testphase sicher nicht gegangen.

Möglicherweise kann deine Akustikerin noch das ein oder andere an deinem Gerät einstellen, um die Eingewöhnung einfacher zu gestalten. Mein Aku ist da mit mir sehr behutsam umgegangen. Bei jedem Termin immer ein bisschen "mehr". Und parallel hatte ich anfangs ein Hörtraining gemacht. Hierbei hab ich unterstützend gelernt Sprache aus einem Störgeräusch zu filtern.

Viel Erfolg bei deiner "Reise" :)

PS: Ich habe Otoplastiken mit einem "größeren" Lüftungsloch. Also eine nicht ganz geschlossenen Versorgung ;)
:sm(16):

R: 125Hz-30, 250Hz-30, 500Hz-20, 1kHz-35, 2kHz-30, 3kHz-50, 4kHz-50, 8kHz-60
L: 125Hz-20, 250Hz-20, 500Hz-25, 1kHz-40, 2kHz-50, 3kHz-45, 4kHz-65, 8kHz-70
misterref
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Registriert: 11. Sep 2023, 20:21
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Re: Geschlossene versus offene Versorgung

#3

Beitrag von misterref »

Ich würde eventuell noch andere Marken testen als Siginia. Mit diesen Geräten kam ich überhaupt nicht klar, besonders wenn es hallig wurde. Da half nur noch ein starkes Richtmikrofon, was dazu führte, dass ich den ganzen Abend wie in einer Röhre gefangen war und links und rechts kaum noch etwas mitbekam. Vielleicht hätte man es besser einstellen können, aber nach diesem Abend hatte ich genug von diesen Geräten. Für mich waren sie die "schlechtesten" Geräte.

Wenn du oft in einer lauten Umgebung bist und es lieber leiser und entspannter haben möchtest, sind die Starkeys wohl genau richtig. Wer es natürlicher mag, kommt wohl mit Oticon besser zurecht. Man muss selbst testen, was einem besser passt.

Ich persönlich mag die geschlossene Versorgung überhaupt nicht. Ich brauche einen Lüftungskanal, sonst ist es mir unangenehm. Ich habe ständig Druck in den Ohren und höre jede Kaubewegung. Das ist aber sicher auch Gewöhnungssache.
Oticon Intent 2

125 -250 -500 -750 - 1k -1.5k -2k -3k -4x - 6x - 8k
L 45 - 60 - 70 - 75 - 75 - 75 - 70 - 60 - 75 - 65 - 70
R 40 - 60 - 70 - 70 - 70 - 75 - 65 - 60 - 65 - 70 - 70
Ohrenklempner
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Re: Geschlossene versus offene Versorgung

#4

Beitrag von Ohrenklempner »

tyleke hat geschrieben: 14. Apr 2025, 20:08 Jetzt hatte ich heute meinen Kontrolltermin bei der Hörakustikerin und sie hat mir erzählt, dass kein HdO dieser Situation gewachsen gewesen wäre. Weil das vordere und hintere Mikro gleichzeitig Störgeräusche empfangen und diese dann nicht durch die Technik rausgefiltert werden würden.
Also das stelle ich sehr stark in Zweifel.
Zwei Mikrofone empfangen den Schall nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt. Durch den Zeitversatz kann Sprache gezielt fokussiert und Störlärm gedämpft werden. Und selbst wenn der Schall gleichzeitig an beiden Mikros ankommt, was der Fall ist bei Signalen exakt im 90°-Winkel von der Seite, "weiß" das Hörgerät, woher es kommt und kann entsprechend reagieren.
Der Audiologie-Außendienst von Signia hat mir mal eine Entwickler-App demonstriert, die mit den Hörgeräten (Pure IX) verbunden war. Auf dem App-Bildschirm konnte man aus der Perspektive der Hörgeräte genau sehen, aus welcher Richtung Sprache und aus welcher Richtung Störlärm erkannt wurde. Ziemlich beeindruckend.

Das ist eine ziemlich unlogische Aussage deiner Akustikerin. Demnach wären Hörgeräte mit Doppelmikrofon ja kompletter Quatsch.
Ein IIC mit nur einem Mikrofon kann da gar nichts machen und Fokussierung ist nur durch die natürliche Ohrmuschelfunktion möglich.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten – Grüßli an die Schwiz! :wave: – fragen Sie Ihren Hörakustiker (m/w/d)!
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