Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

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bona
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Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#1

Beitrag von bona »

Hallo,

mein Sohn (5 1/2) hört seit einer Meningitis im Alter von 1,5 Jahren auf dem rechten Ohr so gut wie nichts mehr. (Diagnose: Hörnerv durchtrennt)
Glücklicherweise bedeutete das keinerlei Beeinträchtigung seiner sprachlichen oder sonstigen Entwicklung. Seit einem knappen Jahr hat er nun ein Cross-Hörgerät, nachdem er zuerst ein normales rechts hatte, das er aber nie akzeptierte (wahrscheinlich, weil es sowieso nichts geholfen hätte).
Das Cross-Gerät trägt er regelmäßig.
Nun zu meiner Frage: er kommt im Herbst in die Schule und deshalb mache ich mir einige Gedanken:
1. die Verbindungsschnur im Nacken: könnte er sich z.B. im Sportunterricht dadurch verletzen?
2. die Größe der Hörgeräte: er hatte vorher normale Ohrstellung, inzwischen sind seine Ohren schon abstehend, weil die Geräte eben so groß sind. Kann man da nichts dagegen machen?
3. zahlt die Kasse (AOK Bayern) in unserem Fall nicht kleinere Geräte oder ein Gerät ohne Kabel im Nacken?

Viele Grüße

Andrea
ela schiller
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#2

Beitrag von ela schiller »

Auch mein Sohn ist einseitig schwerhörig. Er ist allerdings schon über 18, aber in den Schulen habe ich so einiges Unverständnis angetroffen.
Leider bleibt das eine Ohr wirklich abstehend, aber dann passt das HdO-Gerät wenigstens dahinter. Im Ernst, meine Mutter kann jetzt im Alte keine HdO-Geräte trgen, weil es sie schmerzt.
Die Krankenkasse kann eigentlich immer durch die Gutachten der Profs an der Uni(bei uns Würzburg) von der Notwendigkeit der neuesten Geräte überzeugt werden.
Vielleicht wollen Sie wegen meiner Schulerfahrungen per Mail Kontakt aufnehmen?
Viele Grüße, Ela Schiller
Inga
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#3

Beitrag von Inga »

Mhh....als erstes kommt es immer frauf an, wie stark der HV ist. Wenn der relativ stark ist, muss man mit größeren HGs rechnen, weil dieses HG eben einen recht großen Verstärker benötigt und zudem auch den nötigen Abstand zu Hörer und Mikro benötigt, damit die inter Rückkopplung nicht auftritt.
Aber wenn es nur eine einseitige Mittelgradige SH ist, dann würden auch schmalere und schlankere HGs sich eigenen!
Welches HG trägt der kleine denn?

zum Sportunterricht.... ich denke mal nicht dass er sich damit verletzten kann, eher würde das HG geschädigt werden. Aber auch das ist selten, es sei denn man wirft sich auf das Hörgerät drauf und tritt es platt...kommt immer wieder vor!
Einziger nachteil am Cros-Gerät mit Kabel ist, dass die Kabels durch das ständige Bewegen oft einen Kabelbruch erleiden, doch dieser wird auch weiterhin von der KK gezahlt!

ich würde mir da nicht zu sehr den Kopf drum zerbrechen! Ich denke mal der Junge weiß sich zu wehren, wenn ihn jemand an die Ohren will!

Und was die Schule betriffgt....kommt er auf einen normale Schule oder ne Schule für Hörgeschädigte?
Wenn das ne Schule für normalhörende ist, kommt bestimmt vor, dass man auf Unverständnis stoßen wird. In einer Schule für Hörgeschädigte eher weniger.....da alle Eltern und Kinder gleichermaßen betroffen sind wie du und dein Kind!

Inga P.
Hörgeräteakustikerin mit angeborener Schwerhörigkeit (rechts hochgradig & links resthörig)
StevieRed
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#4

Beitrag von StevieRed »

Hallo, Bona,

es gibt mehrere Probleme. - Zunächst ist da das störende CROS-Kabel am Hinterkopf. Du hast recht, dass das im Sportunterricht und beim Toben sogar gefährlich werden kann. Die Frage ist nur, wo man es unterbringt. Trägt er eine Brille, ließe sich eine sog. "CROS-Brille" mit integriertem Kabel herstellen, die allerdings sehr grazil ist und schnell kaputt gehen kann. - Es gibt technische Ansätze im Bereich "Funk-CROS". Die Entwicklung bleibt abzuwarten, aber das könnte etwas für ihn sein. Das nächste Problem sind die abstehenden Ohren. In aller Regel müssen HdO-Gehäuse für CROS verwendet werden; es hat aber schon IdO-CROS in Conchaform gegeben (überdeckt die ganze Concha), was sich aber nicht durchgesetzt hat. Vielleicht sind besonders schmale HdO-Gehäuse mit 312er-Batterie schon eine Verbesserung für ihn. Ist sein hörendes Ohr absolut normalhörend (Indikation für "reines" CROS, nicht "Bi-CROS"), müsste er schon offen versorgt werden, d. h. mit größtmöglicher Belüftung des Gehörganges. So etwas geht nur mit HdO-Geräten mit offener Otoplastik oder allenfalls noch mit offenen Concha-CROS-Spezialgeräten, die aber heute Mangelware sind. (Ein einziger IdO-Gerätehersteller hat sich vor x Jahren an diese Materie herangewagt, und danach hat sich nichts mehr getan.) - Du merkst, es ist überaus schwierig. Am besten lässt Du Dich von Deinem Akustiker über die genannten Möglichkeiten beraten. Ihr könnt dort direkt auch HdO-Attrappen (ohne Otoplastik) auf ihren Tragekomfort hinter dem Ohr überprüfen.

Gruß Stevie Red
Hörakustiker
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#5

Beitrag von Hörakustiker »

Es gibt in ca. 4 Wochen ein Funkcrossystem (HdO) von Interton / Bergisch Gladbach! Das ist dann einzige System auf dem deutschen Markt.

Viele Grüße
Hörakustiker
Momo
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#6

Beitrag von Momo »

Erstellt von Hörakustiker
Es gibt in ca. 4 Wochen ein Funkcrossystem (HdO) von Interton / Bergisch Gladbach! Das ist dann einzige System auf dem deutschen Markt.

Viele Grüße
Hörakustiker
Das hat mein HNO mir auch erzählt, allerdings wusste er nicht wann es kommt- ursprünglich sollte es Anfang des Jahres schon so weit sein.....
Wie ist das eigentlich- kann man eine cross versorgung machen und gleichzeitig an dem Ohr noch verstärken mit HG oder muss man sich entscheiden????
LG MOMO
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Nina M.
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#7

Beitrag von Nina M. »

Hallo Momo!

Es gibt eine CROS und dann eine sogenannte Bi-CROS Versorgung.

Beim Cros wird nur der Schall vom tauben Ohr auf das andere umgeleitet.
Beim Bi-Cros wird einmal umgeleitet und gleichzeitig auf dem noch hörenden Ohr mit einem Hörgerät verstärkt. Wenn dein Sohn also auf einem Ohr nichts hört und auf dem anderen mittelgradig Schwerhörig ist wird er vermutlich ein Bi-Cros erhalten.

Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Momo
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#8

Beitrag von Momo »

Liebe Nina
so meinte ich das nicht- das das andere Ohr versorgt bleibt- also das bessere ist klar... Mein Doc ist jedoch der Meinung, dass auch ein vermeintlich taubes oder wie er sagt resthöriges Ohr versorgt werden sollte, um eben einfach zu stimulieren, weil man ja nie weiss was mal möglich ist und was mit dem anderen Ohr passiert und und und...(ich hab ihn schon drauf angesprochen warum alle anderen Kinder hier im Forum mit einseitiger Taubheit nicht versorgt werden- meines Wissens jedenfalls- und er meinte dass die ältern HNO Ärzte das nicht machen, die jüngeren Pädaudiologen aber der Ansicht sind man sollte probieren ob man nicht noch was rausbekommt aus dem Ohr (nicht wortwörtlich so...)).
Ich stelle aber immer wieder fest, dass mein Sohn von der schlechten Seite einfach nicht ansprechbar ist und vieles bzw. alles was von der Seite kommt nicht mitbekommt und deshalb war eine Crossversorgung im Gespräch, aber ich möchte auch auf der schlechten Seite nicht auf das HG verzichten, denn man weiss ja nie... Jetzt also die Frage: Kann ich das RESTHÖRIGE Ohr Crossversorgen und das GLEICHE OHR auch mit einem HG versorgen was zusätzlich eben auf dieser SCHLECHTEN Seite verstärkt?
Liebe Grüsse und danke von MOMO
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Nina M.
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#9

Beitrag von Nina M. »

Hi Momo,

also CROS und gleichzeitig mit HG (auf dem Resthörigen Ohr) geht meines Wissens nicht...

Zudem ist es eben umstritten ob es etwas bringt ein resthöriges Ohr HG zu versorgen wenn das andere Ohr soviel besser ist. Das Gehirn wird sich so oder so immer auf das bessere Ohr konzentrieren, weil da das Verstehen eben einfach viel leichter ist.

Ein Freund von mir trägt von klein auf eine CROS Versorgung (das eine Ohr ist an Taubheit grenz. SHig, das andere mittelgradig SHig) und kommt damit prima klar, auch im Beruf etc.

Ich selber bin da auch skeptisch was es bringen soll das resthörige Ohr noch zu versorgen, wenn das andere soviel besser ist... Klar, der Hörnerv soll arbeiten und, und, und... aber sollte es jemals dazu kommen dass dein Sohn z.B. ein CI braucht würde man ohnehin das Ohr nehmen das lange Zeit besser war z.B.

Außerdem können die lauten Power HGs evtl. auch Tinnitus erzeugen... und im übrigen denke ich wird der Schall wahrscheinlich eh vom guten Ohr mitgehört wenn das HG so laut eingestellt ist...

(Etwas wirr geschrieben jetzt, hoffe man kanns verstehen...)

Lieben Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Momo
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Re: Welches Hörgerät für einseitige Schwerhörigkeit?

#10

Beitrag von Momo »

Hallo Nina
das ist ja eben das schwierige, dass das mit der HG Versorgung umstritten ist.... Aber was ist wenn mit dem guten Ohr etwas passiert was dort eine CI versorgung unmöglich macht??? Wäre es dann nicht fatal, wenn das andere nie stimuliert worden wäre- zumal man ihn ja NOCH nicht genau fragen kann ob wirklich GAR NICHTS ankommt mit HG? Warum sollte es Tinitus auf dem resthörigen Ohr erzeugen können oder meinst du auf dem guten Ohr??? Aber soooo laut, dass es zu laut für das andere Ohr ist wird es schon nicht sein-denke ich- auch wenn es auf eine sog. Überhörkurve eingestellt ist (sagen jedenfalls die in der Audiometrie). Naja und zu laut für ein Ohr, dass bei der Bera auch bei 1oo dB keine Reaktion zeigt ist es sicher nicht.... Und auf meine Frage ob es auch zu laut sein könnte habe ich immer ein klares NEIN als Antwort bekommen (wobei man den Aussagen ja leider auch nicht immer Glauben schenken darf...-siehe unsere HG Versorgung auf der guten Seite- das Ohr war ja angeblich ok!!!).
Ich glaube auch dass man wie dein Bekannter gut zurechtkommen kann, aber vielleicht gibt es eben doch bessere Möglichkeiten und die versucht man als normalhörende Eltern rauszufinden- ich finde es nämlich nicht so prickelnd nur einseitig zu hören (und mit zugehaltenem Ohr höre ich auf der Seite sicher noch mehr als mein Sohn auf seinem resthörigen Ohr und mein anderes Ohr ist ja gesund!!!). Es ist echt schwierig als Laie so zu entscheiden wie es für die Kinder am besten ist und man ist ja auch auf die Aussagen und Erfahrungen der Ärzte angewiesen und hier werden einseitig resthörige Kinder eben mit HGs versorgt und es gibt eben dafür wie auch für die andere Seite sicher gute Argumente- nur wie soll ich da entscheiden ohne Fachwissen????
Verwirrte Grüsse
Momo
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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