Störschall

Xaver
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Re: Störschall

#26

Beitrag von Xaver »

Hallo
Ich habe das Problem mit dem Störschall recht gut gelöst.
Es hat sicherlich diverse Faktioren.
1. Die Ohrpasstücke. Diese sollten gut abdichten. Bei mir ist es so wenn ich die Hörgeräte drin habe und die ausgeschaltet sind, höre ich praktisch nichts mehr. Das bedeutet eine Otoplastik mit möglichst kleinen Bohrungen.
2. Kommt auf die Hörgeräte an einige haben recht gute Filter.

Ich selber habe diverse Programme beim einen Programm ist es auch so das ich den Motor nicht mehr hören kann, dafür sind die Stimmen sehr deutlich. Der Nachteil ist dass ich nur das in meiner nähe gut hören kann. Alles was entfernt ist wird weggefiltert.
Aber man kann wenn man nicht gerade Tief in ein Gespräch ist das Standardprogramm nehmen, dann bekommt man alles mit.
Ich selber brauche zu 80 % das Standardprogramm und nur 20 % die Spezialprogramme. Aber dort wo ich sie brauche bin ich froh drum.
Seit dem 16.Lebensjahr leichte bis mitelgradige Schwerhörigkeit.
20 25 35 40 35 35 30 25
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AkustikerMeister
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Re: Störschall

#27

Beitrag von AkustikerMeister »

Hallo zusammen

Es ist immer sehr schwierig bzw. unmöglich Pauschalaussagen betreffend Hörgeräte zu treffen.
Jeder Mensch und jeder Hörverlust ist unterschiedlich. Dementsprechend lassen sich Hörgeräteerfahrungen sehr schlecht von einer Person auf die andere übertragen.

Dies ist auch der Grund, weshalb beispielsweise unser Betrieb alle gängigen Hörgerätehersteller führt und sich nicht auf 1 bis 2 Marken begrenzt, obwohl der Aufwand für uns viel geringer wäre.

Der eine ist beispielsweise von den Phonakhörgeräten begeistert und rät seinem bekannten, er solle unbedingt ein Phonakhörgerät kaufen. Er habe andere Hersteller ausprobiert und diese seien Alle qualitativ schlechter. Ein anderer Kunde empfiehlt seinem Bekannten, er solle jedes Hörgerät testen nur kein Phonak. Diese seien vom Klang her einfach unerträglich.

Unterem Strich sollte jeder seine Erfahrungen selber machen und die Möglichkeit auf jeden Fall nutzen und verschiedenen Hörgeräte testen. Somit kann Jeder das richtige Gerät für sich persönlich finden.

Betreffend deinem Problem:
Eine Otoplastik bzw. eine etwas geschlossenere Otoplastik könnte helfen.
Allerdings spielen auch hier wieder viele persönliche Details eine wichtige Rolle.

Bist du zBsp. normalhörend im Bereich unter 1 kHz (was relativ häufig vorkommt), dann kann man Dein Ohr nicht einfach ohne Weiteres verschliessen.

Die Zusatzbohrung wirkt in beide Richtungen:
Wie viele hier beschrieben haben, ist der Direktschall somit begrenzt. Das heisst:
Auf dem natürlichen Weg kommt weniger Schall in dein Ohr und somit funktionieren die lärmunterdrückenden Massnahmen um ein vielfaches besser.

Allerdings kann dann dein eigener Körperschall auch nur noch begrenzt abfliessen.
Somit kann es sein, dass Du deine eigenen Stimme als unangenehm laut und verändert wahrnimmst (um nur eine Nebenwirkungen zu nennen).

Dazu kommt die Tatsache, dass gewisse Kunden schon alleine das Gefühl "etwas im Ohr zu haben" nicht mögen und das Experiment Otoplastik hier bereits scheitert.

Wie lange trägst Du denn schon Hörgeräte? Geht es um eine Hörgeräteversorgung?
Hören und Verstehen ist nicht das Selbe. Mit einem Hörgerät hörst du ab Sekunde 1 der Aktivierung sofort besser. Bis tatsächlich besser verstanden wird, kann es einige Zeit dauern.
Wichtig ist, dass Du die Hörgeräte fleissig trägst und nicht beim ersten Anzeichen von Lärm die Geräte aus den Ohren nimmst.

Folgendes Beispiel: Wenn Morgens Jemand in dein Schlafzimmer stürmt und das Licht einschaltet, siehst Du durch das Licht sofort mehr. Allerdings ist das Licht sehr grell und blendet und somit ist es sehr unangenehm die Augen offen zu halten.
Einige Zeit später hat sich das Auge an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt und es ist wieder ein angenehmes sehen.

Ein Hörverlust kommt in den seltensten Fällen von jetzt auf gleich zustande.
Deswegen entwöhnen sich die betroffenen von Störgeräuschen.
Dementsprechend stark werden diese wahrgenommen, wenn man sie mit Hilfe von Hörgeräten zurück in das Leben der betroffenen bringt. Das Gehirn kann sich aber eine Stück weit wieder an diese Geräusche gewöhnen und diese später auch wieder besser ignorieren.
Leider ist es aber so, dass die Fähigkeit laute Schallsingnale auf "mechansiche" Weise zu dämpfen gestört ist. Zumindest bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Hier kann ich näher drauf eingehen (falls gewünscht).

Wie immer schreibe ich sehr vereinfacht und probiere Fachbegriffe möglichst zu umgehen.
Ausserdem gehe ich nicht zu tief in die Materie um Verwirrung zu vermeiden.
Aber im Grossen und Ganzen funktioniert es so wie beschrieben.
Ich sage meinen Kunden ganz gerne:
"Das Hörgerät macht ca 20% vom Erfolg aus. Der Kunde die restlichen 80%".

Das beste Hörgerät bringt nichts, wenn der Kunde es nicht regelmässig trägt und sich gut daran gewöhnt. Am Anfang ist das sicher mühsam...es führt aber kein Weg dran vorbei.

Kunden, die seit Jahren Hörgeräte tragen, brauchen meist keine teuren Geräten mit den wildesten Lärmunterdrückungen etc., da ihr Gehirn ein Grossteil vom Lärmmanagement übernimmt. Einige fühlen sich dann sogar durch unnatürlich stark wirkenden Lärmunterdrücken gestört.

Liebe Grüsse
Zuletzt geändert von AkustikerMeister am 28. Dez 2016, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
fast-foot
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Re: Störschall

#28

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Vielleicht noch als Ergänzung:
AkustikerMeister hat geschrieben:Leider ist es aber so, dass die Fähigkeit laute Schallsingnale auf "mechansiche" Weise zu dämpfen gestört ist. Zumindest bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Hier kann ich näher drauf eingehen (falls gewünscht).
Und genau deshalb sollte das Hörgerät (im Idealfalle) diese Aufgabe übernehmen und als (zu) laut empfundene Geräusche abschwächen, sicher jedoch nicht noch zusätzlich verstärken bzw. Nutzschall in einen als von der Lautstärke her als unangenehm empfundenen Bereich verschieben.

Grundsätztlich muss die Einstellung durch den Kunden akzeptiert werden. Ein Paradigma bei der Anpassung lautet denn auch, dass sich keine Unbehaglichkeit (durch zu hohe Lautstärke) einstellen sollte (weil eben dann die Gefahr besteht, dass die Geräte nicht getragen werden etc.). Zu diesem Zwecke werden ja auch bspw. die Unbehaglichkeitsschwellen ermittelt.

Ich spreche aber hier ausdrücklich nur von den Geräuschen, welche sich vom Schalldruckpegel her gesehen nahe an den Unbehaglichkeitsschwellen befinden und nicht von bspw. Störgeräuschen, welche einfach (nur schon deshalb) stören, weil sie wieder gehört werden etc.

Es ist aber vermutlich nicht ganz einfach heraus zu finden, wo nun genau das Problem liegt. Eine sorgfältige Einstellung mittels in-Situ-Messung o.ä. dürfte die Sache erleichtern, da man immerhin weiss, ob die Zielverstärkung inetwa in dem Bereich liegt, in welchem sie sollte.
AkustikerMeister hat geschrieben:Folgendes Beispiel: Wenn Morgens Jemand in dein Schlafzimmer stürmt und das Licht einschaltet, siehst Du durch das Licht sofort mehr. Allerdings ist das Licht sehr grell und blendet und somit ist es sehr unangenehm die Augen offen zu halten.
Einige Zeit später hat sich das Auge an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt und es ist wieder ein angenehmes sehen.
Den Vergleich finde ich nicht so treffend, denn:

Eine Blendung kann tatsächlich statt finden, weil zu viel Licht in das Auge eindringt. Das kann dem Auge schaden. Gewisse natürliche Reflexe bzw. Mechanismen sorgen dafür, dass das Auge geschützt wird (Lidschlussreflex, Augen zukneifen etc.). Durch eine Verengung der Pupillen wird dann auf eine potentiell schädliche Ueberflutung mit Licht reagiert, und in der Folge gelangt weniger Licht ins Auge (womit die Sinneszellen vor Zerstörung geschützt werden (und sie auch optimal arbeiten können)).
Hier geschieht eine rein optische Regulierung des Lichteinfalls (welche eine Herabsetzung der Intensität des Lichts bewirkt, welches die Sinneszellen reizt).
Es geht bei diesem Bild also um einen Schutz vor bzw. eine Anpassung an die intensivsten Lichtreize, welche auf optischem Wege ("durch Verkleinerung der Blende") geschieht.
Und weil dieser Regulierungsprozess möglich ist, werden auch höhere Lichtinensitäten unbeschadet überstanden, und die Verarbeitung der Lichtreize kann in einem optimalen Bereich statt finden.

Beim Ohr existieren aber keine Mechanismen, welche den einfallenden Schall auch nur ansatzweise ähnlich effizient und vor allem dauerhaft regulieren könnten. Und es ist nicht sinnvoll, sich (zu) lauten Geräuschen auszusetzen, da diese auch von gesunden Ohren nicht auf effiziente Art und Weise "zurück reguliert" werden können (gewisse Ausnahmen bestätigen die Regel) - geschweige denn von einem Ohr mit Dysfunktion der OHCs.
Ein Ohr hat also bei weitem nicht die selben Möglichkeiten, Reize mit (zu) hohen Intensitäten ab zu schwächen, wie das Auge.

Ausserdem sollte es natürlich nicht primär darum gehen, die Unbehaglichkeitsschwellen an zu heben (und in Bezug auf den Vergleich sich an intensiveres Licht zu gewöhnen bzw. in einem gewissen Sinne "aus einem Ohr ein Auge machen zu wollen"), sondern, sich vermehrt an die Geräusche, welche von der Lautstärke her im tolerierten Rahmen liegen, zu gewöhnen.

Kurz zusammengefasst:

Das Auge kann sehr effizient die Intensität des einfallenden Lichts regulieren - auf der optischen Ebene. Beim Ohr ist kein entsprechender Mechanismus vorhanden, welcher dies auch nur annähernd ähnlich effizient (auf der Ebene der Schallleitung) bewerkstelligen könnte.
Bei der "Gewöhnung an höhere Lautstärken" geht es in erster Linie um Geräusche mit eher geringen (bzw. nicht unbedingt hohen) Schalldruckpegeln, so paradox dies klingen mag. Die Unbehaglichkeitsschwellen sollten nicht (nach oben) verschoben werden, zumindest sollte dies nicht primäres Ziel sein.

Gruss fast-foot

Nachtrag:

Als Möglichkeit, die Problematik zu entschärfen, sehe ich nebst einer Reduktion der Verstärkung auch eine Herabsetzung der Kniepunkte der Kompression als auch der Begrenzung, ohne im Moment näher darauf ein zu gehen.
Zuletzt geändert von fast-foot am 29. Dez 2016, 08:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Pfadi
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Re: Störschall

#29

Beitrag von Pfadi »

Hallo,

Danke Dir AkustikerMeister für Deine umfangreichen und anschaulichen Erklärungen. Ich persönlich finde sie sehr erhellend und freue mich über diese fachkundigen, offenbar von viel Erfahrung untermauerten Ausführungen.

Fachleute unterschiedlicher Profession können alle Themen kontrovers diskutieren. Ich persönlich bedauere hier immer wieder, wenn für Betroffene wirklich sehr hilfreiche Beiträge zerredet werden.

Viele Grüße
Pfadi
fast-foot
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Re: Störschall

#30

Beitrag von fast-foot »

Hallo crackliner,

hier noch die eine oder andere Ueberlegung aus meiner Sicht:
crackliner hat geschrieben:Im Haus empfinde ich alle Geräusche, die keine Sprache sind, als sehr laut und dominant. Die Sprache geht unter. Aus der Ferne, ca. 50 Meter, höre ich zu viele Geräusche in einer unangenehmen Lautstärke.
Empfindest Du denn "die Lautstärke an sich schon als unangenehm" (I), und wenn ja, wie sieht es denn mit Geräuschen aus, welche aus der Nähe stammen? Empfindest Du diese dann als noch unangenehmer, oder findet diesbezüglich keine Steigerung mehr statt (in Bezug auf "nahe Geräusche") im Vergleich zu (I)?
Oder ist es nur unangenehm, dass diese Geräusche "im Verhältnis zu laut sind"?

Wenn (I) der Fall ist, muss die Verstärkung oder gar die Begrenzung zurück genommen werden. Je nachdem, nur in bestimmten Frequenzbereichen (und je nachdem auch unterschiedlich stark).
crackliner hat geschrieben:Ich wohne im Reihenhaus. 7 Häuser bis zur Straße, die mit Tempo 30 zu befahren ist. Das Fenster zur Belüftung geöffnet. Ein Auto fährt auf der Straße. Ich höre es so laut, als wenn direkt unterm Fenster fährt.


Mit welcher Situation vergleichst Du? Ist es so laut, wie Du es hörst, wenn Du keine Hörgeräte trägst und das Auto "direkt unterm Fenster fährt"?

Hierzu noch die Anmerkung, dass durch die Verstärkung (rein von der Einstellung, ohne auf Störschallunterdrückung etc. zurück zu greifen) nicht nur Stimmen, sondern auch Störschall besser hörbar wird.

Je nachdem könnte man frequenzspezifisch arbeiten, wie bereits angetönt wurde. Vielleicht befinden sich die Geräusche in einem eher tieffrequenten Bereich, bei welchem die Verstärkung etwas zurück genommen werden kann, ohne dass das Sprachverstehen darunter leidet.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Störschallunterdrückung "die unerwünschten Geräusche erkennt und zurück regelt".
teak hat geschrieben:Die Verstärkung für "leise Töne" war zu hoch...
Wenn man von diesem Ansatz ausgeht, dann muss man die Verstärkung zurück nehmen und eventuell die Kniepunkte der Kompression anheben. Es wäre möglich, dass die Kompression "so früh einsetzt, dass Störschall auf dynamische Weise zu wenig von Nutzschall getrennt wird", dass also einfach ausgedrückt sich die Lautstärke von Störschall zu wenig von der von Nutzschall unterscheidet (im angesprochenen Bereich).
Vielleicht wäre sogar eine "Expander-Funktion" eine Möglichkeit, das heisst, dass "eigentlich leise Geräusche weniger verstärkt werden als etwas lautere". Ob Hörgeräte existieren, welche über eine solche Möglichkeit verfügen, weiss ich nicht.

Und grundsätzlich noch den Hinweis, dass tieffrequente Schallereignisse mit der Entfernung bedeutend weniger schnell an Energie verlieren als hochfrequente. Dieser Umstand könnte sich erschwerend auswirken.

Gruss fast-foot
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Crackliner
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Re: Störschall

#31

Beitrag von Crackliner »

Ein nettes Hallo,
ich bedanke mich bei allen für die Ratschläge. Ich habe mir eine Zusammenfassung erstellt.

Seit etwa 6 Monate teste ich meine erste Hörgeräteversorgung. Dazu bin ich vorurteilsfrei vorgegangen. Das Sprachverstehen in einer nicht zu großen Gruppe geht recht gut. In der Gastronomie wird es schon schwieriger, und ich verstehe kaum noch etwas.

Ich wohne am Stadtrand in einer ländlichen Umgebung, mit kleinen Straßen, sehr viele Bäume und Gärten. Etwa 500m bis ins Landschaftsschutzgebiet mit Ackerbau und Viehzucht. Also sehr ruhig.

Mit meinem Hörgerät, bernafon Chronos 7 NR mit harter Otoplastik, Bohrung ca. 3mm, Lautsprecher im Ohr, komme ich bis auf einer Ausnahme recht gut klar.

Im Gerät sind 4 Programme eingestellt, Universal, im Auto, für größere Gruppen, und für Radio und Fernseher. Alles mit einer Fernbedienung zu schalten. Ich benutze meistens Universal und das Programm für die Autofahrt.

Mein größtes Problem sind die Geräusche im Haus. Geschirr klappern, Besteck auf den Tisch legen, laufendes Wasser, Tür schließen. Diese Geräusche höre ich erheblich lauter als die Sprache. Jedes Gespräch geht durch die Nebengeräusche unter. Ich höre die Sprache nicht mehr.

Vor wenige Tage hatten meine Nerven versagt. Ich riss die Geräte raus. Nervlich war ich am Ende überlegte ob es nicht ohne Versorgung besser wäre. Noch trage ich die Geräte.

Der nächste Termin beim HGA dauert noch ein wenig. Wenn sich das Gerät nicht besser einstellen lässt wird ein weiteres getestet. Es wäre dann das vierte.

Ich habe mir das alles nicht so schwierig vorgestellt.

Es grüßt
Crackliner
Nur fantasielose flüchten in die Realität.
Lemberger
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Re: Störschall

#32

Beitrag von Lemberger »

...da wünscht man sich manchmal die Analog-Hörgeräte wieder zurück... .
Ohrenklempner
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Re: Störschall

#33

Beitrag von Ohrenklempner »

Welche Frage sich mir gerade stellt: Wie hat der Akustiker die Geräte eingestellt? Ich spekuliere mal, dass dein Akustiker auch ein bekannter Brillenverkäufer ist. :D
Leider ist es bei den Großfilialisten oft so, dass die Zeit knapp ist und manchmal nicht für eine ordentliche Feineinstellung ausreicht. Ich meine nicht, dass man bei jeder Anpassung eine Insitu-Messung vornehmen muss, aber jeder Hörgerätehersteller bietet innerhalb der Software eine sogenannte Insitu-Audiometrie an (auch unter anderen, ähnlichen Namen), die schon eine sehr genaue Anpassung ermöglichen. Die Hörgeräte und der Akustiker wissen dann einfach viel genauer, was am Trommelfell geschieht.

Kannst du dich erinnern, ob bei der Anpassung über das Hörgerät leise Töne vorgespielt wurden, ähnlich wie beim Hörtest mit Kopfhörern?

Das Chronos 7 ist zwar schon ein alter Schinken (ich glaube, von 2010, 2011 oder so), trotzdem aber ein ordentliches Gerät. Ich will mich jetzt nicht in die Nesseln setzen, aber beim Chronos musste man meines Wissens bei der Insitu-Audiometrie die Zusatzbohrung verschließen. Keine so schöne Lösung, weil das Gerät bzw. die Anpasssoftware den akustischen Einfluss der Belüftung schätzen müssen. Daher meine Empfehlung, teste mal was aktuelles und achte darauf, ob eine Anpassmessung entweder mit InSitu-Schläuchen im Ohr oder über eine direkte Audiometrie per Hörgerät erfolgt.

Abschließend würde ich gerne empfehlen, lieber zum kleinen privaten Akustiker zu gehen und nicht zu ner Kette, aber ich kauf ja selbst bei Amazon, Edeka und Ikea, daher bleib ich mal ganz still. :D
santiago
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Re: Störschall

#34

Beitrag von santiago »

Hallo!
Aus der Sicht eines langjährigen an Taubheit grenzenden SH würde ich meinen dass es mit einer stärkeren SH einfach nicht möglich ist sich bei Störlärm mit Hörenden in der für sie normalen Lautstärke und Geschwindigkeit zu unterhalten. Als Extrembeispiel würde ich einen großen Tisch z.B. bei einer Hochzeit sehen wo sich dann alle Geräusche und Sprache zu einem undefinierbaren Klangbrei vermischen. Stark SH HG- und taube CI-Träger vermeiden wenn möglich solche Situationen weil sie schon wissen dass sie dabei außer Frustration wenig mitnehmen werden können...

Die gleiche Situation tritt auch ein wenn man unter Störschall mit den Mikros der HG telefonieren muss. Sind die HG leise eingestellt versteht man den Sprecher nicht und dreht man sie lauter wird auch der Störlärm verstärkt wodurch man wieder nichts versteht.

Ich glaube dass man unter Störlärm die besten Ergebnisse beim Sprachverständnis mit eher leise eingestellten HG und Sprecher die wegen der SH lauter sprechen erzielt. HG die schon so laut eingestellt sind dass normale Geräusche sehr laut empfunden werden können mMn das Sprachverständnis im Störlärm auch nicht wirklich verbessern.

Bei mehreren Menschen an einem Tisch wird man unter Störlärm aber so oder so wenig verstehen wenn diese "ganz normal" miteinander reden. HG können trotz ein paar modernere Elektronikspielereien hauptsächlich nur verstärken aber dem SH nicht die Fokussierung auf eine Stimme und Ausblendung von Störgeräuschen eines gesunden Gehörs ermöglichen.

Gruß
santiago
Ohrenklempner
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Re: Störschall

#35

Beitrag von Ohrenklempner »

@santiago
Danke für den wertvollen Beitrag! Kurzum kann man ein geschädigtes Ohr nicht wiederherstellen. Man kann ihm vieles leichter machen, indem man ein Hörgerät trägt.
Leider ist es ganz anders also beispielsweise mit einer neuen Brille: Aufsetzen und alles wieder scharf sehen! Super! Nein, leider klappt das mit unseren Ohren nicht ganz so.

Ein entwöhntes Hörorgan muss zunächst wieder lernen und trainieren, die fehlenden Töne wahrzunehmen und zu verarbeiten. Da kann eine großartige Störlärmunterdrückung, Impulsschallreduzierung und 250kanaliges superintelligentes Richtmikrofonsystem zwar unterstützend wirken, indem es die Höranstrengung mindert und den Hörkomfort steigert; letztlich ist es aber unser Kopf selbst, der an das verändere Hören erst langsam wieder herangeführt werden muss, bis sich der bestmögliche Erfolg einstellt. Der Prozess ist vergleichbar mit der Situation, wenn man in einem dunklen Keller erwacht und gleich in die pralle Mittagssonne raus geht. Es ist alles viel zu hell, aber nach einer gewissen Gewöhnungszeit ist es einfach toll, wieder alles gut sehen zu können. Leider dauert das beim Hören etwas länger mit der Gewöhnung. Durchschnittlich sind meine Kunden nach etwa einem Jahr regelmäßigem Tragen soweit, dass ich sie auf die Zielverstärkung bringen kann.
fast-foot
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Re: Störschall

#36

Beitrag von fast-foot »

Hallo Crackliner,
Crackliner hat geschrieben:Mein größtes Problem sind die Geräusche im Haus. Geschirr klappern, Besteck auf den Tisch legen, laufendes Wasser, Tür schließen. Diese Geräusche höre ich erheblich lauter als die Sprache. Jedes Gespräch geht durch die Nebengeräusche unter. Ich höre die Sprache nicht mehr.
Zum Teil können die entsprechenden Schalldruckpegel deutlich über dem von "normal lauter" Sprache liegen.

In diesem Falle könnten "zwei Strategien verfolgt werden":

1. Eine Erhöhung der Kompression könnte die Sprache im Verhältnis zu den Störgeräuschen anheben (allenfalls eine Herabsetzung der Begrenzungen etc.).

2. Eine Verminderung der Verstärkung könnte die Sprache inklusive Nebengeräusche in einen Bereich verschieben, in welchem die OHCs (zumindest teilweise) noch arbeiten.

Ausserdem wäre es auch möglich, dass bspw. bestimmte Frequenzbereiche bspw. zu hoch verstärkt werden, wobei gleichzeitig der Nutzen (jener Bereiche) für die Spracherkennung relativ gering ausfällt. Dann werden also Bereiche (zu sehr) verstärkt, welche für die Spracherkennung nicht viel bringen (aber im Falle von Nebengeräuschen sich sehr störend auswirken), wobei dies nicht ein mal nur am Bereich an und für sich liegen muss, sondern auch durch ein ungünstiges Verhältnis (zu anderen Bereichen) begründet sein kann, also an einer "unausgewogenen Balance".

Gruss fast-foot
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Crackliner
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Re: Störschall

#37

Beitrag von Crackliner »

Ich versuche eine Zusammenfassung. Das Sprachverstehen in ruhiger Umgebung ist ausreichend. In der Gruppe wird es mit der Anzahl der gerade sprechenden allmälich schwieriger, und irgendwann unverständlich. Wie bei einer Talkrunde im Fernsehen, wenn viele gleichzeitig reden.

Ich verstehe einige Bezeichnungen nicht, und versuche es mal so. Der HGA ist wirklich bemüht. Es wurde öfter ein Hörtest gemacht, oft mit Kabel in beiden Ohren. Es werden dann unverständliche Laute über externe Lautsprecher abgespielt, und vieles mehr.

Ich hatte fast einen Nervenzusammenbruch, weil mir viele Geräusche, besonder im Haus, einfach viel zu laut sind. Fast wie in einer Discothek. Ich weis nicht ob ich mich daran gewöhnen kann.
Nur fantasielose flüchten in die Realität.
RemyRiver
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Re: Störschall

#38

Beitrag von RemyRiver »

Crackliner hat geschrieben:Ich versuche eine Zusammenfassung. Das Sprachverstehen in ruhiger Umgebung ist ausreichend. In der Gruppe wird es mit der Anzahl der gerade sprechenden allmälich schwieriger, und irgendwann unverständlich. Wie bei einer Talkrunde im Fernsehen, wenn viele gleichzeitig reden.

Ich verstehe einige Bezeichnungen nicht, und versuche es mal so. Der HGA ist wirklich bemüht. Es wurde öfter ein Hörtest gemacht, oft mit Kabel in beiden Ohren. Es werden dann unverständliche Laute über externe Lautsprecher abgespielt, und vieles mehr.

Ich hatte fast einen Nervenzusammenbruch, weil mir viele Geräusche, besonder im Haus, einfach viel zu laut sind. Fast wie in einer Discothek. Ich weis nicht ob ich mich daran gewöhnen kann.
Mein alter Akustiker hatte mir mein HG falsch eingestellt gehabt, und amanfang schmerzte das bei hohen Toenen richtig, aber auch alles andere war richtig laut.

Da mein anderer Termin noch eine Woche auf sich warten liess hab ich die hgs nur zu arztbesuchen und co getragen ~3 stunden am tag. Das hat gereicht. Am ende empfand ich nur noch die hohentoene als wirklich unangenehm. Was ich damit sagen will ist: Probier es langsam dich an die geraete zu gewoehnen. Es ist lauter als vorher, das ist ja auch die idee dahinter.
Zuletzt geändert von RemyRiver am 2. Jan 2017, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
Hz 125 250 500 750 1000 1500 2000 3000 4000 6000 8000
dbR 20_25_35_60__60__60__60__50_25___5__15
dbL 10_10_10_10___5___5___5___5___5___5__15
fast-foot
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Re: Störschall

#39

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Crackliner hat geschrieben:Ich hatte fast einen Nervenzusammenbruch, weil mir viele Geräusche, besonder im Haus, einfach viel zu laut sind. Fast wie in einer Discothek. Ich weis nicht ob ich mich daran gewöhnen kann.
So, wie Du das beschreibst, sind die vom Hörgerät abgegebenen Schalldruckpegel so hoch, dass sie nahe an Deinen Unbehaglichkeitsschwellen liegen oder gar darüber. Dies sollte nicht der Fall sein.

Ein Hörgerät sollte nicht "in erster Linie laut sein", sondern vor allem bisher nicht mehr Gehörtes wieder hörbar machen, und wenn es wichtig ist, in einem von der Lautstärke her gesehen angenehmen Bereich, und wenn möglich Sprache veständlich.

Ich weiss aber nicht, ob das Hörgerät grundsätzlich richtig eingestellt ist (und Du vielleicht die Geräusche als viel lauter empfindest als die Töne/Geräusche bei den Pegeln, welche Du bei der Bestimmung der Unbehaglichkeitsschwellen angegeben hast).

Ich würde versuchen, die Verstärkung (ev. auch die Begrenzung) zurück zu nehmen. Möglicherweise verstehst Du dann schlechter. Wenn nicht, um so besser.

Gruss fast-foot

PS: Natürlich weiss ich nicht, was bisher alles versucht wurde. Das ist nur das, was mir im Moment auf Grund der Beschreibung als sinnvoll erscheint.
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santiago
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Re: Störschall

#40

Beitrag von santiago »

Hallo!
Denke auch dass die Vorstellung man müsste nur laut genug verstärken um wie ein Hörender zu verstehen in der Praxis nicht funktionieren wird.

Bei absoluter Ruhe kann man so vielleicht noch gute Erfolge erzielen aber kaum tritt Störlärm auf geht das Sprachverständnis sofort in den Keller. Würde auch eher die HG mal so einstellen dass normale Geräusche nicht als unangenehm laut empfunden werden und dabei auch Nachteile beim Sprachverständnis in Kauf nehmen.

Glaube der Hauptunterschied zu einer Brille ist dass das Auge dabei grundsätzlich noch voll funktioniert und sozusagen nur falsch eingestellt ist. Von daher bin ich auch skeptisch was das "Hörtraining" bei einer stärkeren SH mit eingeschränktem Frequenzband betrifft. Wenn ich ein 0-4000Hz Gehör habe kann man das Hören von Frequenzen >4000Hz nicht üben weil die einfach nicht mehr vorhanden sind. Eigentlich übt man dann nicht das Hören selbst sondern den noch vorhandenen Rest in einem sinnvollen Zusammenhang zu bringen :}

Im Falle einer Brille wäre es dann so wie wenn man mit Brille bei vielen Buchstaben nur mehr grob was erkennen kann und dann übt was "BBIIIB" für BRILLE wohl bedeuten könnte....

Gruß
santiago
AkustikerMeister
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Re: Störschall

#41

Beitrag von AkustikerMeister »

Zum Augenthema:
Dachte eig. nicht, dass das falsch ankömmen könnte. Damit wollte Ich einem LAIEN ein Bespiel für eine Gewöhnung an einen Reiz nennen. Ich hätte genau so gut das Einlaufen neuer Schuhe für meinen Zweck nennen können.
Es ist klar, dass das Auge und das Ohr nicht identisch funktionieren.
Zuletzt geändert von AkustikerMeister am 2. Jan 2017, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
santiago
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Re: Störschall

#42

Beitrag von santiago »

Hallo!
Das mit der Hörentwöhnung und Brille war ja auch nicht als Kritik sondern nur als persönliche Meinung gedacht.

Ich bin einfach sehr skeptisch ob es bei SH welche in der Vergangenheit schon mal normal gehört haben wirklich so etwas eine länger andauernde "Hörentwöhnung" gibt und sich der SH dann an das Hören an sich gewöhnen müsste oder durch ein "Hörtraining" lernen könnte besser zu hören :}

Meine Theorie ist da eher dass wir uns bei der Versorgung mit einem HG an den durch die SH und den Möglichkeiten eines HG verursachten unnatürlichen Klang mit der Zeit gewöhnen können aber dies nichts mit dem Hören selbst zu tun hat.

Wenn ich neue HG angepasst bekomme klingen diese bei den ersten Einstellungen meist sehr ungewohnt und fremd und dann versucht man halt so gut es geht auch einen angenehmen Klangeindruck hinzubekommen. Wenn ich mir meine besten In-Ear Kopfhörer ins Ohr stöpsle und über einen hochwerten Player Musik mit hoher Qualität abspiele wird auch meinem bescheidenen Restgehör sofort klar dass dies sehr sauber klingt. Glaube dass es mit HG welchen diesen Klang liefern könnten ebenso wäre und man sich innerhalb ganz kurzer Zeit daran gewöhnen könnte :D

Dass ein Akustiker bei der Anpassung um Geduld bittet und von Hörentwöhnung spricht ist völlig verständlich da er mit einem "Das klingt Scheiße" alleine ja auch wenig anfangen kann und detailierte Informationen benötigt um an den richtigen Schrauben oder heute besser gesagt Bytes drehen zu können...

Gruß
santiago
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