Unterschiede des Hörens mit CI und HG
Verfasst: 22. Jun 2020, 08:53
Hallo liebe Forenmitglieder,
immer wieder stoße ich auf die Frage, wie der Unterschied eines HGs zum CI ist, und ich glaube, dass ich die relativ gut aus meiner Erfahrung beschreiben kann. Deswegen habe ich mich mal entschieden, einen neuen Thread zu öffnen, in welchem ich mit euch über diese Unterschiede sprechen möchte.
Zu meinen Erfahrungen:
Über 40 Jahre HGs, seit meiner Einschulung
Während der Ertaubung erstes CI einsetzen lassen
Nach 3 Tagen kein Lippenlesen mehr nötig, von hinten ansprechbar!
Nach 4 Monaten Männer- u. Frauenstimmen unterscheiden können
Nach 6 Monaten Stimmen erkennen, Akzente heraushören
Nach 9 Monaten zweites CI
Paar Tage Üben nur mit neuem CI-Ohr
Zum ersten Mal im Leben Richtungshören möglich
Untertitel oder Mundbild nicht mehr nötig, Telefon kein Problem mehr
Wie kann das sein?
Zu meinen langen Erfahrungen mit HGs und den neuen Erfahrungen mit CI kann ich heute sagen, dass CIs ganz anders funktionieren, wie HGs.
Zum einen liegt das an der Anwendung, ein CI wird implantiert, und stimuliert die Hörschnecke direkt, und ein HG wirkt von außen, verstärkt nur die noch gehörten Töne.
Vorstellen kann man sich das vielleicht so, dass das geschädigte Gehör wie ein Klavier ist, dessen Klaviatur (Tasten) nicht mehr vollständig da sind. Stellen wir uns bei einer Hochtonschwerhörigkeit z.B. vor, dass die hinteren Tasten der Klaviatur fehlen, oder kaputt sind.
Das HG macht hier nun folgendes, es verstärkt die Stränge der Tiefton- und Mitteltontasten, sodass diese im Grunde lauter werden. Die fehlenden und kaputten Tasten können nicht ersetzt oder repariert werden.
Ungefähr so wie in der Mathematik, dass mit Null nichts multipliziert werden kann, ohne dass immer Null herauskommt.
Stellen wir uns also ein kleines Lied vor, z.B. "Für Elise", das nicht mehr mit den Hochtönen spielbar ist, und das man das in den hörbaren und verstärkten Tieftonbereich verschiebt. Klingt völlig anders, dumpf und oft viel zu laut. Das HG verstärkt also nur das, was noch hörbar ist. Und ohne hohe Töne klingt "Für Elise" sicher nicht so zart und schön, wie mit den hohen Tönen.
In der Sprache stehen die Konsonanten (21 von 26 Buchstaben!) im Hochtonbereich. Wörter z.b. mit 't', 's', oder 'f' werden dann kaum mehr verständlich, weil diese leisen hohen Töne nicht mehr gehört werden, und auch der verstärkte Tiefton-Bereich diese nicht herausfiltern kann. Das HG kommt an seine Leistungsgrenzen, je größer der nichthörbare Bereich wird. Sprache klingt wie Brei, Hören strengt massiv an.
Das CI macht hier etwas völlig anderes, wie ein HG, wenn wir bei dem Beispiel mit der Klaviatur bleiben: es ersetzt vollständig alle Tasten! Dadurch, dass die Elektrode direkt in die Hörschnecke eingesetzt wird, wird zum größten Teil jeder hörbare Bereich ersetzt. Meistens werden mit dem CI die Bässe schlechter gehört, was daran liegt, dass eine Elektrode nie vollständig in die Cochlea geschoben werden kann, und ganz am Ende der Hörschnecke werden die Bässe gehört.
Nun haben wir aber noch einen massiven Unterschied im Hören mit CI und HG. Wenn das HG ähnlich einer Brille direkt funktioniert, kann dies jederzeit spontan ausgetestet werden, indem man ein HG anprobiert. Mit CI geht das nicht, weil das CI aus mehreren Komponenten besteht, von welchen eines operativ implantiert werden muss. Dieses Implantat ist ohne den äußeren Sprachprozessor nutzlos, welcher wie ein HG am Ohr getragen werden kann. Dann muss der Magnet des Sprachprozessors an den Kopf gelegt werden, damit dieser sich mit dem Implantat verbindet, und die Hörsignale übertragen kann.
Dadurch, dass das CI "von innen wirkt", und das HG von außen nur verstärken kann, ist das erste Hören mit CI ein völlig anderes. Es fühlt sich natürlicher an, auch wenn das ungeübte CI-Ohr die Klänge noch nicht zuordnen kann. Obwohl die hörbaren Frequenzraten mit CI weitaus größer sein können, klingt es nie zu laut oder dröhnend. Dennoch, das Hören muss komplett neu gelernt werden. Das liegt vor allem daran, dass das eigentliche Hören im Gehirn stattfindet, nicht im Ohr.
CIs machen deshalb überhaupt keinen Sinn bei Menschen, die noch nie im Leben gehört haben. Man braucht für ein gutes CI-Gehör gute Hörerinnerungen. Da unser Gehirn am besten durch Wiederholungen lernt (denken wir ans Schreibenlernen, oder Radfahren, Sport, Musikinstrumente, alles muss geübt werden), helfen die Hörerinnerungen zum Einordnen der neu gehörten Klänge wie Blaupausen. So können schräg gehörte Töne durch einige Wiederholungen immer normaler und natürlicher klingen, wenn man beim Hören immer wieder versucht, an den zuletzt normal gehörten Klang zu denken.
Auch hier möchte ich ein visuelles Beispiel nennen:
Man stelle sich eine Schrankwand mit vielen Fächern vor, in welcher nur noch die unteren und mittleren Fächer eingeräumt sind. Die oberen (Hochtonschwerhörigkeit) sind alle leer, und man hat Mühe, den Inhalt in die anderen Fächer zu stopfen.
Das CI leert diese Schrankwand erstmal komplett aus, und durch Übung schaffen wir es, die richtigen Gegenstände (Töne) in die passenden Fächer (Hörerinnerung) zu räumen. Am Ende kann die Schrankwand fast vollständig und ausgewogen befüllt sein. Das Hören kling natürlich und Sprache wird spontan verstanden, ohne dass man nochmal überlegen oder nachfragen muss.
Das heißt also, dass ein CI nicht nur den Mut für die OP fordert, sondern auch Fleiß im Üben. Ich habe am Anfang alles viel zu hoch gehört, alles hat geklingelt und gerauscht. Weil ich aber gewohnt war, meine HGs den ganzen Tag lang zu tragen, tat ich dasselbe mit dem CI. Ich lief also mit offenen Augen und offenem CI-Ohr herum und sagte meinem Gehirn, dass die Töne so nicht stimmen. Instinktiv hörte ich mir bestimmte alte Lieder immer und immer wieder an, und stellte fest, wow! Mit jedem Neustart klingt das Lied besser, voller, und fast wieder wie früher.
Durch mein intensives Üben mit Musik (hab ich früher leidenschaftlich gehört, also noch viele Hörerinnerungen), verbesserte sich ganz nebenbei mein Sprachverstehen.
Mir hat das keiner erklärt oder beigebracht. Ich habe rein instinktiv hören gelernt, und da ich damals arbeitslos war, hatte ich den ganzen Tag lang Zeit dafür. Mein Umfeld kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und ich nicht mehr aus den Jubelmomenten. Körperlich konnte ich mich endlich entspannt hinsetzen und verstand auch ohne direktes Anschauen meine Gesprächspartner. Sogar Englisch konnte ich spielend leicht verstehen.
Heute kann ich sagen, der Unterschied von CI und HG ist immens - aber nur, sofern man übt! So sind unsere Gehirne nun mal.
Ich habe auch CI-Träger kennengelernt, die das Tragen des CIs als lästig und störend empfanden. Dadurch hatten sie nach Jahren noch kein Sprachverstehen erlangen können, weil das CI mehr in der Schublade lag, als am Ohr.
Nun kommt der letzte Faktor, der für ein gutes CI-Hören eine tragende Rolle spielt:
Der/die Audiologe/in! Die Zusammenarbeit mit einem guten Audiologen ist von enormer Wichtigkeit, genauso wie Hörerinnerungen und tägliches Üben. Die Probleme, die ich oft gehört habe, lagen vor allem daran, dass viele CI-Träger nicht in der Lage waren, ihr Hörproblem zu beschreiben. Ihnen fehlen oft buchstäblich die Worte, und ein Audiologe muss dann erspüren, warum für den CI-Träger etwas "komisch" klingt.
Wenn ich zum Audiologen bin, habe ich immer punktgenau beschrieben, was mein Problem war. Fehlten mir die Worte, imitierte ich den falschen Klang, und oft sagten die Audiologen dann: "aha!", und schafften es tatsächlich, den störenden Klang zu verbessern.
Ich ging etwa alle 4-6 Wochen zu einer sogenannten Anpassung, und je nachdem auch mal einige Monate nicht. Dann ging ich wieder arbeiten und ließ meine CIs für die Räumlichkeiten und Hörsituationen noch ein paar Mal verfeinern.
Abschließend möchte ich weiterhin Menschen ermutigen, die so wie ich damals, an taubheit grenzender Schwerhörigkeit leiden, und überlegen, ob ihnen ein CI helfen kann.
Zur Auswahl des passenden Herstellers kann ich auch sagen, alle sind gut, aber sie bieten unterschiedliches Zubehör an, welches von den KK auch übernommen wird. Daher achtet bei der Suche nach einem CI darauf, was euere Hobbies oder Berufe, bzw. euer Alltage sind. Sportler z.B., die viel schwitzen, haben andere Bedürfnisse, wie Hausfrauen mit Großfamilien. Oder Rentner haben andere Ansprüche ans Hören, wie Schüler etwa.
Deshalb empfehle ich immer, sich alle Hersteller anzuschauen und im Zweifelsfall die Klinik zu fragen, welches Zubehör bei welchm Hersteller zum CI mitgewählt werden kann. Mein damaliger Arzt hatte mir für's erste CI ein sogenanntes "Kinderpaket" von AB bestellt, wo für mich sehr nützliches Zubehör dabei war. Das zweite CI war dann ein "Erwachsenenpaket" und meiner Meinung nach deutlich abgespeckt.
Also, ich hoffe, dass ich die wichtigsten Fragen verständlich zusammenfassen konnte, und dem Einen oder der Anderen einige Bedenken nehmen konnte, ob ein CI sinnvoll ist oder nicht.
Vielleicht habe ich in der Fülle der Informationen einige Dinge vergessen, oder nicht angesprochen, bin dafür aber gerne bereit, mit Euch darüber zu reden oder zu diskutieren.
Zu guter Letzt möchte ich noch etwas sagen, das CI kann ein Gehör, das kaputt ist, nicht noch kaputter machen. Sehr wohl kann ein CI aber im Lärm sehr schwere psychische und körperliche Schäden hervorrufen, wenn man sein elektrisches Ohr nicht ausreichend gegen die (oft zu laute) Dauerbeschallung unserer Welt schützt. Deswegen möchte ich darauf auch unbedingt aufmerksam machen, weil die Ärzte und Audiologen zum Thema Lärm nie etwas sagen. Schließlich ist das ihr Geschäft, lärmgeschädigte Ohren wieder fit zu machen...
Es grüßt, und wünscht Euch eine gute Woche
Hanna
immer wieder stoße ich auf die Frage, wie der Unterschied eines HGs zum CI ist, und ich glaube, dass ich die relativ gut aus meiner Erfahrung beschreiben kann. Deswegen habe ich mich mal entschieden, einen neuen Thread zu öffnen, in welchem ich mit euch über diese Unterschiede sprechen möchte.
Zu meinen Erfahrungen:
Über 40 Jahre HGs, seit meiner Einschulung
Während der Ertaubung erstes CI einsetzen lassen
Nach 3 Tagen kein Lippenlesen mehr nötig, von hinten ansprechbar!
Nach 4 Monaten Männer- u. Frauenstimmen unterscheiden können
Nach 6 Monaten Stimmen erkennen, Akzente heraushören
Nach 9 Monaten zweites CI
Paar Tage Üben nur mit neuem CI-Ohr
Zum ersten Mal im Leben Richtungshören möglich
Untertitel oder Mundbild nicht mehr nötig, Telefon kein Problem mehr
Wie kann das sein?
Zu meinen langen Erfahrungen mit HGs und den neuen Erfahrungen mit CI kann ich heute sagen, dass CIs ganz anders funktionieren, wie HGs.
Zum einen liegt das an der Anwendung, ein CI wird implantiert, und stimuliert die Hörschnecke direkt, und ein HG wirkt von außen, verstärkt nur die noch gehörten Töne.
Vorstellen kann man sich das vielleicht so, dass das geschädigte Gehör wie ein Klavier ist, dessen Klaviatur (Tasten) nicht mehr vollständig da sind. Stellen wir uns bei einer Hochtonschwerhörigkeit z.B. vor, dass die hinteren Tasten der Klaviatur fehlen, oder kaputt sind.
Das HG macht hier nun folgendes, es verstärkt die Stränge der Tiefton- und Mitteltontasten, sodass diese im Grunde lauter werden. Die fehlenden und kaputten Tasten können nicht ersetzt oder repariert werden.
Ungefähr so wie in der Mathematik, dass mit Null nichts multipliziert werden kann, ohne dass immer Null herauskommt.
Stellen wir uns also ein kleines Lied vor, z.B. "Für Elise", das nicht mehr mit den Hochtönen spielbar ist, und das man das in den hörbaren und verstärkten Tieftonbereich verschiebt. Klingt völlig anders, dumpf und oft viel zu laut. Das HG verstärkt also nur das, was noch hörbar ist. Und ohne hohe Töne klingt "Für Elise" sicher nicht so zart und schön, wie mit den hohen Tönen.
In der Sprache stehen die Konsonanten (21 von 26 Buchstaben!) im Hochtonbereich. Wörter z.b. mit 't', 's', oder 'f' werden dann kaum mehr verständlich, weil diese leisen hohen Töne nicht mehr gehört werden, und auch der verstärkte Tiefton-Bereich diese nicht herausfiltern kann. Das HG kommt an seine Leistungsgrenzen, je größer der nichthörbare Bereich wird. Sprache klingt wie Brei, Hören strengt massiv an.
Das CI macht hier etwas völlig anderes, wie ein HG, wenn wir bei dem Beispiel mit der Klaviatur bleiben: es ersetzt vollständig alle Tasten! Dadurch, dass die Elektrode direkt in die Hörschnecke eingesetzt wird, wird zum größten Teil jeder hörbare Bereich ersetzt. Meistens werden mit dem CI die Bässe schlechter gehört, was daran liegt, dass eine Elektrode nie vollständig in die Cochlea geschoben werden kann, und ganz am Ende der Hörschnecke werden die Bässe gehört.
Nun haben wir aber noch einen massiven Unterschied im Hören mit CI und HG. Wenn das HG ähnlich einer Brille direkt funktioniert, kann dies jederzeit spontan ausgetestet werden, indem man ein HG anprobiert. Mit CI geht das nicht, weil das CI aus mehreren Komponenten besteht, von welchen eines operativ implantiert werden muss. Dieses Implantat ist ohne den äußeren Sprachprozessor nutzlos, welcher wie ein HG am Ohr getragen werden kann. Dann muss der Magnet des Sprachprozessors an den Kopf gelegt werden, damit dieser sich mit dem Implantat verbindet, und die Hörsignale übertragen kann.
Dadurch, dass das CI "von innen wirkt", und das HG von außen nur verstärken kann, ist das erste Hören mit CI ein völlig anderes. Es fühlt sich natürlicher an, auch wenn das ungeübte CI-Ohr die Klänge noch nicht zuordnen kann. Obwohl die hörbaren Frequenzraten mit CI weitaus größer sein können, klingt es nie zu laut oder dröhnend. Dennoch, das Hören muss komplett neu gelernt werden. Das liegt vor allem daran, dass das eigentliche Hören im Gehirn stattfindet, nicht im Ohr.
CIs machen deshalb überhaupt keinen Sinn bei Menschen, die noch nie im Leben gehört haben. Man braucht für ein gutes CI-Gehör gute Hörerinnerungen. Da unser Gehirn am besten durch Wiederholungen lernt (denken wir ans Schreibenlernen, oder Radfahren, Sport, Musikinstrumente, alles muss geübt werden), helfen die Hörerinnerungen zum Einordnen der neu gehörten Klänge wie Blaupausen. So können schräg gehörte Töne durch einige Wiederholungen immer normaler und natürlicher klingen, wenn man beim Hören immer wieder versucht, an den zuletzt normal gehörten Klang zu denken.
Auch hier möchte ich ein visuelles Beispiel nennen:
Man stelle sich eine Schrankwand mit vielen Fächern vor, in welcher nur noch die unteren und mittleren Fächer eingeräumt sind. Die oberen (Hochtonschwerhörigkeit) sind alle leer, und man hat Mühe, den Inhalt in die anderen Fächer zu stopfen.
Das CI leert diese Schrankwand erstmal komplett aus, und durch Übung schaffen wir es, die richtigen Gegenstände (Töne) in die passenden Fächer (Hörerinnerung) zu räumen. Am Ende kann die Schrankwand fast vollständig und ausgewogen befüllt sein. Das Hören kling natürlich und Sprache wird spontan verstanden, ohne dass man nochmal überlegen oder nachfragen muss.
Das heißt also, dass ein CI nicht nur den Mut für die OP fordert, sondern auch Fleiß im Üben. Ich habe am Anfang alles viel zu hoch gehört, alles hat geklingelt und gerauscht. Weil ich aber gewohnt war, meine HGs den ganzen Tag lang zu tragen, tat ich dasselbe mit dem CI. Ich lief also mit offenen Augen und offenem CI-Ohr herum und sagte meinem Gehirn, dass die Töne so nicht stimmen. Instinktiv hörte ich mir bestimmte alte Lieder immer und immer wieder an, und stellte fest, wow! Mit jedem Neustart klingt das Lied besser, voller, und fast wieder wie früher.
Durch mein intensives Üben mit Musik (hab ich früher leidenschaftlich gehört, also noch viele Hörerinnerungen), verbesserte sich ganz nebenbei mein Sprachverstehen.
Mir hat das keiner erklärt oder beigebracht. Ich habe rein instinktiv hören gelernt, und da ich damals arbeitslos war, hatte ich den ganzen Tag lang Zeit dafür. Mein Umfeld kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und ich nicht mehr aus den Jubelmomenten. Körperlich konnte ich mich endlich entspannt hinsetzen und verstand auch ohne direktes Anschauen meine Gesprächspartner. Sogar Englisch konnte ich spielend leicht verstehen.
Heute kann ich sagen, der Unterschied von CI und HG ist immens - aber nur, sofern man übt! So sind unsere Gehirne nun mal.
Ich habe auch CI-Träger kennengelernt, die das Tragen des CIs als lästig und störend empfanden. Dadurch hatten sie nach Jahren noch kein Sprachverstehen erlangen können, weil das CI mehr in der Schublade lag, als am Ohr.
Nun kommt der letzte Faktor, der für ein gutes CI-Hören eine tragende Rolle spielt:
Der/die Audiologe/in! Die Zusammenarbeit mit einem guten Audiologen ist von enormer Wichtigkeit, genauso wie Hörerinnerungen und tägliches Üben. Die Probleme, die ich oft gehört habe, lagen vor allem daran, dass viele CI-Träger nicht in der Lage waren, ihr Hörproblem zu beschreiben. Ihnen fehlen oft buchstäblich die Worte, und ein Audiologe muss dann erspüren, warum für den CI-Träger etwas "komisch" klingt.
Wenn ich zum Audiologen bin, habe ich immer punktgenau beschrieben, was mein Problem war. Fehlten mir die Worte, imitierte ich den falschen Klang, und oft sagten die Audiologen dann: "aha!", und schafften es tatsächlich, den störenden Klang zu verbessern.
Ich ging etwa alle 4-6 Wochen zu einer sogenannten Anpassung, und je nachdem auch mal einige Monate nicht. Dann ging ich wieder arbeiten und ließ meine CIs für die Räumlichkeiten und Hörsituationen noch ein paar Mal verfeinern.
Abschließend möchte ich weiterhin Menschen ermutigen, die so wie ich damals, an taubheit grenzender Schwerhörigkeit leiden, und überlegen, ob ihnen ein CI helfen kann.
Zur Auswahl des passenden Herstellers kann ich auch sagen, alle sind gut, aber sie bieten unterschiedliches Zubehör an, welches von den KK auch übernommen wird. Daher achtet bei der Suche nach einem CI darauf, was euere Hobbies oder Berufe, bzw. euer Alltage sind. Sportler z.B., die viel schwitzen, haben andere Bedürfnisse, wie Hausfrauen mit Großfamilien. Oder Rentner haben andere Ansprüche ans Hören, wie Schüler etwa.
Deshalb empfehle ich immer, sich alle Hersteller anzuschauen und im Zweifelsfall die Klinik zu fragen, welches Zubehör bei welchm Hersteller zum CI mitgewählt werden kann. Mein damaliger Arzt hatte mir für's erste CI ein sogenanntes "Kinderpaket" von AB bestellt, wo für mich sehr nützliches Zubehör dabei war. Das zweite CI war dann ein "Erwachsenenpaket" und meiner Meinung nach deutlich abgespeckt.
Also, ich hoffe, dass ich die wichtigsten Fragen verständlich zusammenfassen konnte, und dem Einen oder der Anderen einige Bedenken nehmen konnte, ob ein CI sinnvoll ist oder nicht.
Vielleicht habe ich in der Fülle der Informationen einige Dinge vergessen, oder nicht angesprochen, bin dafür aber gerne bereit, mit Euch darüber zu reden oder zu diskutieren.
Zu guter Letzt möchte ich noch etwas sagen, das CI kann ein Gehör, das kaputt ist, nicht noch kaputter machen. Sehr wohl kann ein CI aber im Lärm sehr schwere psychische und körperliche Schäden hervorrufen, wenn man sein elektrisches Ohr nicht ausreichend gegen die (oft zu laute) Dauerbeschallung unserer Welt schützt. Deswegen möchte ich darauf auch unbedingt aufmerksam machen, weil die Ärzte und Audiologen zum Thema Lärm nie etwas sagen. Schließlich ist das ihr Geschäft, lärmgeschädigte Ohren wieder fit zu machen...
Es grüßt, und wünscht Euch eine gute Woche
Hanna