Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

Voyagefromsilence
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Re: Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

#26

Beitrag von Voyagefromsilence »

Liebe Otoplastik..

Gern beantworte ich Dir die Frage, wie ich mich nach der Op gefühlt hatte. Ich wurde am 4.Oktober 2013 operiert. Nach der Op selbst war ich etwas müde, Narkosenebenwirkungen, aber zwei Tage später konnte ich wieder nach Hause. Als ich nach Hause kam, merkte ich, wie müde ich war - ich war noch nicht ganz fit.
In den Tagen danach war ich schneller müde. Taub war auch die rechte Kopfseite, und ich hatte mehr Mühe etwas zu verstehen, trotz erstimplantierten Ohr ( links).
Langsam wurde es besser, aber meine rechte Kopfseite war ein wenig empfindlich. Und meine Geschmacksnerven waren immer noch beleidigt.
Jetzt bin ich wieder wie gewohnt, die rechte Kopfseite ist immer noch ein wenig empfindlich, eigentlich nur hautmässig empfindlich. Die Geschmacksnerven sind noch immer ein wenig beleidigt, doch langsam beruhigen sie sich.
Hören ist aber noch etwas ungewohnt, da ich nun mit beiden Ohren höre. Aber die Musik.. ich sag nur : hammermässig :) . Und am Telefon verstehe ich auf dem rechten Ohr die Zeitansage. Wenn ich nur mit dem rechten Ohr höre, hört sich alles an wie ein entspannendes Gute-Nacht-Lied.. so ein wenig wie ein müder Pianist in der Hotelbar ;).
Aber mit beiden Ohren zusammen hört es sich recht normal, auch wenn ich auf dem rechten Ohr immer mal wieder Geräusche höre, die ich da vorher nicht gehört hatte. Das heisst einfach, dass mein Gehirn sich erst noch daran gewöhnen muss.

Aber : Ich ermüde im Moment auch deshalb, weil Hören lernen auch sehr anstrengend sein kann. Ich nehme mir sehr bewusst Ruhepausen, und diese brauche ich wirklich. In so einer Phase brauche ich auch keine Leute, die Dialekt reden - das ist extrem anstrengend. Das Hören unterstütze ich mit einer FM-Anlage ( hier in diesem Fall eine Phonak-Smart Link) mit zwei dazupassenden Empfängern, hier ML14i), und ein CM-BT 2 ( Bluetooth-Nackenringschleife), sowie einem guten Schwerhörigentelefon, hier wars eine Scalla 2 von Humantechnik.

Dein Sohn hat Hörgeräteerfahrung. Das könnte ihm nützlich sein, wenn er Hilfsmittel bewusst einsetzt in diversen schwierigen Situationen, da wo Störlärm herrscht. Denn man muss wissen : Die Prozessoren haben eigentlich alle eine Reichweite von 30 cm. Hört sich nicht nach viel an, macht aber viel aus. Ab 30 cm wird es nämlich schwierig, das ist einfach so. Denn bei steigender Reichweite ( Entfernung Sprecher zum Zuhörer ) wird es immer schwerer mit Verstehen.. und Teleskopaugen haben wir noch nicht ;) Bei der FM und der Nackenringschleife bin ich konsequent, denn ich habe die Prozessoren von Cochlear auf Nur Zubehör gestellt. In einer Schule jedoch würde ich die Mischung beim Prozessor genau so einstellen, es sei denn, ihr habt keine Team-Teaching Anlage. Team Teaching heisst hier : Mehrere Schülersender und ein Lehrersender senden zum Prozessor, der die dafür nötigen Empfänger hat. Ich würde allerdings an deiner Stelle auch deinen Sohn stärken, und sagen : Du bist derjenige der die Hörbehinderung hat, Du entscheidest. Er muss testen, wie es in der Schule so geht. Ich sehe auch keinen Grund, einen Hörbehinderten Schüler diese Dinge vorzuenthalten. Denn Hören ist absolute Schwerarbeit, und meine persönlichen Erfahrungen mit einer Schwerhörigenschule, die den älteren Schülern eine FM-Anlage verwehrte mit dem Hinweis : Das ist ja im Beruf auch nicht so.. da bin ich ganz und gar nicht einverstanden, weil eben Hören für einen mit einer Hörbehinderung eben doch ziemlich anstrengend werden kann. Da ist man abends dann platt. Das muss nicht sein, dass man vor lauter Hörarbeit völlig erschöpft ist, und dann nichts mehr machen kann. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit oder Schule.

Mein Tip wäre noch, sich eine gute Hörtaktik zu überlegen, wie man sich das Verstehen erleichtert, wie man Hörende dazu bringt, einem die Hörarbeit zu erleichtern. Falls Du magst, gebe ich dazu gerne noch Tips.

mit freundlichem Gruss

VoyagefromSilence
Von Geburt an an Taubheit grenzend schwerhörig, re. Ohr taub, 2000 bds.ertaubt, li.CI-Implantat von Cochlear. 4.10.2013 re. CI-Implantat von Cochlear. http://voyagefromsilence.wordpress.com
Sabine
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Re: Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

#27

Beitrag von Sabine »

Hallo Otoplastik,

heute denke ich schon die ganze Zeit an Deinen Sohn und besonders an Dich, denn erfahrungsgemäß ist diese OP-Zeit für die Wartenden ja soviel aufreibender als für diejenigen, die es ertragen müssen.
Hoffe, Dein Sohn ist schnell wieder ganz bei sich und hat nicht zu starke Schmerzen oder sonstige Beschwerden.

Liebe Grüße und starke Nerven!

Sabine
otoplastik
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Re: Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

#28

Beitrag von otoplastik »

Liebe Sabine,
danke für Deine lieben Worte!
Es ist alles ganz ganz gut gegangen und langsam lässt die Anspannung nach.
Ich hatte zum Glück eine liebe Freundin, mit der ich die ganze Zeit während der OP telefonieren konnte.
Es war nicht ganz klar, ob es eventuell doch kein AB-Implantat werden kann, da bei einer zu starken Verknöcherung der festeren Elektrode von Cochlear der Vorzug gegeben wird. Aber es hat geklappt-ich habe auch vor der OP dem Operateur nochmal ganz deutlich gesagt, dass wir unbedingt dieses Implantat möchten. Netterweise hat er mich noch während der OP noch angerufen um mir die gute Nachricht zu überbringen.
Meinem Sohn geht es leidlich gut. Deshalb sind wir heute auf eigenen Wunsch einen Tag früher nach Hause gegangen. Er braucht immer wieder ein Schmerzmittel, weil es doch ganz schön weh tut, aber die wirken dann auch so, dass er zufrieden ist.
Unglaublich, dass die ganze OP von einem Schnitt aus gemacht wurde, der in der hinteren Ohrfalte liegt!
Ich hoffe sehr, dass es jetzt alles gut einheilt und wir in Ruhe Weihnachten feiern können.
Sein Geschmacksnerv funktioniert leider nicht mehr links, aber wir gehen davon aus, dass es wieder besser wird. Und er ist ganz pragmatisch damit und kaut Leckeres auf der anderen Seite. Eklige Tabletten schluckt er eher über links und freut sich dann, dass er nichts geschmeckt hat. :lol:
Heute hat er dann auch schon die ersten zwei Probetöne gehört :) Das war echt aufregend (für mich)! Seine Worte dazu: Das ist, als wenn ein Schafbock in einem engen Raum ständig gegen die Wände rennt.
Jetzt ist ausruhen angesagt und Ende Januar kommt die Erstanpassung.
Ganz liebe Grüße, Otoplastik
Zuletzt geändert von otoplastik am 20. Dez 2013, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
noxa
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Re: Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

#29

Beitrag von noxa »

Oh, das liest sich sehr zwiespältig für mich, Otoplastik. Tut mir leid, dass ich mich nicht noch mal gemeldet habe. Ich maile dir bald mal, wenn hier etwas mehr Ruhe ist... Ich wünsche deinem Sohn schnelle Genesung (besonders die Sache mit dem Geschmacksnerv liest sich übel) und dir/ euch wünsche ich gute Nerven auch für die nächste Zeit!

Wir haben am 24.1. Termin für unsere Tochter... Ich harre der Dinge, denn es ist auch Erkältungszeit schlechthin. Mal schauen, wie die OP-Zeit so für mich wird. Mein Mann wird mich leider nicht begleiten...
[size=small]"Having a child is like wearing your heart outside for the rest of your life." Leigh Nash[/size]
Sabine
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Re: Arbeits-/Schulfähigkeit nach CI-Implantation

#30

Beitrag von Sabine »

Weiterhin denke ich an Euch. Hoffe, dass Ihr die Feiertage jetzt doch genießen könnt und Ruhe findet. Weiterhin gute Besserung.

Liebe Grüße,
Sabine
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