CI - OP steht bevor, einige Fragen

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Westy
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CI - OP steht bevor, einige Fragen

#1

Beitrag von Westy »

Liebe Forumsgemeinde,

endlich hab auch ich hierher gefunden und hoffe auf Beantwortung meiner (mehr oder weniger nervigen) Fragen, die wohl viele sich stellen, bevor es tatsächlich soweit ist.

Ich bin links taub (da bekomme ich im Oktober mein CI) und trage rechts ein Hörgerät (ca. 40% Hörleistung).
Außerdem bin ich 33 Jahre jung und habe da so einige Fragen bezüglich eines CI:

Bezüglich Fußball (da gab es schon ein Thema): kann man trotzdem mit Freunden untereinander, die rücksichtsvoll mit mir spielen, sporteln?
Wie sieht das beim Tennissport aus?

Gibt es Probleme bei Hitze? Ein Iphone schaltet sich zb selbst aus, wenn es 35 Grad hat und es in der Sonne liegt. Ein CI ist dem andauernd ausgesetzt (zb. am Strand).

Wie ist das beim Schwimmen? kann man bedenkenlos das CI rausnehmen und ins Meer springen?

Letztes Wochenende war ich in Düsseldorf am Flughafen, dort war vor mir ein Mann mit einem CI, der musste neben dem Metalldetektor durchgehen und wurde dann dementsprechend gefilzt. Warum ist das so? Darf ich jetzt zb auch nicht mehr durch solche Detektoren im Supermarkt gehen?

Da ich jetzt seit 28 Jahren ein Hörgerät trage, habe ich absolut keine Vorstellung, wie sich das Hörvermögen zwischen HG und CI unterscheidet. Jetzt, vor der OP, gehe ich gern mit einer Freundin spazieren und sie sagt Dinge wie "hör die Grillen im Garten zirpen und die Vögel singen". Ich höre mit HG genau gar nichts davon. Ich hoffe, dass das mit dem CI besser funktioniert. Ist das so?

Wie lange benötigt man, um den Alltag mit CI im Büro zu bewältigen. Ich habe in meiner Arbeit bereits gesagt, dass es ein sehr langer Krankenstand werden könnte, gibt es da Angaben (Daumen mal Pi)?

Ich bin auch Hobbymoderator in einem Internetradio. Die Kopfhörer trage ich ohne Hörgerät und habe den Sound am Ohr, wie ich ihn eigentlich hören sollte. Kann ich die Kopfhörer auch über das CI (bzw. am Ohr oder noch besser Im-Ohr-Stöpsel, die mit dem HG nicht halten sondern rausfliegen) tragen? Wie ist der Unterschied bei Musik zwischen HG und CI allgemein?

Ist es eigentlich ratsam, sein HG trotz CI weiterhin zu tragen (gleichzeitig)?

Kann man mit dem CI auch schlafen? Ich neige oft zum Verschlafen, daher schlafe ich bei anstrengenden Nächten auch mit Hörgerät. Ist das auch mit CI möglich? Und hört man damit (endlich) auch schrille Wecker?

Gibt es irgendwelche bekannten Problem bei Flügen (wie Druckausgleich etc.)?

Gibt es Versicherungen? Wenn ja, was kosten die?

Wie funktioniert das Telefonieren? Bis jetzt: Hörgerät raus, Handy ans Ohr, keine Interferenzen. Mit Hörgerät unmöglich, da dieses Tätäträtätäträtätä-Geräusch einen in den Wahnsinn treibt. Wie ist das beim CI?

So das waren erstmal meine vielen Fragen, ich bedanke mich recht herzlich.

P.S.: Bin aus Raum Wien-Umgebung. Gleichgesinnte oder Selbsthilfegruppen-Members hier?

Lg. Westy
Karin
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Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#2

Beitrag von Karin »

Verzeih die Frage, aber hattest du schon eine Aufklärung in der Klinik?
Du kannst doch nicht mit so vielen Fragen zur geplanten OP wandern?
Deine Fragen zeugen von vielen falschen Vorstellungen.
nochmal sorry...
Gruß Karin
http://www.kestner.de/ - alles rund um die Gebärdensprache
maryanne
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Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#3

Beitrag von maryanne »

Hallo Westy, in der Tat sollte die implantierende Klinik diese Fragen VOR der Entscheidung für die OP und vor allem vor der OP beantworten..
Das CI ist das Implantat, das ist im Schädelknochen verankert, die Elektroden liegen fest in der Hörschnecke. Außen trägt man den Sprachprozessor. Den nimmt man zum Schwimmen und auch zum Schlafen ab. Es gibt zwar Schwimmhüllen für den Prozessor, aber ich habe sie nicht ausprobiert und werde das auch nicht tun. Mit dem CI kannst du bedenkenlos durch die Sperren am Flughafen gehen, da passiert nix, auch nicht im Supermarkt. Wenn man gut eingestellt ist und das CI den erhofften Erfolg bringt, hört man die Grillen zirpen. Vorher kann man nicht sagen, wie groß der Erfolg sein wird. Ich telefoniere mit CI mit dem Handy und dem Festnetztelefon, ich höre - z.B. beim Sport - über Kopfhörer Musik und TV. Knackpunkt ist das Problem beim MRT, aber auch hier gibt es Möglichkeiten.

Gegen das Verschlafen gibt es Wecker - für Hörgeschädigte spezielle Licht- oder Vibrationswecker. Mit dem Prozessor solltest du wegen der Druckstellen nicht schlafen.

Du solltest nicht davon ausgehen, mit dem CI (gleich) telefonieren zu können. Du brauchst die Reha-Phase, d.h. Anfangs einige Einstellungstermine (Anpassung des CI) und vor allem Hörtraining. Google mal nach der Österreichischen CI-Gesellschaft, da bekommst du Infos und lernst auch Betroffene kennen.

maryanne
Sandra

Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#4

Beitrag von Sandra »

Hallo Westy,
bevor wir Dir die Fragen beantworten tun, kannst Du erstmal unter www.dcig-forum.de stöbern und nachlesen. Dort schreiben auch 2 oder 3 Usern aus Österreich.
Aber mich wundert auch, dass Du nach meinem Eindruck gar nicht bescheid weiss was Sache ist bzw. was auf Dich zukommt. OP-Termin scheinst Du schon zu haben und wurde in Klinik Dir nicht erklärt etc. oder verstand Du gar nix was man sagte! Wenn das letzteres betrifft, dann solltest Du jemanden mitnehmen der/die für Dich übersetzt oder lasse Dir vom Arzt aufschreiben.

Was mich jedoch stutzig macht, Du schreibst folgedes.....
Westy hat geschrieben:Ich bin auch Hobbymoderator in einem Internetradio. Die Kopfhörer trage ich ohne Hörgerät und habe den Sound am Ohr, wie ich ihn eigentlich hören sollte. Kann ich die Kopfhörer auch über das CI (bzw. am Ohr oder noch besser Im-Ohr-Stöpsel, die mit dem HG nicht halten sondern rausfliegen) tragen? Wie ist der Unterschied bei Musik zwischen HG und CI allgemein?
Westy hat geschrieben:Wie funktioniert das Telefonieren? Bis jetzt: Hörgerät raus, Handy ans Ohr, keine Interferenzen. Mit Hörgerät unmöglich, da dieses Tätäträtätäträtätä-Geräusch einen in den Wahnsinn treibt. Wie ist das beim CI?
Kann man daraus schliessen, dass Du OHNE HG über Kopfhörer nochwas verstehen bzw. Telefonieren kannst? Wie sieht Dein Audiogrammwerte aus?

Gruß
Sandra
Zuletzt geändert von Sandra am 15. Aug 2015, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
fast-foot
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Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#5

Beitrag von fast-foot »

Hallo Wesly,

hier die eine oder andere Antwort auf Deine Fragen:
Wesly hat geschrieben:Wie ist der Unterschied bei Musik zwischen HG und CI allgemein?
Das Gehör arbeitet hochgradig parallel. So zu sagen als Voraussetzung hierzu muss es in der Lage sein, sehr viele verschiedene akustische Reize gleichzeitig auf zu nehmen (sonst "gibt zu wenig, was gleichzeitig verarbeitet werden könnte"; etwas plakativ formuliert).

In Folge der Tatsache, dass beim CI die Elektroden "zu wenig nah" am Hörnerv platziert werden können und der elektrischen Eigenschaften der Perilymphe, kann nur eine (im Vergleich zum natürlichen Hören (gehe ich von einem intakten Gehör mit "normalen Fähigkeiten" aus) sehr beschränkte Menge an Informationen an den Hörnerv weiter gegeben werden).

Die Folgen hiervon sind unterschiedlich. Zunächst können Töne, welche eng beieinander liegen, nicht unbedingt einzeln gehört werden, insbesondere, wenn sie nicht im Tieftonbereich liegen. Es kann dann bspw. so sein, dass der Sprachprozessor des CIs bei zwei Tönen, welche bspw. eine grosse Terz auseinander liegen, "so etwas wie den Durchschnitt dieser beiden Töne berechnet" (das Verfahren ist natürlich komplizierter, aber von Prinzip her läuft es auf das selbe hinaus) und dann die entsprechende Stelle des Hörnervs elektrisch reizt (und das kommt dann genau auf das selbe hinaus wie die Situation, wenn nur ein einzelner Ton einer bestimmten Tonhöhe erklingt - mit dem Unterschied, dass es noch eher in Richtung Geräusch geht).
Bei noch mehr nahe beieinander liegenden Tönen wird es natürlich noch schwieriger (es kann je nachdem trotzdem nur einer gehört werden; hierbei klammere ich die Oberschwingungen, welche für den Klang verantwortlich sind, zunächst aus - und da ein Instrument verschiedenste Oberschwinungen erzeugt, welche für den Klang charakteristisch sind, potenziert sich natürlich das Problem (man stelle sich vor, eine Gitarre und ein Klavier spielen gleichzeitig einen Akkord)).

Das Fazit ist klar: Im Vergleich zum natürlichen Hören bestehen enorme Unterschiede. Will man nun den Vergleich zu einem schwerhörigen und bspw. mit Hörgerät oder gar nicht versorgten Ohr ziehen, wird es noch schwieriger, da es die verschiedensten Arten und Grade gibt. Vielfach ist jedoch ein relativ intaktes Tieftongehör vorhanden. Als Fundament für das Musikhören ist dieses eminent wichtig. Ich behaupte, dass ein wesentlicher Teil der "funktionalen Eigenschaften bzw. Charakteristika von Musik" (wie Tonart, Harmonie, Melodie, Rhytmus etc.) durch viele Schwerhörige (mit oder ohne Hörgerät) erkannt (aber möglicherweise nicht benannt (das Benennen ist natürlich auch durch Normalhörende in der Regel kaum möglich; dies ist jedoch in Bezug auf das eigentliche Hören auch nicht sonderlich wichtig (wichtig ist ein gewisser Grad von Identifikation und auch Unterscheidung)) werden können. Bei einem CI ist dies viel fraglicher. Insbesondere ist es schwierig, verschiedene Empfindungen wie bspw. unterschiedliche Spannungen, wie sie durch Töne, deren Anzahlen der Schwingungen (Frequenzen) in bestimmten Verhältnissen zueinander stehen, (bei musikalischen Werken bewusst) ausgelöst werden, "richtig zu deuten" (damit meine ich, auf eine ähnliche Weise, wie es durch den Komponisten beabsichtigt wurde). Dies liegt natürlich auf der Hand, wenn es schwierig wird, (nur schon) zwei Töne bspw. im Terzabstand als diese wahr zu nehmen* (und nicht als einen "Ton" (eher ein etwas breitbandigeres Geräusch) irgendwo dazwischen).

Ueber die Klangfarben, was ein weiterer wichtiger Aspekt ist in der Musik, möchte ich hier gar nicht sprechen (für ein differenziertes Erkennen von verschiedensten (gleichzeitig erklingenden Klängen) werden nochmals ganz andere Anforderungen an das Gehör gestellt, wobei hier natürlich nur schon bei leichtgradig Schwerhörigen Einbussen entstehen (die Art des Hörverlusts spielt ebenfalls eine Rolle))).

Es ist allerdings möglich (und vermutlich meistens so), dass mit der Zeit die Klangeindrücke, welche durch Hörgerät und CI entstehen, als einheitlich wahr genommen werden (das ändert jedoch nichts am zuvor Geschriebenen).
Wesly hat geschrieben:Ist es eigentlich ratsam, sein HG trotz CI weiterhin zu tragen (gleichzeitig)?
Eigentlich schon. Ich würde die Erwartungen an das CI nicht zu hoch schrauben (Du wirst damit wohl kaum so gut hören, dass das Hörgerät rechts nichts Entscheidendes zum Hören beitragen kann). Wie das in der Anpassungsphase genau gehandhabt wird, kann ich nicht sagen.
Wesly hat geschrieben:Jetzt, vor der OP, gehe ich gern mit einer Freundin spazieren und sie sagt Dinge wie "hör die Grillen im Garten zirpen und die Vögel singen". Ich höre mit HG für Hörgerätegenau gar nichts davon. Ich hoffe, dass das mit dem CI besser funktioniert. Ist das so?
Dies ist durchaus möglich. Im Voraus kann man dies allerdings nicht gut sagen. Die Voruntersuchungen sind hierzu nicht in der Lage. Der einzige Test, welcher einigermassen aussagekräftig ist, lässt nur Aussagen bezüglich Frequenzen bis um 1 kHz zu. Dieser jedoch längst nicht mehr standardmässig durchgeführt.
Wobei es natürlich möglich ist, ein Grillenzirpen mittels CI zu hören, indem man eine nicht-tonotope Reizung anwendet (die relativ hohe Fequenz wird eh nicht mehr über den Ort kodiert).

Eigentlich hängt es vor allem davon ab, wie sinnvoll eine Einstellung ist, bei welcher dies gehört wird (ob "gewollt oder nicht").
Wenn überhaupt etwas gehört wird, dann kann man es auch so einrichten, dass Grillenzirpen gehört wird. Ob dies sinnvoll ist, ist eine andere Frage (und kann man also nicht im Voraus beantworten).
Wesly hat geschrieben:Ich bin links taub (da bekomme ich im Oktober mein CI) und trage rechts ein Hörgerät (ca. 40% Hörleistung).
Seit wann bist Du denn linkst taub? Hast Du dort jemals gehört?

Diese Frage ist nicht ganz unwichtig, wenn es um die Frage einer CI-Implantation geht; auch im Zusammenhang mit den anderen Fragen, welche ich beantwortet habe.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
franzi
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Registriert: 22. Jul 2003, 19:55
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Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#6

Beitrag von franzi »

Ich war nach der Op 4Wochen krank geschrieben. Wenn es einem gut geht und man nicht gerade körperlich schwer arbeiten muss, dann ist es möglich das man nach 2Wochen oder so wieder arbeiten kann.
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
Westy
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8

Re: CI - OP steht bevor, einige Fragen

#7

Beitrag von Westy »

erstmal vielen lieben dank für die super antworten.

zum "unvorbereiteten" teil:
ich war bereits im CT und MR sowie bei der erstuntersuchung in der HSA spezialklinik st. pölten. diese ärztin hat mir einige geräte dort gezeigt, mich bisschen informiert, was möglich ist mit CI. auch sie sagte, jeder muss das für sich selbst entscheiden und herausfinden, ob man das möchte. da ich - sagen wir erst statt schon - 33 jahre bin, werde ich mit fortschreitendem alter mit sicherheit noch schlechter hören, wenn das gehör mal nicht mehr so mitspielt (das beginnt bereits jetzt schon in minimalbereichen - aber ich weiß dass es schlechter wird, auch wenn die audiogramme das nicht so sehen).

links bin ich seit dem 5. lebensjahr taub (nach mumpserkrankung), ich kann normal (sogar in wiener mundart) reden das habe ich mir bereits vorher angeeignet, daher ist das (auch laut ärztin) ein immenser vorteil. da ich auch sehr wissbegierig und lernfreudig bin, und bei der HSA untersuchung zum ersten mal wieder richtungshören konnte war ich den tränen nahe. das hat mich dazu veranlasst, die CI-OP mitzumachen. ich werde am 2. vorgespräch nächste woche mit der ärztin natürlich nochmals reden und viel fragen. sie hat mir übrigens geraten auch in internetforen herumzustöbern und nach selbsthilfegruppen zu suchen, daher hab ich die vielen fragen einfach mal hier rein geschrieben :)

die erklärung mit dem ton-laut-ding von fast-food klingt etwas kompliziert, das muss ich mir nochmal genauer durchlesen :)

jedenfalls vielen lieben dank, wünscht mir glück.

euer westy.
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