Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

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Orni
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Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#1

Beitrag von Orni »

Meine Schwerhörigkeit ist wahrscheinlich eine Lärmschwerhörigkeit (Ich war viele Jahre Musiker).
Das sagte der Arzt so, da ich den für Lärmschwerhörigkeit typischen 4kHz Knick habe.

Seit dem ich das weiß, versuche ich mich wo immer es nur geht vor Lärm zu schützen.
Ich bin schon immer gerne alte Autos gefahren. Diese sind allerdings auch laut. Habe deswegen schon meine beiden Oldtimer verkauft.

Nun steht demnächst der Kauf eines neuen Autos an.
Mein Traum wäre ein Subaru Forester. Allerdings ist der leider etwas lauter auf der Autobahn als zum Beispiel ein VW Tiguan.

Ich habe bereits beim Händler eine Probefahrt mit dem Subaru gemacht und habe auf der Autobahn bei 140kmh 69-70 dB(A) gemessen.
Hatte dazu ein relativ günstiges Messgerät von Voltcraft verwendet.

Beim Tiguan habe ich noch keine Messwerte, aber laut Internetrecherche dürfte der so ca. 2-3 dB (A) leiser sein.

Denkt ihr es ist sinnvoll das Auto zu nehmen das etwas leiser ist? Oder spielt das in diesem Bereich keine Rolle?

Momentan fahre ich einen alten Golf, der hat auf der Autobahn so 72 bis 74dB(A), da trage ich aus Angst vor Verschlechterung beim Autofahren Gehörschutz, da ich es als laut empfinde.

Denkt Ihr ich übertreibe da? Oder ist es sinnvoll auch in diesen (im Vergleich zu Konzerten relativ niedrigen) Bereichen unnötige Belastung für das Ohr zu vermeiden.

Meine Angst geht manchmal sogar soweit, dass ich mich nicht traue die HG den ganzen Tag zu tragen, da ich denke das ist unnötige Belastung für die Ohren. (Zum Glück höre ich auch ohne die HG noch einigermaßen)
Meine Musikerkollegen mit denen ich jahrelang zusammen musiziert habe, haben übrigens noch viel bessere Ohren als ich, deswegen denke ich dass es nicht nur am Lärm bei mir liegt, sondern auch etwas Veranlagung mit reinspielt
Links
250/500/750/1K/1,5K/2K/3K/4k/6K/8K
10dB/10dB/10dB/10dB/10dB/15dB/30dB/55dB/50dB/35dB
Rechts
250/500/750/1K/1,5K/2K/3K/4K/6K/8K
5dB/5dB/5dB/5dB/10dB/15dB/45dB/50dB/60dB/55dB
Ohrenklempner
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10

Re: Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

Pegel von 70-75 dB(A) sind gemeinhin noch nicht als schädlich zu betrachten, so lange man sich dem "Lärm" nicht dauerhaft und ständig aussetzt. Wenn dir der Krach unangenehm ist, würde ich es tatsächlich mit Gehörschutz probieren, allerdings nur einen mit geringer Dämpfung (linear und maximal 10-15 dB), damit Warnsignale noch gut wahrgenommen werden können. Wenn das laute Geräusch bei dir Stress auslöst, dann vermeide die lauten Geräusche lieber. Lautstärkeempfindung und die Reaktion darauf ist sehr individuell. Manchen Leute kippen bei 85 dB vom Hocker, während andere bei 110 dB gerade mal eine Augenbraue hochziehen.

Die Hörgeräte im Lärm rauszunehmen kann eine ganz gute Lösung sein. Hörgeräte sollten allerdings so eingestellt werden, dass sie deine Unbehaglichkeitsschwelle nicht überschreiten und die Verstärkung nur so weit dosieren, wie es für ein besseres Sprachverstehen notwendig ist. Das würde ich einmal mit dem Akustiker abklären.

Ein Geräuschpegel kann ruhig laut sein ohne zu schaden. Nach "laut" kommt aber erst noch "sehr laut", bevor es "zu laut" wird.

Wenn du von vornherein eine Veranlagung für ein... ich nenne es mal "empfindliches Öhrchen" hast, dann ist ein schnelleres Fortschreiten des Hörverlusts im Laufe der Zeit schon eher wahrscheinlich. Nicht bei jedem, aber bei schnell fortschreitenden Hörverlusten und bei hochgradigen Hörschädigungen, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo das Ohr vom Hörgerät mit Lärm beschallt werden muss, um noch ein Sprachverstehen zu erreichen. Das ist tatsächlich nicht gut für das Ohr, aber man nimmt es in Kauf. Lieber jetzt besser hören und später schlimmstenfalls gar nicht mehr, als den Rest des Lebens schlecht hören.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten – Grüßli an die Schwiz! :wave: – fragen Sie Ihren Hörakustiker (m/w/d)!
deaf_tom
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Re: Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#3

Beitrag von deaf_tom »

Meine Erfahrung ist, dass gerade Autofahren mit Hörgeräten je nach Einstellung der Geräte sehr angenehm sein kann.

Ich fahre einen VW Caddy Maxi der aufgrund der Größe des Innenraums gerade auf der Autobahn recht laut wird.

Meine HGs reduzieren die Fahrgeräusche und lassen nur Gespräche, das Radio und - ganz wichtig - Signale von außen wie Hupen oder Martinshörner in voller Lautstärke durch. Alleine deshalb käme für mich ein Gehörschutz im Auto nicht in Frage.

Selbst kürzlich in einem Platzregen auf der Autobahn habe ich das Prasseln auf der Scheibe nur in einer Lautstärke vergleichbar mit leiser Hintergrundmusik gehört.

Nur ein Aspekt ist für mich dabei lästig: Gelegentlich mag ich im Auto auch mal laute Musik hören. In der Standardeinstellung regeln die HGs dann die Musik genau so weit runter wie ich das Radio lauter gestellt habe, d.h. die gefühlte Lautstärke bleibt nahezu identisch.
Wechsele ich bei den HGs ins Musik-Programm, wird die Musik wie gewünscht lauter. Nur werden dann auch die Fahrgeräusche teilweise bis zur Unerträglichkeit verstärkt.
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Orni
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Re: Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#4

Beitrag von Orni »

Ohrenklempner hat geschrieben: 2. Jul 2025, 11:08 Pegel von 70-75 dB(A) sind gemeinhin noch nicht als schädlich zu betrachten, so lange man sich dem "Lärm" nicht dauerhaft und ständig aussetzt. Wenn dir der Krach unangenehm ist, würde ich es tatsächlich mit Gehörschutz probieren, allerdings nur einen mit geringer Dämpfung (linear und maximal 10-15 dB), damit Warnsignale noch gut wahrgenommen werden können. Wenn das laute Geräusch bei dir Stress auslöst, dann vermeide die lauten Geräusche lieber. Lautstärkeempfindung und die Reaktion darauf ist sehr individuell. Manchen Leute kippen bei 85 dB vom Hocker, während andere bei 110 dB gerade mal eine Augenbraue hochziehen.

Die Hörgeräte im Lärm rauszunehmen kann eine ganz gute Lösung sein. Hörgeräte sollten allerdings so eingestellt werden, dass sie deine Unbehaglichkeitsschwelle nicht überschreiten und die Verstärkung nur so weit dosieren, wie es für ein besseres Sprachverstehen notwendig ist. Das würde ich einmal mit dem Akustiker abklären.

Ein Geräuschpegel kann ruhig laut sein ohne zu schaden. Nach "laut" kommt aber erst noch "sehr laut", bevor es "zu laut" wird.

Wenn du von vornherein eine Veranlagung für ein... ich nenne es mal "empfindliches Öhrchen" hast, dann ist ein schnelleres Fortschreiten des Hörverlusts im Laufe der Zeit schon eher wahrscheinlich. Nicht bei jedem, aber bei schnell fortschreitenden Hörverlusten und bei hochgradigen Hörschädigungen, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo das Ohr vom Hörgerät mit Lärm beschallt werden muss, um noch ein Sprachverstehen zu erreichen. Das ist tatsächlich nicht gut für das Ohr, aber man nimmt es in Kauf. Lieber jetzt besser hören und später schlimmstenfalls gar nicht mehr, als den Rest des Lebens schlecht hören.
wegen dauerhaft: ich fahre schon so 25000 km im Jahr Auto, da kommen schon einige Stunden zusammen in denen ich über 70 dB(A) ausgesetzt bin. Deswegen der Gehörschutz beim Autofahren. Und ich frage mich halt immer ob durch diese Veranlagung die Ohren dann eben auch bei Pegeln die für normale Menschen nach Statistik unschädlich sind, mir eben doch schon schaden. Deshalb diese Vorsicht von mir. Andererseits kann ja die Veranlagung auch so sein, dass meine Ohren unabhängig vom Pegel und der Dauer schlechter werden, dann würde ich umsonst so vorsichtig sein. Aber diese Frage kann mir wahrscheinlich niemand beantworten.

Ich habe da beim Autofahren immer so ne Mickey Mouse aus dem Industriebedarf auf, die lässt auch Sprache durch und ich höre sowohl Martinshorn, Hupe und co, als auch den Beifahrer, wenn er (etwas lauter) was zu mir sagt.

Habe auch die angepassten Ohrenstöpsel mit den linearen Filter. Aber bei denen habe ich nicht das Gefühl, dass sie mich gut genug schützen.
Dieses Gefühl habe ich deswegen, weil nach einer längeren Autofahrt mein Tinnitus getriggert wird und mir die Ohren pfreifen wie früher nach einem Konzert. Mit den Ohrstöpsel ist es zwar etwas besser aber auch noch da, bei dem Kapselgehörschutz habe ich den Tinnitus nach der Autofahrt kaum.

Früher war ich übrigens nicht Lärmempfindlich, da empfand ich laute Konzerte sogar als angenehm. Die Lärmempfindlichkeit kam erst mit der Schwerhörigkeit. Aber das soll ja ein bekanntes Phänomen sein, habe ich mal gelesen.
Aber leider wird meine Lärmempfindlichkeit halt durch meine Angst vor Lärm und der daraus resultierenden möglichen Verschlechterung nochmals gesteigert.

Ich muss da echt aufpassen, dass ich mich dadurch nicht zu sehr selbst (vielleicht unnötig) einschränke.
Zuletzt geändert von Orni am 2. Jul 2025, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Orni
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Re: Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#5

Beitrag von Orni »

deaf_tom hat geschrieben: 2. Jul 2025, 12:09 Meine Erfahrung ist, dass gerade Autofahren mit Hörgeräten je nach Einstellung der Geräte sehr angenehm sein kann.

Ich fahre einen VW Caddy Maxi der aufgrund der Größe des Innenraums gerade auf der Autobahn recht laut wird.

Meine HGs reduzieren die Fahrgeräusche und lassen nur Gespräche, das Radio und - ganz wichtig - Signale von außen wie Hupen oder Martinshörner in voller Lautstärke durch. Alleine deshalb käme für mich ein Gehörschutz im Auto nicht in Frage.

Selbst kürzlich in einem Platzregen auf der Autobahn habe ich das Prasseln auf der Scheibe nur in einer Lautstärke vergleichbar mit leiser Hintergrundmusik gehört.

Nur ein Aspekt ist für mich dabei lästig: Gelegentlich mag ich im Auto auch mal laute Musik hören. In der Standardeinstellung regeln die HGs dann die Musik genau so weit runter wie ich das Radio lauter gestellt habe, d.h. die gefühlte Lautstärke bleibt nahezu identisch.
Wechsele ich bei den HGs ins Musik-Programm, wird die Musik wie gewünscht lauter. Nur werden dann auch die Fahrgeräusche teilweise bis zur Unerträglichkeit verstärkt.

Ich habe auch schon festgestellt, dass ich das Auto mit HG im Ohr als weniger laut wahrnehme.
Da ich aber offene HG habe (also Domes und keine geschlossenen Otoplastiken) erkläre ich mir den Effekt so:
Der Lärm kommt trotzdem am Trommelfell an wegen den offenen Domes, hier könnte das HG ja nur den Anteil reduzieren der übers HG läuft, was ja gleich einer geringeren Verstärkung des unerwünschten Anteils wär. Diese geringere Verstärkung hat wegen der offenen Versorgung also keinen Effekt auf den tatsächlichen dB Pegel am Trommelfell.

Vielmehr denke ich, dass das bei mir ein psychologischer Effekt ist. Ich denke Ich empfinde die Fahrgeschräusche nur als Laut, da durch die Schwerhörigkeit die wichtigen Hörinformationen in den Fahrgeräuschen untergehen. Ich verstehe den Beifahrer also schlecht wenn er normal laut spricht, deshalb setzt mein Gehirn die 75dB Fahrgeräusch in Relation zu der Sprache als laut an, weil mein Gehirn ja von früher kennt: Ein Geräusch, das dafür sorgt, dass ich Sprache nicht verstehe = laut.

Ich hoffe ich habe das einigermaßen verständlich ausgedrückt.

Und obwohl ich das Autofahren mit dem HG als angenehmer und leiser empfinde, traue ich mich nicht öfter und länger mit den HG Auto zu Fahren, weil ich immer im Hinterkopf habe, eigentlich macht mein Auto ja Lärm und das ist schlecht. Also tue ich die HG raus und Gehörschutz rein. Irgendwie verrückt und wahrscheinlich übertrieben.
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deaf_tom
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Re: Schutz vor Lärm um die Ohren nicht noch weiter zu verschlechtern

#6

Beitrag von deaf_tom »

Ich nutze auch Domes. Da ich aber schlechter höre als Du (rechts 50% / links 60 %) hört sich für mich sowieso ohne HG alles an wie Gespräche im Nebenzimmer, wenn man an der Tür lauscht. 😜
Das verstärkt natürlich den beschriebenen Effekt.

Allerdings bin ich da auch relativ entspannt. Ich fahre etwa 60.000 km im Jahr und habe auch gar keine Option, darauf zu verzichten.
Gerade wenn ich alleine im Auto bin, höre ich dabei auch gerne alles an Musik, was schnell, hart und laut ist.

Ich möchte mich auch nicht übermäßig einschränken. Ohne Auto bzw. bei einer entsprechenden Reduzierung auf das allernötigste wären 95 % meiner Sozialkontakte weg. Dazu bin ich nicht bereit.

Mein Hörverlust ist allerdings auch nicht durch übermäßige Lautstärke verursacht, sondern durch eine Otosklerose. Aufgrund persönlicher Kontakte, die nach der dafür nötigen OP größere Probleme hatten als vorher, möchte ich das Risiko einer OP nicht eingehen, solange es nicht unbedingt nötig ist und lasse mir lieber vom HG ins Ohr brüllen.
Wenn ich dann irgendwann als Rentner mit 75 nach so einer OP auf einer Seite nichts mehr höre, ist das vielleicht ok. Aktuell brauche ich das nicht, weil ich dann auch im beruflichen Umfeld Schwierigkeiten bekäme.
Signia Pure Charge&Go BCT 7 IX
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