Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

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opeladmiral
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Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#1

Beitrag von opeladmiral »

Liebes Forum,
ich habe im Bereich „Vorstellungen“ ein paar einleitende Worte zu uns und unserer Situation geschrieben.

Unser jüngster Sohn ist fünf Monate jung und hat das Hörscreening 36 Stunden nach der Geburt (otoakustisch) bestanden.

Seit einigen Wochen haben wir jedoch das Gefühl, dass er schlecht / kaum hört, da er sich Geräuschquellen nicht zuwendet und auch auf direkte Ansprache fast nur reagiert, wenn er uns dabei sieht. Bei sehr lauten Geräuschen erschrickt er allerdings deutlich.

In der aktuellen „Corona-Zeit“ haben uns alle Pädaudiologen in unserer Gegend mit dem Hinweis abgewiesen, wir sollen uns doch in acht Wochen (!) noch einmal melden. Dann könne man vielleicht einen Termin vereinbaren.

Da wir uns (wie viele andere Eltern, die hier geschrieben haben) jedoch täglich immer mehr Sorgen machen und natürlich auch an vielen Stellen gelesen haben, dass eine möglichst frühe Diagnose und Einleitung von Hilfsmaßnahmen (z.B. Hörgerät) sehr wichtig ist, haben wir nach langem Suchen zumindest einen HNO-Arzt gefunden, der neben otoakustischem Test auch ein BERAphon hat und den Test „trotz Corona-Zeit“ aktuell anbietet.

Der Arzt war sehr nett und hat auch versucht die Testergebnisse in Ruhe zu erklären. Wie das aber immer bei medizinischen Dingen so ist, versteht man nicht alles. Außerdem kommen dann zu Hause noch neue Fragen auf.

In der HNO-Praxis wurde sowohl ein otoakutischer Test mit mehreren Frequenzen gemacht, als auch ein BERA-Test (beide Ergebnisse im Anhang).
Der junge Mann hat den otoakustischen Test (erneut) bestanden.

Im BERA-Test zeigt die Auswertung des automatischen Tests (AABR, wenn ich das richtig verstanden habe) auf beiden Seiten „Kontrolle“. Das linke Ohr erreicht im Laufe der 120 Sekunden ca. 80%, das rechte lediglich ca. 60%. Es ist auch so, dass wir das Gefühl haben, das linke Ohr hört „besser“ als das rechte.

Daraufhin hat der Arzt eine „manuelle Überprüfung“ gemacht. Diese Ergebnisse sind ebenfalls auf der rechten Seite der Auswertung (im Anhang) ersichtlich.
Der Arzt konstatierte, dass er in seiner vorherigen Beschäftigung in einer Klinik sehr viele dieser Tests gemacht hat, und das automatische Ergebnis nicht selten „falsch positiv“ und auch „falsch negativ“ war.

Nach der „manuellen Überprüfung“ sagte der Arzt, dass der BERA-Test bestanden sei. Es komme definitiv etwas im Hörzentrum an. Der BERA-Test sei bei 20 - 30db (?) ausgeführt worden. Da bei 20db etwas im Hörzentrum ankommt, entspräche das einer Normalhörigkeit.

Ferner erwähnte der Arzt noch, dass aufgrund des jungen Alters von fünf Monaten vermutlich die Ummantelung der Nervenbahnen (Myelin) noch nicht abgeschlossen sei und es daher in vielen Fällen noch zu einer Verbesserung der Hörfähigkeit kommt.
Wir sollen uns nun in vier Wochen nochmals zum erneuten Hörtest vorstellen.
Es ist allerdings so, dass das von uns wahrgenommene / empfundene Hörvermögen unseres Sohnes stark schwankt.

So hatten wir bis zum 29. März das Gefühl, dass der kleine sehr schlecht hört. In den Tagen vom 30. März bis zum 02. April hatten wir wirklich erstmalig das Gefühl einer deutlichen (!) Besserung. In diesen Tagen war der Kleine schreckhaft, hat häufig auf Ansprache reagiert und sofort bemerkt, wenn wir den Raum betreten haben. Es war eine sehr deutlich spürbare Besserung. Wie der Zufall es wollte, lag der Termin für die o.s. Hörtests genau in dem Zeitraum.

Nachdem wir in den Tagen also sowohl das Gefühl einer deutlichen Verbesserung hatten, als auch der Arzt aussagte, dass die Tests bestanden seien, waren wir zunächst unheimlich erleichtert.

Leider wurde das von uns empfunden Hörvermögen des Kleinen allerdings ab dem 03. April wieder deutlich schlechter. Er reagiert jetzt sogar noch weniger auf Ansprache / akustische Reize als in der Zeit vor der Besserung. Allerdings hat der Kleine seit dem 03. April auch einen (leichten) Infekt mit etwas Husten und Schnupfen.
Wie kann das Hörvermögen so stark schwanken?

Derzeit begleitet uns nun permanent die stetige Sorge, dass jeder weitere Tag ohne Unterstützung (z.B. durch Hörgeräte) der Entwicklung unseres Lieblings schadet. Insbesondere, da er irgendwie immer häufiger gelangweilt / teilnahmslos wirkt.

Wir würden uns SEHR über Eure Erfahrungen aus ähnlichen Situationen freuen, aber auch über die Einschätzung unserer Situation auf Basis der Erläuterungen und der Testergebnisse. Vielleicht habt ihr darüber hinaus ja noch Tipps, die uns in der aktuellen Situation helfen.

(Ach ja, der Kleine hat einen älteren Bruder im Alter von 4 Jahren, der sehr gut hört. Die einzige bekannte Auffälligkeit in der Familie ist die Schwester des Vaters, die von Geburt an auf dem rechten Ohr taub ist. Der Grund dafür ist nicht bekannt.)

Vielen Dank im Voraus!
Dateianhänge
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opeladmiral
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#2

Beitrag von opeladmiral »

SORRY für die vielen Dateien. Sie waren erst nicht hochladbar, dann nicht löschbar, trotz abmelden und wieder anmelden.
Es handelt sich inhaltlich nur um zwei Dateien. Einmal der Otoakustische Test, und einmal der BERA-Test.
muggel
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#3

Beitrag von muggel »

Hallo,

ein Infekt kann dafür sorgen, dass man schlechter hört.
Du kennst es vielleicht beim Fliegen: wenn man keinen Druckausgleich macht, dann hört man schlechter / dumpfer.
Hat jemand Schnupfen, so ist auch die Verbindungsröhre zwischen Nase/Mund und Ohr geschwollen und es kann kein Druckausgleich stattfinden. Dann hört man auch schlechter.

Wegen deiner Frage: Hörgeräte sind Hilfsmittel und können auch Schäden verursachen. Wenn dein Sohn normalhörend ist (zumindest wenn er keinen Infekt hat) und du ihn dennoch mit Hörgeräten versorgst, kann dieses dem Gehör schaden!
Auch stellt sich die Frage, wie denn die Hörgeräte eingestellt werden sollen? SO, dass er auch in "schlechten" Phasen gut hört? Dann sind sie in den Phasen des "guten Hörens" viel zu laut und können Schäden verursachen.
Sollen sie so eingestellt werden, dass er in "guten" Phasen gut hört? Dann braucht er ja keine Hörgeräte, denn das ist ja auch so der Fall.....
Irgendwas dazwischen? Dann sind sie auch in "guten" Phasen zu laut und können entsprechend das Ohr schädigen...

Was ich euch daher raten würde: macht die Kontrolle und schaut, was dann bei den Untersuchungen heraus kommt. Vor allen Dingen: macht euch nicht verrückt! Das bringt wirklich nichts. Und es ist auch so, dass jedes Kind etwas anders ist.
So hatten wir auch bei unserem Sohn das Gefühl, dass da was an den Ohren wäre, da er nicht so schreckhaft war wie seine Schwester und auch deutlich später reagiert hatte.... aber: beide Kinder sind normalhörend.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
opeladmiral
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#4

Beitrag von opeladmiral »

Hallo muggel,

vielen Dank für Deine Antwort und die Tipps & Erläuterungen.
Kannst Du Dich noch erinnern, in welchem Alter eures Sohnes ihr das Gefühl hattet, dass etwas nicht stimmt, und in welchen Alter (bzw. auf Basis welcher Beobachtungen) sich dieses Störgefühl aufgelöst hat? Oder habt ihr Untersuchungen machen lassen?

Meinst Du mit "deutlich später reagiert hatte" das Alter Eures Sohnes? Oder die zeitliche Dauer zwischen akustischem Reiz und Reaktion?

Beste Grüße.
muggel
Beiträge: 1484
Registriert: 19. Jun 2013, 13:34
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#5

Beitrag von muggel »

Hallo,

wir haben natürlich testen lassen, dort war alles ok. Wir haben auf die Untersuchungsergebnisse vertraut und halt regelmässig nachtesten lassen (alles halbe Jahr, später jedes Jahr). Wann wir das erste Mal haben testen lassen, weiss ich gar nicht mehr, aber Junior konnte schon laufen. Damals gabs halt noch kein Neugeborenenhörscreening in der Geburtsklinik.

Mit "deutlich später" meinte ich, dass der Herr Sohnemann auf leise Geräusche nicht reagiert hatte, sondern halt eher auf lautere. Meine Madame hingegen auch auf leiseste Geräusche.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
opeladmiral
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#6

Beitrag von opeladmiral »

Hallo Muggel,

Danke für deine Antworten.
Diese anderen Erfahrungswerte helfen uns, die Situation etwas objektiver und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Beste Grüße
opeladmiral
Beiträge: 7
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Re: Bitte um Hilfe / Tipps / Erfahrungen zu Hörfähigkeit eines 5 Monate jungen Kindes

#7

Beitrag von opeladmiral »

Liebes Forum,

nach nunmehr ca. 2 Monaten möchte ich gerne ein kurzes Update geben, da wir uns damals SEHR über Tips als Antwort auf unseren Post, als auch über PNs gefreut haben.

Tatsächlich haben wir im April und Mai einige weitere Untersuchungen machen lassen. Unter anderem noch ein ausführlicher BERA-Test, sowie Verhaltensaudiometrie und weitere Otoakustische Tests.
Unser junger Mann hat all diese Tests bestanden, also beim zweiten Versuch dann auch den "automatischen BERA".
Noch viel wichtiger für uns ist allerdings, dass unser Sohn in den Wochen nach meinem letzten Post spürbar mehr hörte und reagierte. Inzwischen haben wir das Gefühl, dass er "quasi normal" hört und sehr gut reagiert.

Ich möchte vor allem anderen Eltern damit Mut machen, die sich vielleicht dieselben Sorgen machen wir wir im März und April. Unsere beiden Söhne haben gefühlt eine sehr unterschiedliche Entwicklung in Bezug auf das Hörvermögen durchgemacht. Wir haben wahrscheinlich auf den jüngsten an den Erfahrungswerten mit seinem älteren Bruder gemessen.
Ich kann auf jeden Fall gar nicht in Worte fassen, wie glücklich wir über diese Entwicklung sind.

Beste Grüße
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