Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

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axelsh
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Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#1

Beitrag von axelsh »

Hallo Zusammen,

ich bin hochgradig schwerhörig und trage beidseitig Phonak Naida UP mit denen ich sehr gut zurechtkomme. In Kombination mit Absehen vom Mund kann ich in den meisten Situationen verstehen. Vor zwei Jahren habe ich bei einem schweren Unfall meine Beine verloren, sie mussten beide in der Hüfte amputiert werden. Das machte das Verstehen anfangs schwieriger, da ich wirklich sehr kurz und klein in meinem Rolli bin und in vielen Situationen zu den Gesprächspartnern hochschauen muss. Nach einer gewissen Gewöhnszeit lernte ich aber sehr gut mit der neuen Situation umzugehen, nicht nur was das Hören betraf, sondern auch mit meiner beinlosigkeit im allgemeinen.
Im Moment habe ich aber wenn ich in die Stadt rolle beim Einkaufen große Probleme etwas zu verstehen und zu kommunizieren, da durch die Masken das Absehen vom Mund wegfällt und durch den größeren Abstand gerade in meiner Situation es noch schwieriger ist.
Wie geht Ihr, wenn Ihr auch auf Mundabsehen angewiesen seid, mit der Situation um?
Viele Grüße
Axel
Hochgradig Schwerhörig
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Turndrache
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#2

Beitrag von Turndrache »

Die Situation ist echt mehr als bescheiden... derzeit verzichte ich auf Kommunikation beim Einkauf oder bitte eineN GebärdensprachdolmetscherIN um Begleitung.

Herzliche Grüße aus dem Norden von
Yvonne
Dani!
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#3

Beitrag von Dani! »

Ich habs mir abgewöhnt auf Mundbild Ablesen angewiesen zu sein. Das aber unfreiwillig aufgrund Augenprobleme. Das funktioniert bei entsprechendem Training sogar ganz gut. Und ich bin hochgradig bis an Taubheit grenzend schwerhörig bzw seit 3 Monaten Träger eines CIs (was das Problem noch verschärft, da ich in dieser kurzen Zeit natürlich nicht entsprechend trainiert bin).
Allerdings bin ich da selbst in meiner Selbsthilfegruppe ziemlich allein, obwohl dort alle Sehprobleme haben. Außer mir fluchen alle über diese SRFs.
Zuletzt geändert von Dani! am 31. Mai 2020, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.
Dominik
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Vorsicht bissig.
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#4

Beitrag von axelsh »

Turndrache hat geschrieben:Die Situation ist echt mehr als bescheiden... derzeit verzichte ich auf Kommunikation beim Einkauf oder bitte eineN GebärdensprachdolmetscherIN um Begleitung.

Herzliche Grüße aus dem Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,
herzlichen Dank für Deine Nachricht, ja die Situation ist wirklich mehr als bescheiden, auch ich verzichte beim Einkauf inzwischen auf Kommunikation und helfe mir wenn nötig, mehr schlecht als recht, mit Zeichensprache oder einem Notizblock mit Stift. Die Leute sind, wenn ich zum Einkaufen rolle, aber sehr hilfsbereit, sie „gaffen“ meist erstmal, da man einen so kurzen Beinlosen wie mich, ja nicht alle Tage sieht, aber dann bekomme ich fast jede Unterstützung.
Was für Hörgeräte trägst Du?
Viele Grüße Axel
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AlfredW
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#5

Beitrag von AlfredW »

Hallo Dani,

wieso soll man mit CIs schlechter als mit Hörgeräten verstehen? Was ich so mit bekommen habe, ist das Sprachverständnis mit CI deutlich besser als mit Hörgeräten; entsprechendes Training und Tragedauer vorausgesetzt. Bei deinen 3 Monaten, wird das wohl noch etwas dauern.

Gruß

Alfred
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axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#6

Beitrag von axelsh »

Dani! hat geschrieben:Ich habs mir abgewöhnt auf Mundbild Ablesen angewiesen zu sein. Das aber unfreiwillig aufgrund Augenprobleme. Das funktioniert bei entsprechendem Training sogar ganz gut. Und ich bin hochgradig bis an Taubheit grenzend schwerhörig bzw seit 3 Monaten Träger eines CIs (was das Problem noch verschärft, da ich in dieser kurzen Zeit natürlich nicht entsprechend trainiert bin).
Allerdings bin ich da selbst in meiner Selbsthilfegruppe ziemlich allein, obwohl dort alle Sehprobleme haben. Außer mir fluchen alle über diese SRFs.
Hallo Dominik,

herzlichen Dank für Deine Nachricht, ja diese SRFs sind für mich wirklich schwierig, da ich halt auch keine richtige Lösung für mein KommunIkationsproblem habe. Das behindert mich mehr als meine Beinlosigkeit, denn dafür habe ich einen chicen wendigen Carbonrolli, welcher meine fehlenden Beine hervorragend ersetzt !!!
Viele Grüße
Axel
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KatjaR
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#7

Beitrag von KatjaR »

Hallo Axel,

erstmal herzlichn Glückwunsch dazu, dass du dich mit dem Verlust deiner Beine so hervorragend arrangieren konntest und damit anscheined gut klar kommst. Hut ab!

Was das Hören und Verstehen in Zeiten von Masken angeht ist es für uns Hörgeschädigte natürlich noch mühsamer als ohnehin schoin, wenn dann noch größerer Abstand dazu kommt noch schwerer. Ich "tröste" mich damit, dass es nur vorübergehend ist und in nicht sehr vielen Situationen insgesamt. Am meisten betroffen bin ich davon eh nur beim Einkaufen, was für mich auch schon vor Corona keine hochkommunikative Sache war. Bei Verständigugnsschwierigkeiten bitte ich schon mal um Wiederholung oder darum die Maske kurz runter zu ziehen, was zumindest in NRW im Umgang mit Högeschädigten auch gestattet ist.
Ich wünsche uns allen dass wir diese Zeit bald hinter uns lassen können und bald wieder besseres Hören/Verstehen möglich wird. Dominik, die drück ich die Daumen, dass es bald mit CI super klappt, planst du eine Reha?
Liebe Pfingstgrüße von Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#8

Beitrag von axelsh »

KatjaR hat geschrieben:Hallo Axel,

erstmal herzlichn Glückwunsch dazu, dass du dich mit dem Verlust deiner Beine so hervorragend arrangieren konntest und damit anscheined gut klar kommst. Hut ab!

Was das Hören und Verstehen in Zeiten von Masken angeht ist es für uns Hörgeschädigte natürlich noch mühsamer als ohnehin schoin, wenn dann noch größerer Abstand dazu kommt noch schwerer. Ich "tröste" mich damit, dass es nur vorübergehend ist und in nicht sehr vielen Situationen insgesamt. Am meisten betroffen bin ich davon eh nur beim Einkaufen, was für mich auch schon vor Corona keine hochkommunikative Sache war. Bei Verständigugnsschwierigkeiten bitte ich schon mal um Wiederholung oder darum die Maske kurz runter zu ziehen, was zumindest in NRW im Umgang mit Högeschädigten auch gestattet ist.
Ich wünsche uns allen dass wir diese Zeit bald hinter uns lassen können und bald wieder besseres Hören/Verstehen möglich wird. Dominik, die drück ich die Daumen, dass es bald mit CI super klappt, planst du eine Reha?
Liebe Pfingstgrüße von Katja
Hallo Katja,
herzlichen Dank für Deine Nachricht und Deine Glückwünsche. Ja, ich komme, für mich selbst überraschend, inzwischen sehr gut mit meiner Beinlosigkeit zurecht. Das war aber nicht immer so, die Anfangszeit war knallhart, ich war verzweifelt und konnte mir ein normales Leben ohne Beine überhaupt nicht vorstellen, in der Reha wurde alles dann von Tag zu Tag besser, als ich merkte, das ja doch fast alles ohne Beine geht, anders zwar aber es geht. Irgendwann machte es „Klick“ in meinem Kopf und ich hatte meinen neuen beinlosen Körper angenommen und voll akzeptiert. Es war komfortabel so viele Jahre Beine gehabt zu haben, heute vermisse ich sie aber keine Sekunde mehr, man kann auch ganz ohne Beine ein schönes und abwechslungsreiches Leben führen. Ich bin absolut glücklich und zufrieden mit meiner jetzigen Situation.

Ja, Du hast recht, auch ich tröste mich über die momentanen Kommunikationsprobleme damit, das es ja nur vorübergehend ist und auch nur eine Situationen des täglichen Lebens betrifft.
Viele Grüße
Axel
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Turndrache
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#9

Beitrag von Turndrache »

axelsh hat geschrieben:
Turndrache hat geschrieben:Die Situation ist echt mehr als bescheiden... derzeit verzichte ich auf Kommunikation beim Einkauf oder bitte eineN GebärdensprachdolmetscherIN um Begleitung.

Herzliche Grüße aus dem Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,
herzlichen Dank für Deine Nachricht, ja die Situation ist wirklich mehr als bescheiden, auch ich verzichte beim Einkauf inzwischen auf Kommunikation und helfe mir wenn nötig, mehr schlecht als recht, mit Zeichensprache oder einem Notizblock mit Stift. Die Leute sind, wenn ich zum Einkaufen rolle, aber sehr hilfsbereit, sie „gaffen“ meist erstmal, da man einen so kurzen Beinlosen wie mich, ja nicht alle Tage sieht, aber dann bekomme ich fast jede Unterstützung.
Was für Hörgeräte trägst Du?
Viele Grüße Axel
Hallo Axel,

schön, dass die Leute nach dem Moment des „Gaffens“, welches vermutlich einer vorübergehenden Unsicherheit geschuldet ist, Hilfe anbieten 😍 Ich habe ebenfalls Naida UPs. Ich profitiere jedoch nur wenig von den Hörgeräten, aber jedenfalls kapier ich damit, dass jemand spricht - welche Sprache es ist, bleibt mir meistens verborgen 😂🤣 Verstehen ist eine Mischung aus Geräuschen, Sprachmelodie, Kenntnis des Themas, dem Mundbild und Hirnakrobatik ;-) Dabei spielt mir in die Karten, dass ich vor ca 3 Jahren noch perfekt hörte. Eine CI Versorgung ist ausgeschlossen.

Herzliche Grüße aus dem echten Norden von
Yvonne
AlfredW
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#10

Beitrag von AlfredW »

Hallo Yvonne,

wobeginnt denn der echte Norden :-)
das wäre vielleicht besser per PN.

Gruß

Alfred
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Turndrache
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#11

Beitrag von Turndrache »

AlfredW hat geschrieben:Hallo Yvonne,

wobeginnt denn der echte Norden :-)
das wäre vielleicht besser per PN.

Gruß

Alfred
Hallo Alfred!
Der echte Norden liegt zwischen Schleswig und der Grenze zu Dänemark 🤣🤣🤣
Herzliche Grüße von Yvonne
rabenschwinge
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#12

Beitrag von rabenschwinge »

Für mich ebenfalls ne Katastrophe. Oft hilft mir mein Partner und sonst eben aufschreiben.
KatjaR
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#13

Beitrag von KatjaR »

Armer Rabe,
es kommen auch wieder andere Zeiten.
Hoffentlich auch mal zum persönlichen schnacken, ohne Mundschutz. ;-)
Zuletzt geändert von KatjaR am 1. Jun 2020, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#14

Beitrag von rabenschwinge »

Ich weiß. Für die Verkäuferinnen und Kassiererinnen ist es auch nicht einfach. Auch sie haben jetzt große Probleme zu verstehen.

Ist für alle momentan arg nervig.
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#15

Beitrag von axelsh »

Turndrache hat geschrieben:
axelsh hat geschrieben:
Turndrache hat geschrieben:Die Situation ist echt mehr als bescheiden... derzeit verzichte ich auf Kommunikation beim Einkauf oder bitte eineN GebärdensprachdolmetscherIN um Begleitung.

Herzliche Grüße aus dem Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,
herzlichen Dank für Deine Nachricht, ja die Situation ist wirklich mehr als bescheiden, auch ich verzichte beim Einkauf inzwischen auf Kommunikation und helfe mir wenn nötig, mehr schlecht als recht, mit Zeichensprache oder einem Notizblock mit Stift. Die Leute sind, wenn ich zum Einkaufen rolle, aber sehr hilfsbereit, sie „gaffen“ meist erstmal, da man einen so kurzen Beinlosen wie mich, ja nicht alle Tage sieht, aber dann bekomme ich fast jede Unterstützung.
Was für Hörgeräte trägst Du?
Viele Grüße Axel
Hallo Axel,

schön, dass die Leute nach dem Moment des „Gaffens“, welches vermutlich einer vorübergehenden Unsicherheit geschuldet ist, Hilfe anbieten 😍 Ich habe ebenfalls Naida UPs. Ich profitiere jedoch nur wenig von den Hörgeräten, aber jedenfalls kapier ich damit, dass jemand spricht - welche Sprache es ist, bleibt mir meistens verborgen 😂🤣 Verstehen ist eine Mischung aus Geräuschen, Sprachmelodie, Kenntnis des Themas, dem Mundbild und Hirnakrobatik ;-) Dabei spielt mir in die Karten, dass ich vor ca 3 Jahren noch perfekt hörte. Eine CI Versorgung ist ausgeschlossen.

Herzliche Grüße aus dem echten Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,

das hast Du treffend formuliert, ich frage mich auch immer woher der Moment der Unsicherheit bei den Leuten, welche mich zum ersten Mal treffen, kommt.
Klar ein Mensch ganz ohne Beine sieht anders aus als alle anderen, aber er „beißt „ ja nicht oder ist irgendwie nicht von dieser Welt. Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch, nur halt ohne Beine, aber das stört mich ja überhaupt nicht mehr!! Wenn die Leute dann merken, dass meine Beinlosigkeit für mich überhaupt kein Thema ist, ich ganz normal wie jeder „ Bebeinte“ bin ist alles ok und normal.
Warum helfen Dir die Naida UP nicht wirklich, bei mir sind sie wirklich hilfreich, wieso hast Du in fast drei Jahren Dein Gehör fast verloren, bei mir dauerte es viele Jahre?
Liebe Grüße aus der Mitte Deutschlands
Axel
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Tuchel48.1.1
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#16

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Axelsh, deine Situation ist schon mehr als beschissen. Zuerst Rolli, der meist niedrig ist, dann hörgeschädigt, da ist das Mundabsehen schon schwierig. Da gibt es nur eins. Sag den Leuten, sie sollen sich ein wenig bücken, damit du sie verstehen kannst oder dir aufschreiben, was sie sagen wollen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.

Eigentlich sollte der Rolli höher sein, damit du auf Augenhöhe mit den Anderen bist, aber wer baut schon einen "hohen" Rolli? Das wäre eine Aufgabe der Hersteller von Rollis, allgemein, denn alle Rollis sind niedrig.

Trotzdfem wünsche ich dir alles Gute! es sieht ja so aus, als würde eine weitere Lockerung in der näächsten Zeit eintreten. Solange müssen wir leider die Sache so hinnehmen wie sie ist.
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#17

Beitrag von axelsh »

Tuchel48.1.1 hat geschrieben:Hallo, Axelsh, deine Situation ist schon mehr als beschissen. Zuerst Rolli, der meist niedrig ist, dann hörgeschädigt, da ist das Mundabsehen schon schwierig. Da gibt es nur eins. Sag den Leuten, sie sollen sich ein wenig bücken, damit du sie verstehen kannst oder dir aufschreiben, was sie sagen wollen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.

Eigentlich sollte der Rolli höher sein, damit du auf Augenhöhe mit den Anderen bist, aber wer baut schon einen "hohen" Rolli? Das wäre eine Aufgabe der Hersteller von Rollis, allgemein, denn alle Rollis sind niedrig.

Trotzdfem wünsche ich dir alles Gute! es sieht ja so aus, als würde eine weitere Lockerung in der näächsten Zeit eintreten. Solange müssen wir leider die Sache so hinnehmen wie sie ist.[/quote

Hallo Tuchel,

vielen Dank für Deine Nachricht. So beschissen finde ich meine Situation gar nicht. Meine Hörsituation ist aus den beschriebenen Gründen im Moment wirklich schwierig, meine beinlosigkeit ist überhaupt kein Problem. Mein Rolli darf nicht höher sein als er ist, dann würde er nicht flink und beweglich sein wie er ist. Er ist flach, klein, wendig und passt perfekt zu meinem kurzen Körperstumpf, so habe ich volle Kontrolle und das fahren in ihm macht mir inzwischen sogar Spaß.
Das bücken oder in die Knie gehen machten die Leite vor der Pandemie eigentlich fast immer, aber im Moment machen sie es halt eher nicht um den Anstand einzuhalten. Das mit dem Aufschreiben praktiziere ich ja.
Aber, wie gesagt, die Zeit geht vorbei und es kommen für uns hochgradig Schwerhörige auch wieder einfachere Zeiten.
Viele Grüße Axel
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#18

Beitrag von axelsh »

rabenschwinge hat geschrieben:Für mich ebenfalls ne Katastrophe. Oft hilft mir mein Partner und sonst eben aufschreiben.
Ja, aufschreiben tue ich auch, aber das ist wegen der Abstandsregeln ja auch schwieriger, so nehme ich für den großen Wocheneinkauf auch öfter eine Bekannte, welche mir hilft, mit. Ich komme aus meinem Rolli mit meinen ja nur noch 92 cm Grösse nicht an die oberen Regale im Supermarkt, früher habe ich dann jemanden darum gebeten mir etwas zu geben, das klappt wegen der Abstandregeln und der Kommikationsprobleme durch die Masken im Moment nicht. So hilft mir nun oft meine Bekannte, wenn sie nicht kann, arbeite ich mit einem Greifarm, ist bei schweren oder großen Sachen im oberen Regal zwar mühsam, klappt aber ganz gut.
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john.thorsten

Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#19

Beitrag von john.thorsten »

Hey,

hast du dich mal mit CIs beschäftigt? Ich kann dir nur ans Herz legen dich mal mit einem Schwerhörigen Verband auszutauschen. In jeder größeren Stadt gibt es eigenlich solche Vereine. Zumindest in Berlin, gibt es dort viele CI Träger die dich beraten. Es ergibt definitiv Sinn, dass du dich mit Ihnen austauschst. Du bekommst dort auch viele Tipps zu Zuschüssen.
Zuletzt geändert von rhae am 2. Jun 2020, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.
Turndrache
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#20

Beitrag von Turndrache »

axelsh hat geschrieben:
Turndrache hat geschrieben:
axelsh hat geschrieben: Hallo Yvonne,
herzlichen Dank für Deine Nachricht, ja die Situation ist wirklich mehr als bescheiden, auch ich verzichte beim Einkauf inzwischen auf Kommunikation und helfe mir wenn nötig, mehr schlecht als recht, mit Zeichensprache oder einem Notizblock mit Stift. Die Leute sind, wenn ich zum Einkaufen rolle, aber sehr hilfsbereit, sie „gaffen“ meist erstmal, da man einen so kurzen Beinlosen wie mich, ja nicht alle Tage sieht, aber dann bekomme ich fast jede Unterstützung.
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Hallo Axel,

schön, dass die Leute nach dem Moment des „Gaffens“, welches vermutlich einer vorübergehenden Unsicherheit geschuldet ist, Hilfe anbieten 😍 Ich habe ebenfalls Naida UPs. Ich profitiere jedoch nur wenig von den Hörgeräten, aber jedenfalls kapier ich damit, dass jemand spricht - welche Sprache es ist, bleibt mir meistens verborgen 😂🤣 Verstehen ist eine Mischung aus Geräuschen, Sprachmelodie, Kenntnis des Themas, dem Mundbild und Hirnakrobatik ;-) Dabei spielt mir in die Karten, dass ich vor ca 3 Jahren noch perfekt hörte. Eine CI Versorgung ist ausgeschlossen.

Herzliche Grüße aus dem echten Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,

das hast Du treffend formuliert, ich frage mich auch immer woher der Moment der Unsicherheit bei den Leuten, welche mich zum ersten Mal treffen, kommt.
Klar ein Mensch ganz ohne Beine sieht anders aus als alle anderen, aber er „beißt „ ja nicht oder ist irgendwie nicht von dieser Welt. Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch, nur halt ohne Beine, aber das stört mich ja überhaupt nicht mehr!! Wenn die Leute dann merken, dass meine Beinlosigkeit für mich überhaupt kein Thema ist, ich ganz normal wie jeder „ Bebeinte“ bin ist alles ok und normal.
Warum helfen Dir die Naida UP nicht wirklich, bei mir sind sie wirklich hilfreich, wieso hast Du in fast drei Jahren Dein Gehör fast verloren, bei mir dauerte es viele Jahre?
Liebe Grüße aus der Mitte Deutschlands
Axel[/

Hi Axel,
der Moment der Verunsicherung kommt vermutlich daher, dass die Bebeinten selten Kontakt zu Unbebeinten haben und in ihrer Reaktion nicht auf Erfahrungen zurückgreifen können. Des weiteren wäre auch zu überdenken, ob ihnen evtl die eigen Verletzlichkeit bewusst wird, wenn sie dich sehen. Mir persönlich geht’s ganz gut damit, Verständnis für „glotzende“ und sich eventuell abwendende „Unbehinderte“ aufzubringen ;-)
Die Naidas bringen mir nicht so viel, weil ich in nur wenig messbaren Frequenzen (eigentlich nur einer) überhaupt höre. Meine Hörfähigkeit ist dem Cogan Syndrom zum Opfer gefallen.

Sonnige Grüße aus dem Norden in die Mitte von
Yvonne
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#21

Beitrag von axelsh »

Turndrache hat geschrieben:
axelsh hat geschrieben:
Turndrache hat geschrieben: Hallo Axel,

schön, dass die Leute nach dem Moment des „Gaffens“, welches vermutlich einer vorübergehenden Unsicherheit geschuldet ist, Hilfe anbieten 😍 Ich habe ebenfalls Naida UPs. Ich profitiere jedoch nur wenig von den Hörgeräten, aber jedenfalls kapier ich damit, dass jemand spricht - welche Sprache es ist, bleibt mir meistens verborgen 😂🤣 Verstehen ist eine Mischung aus Geräuschen, Sprachmelodie, Kenntnis des Themas, dem Mundbild und Hirnakrobatik ;-) Dabei spielt mir in die Karten, dass ich vor ca 3 Jahren noch perfekt hörte. Eine CI Versorgung ist ausgeschlossen.

Herzliche Grüße aus dem echten Norden von
Yvonne
Hallo Yvonne,

das hast Du treffend formuliert, ich frage mich auch immer woher der Moment der Unsicherheit bei den Leuten, welche mich zum ersten Mal treffen, kommt.
Klar ein Mensch ganz ohne Beine sieht anders aus als alle anderen, aber er „beißt „ ja nicht oder ist irgendwie nicht von dieser Welt. Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch, nur halt ohne Beine, aber das stört mich ja überhaupt nicht mehr!! Wenn die Leute dann merken, dass meine Beinlosigkeit für mich überhaupt kein Thema ist, ich ganz normal wie jeder „ Bebeinte“ bin ist alles ok und normal.
Warum helfen Dir die Naida UP nicht wirklich, bei mir sind sie wirklich hilfreich, wieso hast Du in fast drei Jahren Dein Gehör fast verloren, bei mir dauerte es viele Jahre?
Liebe Grüße aus der Mitte Deutschlands
Axel[/

Hi Axel,
der Moment der Verunsicherung kommt vermutlich daher, dass die Bebeinten selten Kontakt zu Unbebeinten haben und in ihrer Reaktion nicht auf Erfahrungen zurückgreifen können. Des weiteren wäre auch zu überdenken, ob ihnen evtl die eigen Verletzlichkeit bewusst wird, wenn sie dich sehen. Mir persönlich geht’s ganz gut damit, Verständnis für „glotzende“ und sich eventuell abwendende „Unbehinderte“ aufzubringen ;-)
Die Naidas bringen mir nicht so viel, weil ich in nur wenig messbaren Frequenzen (eigentlich nur einer) überhaupt höre. Meine Hörfähigkeit ist dem Cogan Syndrom zum Opfer gefallen.

Sonnige Grüße aus dem Norden in die Mitte von
Yvonne
Hallo Yvonne,
ja, dann ist mir klar warum Dir die Naidas nicht soviel bringen wie mir, aber Du scheinst ja auch gut mit Deiner „Besonderheit“ umzugehen zu können. Was meinst Du genau mit sich eventuell abwendenden „Unbehinderten“?
Ja, Du hast vollkommen recht, die meisten Bebeinten haben sehr selten Kontakt zu Unbebeinten wie mir und haben deshalb keine Erfahrungswerte im Umgang, die sie ja eigentlich gar nicht brauchen, denn wenn die Leute merken, das der Umgang mit mir ganz normal, wie mit jedem bebeinten ist, ist das Eis immer gebrochen. Manche können sich zwar gar nicht vorstellen, warum ich gar kein Problem mehr mit meiner beinlosigkeit habe, aber das ist ganz einfach, ich habe nur ein Leben, die Beine wachsen definitiv nicht nach, ich werde also für immer keine Beine mehr haben, man kann damit hadern, oder sich anders entscheiden und das beste daraus machen. Das das Leben ohne Beine für mich nach recht kurzer Gewöhnungszeit, so problemlos ist und ich mich in meiner Haut und meinem neuen Körper so wohl fühle, hätte ich Anfangs auch nie gedacht!!!

Herzliche Grüße aus der Mitte in den Hohen Norden
Axel
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#22

Beitrag von Dani! »

AlfredW hat geschrieben:Hallo Dani, wieso soll man mit CIs schlechter als mit Hörgeräten verstehen?
Hallo Alfred,
ein CI auf nur einer Seite und gleichzeitig hochtonschwerhörig auf der anderen Seite ist vergleichbar wie mit einseitiger vollständiger Taubheit. Zumindest ist es bei mir so, dass an beiden Ohren keine gleichen Frequenzen ankommen. Somit fällt die Fähigkeit weg, dass der Kopf den Störlärm durch Phasendifferenz wegfilltert. Das hat mit 2 HGs ganz gut geklappt (meine HGs sind/waren so eingestellt gewesen, dass sie keinerlei Verschlimmbesserungsalgorithmen aktiviert hatten, mein Kopf hat da im Störlärm (mit entsprechender Übung) effektiver gearbeitet als meine HGs).

@Katja Danke für's Daumendrücken ;)
Dominik
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Vorsicht bissig.
Oolong
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#23

Beitrag von Oolong »

@ Dani,
Verschlimmbesserungsalgorithmen
Was verstehst Du darunter?
Oolong
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#24

Beitrag von Oolong »

@ Axel,
Irgendwann machte es „Klick“ in meinem Kopf und ich hatte meinen neuen beinlosen Körper angenommen und voll akzeptiert.
- Darf ich mal fragen, wie lange Du an Dir gearbeitet hast, um eine solche innere Einstellung zu haben?
axelsh
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Re: Verständnisprobleme beim Einkaufen durch Masken

#25

Beitrag von axelsh »

Oolong hat geschrieben:@ Axel,
Irgendwann machte es „Klick“ in meinem Kopf und ich hatte meinen neuen beinlosen Körper angenommen und voll akzeptiert.
- Darf ich mal fragen, wie lange Du an Dir gearbeitet hast, um eine solche innere Einstellung zu haben?
Hi,
das hat länger gedauert und es waren drei Phasen. Anders als meine Schwerhörigkeit die ja ein langer schleichender Prozess war an den man sich deshalb gut gewöhnen könnte, kam meine Beinlosigkeit durch Unfall ja von einer Sekunde auf die andere.
Die erste dreimonatige Phase im Krankenhaus war schrecklich, ich war sehr sportlich und körperdosiert, als ich dann im Krankenhaus aufwachte, das erste Mal unter die Decke schaute und das extreme Ausmaß meiner Verstümmelung sah, war ich am Boden zerstört, mir müssten ja nicht nur beide Beine vollständig amputiert werden, sondern auch Teile beider Hüften, ich könnte mir ein einigermaßen normales Leben so überhaupt nicht mehr vorstellen und dachte dauernd nur daran was mit diesem Körper alles nicht mehr geht, auch konnte ich mit der Situation von nun an Schwerstbehinderter zu sein ganz und gar nicht abfinden, es war eine schreckliche Zeit.
In der zweimonatigen Reha begann die zweite Phase. Als erstes bekam ich meinen individuell gegossenen Beckenkorb, der war nötig damit ich überhaupt wieder sitzen konnte, denn ich kann auf meinem Körperstumpf nicht sitzen. An den Beckenkorb gewöhnte ich mich schnell der Sitz darin und das tragen war nicht so unangenehm wie ich dachte. Dann bekam ich endlich meinen Rollstuhl, von da an ging es bergauf, ich habe das fahren in im intensiv und akribisch trainiert, merkte schnell das ohne Beine das Leben doch nicht vorbei ist und das ich mit dem Rollstuhl fast überall hinkommen, anders zwar als auf Beinen, aber doch Recht problemlos. Ich legte mir dann einen besonders chicen leichten und wendigen Carbonrolli zu und es wurde noch besser, trotzdem überdeckte meine Beinlosigkeit noch meinen Gemütszustand während der gesamten Reha. In der Zeit wurde aber mein Haus komplett für die neue Situation umgebaut, ich ließ Treppenlifte, Badewannenlüfter, Duschlifter etc. etc. einbauen und kaufte ein neues Handgesteuertes Auto mit Rollstuhlverladesystem.
Zu Hause begann dann die dritte Phase, es war durch die vielen Umbauten ohne Beine alles viel problemloser als erwartet, ich dachte nach und stelle fest, ich habe nur dieses eine Leben, meine Beine werden nicht mehr nachwachsen, ich werde für immer beinlos sein, ich konnte nun damit hadern, oder die Situation akzeptieren und das beste daraus machen. Ich entschied mich für die zweite, bessere Variante. Ich unternahm unheimlich viel, am Anfang störte mich das ständige angegafft werden ungemein, ich war nie irgendwo anonym, immer schauten die Leute, aber ich sagte mir das das ja auch normal sei, ein Mann mit weniger als einem halben Körper, der von ursprünglich197 cm Größe auf nur noch 92 cm Größe reduziert wurde sieht natürlich auch sehr spektakulär aus. Aber in kürzester Zeit gewöhnte ich mich an die Blicke und sie störten mich nicht mehr. Ich gewöhnte mich im Alltagsleben sehr schnell an meine Beinlosigkeit, aber sie war immer noch eine Sondersituation.
Dann machte es von einem Tag auf den andern "Klick" in meinem Kopf, ich wachte auf schwang mich wie selbstverständlich in meinen Beckenkorb und in meinen Rolli und begann einen neuen spannenden und interessanten Tag. Die Beinlosigkeit, der Beckenkorb und der Rollstuhl waren nun ein Teil von mir, ich hatte alles voll akzeptiert, es störte mich auch nicht mehr, es war komfortabel viele Jahre Beine gehabt zu haben, aber ich vermisste sie nun in keiner Weise mehr, denn ich spürte dass ich eine wunderbares Leben auch ganz ohne Beine führen kann.
Inzwischen macht es mir Spaß meinen chicen Rolli zu fahren, er bringt mich fast überall schnell und problemlos hin, wenn Stufen im Weg sind, ziehe ich eine Rutschhose über meinen Beckenkorb und Handschuhe an und erklimme die Treppe problemlos auf Beckenkorb und Händen, da mein Carbonrolli so leicht und klein ist kann ich ihn dabei sogar mit hochziehen.
Letzten Samstag habe ich so eine alte Studienfreundin im dritten Stock besucht. Wenn ich so etwas völlig alleineschaffe macht es mich immer stolz glücklich.
Am Anfang als alles so schrecklich war und ich am Boden zerstört war, hätte ich nie gedacht das ein Leben ohne Beine so gut sein kann
Hochgradig Schwerhörig
Trage beidseitig Phonak Naida UP
Seit Sommer 2018 durch Unfall beidseitig Hüftexartikuliert
Vollständig beinlos, Größe nur noch 92 cm
Primäre Fortbewegung: Mit Beckenkorb im Rollstuhl
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