Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

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Jürgen1965
Beiträge: 2
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Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#1

Beitrag von Jürgen1965 »

Hallo alle zusammen,
ich möchte mich erst kurz vorstellen bevor ich euch mit Fragen löchere. Ich heiße Jürgen bin 55 Jahre jung und komme aus dem Rheinland.
Seit April diesen Jahres bin ich links zu 99,9% taub. Ich höre bestimmte Frequenzen nur noch als hohes Sirren.
Ich hatte auf dem Linken Ohr vor dem Hörverlust gute 100 % Hörkraft so wie es auch rechts noch der Fall ist.
Der Hörverlust ist in der Nacht vom 28.3 auf den 29.3 passiert. Ich bin abends schlafen gegangen und es war noch alles in Ordnung. Morgens als ich aufgewacht bin merkte ich da stimmt was nicht. Ich habe links nichts mehr gehört. Meine erste Vermutung das sich Ohrenschmalz abgesetzt hat wurde dann im Krankenhaus leider nicht bestätigt. Es kam dann die übliche Vorgehensweise bei meinem HNO Arzt mit Kortison was auch keine Erfolg brachte. Ein kleiner Eingriff am Ohr wurde gemacht um die Membrane zu kontrollieren was leider auch ohne Erfolg war da die Membrane nicht beschädigt war.
Ein MRT war auch ohne Befund. es ist also bis heute ungeklärt was die Ursache des Hörverlust ist.
Drei unabhängige HNO Ärzte haben mir aber die Hoffnung genommen jemals wieder normal auf dem Ohr hören zu können.
Ich trage jetzt seit 6 Wochen ein Cros Hörgerät was zwar einigermaßen funktioniert aber nicht der Hit ist wenn die Umgebungsgeräusche lauter sind oder mehrer Personen sich unterhalten. Dazu kommt natürlich der Tinnitus der immer der Meinung ist das sein Rauschen lauter sein muss als das war an Geräuschen ankommt. Dazu das Druckgefühl im Ohr wenn der Tinnitus hoch fährt.
Ich bin echt verzweifelt weil mir so viel Lebensqualität abhanden gekommen ist. Musik hören war ein großer Teil meines Lebens so wie Kino mit Dolby Surround. Ein guter Hifi Klang war für mich eine Wissenschaft. Das alles ist mir jetzt verwehrt. Meine Frau sagte immer ich würde die Flöhe husten hören.
Eigentlich hatte ich mich ja schon damit abgefunden nie wieder drei Dimensional hören zu können aber irgendwie kommt das Cochlea Implantat doch immer wieder hoch. Ich hatte mich eigentlich schon dagegen entschieden aber jetzt ist es Gedanklich doch wieder präsent.
Ich hoffe das ich bei euch Unterstützung für und wieder bekommen kann denn welcher normal Hörende Mensch kann sich in meine Situation hinein versetzten? Das wäre mir letztes Jahr auch noch nicht möglich gewesen.
Bitte entschuldigt den langen Text aber ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
Gruß
Jürgen
Chaplin
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Registriert: 23. Jun 2015, 17:52
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Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#2

Beitrag von Chaplin »

Hallo Jürgen,

herzlich willkommen!

Ich möchte Dir meine Geschichte erzählen, da ich das plötzliche schlechter werden des Gehörs kenne.
Ich habe eine erblich bedingte Hörstörung und hatte vor einigen Jahren einen Felsenbeinbruch. Ich bin wegen meiner Epilepsie gefallen und hatte plötzlich nach dem wach werden vorrübergehend nichts gehört auf der rechten Seite. Ich bekam in der Klinik stationär Kortisoninfusionen und es wurde auch damals eine Op diskutiert. Ich hatte noch recht viel Glück, aber es bliebt rechts eine schwergradige Hörstörung. Links ist es nur leicht-bis mittelgradig.
Ich merke den Unterschied zwischen beiden Seiten auch mit Hörgerät und das Richtungshören funktioniert nicht mehr richtig.
Man kann lernen mit der Hörstörung umzugehen, aber etwas ungewohnt ist für mich das Gefühl bis heute, da es so plötzlich schlechter wurde.

Liebe Grüße
KatjaR
Beiträge: 1599
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#3

Beitrag von KatjaR »

Hallo Jürgen,
ein CI ist mittlerweile auch bei einseitig Ertaubten weiter verbreitet. Der allergrößte Teil ist damit auch sehr zufrieden, im Gegensatz zum Hören via Crossversorgung.
Was dir allerdings klar sein muss ist, dass du auch mit CI nicht normal hören wirst, und es grade bei einseitiger Betroffenheit mitunter lange dauert bis man sich an die neuen Höreindrücke gewöhnt. Trotzdem entlastest du auf Dauer auch dein gesundes Ohr, kannst wieder Stereo hören und von beiden Seiten angesprochen werden. Ob Musik dann wieder besser klingt muss man abwarten, der Gewöhnungsprozess ist noch länger als der für Sprachverstehen. Auch Verstehen im Störschall klappt nicht bei jedem mit CI besser. Allerdings besteht auch die Aussicht, dass sich der Tinnitus verringert. Vielleicht hilft es dir ein CI-Entscheidungsseminar in einer der CI-Rehakliniken zu besuchen. Bosenbergklinik in St. Wendel oder Kaiserbergklinik in Bad Nauheim. Ich drücke die Dauen dass sich deine Hörsituation verbessern lässt.
LG Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Randolf
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Registriert: 23. Apr 2017, 16:17
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Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#4

Beitrag von Randolf »

Ich würde eine CI - VU empfehlen.
Jürgen1965
Beiträge: 2
Registriert: 22. Jul 2020, 09:38
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Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#5

Beitrag von Jürgen1965 »

Was ist ein CI - VU ?

Gruß
Jürgen
smallhexi79
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Wohnort: Landkreis MIL

Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#6

Beitrag von smallhexi79 »

Hallo Jürgen,

CI-VU = Cochlea-Implantat-Voruntersuchung. Soviel ich hier im Internet gelesen habe, macht die HNO-Klinik.

Cochlea-Implantat kommt erst in Frage , wenn Super- (HG-Batterie 13er) bzw. Ultrapower-Hörgeräte (HG-Batterie 675er) nicht mehr ausreichen (Hörverlust/Sprachverstehen).

CI-Träger/Innen kennen, damit besser aus. Ich trage kein CI.

Gruß
Smallhexi
LG smallhexi Hörgeschädigt seit 1980 durch Meningitis
links: +/- 80 dB versorgt mit GN ReSound Enzo 3D 5
rechts: gehörlos
Musihu
Beiträge: 59
Registriert: 26. Aug 2020, 13:33
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Re: Meine Geschichte und wie soll es weiter gehen?

#7

Beitrag von Musihu »

Hallo Jürgen, Deine Geschichte ähnelt meiner. Vor einem halben Jahr Hörsturz übe Nacht. Hochgradige Schwerhörigkeit und Tinnitus. Das andere Ohr auch schon geschädigt. Nun ist schlagartig alles anders. Liebte die Musik, spiele seit meiner Kindheit ein Instrument. War Hobbymusiker, Alleinunterhalter, bin viel zu Konzerten, gerne Kinobesuche und Tanzschule. Nun meide ich jeglichen Lärm, schlafe schlecht und verstehe die Welt nicht mehr warum es mir so ergangen ist. Der Tinnitus macht mir am meisten zu schaffen, aber auch das künstliche Hören mit Hörgerät. Ein Ohr ist fast taub. Ich habe oft das Gefühl ich bin im falschen Film und stehe gar nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Erdboden. Beneide jene die noch gut hören und auch Stille empfinden können, die ich nun durch den Tinnitus nie mehr finden werde. Nun sollte man natürlich versuchen damit klar zu kommen, es anzunehmen wie’s gekommen ist, was nicht leicht ist. Die Leute haben gut reden. Das muss man alles erst einmal verarbeiten. Ich wünsche Dir alles Gute.
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