Ja, das würde ich so unterschreiben.Nanni hat geschrieben: ↑4. Mai 2021, 16:50 Ich verstehe die Problematik so, dass durch den "Tunnel" Gehörgang natürliche und vom Hörgerät unterstützte Töne zusammen am Trommelfell ankommen. Je offener versorgt, desto mehr natürliche Töne kommen an - helfen aber nicht unbedingt beim Sprachverstehen (dafür braucht es die hohen Töne) - je geschlossener versorgt desto mehr unterstützte Töne vom Hörgerät kommen an, ergo mehr Sprachverstehen - dafür weniger natürliche Töne. Da stellt sich dann die Frage, welche Alltagsgeräusche liegen über 8 kHz, die man noch unbedingt hören muss (Flöhe husten ?). Und wenn man zu offen versorgt, nutzen die Features der Hörgeräte nicht wirklich, weil deren volle Leistung durch die offene Versorgung nicht am Trommelfell ankommt.
Und letztendlich kommt es immer noch subjektiv auf die kognitiven Fähigkeiten es einzelnen an.
Passt das so irgendwie zusammengefasst?
Was mir nicht ganz gefällt, ist die oft gehörte Aussage, dass die Hörgerätefeatures bei offener Versorgung nutzlos seien. Das ist viel zu pauschal formuliert und stimmt nur zum Teil. Nehmen wir die Störlärmunterdrückung... ein dumpfes Brummen könnte vom Hörgerät gut gefiltert werden, bei offener Versorgung passiert das aber nicht, da erstens das Brummen auf natürlichem Weg ans Trommelfell gelangt und zweitens das Hörgerät im Normalhörbereich ohnehin nichts tut (nicht verstärkt).
Aber: Die Features sind nur da gewollt und hilfreich, wo der Mensch Unterstützung braucht, und zwar in den Frequenzbereichen, in denen eine Hörschädigung vorliegt und wo das Hörgerät den Schall verstärkt. Zum Beispiel sagen wir mal, ab 2 kHz haben wir nen Hörverlust von 40 dB, in den höheren Tönen noch schlechter, 60 dB und mehr. Da bringt eine Sprachfokussierung, Störlärmunterdrückung, Impulsschallunterdrückung etc. auf jeden Fall etwas, denn die vom Hörgerät erzeugten Töne über 2 kHz kommen auch offen versorgt effektiv am Trommelfell an. Ganz geschlossen braucht's nur bei Menschen, die sehr große Probleme mit der Diskrimination im Störgeräusch haben und sehr stark Schwerhörige. Da bringt es tatsächlich viel, tieftonigen Störschall zu filtern. Der durchschnittliche Hochton-Hörverlust, geistig und körperlich fit, braucht in den tiefen Tönen keine Unterstützung, keine Filter und keine Features, denn die auditive Verarbeitung (und Filterung) der tiefen Töne funktioniert ja noch.
Es hilft vielleicht, wenn man sich darüber klar wird, wozu überhaupt die Features "erfunden" wurden: Hörgeräte verstärken und machen laut, aber nicht alles, was verstärkt wird, ist hilfreich. Es gibt viele Schallereignisse, die (subjektiv empfunden) unerwünscht verstärkt werden, und da helfen die Features sehr.
Zudem gibt's auch viele Features bzw. Eigenschaften höherwertiger Hörgeräte, die nichts mit dem Filtern zu tun haben und von denen man offen wie geschlossen gleichermaßen profitiert: Anzahl der Kanäle, Frequenzbandbreite, akustisches binaurales Telefonprogramm, Bewegungssensorik ("Tap control", Sturzalarm usw.), nicht zuletzt viele Gimmicks und Spielereien (Manueller Fokus, KI-Assistent und der ganze Kram).