Akkuhype

[Michael1]

Einfach mal so in den Raum gestellt: Ich kann den Hype um Akku (statt Batterie) nicht verstehen.
Ich trage seit knapp 10 Jahren HG Ex. Nach Batteriewechsel habe ich 5Tage + x Std Ruhe, soll heißen, um die elektrische Versorgung muss ich mich nicht kümmern. Akku will täglich geladen werden, dazu kommen regelmäßig Tablet, Handy, Rasierapparat (4-Tage), Recorder. Mein Akustiker wollte mir das beim letzten Gerät auch schmackhaft machen. Ich habe rundweg abgelehnt. Daraufhin hat er mir recht gegeben und erzählt, wie die HG-Hersteller auf den Akkuhype drängen, um mal wieder was Neues im Angebot zu haben. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich Neulinge unter den HG-Trägern davon beeinflussen lassen.
Gruß Michael

[Nanni]

Für mich wäre das auch nicht unbedingt eine Option. Je nach Bluetooth-Nutzung komme ich mit den Batterien bis zu 10 Tagen und habe immer schnell gewechselt, wenn die Batterien leer sind.
Und ob Akkus ökologisch besser abschneiden, wage ich mal zu bezweifeln, es sei denn man argumentiert mit „bei mir kommt der Strom aus der Steckdose“

[svenyeng]

Hallo!

Das Thema hatten wir hier ja schon öfters.
Ich bin auch Gegner von Akku HGs.
Es gibt einen ganz großen Nachteil bei den Akkus:
Sind die Akkus leer, ist dass HG nicht mehr brauchbar und damit ist Akku keine Option.
Einen Akku muss man wechseln können.
Wenn der Handwerker einen Akkuschrauber mit festverbautem Akku hätte, kann er Feierabend machen, wenn der Akku leer ist.
Allerdings hätte er noch die Option mit dem Schraubendreher von Hand zu schrauben.
Bei den Akku HGs wars das dann.

Auch muss man immer dran denken, das man das Akku-Ladegerät mitnimmt wenn man länger als einen Tag wegfährt.
Vergesse ich Batterien, kaufe ich im nächsten Supermarkt, der nächsten Tanke, ... welche und die HGs sind sofort wieder einsatzbereit.

Gruß
sven

[rabenschwinge]

@Nanni, dito! Seh ich ganz genauso wie Du.
Ich komme mir meinen 13er Batterien ungefähr 10 Tage weit, dann machen sie die Grätsche irgendwann im Laufe des Tages. Jeden Abend meine HG Akkus zu laden wäre mir zu lästig, ist garantiert nicht gut für den Akku aber andernfalls hätte ich das Risiko im Laufe des Tages plötzlich ohne Akustik in der Weltgeschichte rumzugeistern .

Und DAS geht bei meinem Alltag gar nicht.

[Ohrenklempner]

Bei mir ist inzwischen jedes dritte Hörgerät, das ich verkaufe, mit Akku. Tendenz steigend. Ich persönlich würde auch eins mit Akku nehmen. Ich find's einfach praktisch... vorm Schlafengehen die Geräte reinstecken, am nächsten Tag voll geladen, nie wieder Batterien kaufen (oder suchen ).

Aber mal im Ernst, ist diese Diskussion nicht langsam echt erschöpft? Die einen mögen Akkus, die anderen normale Batterien. Ist doch alles gut, es gibt für jeden das richtige Argument und die passende Lösung.

[Alex68]

Bei mir ist inzwischen jedes dritte Hörgerät, das ich verkaufe, mit Akku. Tendenz steigend. Ich persönlich würde auch eins mit Akku nehmen. Ich find's einfach praktisch... vorm Schlafengehen die Geräte reinstecken, am nächsten Tag voll geladen, nie wieder Batterien kaufen (oder suchen ).

Aber mal im Ernst, ist diese Diskussion nicht langsam echt erschöpft? Die einen mögen Akkus, die anderen normale Batterien. Ist doch alles gut, es gibt für jeden das richtige Argument und die passende Lösung.

Aus meiner Sicht ist das Thema weiterhin spannend.
Gerade ein Neuling ist bei dieser Frage häufig überfordert und bekommt vielleicht beim Aku etwas empfohlen und fertig.
Man hat ja keine Erfahrung damit und meint dann noch, Akku ist halt modern und Batterie ist überholt.
Aber so einfach ist das halt nicht.
Hätte z.B nicht gedacht, dass Batterien selbst über viele Jahre eine bessere Umweltbilanz haben als Akkus.
Der Akku läuft einwandfrei und ,an hat ihn über Nacht geladen und plötzlich steht man ohne Saft da, weil man beimBesuch doch noch etwas länger geblieben ist etc.etc.
Denke also es bleibt bestimmt noch lange ein spannendes Thema, bis die Industrie hier wirklich bessere Lösungen anbietet.
Wir haben hier im Forum ja noch ganz andere Themen, die erschöpfend diskutiert wurden.

[Nanni]

Wenn wir irgendwann wieder dürfen, sind wir öfters im Jahr für mehrere Tage oder auch mal eine Woche stromlos unterwegs. Da gibt es weit und breit keine Steckdose. Da sind dann Holz, Kohle und Kerzen gefragt. Wäre blöd, wenn dann meine Hörgeräte ausfallen würden

[Carla]

@ Ohrenklempner: wir haben doch hier im Forum viele Threads, die ließen sich einfach mit Ja/Nein beantworten. Statt dessen wird auf diesem Thema seitenweise herumgekaut. Krankenkasse, Versorgung, Akustikerleistung z.B. Und die poppen regelmäßig wieder hoch. Da finde ich persönlich es sehr spannend über solche Dinge zu sprechen wie Werbung oder die Vor- und Nachteile von Akkus.

Ich trage mein erstes Hörgerät, es sollte eines mit Akku sein. Abends in die Ladebox, morgens an die Ohren. Ich komme den ganzen Tag durch.

Wenn ich die Öhrchen aber nicht trage, dann höre ich immer noch was. Nicht supergut wie ein Adler , aber ich höre eben fast alles, nur die hohen Töne schlecht. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre fast taub, das Gerät fällt aus, eventuell Berlin U Bahnhof, alles Stille, hätte ich vermutlich Angst und würde Batterien wählen.

Ich sehe aber auch die Zukunft der Hörgeräte. Siehe Signia, Actice Pro. Oder die Stylettos. Da wird es mehr in Richtung Hearables gehen. Das kennt und trägt fast jeder. Stylisch, modern. Und die haben Ladeboxen für die Hosentasche. Denn ich glaube,die Hörgeräte der Zukunft sollen und werden noch mehr können und da sind die Batterien mit ihrer Leistung am Ende.

Das wird sicher noch etwas dauern, aber mit Signia ist der Anfang gemacht. Andere Hersteller werden folgen. Oticon z.B. bietet More gar nicht mehr mit Batterien an. So sehe ich für mich die Batterien als Auslaufmodell.

[Michael1]

@ Ohrenklempner: Sie tragen ja auch keine HG, müssen sie nur empfehlen. " Ich persönlich würde auch eins mit Akku nehmen. Ich find's einfach praktisch... ". So spricht jemand ohne praktische Erfahrung.

@ Carla: "So sehe ich für mich die Batterien als Auslaufmodell." Ich auch. Denn wenn in meinem Supermarkt plötzlich nur noch Biotomaten zu finden sind, wundert mich nicht, in der Zeitung zu lesen: Biotomaten sind voll im Trend.

[hhirsch]

Akkus haben grundsätzlich das Problem, dass ihre Kapazität nach 500 Aufladungen nachlässt (so die Auskunft eines Oticon-Mitarbeiters). Ich habe nichts gegen Akkus, die dürfen aber wegen dieses Effekts nicht fest verbaut sein (egal ob bei HG. CI oder Smartphone).
Für HG (und CI) ist in meinen Augen die sinnvollste Lösung: Akus ja, aber so eingebaut, dass man sie im Notfall entnehmen und auf Batteriebetrieb wechseln kann ...
... aber welcher HG-Hersteller bietet so was an?

[svenyeng]

Hallo!

So lange es noch beides (Akku HGs und Batterie HGs) gibt, ist ja alles gut.
Dann kann jeder das wählen was er/sie für richtig hält.

Wenn es bei mir mal wieder um neue HGs geht, werde ich auf jeden Fall mal Akku HGs testen.
Aber grundsätzlich habe ich wie gesagt meine Bedenken.
Preislich sind Akku HGs immer eine ganze Ecke teurer als Batterie HGs, selbst wenn man über 6 Jahre die Batterien mit reinrechnet.
Eigentlich müsste man bei Akkus HGs diese doppelt haben, so das eben immer ein paar HGs in der Ladeschale liegt.

Gruß
sven

[Ohrenklempner]

@ Ohrenklempner: Sie tragen ja auch keine HG, müssen sie nur empfehlen. " Ich persönlich würde auch eins mit Akku nehmen. Ich find's einfach praktisch... ". So spricht jemand ohne praktische Erfahrung.

Danke dir für den netten Seitenhieb.
Seit 2017 verkaufe ich auch Hörgeräte mit Akkus, etwa 300 Hörgeräte pro Jahr gehen bei mir über den Ladentisch, davon immer mehr akkubetriebene. Mal überlegen, wie viele Beschwerden hatte ich schon wegen der Akkulaufzeit...? Noch keine. Und Batterien? Ja, die Leute jammern, weil die 312er nur fünf Tage hält, aber das wussten sie auch vorher.
Die Erfahrung habe ich nicht selbst, aber ich teile die Erfahrung hunderter Hörgeräteträger, weil ich direkt an der Front sitze.

@hhirsch:
Die Kapazität lässt immer bei jedem Akku nach. Moderne Li-Ionen-Akkus haben mit schlauer Ladeelektronik nach 500 Ladezyklen noch 80% ihrer Kapazität, wobei ein Ladezyklus "von Null auf Hundert" bedeutet, ein Hörgerät aber normalerweise nur bis 30-40% entladen wird. Ich rechne je nach Hörgerätetetyp und Nutzungsverhalten mit einem Zeitraum von vier bis sechs Jahren, bis der Akku getauscht werden muss, weil er nicht mehr den ganzen Tag durchhält. Bei Oticon (und Bernafon) hat man zudem den Vorteil, dass man den Akku einfach wechseln kann, das macht die Sache etwas preisgünstiger.

[svenyeng]

Hallo!

Ich rechne je nach Hörgerätetetyp und Nutzungsverhalten mit einem Zeitraum von vier bis sechs Jahren, bis der Akku getauscht werden muss, weil er nicht mehr den ganzen Tag durchhält.

Also in den 6 Jahren 1x Akku tauschen.
Somit ist 1x Akku wechseln sicherlich kostenlos mit dabei, oder?

Wenn ich einfach mal 100 Euro für den Wechsel eines Akkus rechne.
Sind also 200 Euro bei 2 HGs.

Für 1,35 Euro bekomme ich ein Sixpack 13er Batterien.
Wenn wir bei 2 HGs mal 2 Batterien pro Woche rechnen, sind es pro Monat 8 Batterien und pro Jahr 96 Batterien.
Sind 576 Batterien in 6 Jahren.
Sind also 129 Euro für Batterien in den 6 Jahren. Also schon 71 Euro gespart gegenüber Akku HGs.
Dann muss man noch den deutlichen Mehrpreis von Akku HGs gegenüber Batterie HGs einrechnen.
Genau genommen müsste man noch den Strom den man fürs tägliche laden benötigt mit einbeziehen in die Rechnung.
Damit sollte klar sein, das Akku HGs zum einen nur Nachteile haben und zum anderen auch noch richtig kostspielig sind.

Gruß
sven

[rabenschwinge]

Mit meinen 13er Batterie komme ich gut und gern ne Woche, eher, länger hin. Und ich bin an keine Steckdose gebunden. Grad im Westerncamp wichtig. Da ist eben nicht: Ich häng die Teile mal an die Dose und lade über Nacht auf.

[Ohrenklempner]

1x Akku tauschen in 4-6 Jahren sage ich deshalb, weil ich es fair finde. Wahrscheinlicher ist es, dass der Durchschnitts-Hörgeräteakku auch länger als sechs Jahre hält, aber ich will nichts beschönigen und vorsichtshalber lieber mit dem "worst case" rechnen. Vor zwei Jahren habe ich noch gesagt, dass der Akku nach drei Jahren gewechselt werden muss, weil ich noch keine längere Erfahrung mit Li-Ionen-Akkugeräten hatte. Umso schöner, dass jetzt, vier Jahre später, immernoch keine Beschwerden deswegen kommen.

Ja, im Schnitt sind Akkugeräte etwas teurer. Bei einer Beispielrechnung würde ich aber mit 312er Batterien (die machen 2/3 der verkauften Batteriegeräte aus) rechnen und mit einem höheren Batteriepreis, da nicht jeder bei Amazon bestellt sondern auch viele beim Akustiker kaufen. Andersherum könnte ich auch sagen, nimmt man halt größere Akkugeräte, zum Beispiel die Pure Charge&Go AX mit T-Spule; mit denen kommt man garantiert 10 Jahre, bis die schlappmachen.

[Carla]

Die monetären Aspekte sind wichtig, keine Frage. Und natürlich ist es wichtig, was man schon 10 oder 15 Jahre getragen hat. Und sich eventuell umgewöhnen muss. Nicht einfach.

Trotzdem noch einmal mein Einwand und meine Frage: Wo sind wir Hörgeräteträger in 10 Jahren? Nehmen wir immer noch Batterien oder nehmen wir Charger mit? Die auch für Handys funktionieren?

Die Hörgeräte Industrie stellt nicht umsonst mehr und mehr auf Akku um.

[Nanni]

Offtopic
@Rabenschwinge: auf welchen Westerncamps treibst du dich denn rum ?

[KatjaR]

Hi hi, der wilde wilde Westen, fängt mit Rabe an....

[hhirsch]

@Ohrenklempner: "Moderne Li-Ionen-Akkus haben mit schlauer Ladeelektronik nach 500 Ladezyklen noch 80% ihrer Kapazität, wobei ein Ladezyklus "von Null auf Hundert" bedeutet"
Der Mitarbeiter von Oticon meinte: JEDER Ladevorgang (egal ob 10%, ... 100%) knabbert an der Kapazität. Wer also täglich seinen Akku lädt, hat schon nach 2 Jahren erste Kapazitätsverluste, merkt aber erst mal davon nichts, weil die mimimal geschrumpfte Betriebsdauer (noch) nicht auffällt - nach fünf, sechs Jahren aber schon.
"nimmt man halt größere Akkugeräte, zum Beispiel die Pure Charge&Go AX mit T-Spule" <<< ich finde es ist ein Unding, dass nicht alle HG von Haus aus mit T-Spule ausgerüstet sind. T-Spule funktioniert überall, ohne an Hersteller-eigene Vorgaben bei bluetooth % Co gebunden zu sein ...

[Ohrenklempner]

Naja, man sollte hier lieber die Bälle flach halten.
Signia AX, Oticon More, Bernafon Alpha, Phonak Paradise, Unitron Blu, Hansaton Stratos, Starkey Livio AI, ReSound One, Widex Moment... das sind die aktuellsten Geräte und sie alle gibt's mit T-Spule.

[Carla]

@ Ohrenklempner, gerne würde ich von dir wissen, ob du bei den Akkugeräten aktiv auf den Kunden zugehst oder ob sich das viele von sich aus wünschen.

Der Hintergrund meiner Frage: Du hast geschrieben, die Akkumodelle verkaufst du seit 2017. Dann hast du dich ja damit befasst und konntest Erfahrung sammeln und beraten.
Ich habe meine ersten Hörgeräte Mitte 2019 ausprobiert, ich war in diesem Geschäft die erste Person, die diesen Wunsch äußerte. Der Akustiker konnte mir folglich wenig dazu sagen.

[hhirsch]

@Ohrenklempner: "Signia AX, Oticon More, Bernafon Alpha, Phonak Paradise, Unitron Blu, Hansaton Stratos, Starkey Livio AI, ReSound One, Widex Moment... das sind die aktuellsten Geräte und sie alle gibt's mit T-Spule."

Sind die von Haus aus mit T-Spule ausgerüstet, oder muss man das als Extra dazuwünschen? Wir erleben in der SHG z.B., dass jemand stolz erzählt "Für mein HG gibt es eine APP" - aber nicht weiß, was eine T-Spule ist (geschweige denn, ob sein HG damit ausgerüstet ist).

[Randolf]

hhirsch !

bitte, was hat dann die T - Spule mit dem Akku zu tun?

[Captain]

@ Ohrenklempner, gerne würde ich von dir wissen, ob du bei den Akkugeräten aktiv auf den Kunden zugehst oder ob sich das viele von sich aus wünschen.

Der Hintergrund meiner Frage: Du hast geschrieben, die Akkumodelle verkaufst du seit 2017. Dann hast du dich ja damit befasst und konntest Erfahrung sammeln und beraten.
Ich habe meine ersten Hörgeräte Mitte 2019 ausprobiert, ich war in diesem Geschäft die erste Person, die diesen Wunsch äußerte. Der Akustiker konnte mir folglich wenig dazu sagen.

Um die Frage mal aufzugreifen....

Insbesondere Neukunden wünschen sich eine Akkulösung. Speziell danach gefragt wird auch von jedem der ein Smartfon sein Eigen nennt und mit Akkus vertraut ist.

Ich erwähne Akku und Batterielösungen besonders, da dies für viele ein wichtiges Kriterium darstellt.

[Michael1]

@Captain :
"Ich erwähne Akku und Batterielösungen besonders, da dies für viele ein wichtiges Kriterium darstellt."

Der Neukunde kann das gar nicht abschätzen. Wie ich zu Anfangs meinen Akustiker erwähnte, der bereits 20 Jahre im Geschäft ist, also erfahren. Auch er hat den Akku zunächst als das Neuste empfohlen, mir dann aber die Hintergründe gestanden. Wir zwei sind, das sei gesagt, über die HGs freundschaftlich verbunden. Einem anderen Kunden hätte er das vielleicht nicht erzählt. Davon abgesehen glauben viele Menschen, das Moderne sei immer besser, von wegen "intelligente Zimmerbeleuchtung" und solche sinnfreien Verschlimmbesserungen. Ich denke, in den vorausgegangenen Antworten hier kann man bei nüchterner Betrachtung ganz gut erfahren, dass die simple Batterielösung den Akkus vorzuziehen ist.