Neuling - viele Fragen

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Snoopy82
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Neuling - viele Fragen

#1

Beitrag von Snoopy82 »

Hallo!

Ich bin neu in diesem Forum gelandet, nachdem ich mich letzte Woche nach rund 10 Jahren Aufschieben doch mal zum HNO getraut habe, der - wie zu erwarten war - eine Schwerhörigkeit festgestellt und Hörgeräte verordnet hat.
Nächste Woche werde ich dann wohl mal den Termin beim Hörgeräteakustiker angehen, wenn auch noch nicht mit großer Begeisterung. Ich bin 38 und möchte eigentlich keine Hörgeräte tragen.

Andererseits kommt mein Hörvermögen im Alltag immer öfter an seine Grenze, gerade im vergangenen Jahr verschärft durch ständiges Sprechen mit Maskenträgern, die ich - je nach Frequenz ihrer Stimme - teilweise kaum verstehe. Ich merke, dass ich immer häufiger rate und sehr vage und unverbindlich auf mein Gegenüber reagiere, weil es mir zu peinlich ist, noch mal nachzufragen, wenn ich selbst beim 2. oder 3. Wiederholen nichts verstanden habe. Ich habe die Hoffnung, dass sich das mit Hörgeräten verbessert.

Ich habe hier im Forum in den letzten Tagen viel gelesen, aber habe trotzdem noch einige Fragen, um auch als unerfahrener Neuling möglichst zu optimalem Hören zu kommen (und mich vielleicht auch ein wenig an den Gedanken, Hörgeräte zu tragen, gewöhnen kann):

- Gibt es Dinge/ Fragen, an die man vielleicht vorher gar nicht denkt, die man aber beim Besuch beim Hörgeräteakustiker wissen sollte? Sollte man sich irgendwie auf den Besuch vorbereiten? (Ich dachte z.B. mal daran, für mich selbst aufzulisten, in welchen Situationen ich besondere Schwierigkeiten habe) Vielleicht gibt es etwas, wo "alte Hasen" sagen "wenn ich das direkt gewusst hätte, hätte ich mir ein paar Wochen rumprobieren gespart" oder so - dann raus damit :-).

Was das Hörgerät können sollte:
- Ich bin beruflich bedingt in unterschiedlichen Situationen unterwegs - viele 1:1 Gespräche in ruhiger Umgebung, aber auch Fortbildungen (als Referentin) in großen Räumen (wo ich große Probleme habe, Fragen von weiter hinten zu verstehen ... aktuell ein Segen, dass alles über Video stattfindet) oder Gespräche in lauterer Umgebung.

- Privat bin ich Hobby-Musikerin, spiele Querflöte. Das stelle ich mir schwierig vor, da die Flöte ja recht nah am Ohr, laut und teilweise hochfrequent ist (die höre ich gut) - gleichzeitig wäre es aber schön, auch die Mitspieler, die weiter weg sind, gut zu hören - wenn ich dann noch den Dirigenten verstehen könnte oder mich in den Pausen mit meinen Mitspielern vom Platz aus unterhalten könnte (akustisch katastrophale Halle mit hoher Decke - ich verstehe keinen, der mehr als 2,5 Meter weg ist), wäre das fantastisch.

- Wie ist es mit Sport, ich gehe regelmäßig mit einer Freundin joggen, wobei wir uns natürlich auch unterhalten - kann ich die Geräte dabei problemlos tragen oder stören sie?

Vermutlich sind da unterschiedliche Einstellungen nötig - kann das jedes Hörgerät oder gibt es Modelle, die ich gar nicht testen brauche?

Gibt es vielleicht sogar jemanden, der Querflöte spielt mit Hörgeräten und seine Erfahrungen teilen möchte?

Mein Audiogramm zeigt vor allem Probleme in den tiefen und mittleren Tönen, aber auch der Rest ist nicht super ... meine HNO empfahl mir keine Geräte, die komplett im Ohr sitzen - die wären mir natürlich am liebsten (je unsichtbarer, desto besser), aber noch wichtiger ist mir, den optimalen Klang rauszuholen - vermutlich muss ich da einfach ausprobieren, oder gibt es hier vielleicht Erfahrungen, mit welchen Geräten sich ein möglichst gutes Sprachverständnis erreichen lässt?

Ich nehme an, technisch ist es mittlerweile Standart, dass sich das Gerät mit dem Handy verbinden lässt? Kann man auch Gespräche mit der Apple Watch annehmen, die dann aufs Hörgerät gehen? Oder Videokonferenzen am Macbook per Bluetooth aufs Hörgerät gehen? Oder muss ich erwähnen, dass es das können soll?


Viele Fragen, vielleicht hat ja jemand Lust was dazu zu schreiben :roll: ;) Falls ja, ganz vielen Dank schon mal :clap:
rabenschwinge
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Re: Neuling - viele Fragen

#2

Beitrag von rabenschwinge »

Hi ;-) ,

Sport wie Joggen und Hörgerät gehen sehr gut. Da stören die Teile überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Dein Doc empfahl Dir vermutlich hinter dem Ohr Geräte kurz hdo. Diese sind heute recht klein und unauffällig. Ich habe in Gesprächen festgestellt, dass sie so wenig auffallen das man völlig erstaunt mich fragt: " Wie; DU bist schwerhörig?????" Gesehen hat sie nämlich keiner.
Michael1
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Re: Neuling - viele Fragen

#3

Beitrag von Michael1 »

Also:
Du warst offenbar noch nicht bei einem (Aku)stiker. Ich spiele kein Instrument, trug 7 Jahre lang mein 1. HG und seit 2018 ein OPN2, beide von oticon. Entgegen manchen oticon-Hassern im Forum bin ich mit der Firma sehr zufrieden. 2 Emailanfragen in diesen Jahren wurden superausführlichst per Telefon beantwortet. Und das alte Gerät läuft immer noch und liegt als Ersatz in der Schublade. Ich war beim 1. Gerät bei 3 Akus! Der erste gehörte zu einer großen HG-Kette. Sehr freundlich, geduldig. Ich habe bestimmt 4 Geräte probiert, um dann bei einem oticon zu bleiben. Alles war schon geklärt, da stelle ich fest, dass es dasselbe Gerät woanders teilweise extrem billiger gibt. In Hamburg hätte ich 1Tsd Euro gespart!, aber das war mir zu weit. Ich bin im Ort geblieben u. habe ~600 gespart. Ich habe mich vielmals beim HG entschuldigt und er hat mir sein Verständnis ausgesprochen. Also alles wie im guten Märchen.
Übrigens: Als ich zum ersten Mal mit HG vom Aku zum Probehören auf die Straße geschickt wurde, konnte ich nicht glauben, was mir ohne HG alles entgeht. Ich glaubte, jetzt sei alles wieder wie früher. Aber: Mit der Zeit (wenige Wochen) lernt man die Grenzen kennen. Und die sind (du wirst es nicht gerne hören) große, hallige Räume, hohe Decken, Nebengeräusche. Das ist auch jetzt noch mit dem Opn, obwohl das eine gewaltige Verbesserung bringt. Gespräche sind fast problemlos zu führen (ist mir das Wichtigste). Auch wenn Nebengeräusche moderat bleiben. Bekannte (u. meine Frau!) bestätigen den deutlichen Gewinn. Telefon hängt total vom Gerät ab. Mein Handy ganz ok, Festnetz (Gigaset) eher schlecht.
Noch was: Ich bin mit meinem ersten Gerät dann wieder bei einer Kette gelandet. Lokal, 3 Geschäfte im nahen Umkreis. Auch sehr freundlich, immer hilfsbereit in den Jahren danach. Es war klar, dass ich dort das 2. HG kaufe. Ich hatte es schon probiert (Opn), da kam ich auf den Gedanken, mal zu einem anderen Händler zu gehen, Einzelkämpfer! So was gibt es noch. Ich bat ihn zu versuchen, das (alte) Gerät besser einzustellen. Natürlich gegen Entgeld. Das gelang ihm auf Anhieb! Ich habe mit deutlich besserem Hören das Geschäft verlassen. Dass ich wütend war, bei dem Gedanken, ich hätte 6 Jahre besser hören können, kannst du dir denken. Natürlich bin ich dann zu diesem HG gewechselt. Der war auch sehr geduldig, bis ich mich endlich fürs Opn2 entschloss.
Ich schreibe das so ausführlich, damit du erfährst, dass man selbst aktiv sein muss!
Auf Bedienung übers Handy (App) verzichte ich. Ich habe es ausprobiert. Zuviel Fummelei. Meine HGs haben Kippschalter zum Verstellen des Programms + Lautstärke. Total easy. Dann möchte ich dich noch auf das Thema "Akkuhype" hinweisen, z. Zt. steht es noch direkt über/unter deinem Thema. Nicht, weil ich den angestoßen habe. Ich finde, jeder sollte die Beiträge dort drin lesen, bevor er eine wichtige Entscheidung trifft.
Bachianer
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Re: Neuling - viele Fragen

#4

Beitrag von Bachianer »

Snoopy82 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 13:13Gibt es vielleicht sogar jemanden, der Querflöte spielt mit Hörgeräten und seine Erfahrungen teilen möchte?
Hallo Snoopy82,

erstmal Willkommen hier... :D

Uff, viele Fragen, ich gehe mal nur auf die zitierte Frage ein.

Nein Querflöte spiele ich nicht, aber Saxophon und klassische Gitarre, früher beide Instrumente professionell, heute "nur" noch zum Hausgebrauch.

Egal welches Instrument du spielst, du wirst dich erst mal umgewöhnen müssen!
Es ist nicht ganz leicht ein HG. so einzustellen das Musik im allgemeinen gut klingt, dass ist viel Fummelarbeit.

Meine qualitativ hochwertigen Gitarren klangen beim ersten HG. tragen, wie die billigen Sperrholzgitarren vom Grabbeltisch für 49,99,-Euro, die Saxophone klangen grell, laut und scheppernd, der Ben Webster Ton war Geschichte.
Auch Musik von der Stereoanlage klang irgendwie merkwürdig verfremdet!
Andererseits habe ich Instrumente gehört die ich zuvor nie wahrgenommen habe, alles war wie neu, auch erfreulich das ich endlich wieder differenzierter und trennschärfer hören konnte.

Lange Rede kurzer Sinn, ein ordentliches Musikprogramm zu erstellen kann viel Zeit in Anspruch nehmen, HG sind nun mal zunächst auf Sprache optimiert, mit ausreichend Geduld und Stehvermögen lässt sich das aber machen, zudem muss man sich eh erstmal an das Hören mit HG. gewöhnen, fast alles hört sich zunächst mal merkwürdig an.
Ich bin froh das ich jetzt HG. trage, Musik ist mittlerweile wieder ein Genuss, egal ob Instrument oder Musikanlage, dass sollte bei dir auch gelingen!
Freue dich auf die HG., sie bereichern das Leben. ;)

meint,
Andreas
Akustik Alex
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Re: Neuling - viele Fragen

#5

Beitrag von Akustik Alex »

Hallo Snoopy,

zur Vorbereitung und Begleitung der Termine im Fachgeschäft, schau mal hier rechts im Menü. Hier gehts lang
Dort findest du als ersten Punkt "Dokumente zum Download". Schau dir die mal an und druck sie dir gern aus.

Falls du rechts kein Menü siehst, bitte die PC-Ansicht nutzen. Hoffe es hilft ;)

Besten Gruß,
Alex
Nanni
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Re: Neuling - viele Fragen

#6

Beitrag von Nanni »

Michael1 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 15:05 Also:

....Ich bat ihn zu versuchen, das (alte) Gerät besser einzustellen. Natürlich gegen Entgeld. Das gelang ihm auf Anhieb! Ich habe mit deutlich besserem Hören das Geschäft verlassen. Dass ich wütend war, bei dem Gedanken, ich hätte 6 Jahre besser hören können, kannst du dir denken. ....

Hi, der Hörverlust geht schleichend weiter, wenn man einmal Geräte hat, sollte man einmal im Jahr zur Kontrolle zum Aku und die Geräte ggf. nachjustieren lassen.

Für die Anpassung benötigt man viel Geduld, das dauert bis man sich daran gewöhnt hat.

Gruß Nanni
Michael1
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Re: Neuling - viele Fragen

#7

Beitrag von Michael1 »

Nanni hat geschrieben: 5. Jun 2021, 20:20
Michael1 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 15:05 Hi, der Hörverlust geht schleichend weiter, wenn man einmal Geräte hat, sollte man einmal im Jahr zur Kontrolle zum Aku und die Geräte ggf. nachjustieren lassen.
Ich bin dort sogar jedes Quartal gewesen zum Durchchecken des Gerätes (was da gemacht wurde, weiß ich aber nicht). 2mal in den ganzen Jahren wurde sogar (auf meine Bitte) das Gehör neu vermessen + Einstellungen am HG vorgenommen. Allerdings alles beim selben Aku (die haben mehr Personal). Die Sache ist für mich erledigt. Wollte nur darauf hinweisen, dass die häufige Empfehlung, das Brot beim Bäcker seines Vertrauens zu kaufen, nicht unbedingt die beste sein muss.
Nanni
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Re: Neuling - viele Fragen

#8

Beitrag von Nanni »

Ok, manche gehen dann jahrelang nicht mehr hin und wundern sich dann ....
Snoopy82
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Re: Neuling - viele Fragen

#9

Beitrag von Snoopy82 »

Hallo,

1000 Dank für Eure Antworten!! Das hilft mir schon mal ein gutes Stück weiter!!

Dass der Klang nicht von heute auf morgen perfekt passen wird, hatte ich befürchtet (auch wenn ich am liebsten sofort einen super Klang hätte, jetzt, wo ich den Schritt endlich angegangen bin) ... aber es beruhigt mich zu hören, dass mit ein wenig Geduld auch Musik gut klingen kann mit HG.

Den empfohlenen Thread zum Thema Akku/ Batterien hatte ich sogar schon gelesen; da scheint es ja kein richtig/ falsch zu geben, sondern eher darauf hinauszulaufen, wobei man das bessere Gefühl hat - werde ich mir auf jeden Fall vor dem Besuch beim Hörakustiker durch den Kopf gehen lassen!

Danke auch für den Link zu den Dokumenten zum Download - das finde ich hilfreich!!! Daraus ergibt sich direkt eine weitere Frage:
Bei der Ausstattung taucht die "Induktionsschleife" auf - ich habe einen Hinweis darauf schon mal in der Kirche gesehen. Ist das etwas, was im Alltag tatsächlich hilfreich ist oder ist es eher überflüssig? Bei welchen Gelegenheiten (außer Kirche) wird so was noch genutzt?

Aktuell ist das Schwierigste für mich noch die Vorstellung, mich in der "Öffentlichkeit" mit den HG zu "outen" - sei es im Kollegenkreis, unter Freunden/ Bekannten, etc. ... ich erwarte von keiner Seite irgendwelche negativen Reaktionen, das Problem liegt da eher bei mir ... wie seid ihr damit umgegangen? Einfach nix sagen, bis es jemandem auffällt? Oder darauf hinweisen? Aber wozu; voraussichtlich sollte ich ja mit HG besser hören als aktuell ... ich weiß gar nicht, warum ich das so problematisch finde; wenn ich eine Brille bräuchte, wäre das gar kein Thema, aber irgendwie fühlt es sich anders an.

Macht es Sinn, die HG dann erst mal nur zu Hause zu tragen, um sich langsam dran zu gewöhnen, oder lieber direkt die volle Ladung von morgens bis abends?

Sorry für die vielen Fragen!!! Ich hoffe, das ist in diesem Bereich des Forums richtig platziert?!
Bachianer
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Re: Neuling - viele Fragen

#10

Beitrag von Bachianer »

Snoopy82 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 23:54 Aktuell ist das Schwierigste für mich noch die Vorstellung, mich in der "Öffentlichkeit" mit den HG zu "outen" - sei es im Kollegenkreis, unter Freunden/ Bekannten, etc. ... ich erwarte von keiner Seite irgendwelche negativen Reaktionen, das Problem liegt da eher bei mir ... wie seid ihr damit umgegangen? Einfach nix sagen, bis es jemandem auffällt? Oder darauf hinweisen? Aber wozu; voraussichtlich sollte ich ja mit HG besser hören als aktuell ... ich weiß gar nicht, warum ich das so problematisch finde; wenn ich eine Brille bräuchte, wäre das gar kein Thema, aber irgendwie fühlt es sich anders an.
Brillen haben sich in der Gesellschaft eben etabliert, in den 70iger wurden Kinder mit Brille von ihren Mitschülern noch häufig als "Brillenschlangen" betitelt, viele Leute haben verschämt ihre Sehhilfen zur Seite gelegt wenn sie "entdeckt" wurden!
Das ist heutzutage "Käse von Gestern" und das sollten wir mit den HG. auch so schnell wie möglich zum "Käse von Gestern" machen, Hörgeräte tragen ist sexy... :yes:
Snoopy82 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 23:54Macht es Sinn, die HG dann erst mal nur zu Hause zu tragen, um sich langsam dran zu gewöhnen, oder lieber direkt die volle Ladung von morgens bis abends?
Gleich volle Pulle, Morgens rein, Abends raus, egal ob Vogelzwitschern oder Presslufthammer, ein "normalhörender" steckt sich ja in der Regel zwischendrin auch nix in die Ohren um der vollen "Ladung" zu entgehen.
Außerdem ist es die einzige Möglichkeit ein HG. in Alltagssituationen zu testen, eben um zu sehen mit welchen Hersteller und Einstellungen du am besten klarkommst, dass ist unbedingt vonnöten, ansonsten macht es keinen Sinn.

Schlaf gut,
Andreas
Jani
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Re: Neuling - viele Fragen

#11

Beitrag von Jani »

[/quote]

Gleich volle Pulle, Morgens rein, Abends raus, egal ob Vogelzwitschern oder Presslufthammer, ein "normalhörender" steckt sich ja in der Regel zwischendrin auch nix in die Ohren um der vollen "Ladung" zu entgehen.
Außerdem ist es die einzige Möglichkeit ein HG. in Alltagssituationen zu testen, eben um zu sehen mit welchen Hersteller und Einstellungen du am besten klarkommst, dass ist unbedingt vonnöten, ansonsten macht es keinen Sinn.

[/quote]


Hallo Bachianer,

zu deiner Antwort bzgl. Tragedauer der HG möchte ich gerne folgendes anmerken: Da es für uns Hörgeschädigte sowieso nochmal mehr anstrengender ist dem Hörgeschehen zu folgen usw., ist es daher umso wichtiger, dass wir Hörgeschädigte uns auch Hörpausen gönnen. Sprich, HG und/oder CI ganz raus damit unsere Ohren sich wieder regenerieren können. Hörgeschädigte sind zudem allgemein auch lärmempfindlich, die einen mehr, die anderen weniger. Was es noch gibt, ist die sogenannte Hyperakusis, die extreme Form der Lärmempfindlichkeit. Dies betrifft aber meist Hörgeschädigte mit Innenohrschwerhörigkeit so wie mich zum Beispiel.

Das wollte ich nur kurz noch erwähnen. Nicht, dass die Neulinge hier denken, wir müssten doch rund um die Uhr den Normalhörenden gleich hören usw.


Liebe Grüße Jani
Seit nach Geburt hörgeschädigt.

rechts: Naída Q70 CI seit 2001
links: Naída Q90 CI seit 2018

"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." (Antoine de Saint-Exupéry) :blume1:
Bachianer
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Re: Neuling - viele Fragen

#12

Beitrag von Bachianer »

Jani hat geschrieben: 6. Jun 2021, 08:45 Hallo Bachianer,

zu deiner Antwort bzgl. Tragedauer der HG möchte ich gerne folgendes anmerken: Da es für uns Hörgeschädigte sowieso nochmal mehr anstrengender ist dem Hörgeschehen zu folgen usw., ist es daher umso wichtiger, dass wir Hörgeschädigte uns auch Hörpausen gönnen.
Hallo Jani,

deshalb machen manche Akus ja auch eine gleitende Anpassung, also gerade soviel Verstärkung dass das Verstehen u.s.w. besser wird, aber das Gehör nicht mit Reizen überflutet wird!
Bei mir wurde das so gemacht, nach wenigen Wochen bin ich selber zum Aku und wollte mehr.
Und...natürlich hast du Recht, gegen Pausen ist ja nix einzuwenden, die Zeit der Folter ist ja glücklicherweise vorbei, aber das HG. ausschließlich Zuhause zu tragen macht jetzt überhaupt keinen Sinn.

Andreas
Johannes B.
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Re: Neuling - viele Fragen

#13

Beitrag von Johannes B. »

zum Thema "wann outen":
ich bin gerade in einer Reha für Hörgeschädigte und dort empfiehlt man:
"sich outen gegenüber Menschen, mit denen man ernsthaft kommunizieren mag oder muss, und dann eine Ansage mit Empfehlung"
also so nach dem Motto: "Entschuldigung: ich hab´ Probleme mit dem Hören, bitte sprich mich mit Blickkontakt an und artikuliere deutlich, nicht unbedingt lauter, dass würde sehr helfen"
UND: konsequent bleiben, bei DEN Menschen, denen du es schon gesagt hast.
Also:
nicht verstehen bei Ansprache ohne Blickkontakt, bedeutet: NICHT reagieren. So gewöhnt es sich am besten ;-)

freundliche Grüße
Johannes
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
Akustik Alex
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Re: Neuling - viele Fragen

#14

Beitrag von Akustik Alex »

Snoopy82 hat geschrieben: 5. Jun 2021, 23:54 Danke auch für den Link zu den Dokumenten zum Download - das finde ich hilfreich!!! Daraus ergibt sich direkt eine weitere Frage:
Bei der Ausstattung taucht die "Induktionsschleife" auf - ich habe einen Hinweis darauf schon mal in der Kirche gesehen. Ist das etwas, was im Alltag tatsächlich hilfreich ist oder ist es eher überflüssig? Bei welchen Gelegenheiten (außer Kirche) wird so was noch genutzt?
Hey Snoopy,

Indukstionsschleifen findest du tatsächlich am meisten in Kirchen, Theatern und Museen. Das hat natürlich den enormen Vorteil, dass der Raumklang wegfällt und man deutlich besser versteht. Ähnlich wie beim Streaming. Nachteil ist allerdings, dass es eben nicht überall verfügbar, ein extra Bauteil und recht störanfällig ist. Der Punkt des "extra Bauteils" betrifft dabei allerdings primär Im-Ohr-Geräte, die dadurch etwas größer ausfallen können. Alternativ kann man auch externe Mikrofone nutzen, die man den Rednern auf den Tisch legt oder anklippt. Das Ist natürlich nur bei einzellnen Sprechern realisierbar. Ich würde an deiner Stelle erstmal ohne diese Funktion testen, damit du selbst einschätzen kannst, wie gut du generell wieder in solchen Situationen verstehst. Wenn du da auch mit optimierter Einstellung später noch Probleme hast, kann man die Option ja immer noch ergänzen.

Besten Gruß,
Alex
Carla
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Re: Neuling - viele Fragen

#15

Beitrag von Carla »

Hallo 👋,

Ich habe meine Öhrchen seit 2019. Geschämt habe ich mich nie, bin sogar offensiv auf meine Kollegen und Mitmenschen zugegangen und hab gesagt, dass ich nun Hörgeräte trage. Das hat mir vieles erleichtert und ihnen auch, in der Probephase gibt es schon mal Probleme mit dem Verstehen.

Ich habe viele Geräte getestet, und ich muss sagen, am Ende eines Tages war ich immer erschöpft. So viel Lautstärke, so viele Töne. Und das war erst die Anfangsphase. Man wird nach und nach lauter gestellt. Aber die WC Spülung war für mich der Niagarawasserfall. Die Vögel hatten Krieg. So laut.

Die Bögen von Alex helfen. Man weiß nie, auf welchen Akustiker man trifft. Ich schrieb ja, bei meinem ersten Akustiker war ich die erste Person, die Akkugeräte wollte. Der Ohrenklempner verkauft sie seit 2017. Deshalb: Ruhig mal fragen, bei verschiedenen Akustikern vorstellig werden, nicht immer ist der kleine Akustiker um die Ecke der Beste. Die Filalen sind es aber auch nicht. Der monetäre Aspekt ist wichtig, aber letztlich zählt, was unter dem Strich übrig bleibt.
Blümle
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Re: Neuling - viele Fragen

#16

Beitrag von Blümle »

Hallo Snoopy, ich finde es sehr wichtig, sich nach der Anpass-Philosophie des /der Akustiker*in zu erkundigen. Meist wird nur nach dem Klang und dem Technik-Können und Kosten der Geräte gefragt. Macht m.E. aber nur einen Teil des Vorgangs aus. Es ist ziemlich beliebig/individuell wie das abläuft. Wird nach nettem Empfinden angepasst oder danach, was akustisch nötig (und evtl. erstmal total unangenehm) ist. Anpassung z.B. mit mit Abfragen, was sich schöner /besser anhört oder Anpassung mit Perzentil-Analyse. Werden alle features eingeschaltet oder wird das ausgeschaltet, weil es besser ist, das „Hör-Hirn“ (wieder) zu altivieren. Und last not least: soll offen (mit Schirmchen/Domes von der Stange) oder weitgehendst geschlossen mit Otoplastiken versorgt werden. Ich rate Dir, die unterschiedlichen Verfahren genau erklären zu lassen und auch hier im Forum noch einiges dazu zu lesen. An diesen beiden Punkten hat sich schon so manche Schwierigkeit gezeigt. Die Akustiker reden da gerne von individueller Versorgung. Ich habe da eher die (leidvolle) Erfahrung gemacht, dass es a) ziemlich Glück ist, ob man an eine/n guten Akustiker*in gerät und dass es b) noch mehr Glück ist, wenn die Person eine Versorgungsstrategie hat, die nicht nur angenehm und schön ist, sondern einem auch akustisch (langfristig!) das Beste rausholt. Gerade wenn man jünger ist, und gut nachvollziehen kann, warum es Sinn macht, sich anfangs (vor allem wenn man zu lange gezögert hat, sich versorgen zu lassen) etwas ans neue Wiederhören quälend zu gewöhnen, kann es (m.E.!) gut sein, sich genau dem zu unterziehen. Die anderen Themen (Akku/Batterie), HG-Firma (Phonak und Oticon sind hier im Forum ziemlich angesagt, Starkey ist absoluter Außenseiter,…..) und was Du an Technik hast nutzt (PC oder Apple, Tablet oder ipad, Smartphone oder iPhone) machen ebenfalls Unterschiede, bei denen es sich lohnt, danach zu schauen, wurden schon angesprochen. Ich hab mich von Anfang an „geoutet“, half mir und den Gegenübern. (Bin 54 J., geföhlt also auch viel zu jung für HG 😂). Und ich finde auch, dass HG anders ist als Brille…. Viel Erfolg!
rabenschwinge
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Re: Neuling - viele Fragen

#17

Beitrag von rabenschwinge »

Ich gehe mittlerweile sehr offensiv mit meiner Hörbehinderung um. Ich bin hochgradig schwerhörig und brauche das Mundbild um zu verstehen.
Snoopy82
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Re: Neuling - viele Fragen

#18

Beitrag von Snoopy82 »

Danke schön für Eure Antworten!!! Ich hab jetzt meinen 1. Termin beim Akustiker am 21.6. - noch ein bisschen Zeit also, mich weiter zu informieren und genauere Vorstellungen zu bekommen, was technisch möglich ist und was ich gerne haben möchte. Der Akustiker wurde mir von meiner HNO empfohlen - ich hatte bei ihr ein sehr gutes Gefühl und hoffe daher, dass auch ihre Empfehlung gut ist - zumindest das Telefonat zur Terminvereinbarung klang nett.
Ich finde aber auch total hilfreich hier zu lesen, welche unterschiedlichen Erfahrungen man dort machen kann und wie die Beratung ablaufen kann/sollte, um eher entscheiden zu können, ob ich mich dort gut aufgehoben fühle ... glücklicherweise gibt es hier in der Umgebung reichlich Auswahl!
Carla hat geschrieben: 6. Jun 2021, 13:56

Ich habe viele Geräte getestet, und ich muss sagen, am Ende eines Tages war ich immer erschöpft. So viel Lautstärke, so viele Töne. Und das war erst die Anfangsphase. Man wird nach und nach lauter gestellt. Aber die WC Spülung war für mich der Niagarawasserfall. Die Vögel hatten Krieg. So laut.
Davor habe ich ehrlich gesagt total Angst ... meine Hörkurve ist nicht gerade linear, und ich merke im Alltag, dass ich z.B. Vogelgezwitscher oder Ähnliches relativ laut höre (so erscheint es mir); wenn mich im Garten aber z.B. der Nachbar anspricht, ich ziemlich nah zum Zaun gehen muss, und dann auch noch ständig nachfragen muss, um ihn zu verstehen.
Wird das Hörgerät gemäß der Hörkurve auf unterschiedlichen Frequenzen unterschiedlich stark eingestellt?
AndiT
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Registriert: 17. Okt 2020, 12:56
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Re: Neuling - viele Fragen

#19

Beitrag von AndiT »

Hallo,

ich finde es toll, dass du den Schritt versuchst und dir so detailliert schon vor dem ersten Termin Gedanken machst. In manchem erkenne ich mich ein bisschen wieder, drum will auch mal noch ein paar Punkte kommentieren:
Snoopy82 hat geschrieben:Ich merke, dass ich immer häufiger rate und sehr vage und unverbindlich auf mein Gegenüber reagiere, weil es mir zu peinlich ist, noch mal nachzufragen, wenn ich selbst beim 2. oder 3. Wiederholen nichts verstanden habe. Ich habe die Hoffnung, dass sich das mit Hörgeräten verbessert.
Für den Anfang brauchst du Geduld, aber freu dich auf das Ergebnis. Mir ging das vor einem Jahr ähnlich und mir hat der Schritt zum Hörgerät ein ganzes Stück Selbstvertrauen zurückgegeben. Ich habe wieder mehr Lust, mich auf Neues einzulassen und mal was zu unternehmen, überhaupt Leute zu treffen in unvorhersehbaren Gesprächssituationen. Ich finde den Gewinn an Lebensqualität größer, als ich gedacht hatte.
Gibt es Dinge/ Fragen, an die man vielleicht vorher gar nicht denkt, die man aber beim Besuch beim Hörgeräteakustiker wissen sollte?
Ich selbst bin beim „erst-besten“ Akustiker geblieben, weil ich zufrieden bin. Manche hier im Forum haben mehrmals gewechselt, z.B. weil es menschlich nicht passte oder auch das Vertrauen in die Qualität von Beratung und Betreuung fehlte. Ein nachträglicher Wechsel während der „Ausprobierphase“ (oder gar ein paralleles Testen von Geräten verschiedener Akus) ist noch einfacher, wenn du das Originalrezept vom HNO nicht gleich beim Erstbesuch aus der Hand gibst, sondern nur eine Kopie dabei hast.
wenn ich dann noch den Dirigenten verstehen könnte oder mich in den Pausen mit meinen Mitspielern vom Platz aus unterhalten könnte (akustisch katastrophale Halle mit hoher Decke - ich verstehe keinen, der mehr als 2,5 Meter weg ist), wäre das fantastisch.
Könnt ihr schon wieder proben nach der Covid-Zwangspause? Auf jeden Fall solltest du dich wieder besser unterhalten können als ohne und auch den Dirigenten wieder besser verstehen, auch wenn so eine Probe immer noch eine kleine akustische Herausforderung bleiben wird. Ich hatte vor der ersten Probe (anderes Blasinstrument, keine Querflöte) noch kurz drüber nachgedacht, ob ich das HG nicht besser raus lasse, wegen zu laut und so. Aber das ist Quatsch! Probiere es aus. Sprich vorher mit dem Aku drüber, vielleicht richtet er dir ein spezielles Programm ein. Es könnte nämlich unter Umständen sonst passieren, dass das HG bestimmte Töne der Querflöte für Rückkoppelung hält und ausblendet – aber das musst du ausprobieren.
Wie ist es mit Sport, ich gehe regelmäßig mit einer Freundin joggen, wobei wir uns natürlich auch unterhalten - kann ich die Geräte dabei problemlos tragen oder stören sie?
Das war das erste, was ich ausprobieren musste, gleich auf der Rückfahrt vom Akustiker: Normalerweise kein Problem. Stört nicht. Wahrscheinlich sind die Schritte oder vorbeifahrende Autos wieder etwas lauter als gewöhnt… - Was ich tatsächlich unangenehm finde: Wenn starker Wind über die Mikrofone bläst. Höherwertige HG können das etwas ausblenden.
Aktuell ist das Schwierigste für mich noch die Vorstellung, mich in der "Öffentlichkeit" mit den HG zu "outen" - sei es im Kollegenkreis, unter Freunden/ Bekannten, etc.
Das ist nicht ganz einfach, aber das ist zu schaffen. Das Wichtigste ist, dass du die Leute beim Unterhalten wieder richtig verstehst. Darüber wird vielleicht der eine oder andere sogar ganz froh sein, der schon gemerkt hatte, dass Snoopy82 bisher nicht mehr immer alles 100%ig mitbekommen hatte… Sich ohne HG durch Nichtverstehen unfreiwillig zu outen finde ich rückblickend fast unangenehmer, obwohl ich eigentlich dachte, dass ich meist ganz gute Strategien hatte, das zu vertuschen.
Davor habe ich ehrlich gesagt total Angst ...
Wird das Hörgerät gemäß der Hörkurve auf unterschiedlichen Frequenzen unterschiedlich stark eingestellt?
Die Geräte werden entsprechend deines Hörvermögens in den unterschiedlichen Frequenzen eingestellt. Bei mir wurde z.B. keine „gleitende“ Anpassung gemacht, trotzdem hörte es sich auch am Anfang nicht unerträglich an, sondern eher ungewohnt oder nicht mehr gewohnt. Also dieses Empfinden ist sehr individuell. Es hängt von deinem Hörverlust und auch von deine Art Geräusche wahrzunehmen ab. Probiere es aus, aber es ist nicht gesagt, dass der Ersteindruck ganz so schlimm wird wie Carla beschreibt!

Alles Gute, viele Grüße,
AndiT
Ohrenklempner
Beiträge: 8625
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
9

Re: Neuling - viele Fragen

#20

Beitrag von Ohrenklempner »

Da möchte ich auch mal die Angst und Befürchtungen nehmen.
Hörgeräte sehen heute viel cooler aus als vor 20 Jahren. Das sind inzwischen hübsche, kleine Biester, in vielen Farbtönen erhältlich und in zig Designs. Da ist bestimmt was passendes dabei! Technisch kann man auch viel damit anfangen. Vorbehalte und Ängste, man könnte es ja sehen, verstehe ich bei den 60-70jährigen, die sich wahrscheinlich an die Hörgeräte ihrer Eltern erinnern und mit so etwas nicht als "senil" abgestempelt werden möchten. Aber die Generation unter 40 läuft doch auch mit schicken Brillen, mit Earpods, mit Tattoos und Piercings und sonstigen pseudokybernetischen Implantaten herum, da sollte man doch ein Hörsystem gut akzeptieren können.
Hörgeräte werden in erster Linie und vor allem auf das individuelle Hörvermögen eingestellt und (gerade in der Erstanpassung) natürlich auf das subjektive Empfinden. Ist es anfangs zu schrill, nehme ich die hohen Töne noch etwas weg, ist es zu laut, mache ich ein bisschen leiser. Zudem kann man ja per Fernbedienung/Bedienelement/Smartphone selbst die Hörgeräte auf das eigene Klangempfinden (lauter/leiser, heller/dunkler, Hörprogramme je nach Geschmack) einstellen.
Ich kann mir auch bei Leibe nicht vorstellen, dass heutzutage Leute aus dem Umfeld sagen würden "Iiih, du trägst ja ein Hörgerät!". Die Zeiten, wo die Kinder wegen ihrer Seh- oder Hörhilfe verkloppt wurden, sind schon ein paar Jahrzehnte vorbei. Heute ist es ein Zeichen von Stärke und Überzeugung, offensiv mit einer Einschränkung umzugehen. Kann ich kaum laufen, nehm ich ne Krücke. Kann ich schlecht gucken, setz ich mir ne Brille auf. Hab ich hohen Zucker, verpass ich mir ne Ladung Insulin. ;) Ist doch alles völlig normal heutzutage.
Jani
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Re: Neuling - viele Fragen

#21

Beitrag von Jani »

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Hallo Jani,

deshalb machen manche Akus ja auch eine gleitende Anpassung, also gerade soviel Verstärkung dass das Verstehen u.s.w. besser wird, aber das Gehör nicht mit Reizen überflutet wird!
Bei mir wurde das so gemacht, nach wenigen Wochen bin ich selber zum Aku und wollte mehr.
Und...natürlich hast du Recht, gegen Pausen ist ja nix einzuwenden, die Zeit der Folter ist ja glücklicherweise vorbei, aber das HG. ausschließlich Zuhause zu tragen macht jetzt überhaupt keinen Sinn.

Andreas
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Hallo Andreas,

habe erst heute deine Antwort auf meinen Beitrag zuletzt gesehen. Darum erst jetzt eine Antwort von mir dazu:
Das mit der gleitenden Anpassung ist ja auch sehr gut. Das machen auch diejenigen, die ein CI anpassen, vor allem ganz am Anfang, logisch.
Dass HG oder auch das CI ausschließlich Zuhause zu tragen macht schon Sinn, weil du dann immer noch Input bekommst bzw. die Ohren bekommen Input weiterhin. Ich selber bin meist daheim - alleine. Wegen Fernstudium und ja... Bei mir gibt es sogar Tage, wo ich einen halben Tag ohne die CI`s rumlaufe daheim. Ich wollte mit den Pausen für uns Hörgeschädigte ja nur darauf hinweisen, dass wir sowieso schon extrem viel leisten müssen, was das Hören angeht und es eben wahnsinnig anstrengend ist für uns als etwa für Normalhörende. :)


Liebe Grüße Jani :blume1:
Seit nach Geburt hörgeschädigt.

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AndiT
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Re: Neuling - viele Fragen

#22

Beitrag von AndiT »

Jani hat geschrieben: 10. Jun 2021, 07:48 Ich wollte mit den Pausen für uns Hörgeschädigte ja nur darauf hinweisen, dass wir sowieso schon extrem viel leisten müssen, was das Hören angeht und es eben wahnsinnig anstrengend ist für uns als etwa für Normalhörende. :)
Jani, damit hast du wirklich recht: Es ist anstrengender für uns zuzuhören. Und es ist gut das zu wissen, damit man sich selbst auch mal schonen kann und nicht permanent überfordert.

In meinem Alltag ist es allerdings so, dass ich meist dann doch von morgens an die Geräte nehme, weil es einfach ein paar Vorteile hat:

Beim Frühstück mit den Kids brauche ich sie, damit ich nicht versehentlich das Pausenbrot mit Salami belege statt mit Käse, bloß weil ich den Wunsch der Kleinen falsch verstanden habe.

Wenn ich am Vormittag allein am Schreibtisch arbeite (endlich sind die Schulen wieder auf!) und alles still ist, lasse ich die Geräte trotzdem drin, denn ich will zuverlässig wahrnehmen, wenn jemand an der Haustür schellt oder das Telefon klingelt, dass dummerweise noch zwei Zimmer weiter liegt, so dass ich’s beim Klingeln suchen muss.

Wenn ich nach dem Mittagessen eine halbe Stunde Ruhe will, tue ich sie raus, natürlich. Da sind Hörgeschädigte ausnahmsweise mal im Vorteil.

Wenn ich am Nachmittag noch einkaufen gehe: natürlich mit Gerät, damit ich trotz Maske an der Kasse den Betrag verstehe und nicht aufs Kassendisplay starren muss; außerdem will ich mich locker unterhalten können, wenn ich Bekannte zufällig treffe.

Wenn am Abend Musikprobe ist, ist es auch besser, wie ich oben schrieb, damit ich die Seitenzahl direkt vom Dirigenten verstehe und nicht erst bei meinen Nachbarn auf dem Notenpult gucken muss, was die so aufgeschlagen haben.
Jani
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Re: Neuling - viele Fragen

#23

Beitrag von Jani »

Also ich verlasse mich nicht total aufs Hören. Bin im Alltag ziemlich aufs Mundbild angewiesen und dies ist mit den Masken ja eher schwierig...
Seit nach Geburt hörgeschädigt.

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Re: Neuling - viele Fragen

#24

Beitrag von rabenschwinge »

Geht mir genauso wie Jani. Ohne Mundbild bin ich aufgeschmissen. Hören ist das eine, verstehen das andere und ohne Mundbild verstehe ich längst nicht alles.
Johannes B.
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Re: Neuling - viele Fragen

#25

Beitrag von Johannes B. »

ich bin gerade in einer Reha für Hörgeschädigte und bemerke jetzt erst, wie viel ich - unbewusst - per "Mundbild absehen" ergänzt hatte, was ich ohne Mundbild gar nicht verstanden hätte.
Jetzt wird mir auch klar, warum Mundundnasenmasken mich derart stressen.
Es geht also gar nicht vorrangig um fehlende Konsonanten, sondern um fehlendes Mundbild.
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
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