Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

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dule
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Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#1

Beitrag von dule »

Hallo,

Ich habe mich heute angemeldet, da ich vor der Entscheidung stehe ob ich schon mit Hörgeräten anfangen oder noch etwas warten soll. Die Entscheidung kann mir natürlich niemand abnehmen, außer dem HNO Arzt falls er mir keine Verordnung geben möchte :)
Bevor ich mich so kurz wie möglich vorstelle, wären meine drei konkreten Fragen:

- Jetzt schon anfangen? Insbesondere um eine mögliche Tinnitus Linderung zu erreichen.

- Was tun, falls der Arzt mir nur eine einseitige Verordnung ausstellen will, oder gar keine?


So, jetzt kurz zu mir :)

Ich bin 37 Jahre alt und männlich. Im schönen Franken arbeite ich als Software Entwickler, aktuell noch überwiegend im ruhigen Home Office. Vor 5 Jahren habe ich plötzlich auf beiden Ohren schlecht gehört. Das Audiogramm hat einen mittelgradigen Hörverlust auf beiden Seiten im mittleren Frequenzbereich gezeigt. Dazu kam noch ein ordentlicher, überwiegend tonaler Tinnitus auf beiden Ohren. Der Tinnitus liegt bei ~3Khz, ~4Khz und dann noch irgendwo jenseits der 11Khz wo ich Garnichts mehr höre. Das ist in dem Frequenzbereich im Prinzip nicht schlimm, jedoch wollte der Tinnitus sich auch da einnisten, da ist nichts mehr zu machen. Soweit so gut, das ganze Gejammere was danach passiert ist erspare ich euch :)

Vor ein paar Wochen hatte ich einen (weiteren) Hörsturz, nur auf dem rechten Ohr. Die "kaputten" Frequenzen haben sich noch mehr verabschiedet, zum Teil jedoch wieder erholt. Auf dem Ohr ist dennoch die 50db Grenze durchbrochen worden und ich denke, dass sich da nicht mehr viel verbessern wird. Das Audiogramm kommt natürlich auch:

Bild

EDIT: Ich kriege es nicht hin, dass meine mit dem Bild des Audiogramms verlinkte URL angezeigt wird, hier händisch:
rechts: 10db, 10db, 10db, 5db(1KHz), 40db(2KHz), 50db(3KHz), 40db(4KHz), 25db(6KHz)
links: 15db, 10db, 10db, 5db(1KHz), 30db(2KHz), 30db(3KHz), 30db(4KHz), 20db(6KHz)


Das Audiogramm entstand vor ein paar Tagen, da hat sich das Gröbste wieder regeneriert, ein deitlicher Verlust ist jedoch übrig geblieben. Vorher war das Ohr das "Bessere". Auch höre ich immernoch Geräusche verzerrt. Ich habe Hoffnung, dass sich zumindest der Teil wieder geben wird da ich vor 5 Jahren etwas Ähnliches hatte und sich das nach Wochen oder gar Monaten wieder stabilisiert hat, jedoch nicht vollständig.

Was mich zu meiner wichtigsten Frage führt: Sollte ich jetzt schon anfangen? Mein Tinnitus wird lauter, je größer der HV voranschreitet und ich bin schon länger an dem Punkt, dass ich weiß, dass ich einer von den Leuten bin bei denen es nur eine Frage der Zeit ist, dass man ohne HG nicht mehr auskommt. Es wird nur noch schlimmer, selbst wenn ich keine Hörstürze mehr haben sollte, was eher unwahrscheinlich ist.

Also, besser früher als spät? Die bekannten Vorteile wären, dass sich das Gehirn jetzt besser an die Akustik der HG gewöhnen kann und die Entwöhnung von bestimmten Geräuschen aufgehalten oder zumindest verlangsamt wird. Mir geht es mit meinem Tinnitus prinzipiell am besten wenn ich mein Gehör und damit mein Hörzentrum im Gehirn akustisch beschäftige, oftmals dann auch in sehr ruhigen Situationen. Da steckt mehr dahinter als nur das simple maskieren durch Umgebungsgeräusche. Das sind ja bekannten Beobachtungen bei dem Thema.

Wenn der Tinnitus eine Kerze ist, die im Dunkeln hell leuchtet, dann verschaffen einem Hörgeräte Licht im Raum und die Kerze leuchtet nicht mehr so hell. Ein andere Spruch fällt mir nicht ein um es zusammenzufassen ^^



Ich danke euch schonmal für eure Tipps und Erfahrungen :)
LG
Akustik Alex
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#2

Beitrag von Akustik Alex »

Hey Dule,

du bist tatsächlich grade so indikativ für beide Seiten, zumindest im Tonaudiogramm. Das Sprachaudiogramm wäre hier aber auch wichtig, da das Sprachverstehen bei 65dB nicht mehr als 80% betragen darf. WENN dein Gehör sich wieder etwas gebessert hat, könntest du ggf. komplett aus der Indikation fallen. Solltest du keine Verordnung für Hörgeräte bekommen, kannst du immer noch eine für einen Tinnitusnoiser kriegen und so den Tinnitus therapieren. Diese Geräte benötigen allerdings MONATE um eine Wirkung zu erzielen. Das muss, vorallem dem Fachbetrieb, klar sein. Dein Tinnitus scheint an die Hörminderung gekoppelt zu sein, daher würde ich dir eine Ausprobe so oder so empfehlen. Wie man das nachher finanziell löst, kann man dann immer noch schauen ;)

Besten Gruß,
Alex
dule
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#3

Beitrag von dule »

Hi Alex,

danke für deine Antwort. Genau, rein vom Audiogramm wäre es prinzipiell möglich, beim Sprachaudiogramm allerdings wirklich grenzwertig.
Bezüglich der Tinnitus Masker/Noiser: Vor 5 Jahren habe ich mich im ersten Jahr intensiv mit dem Ganzen auseinandergesetzt und mich regelmäßig mit White und pink noise beschallt, bis ich lernte bzw. lernen musste ohne auszukommen. Seitdem benutze ich es nur in "Notfällen" zB. übers Handy.
Die meisten HG haben sowas drin. Aber reine Noiser kann ich mir ohne Kosten selbst organisieren und sie haben zumindest für mich keinen längerfristigen therapeutischen Nutzen.
Akustik Alex
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#4

Beitrag von Akustik Alex »

Hey Dule.

Masker gibt es, zumindest in der Hörgerätebranche, ohnehin nicht mehr. Die Noiser haben schon einen Sinn, aber wie gesagt, dass zeigt erste Ergebnisse erst nach Monaten. Natürlich lässt sich das auch mit anderen Geräten "berauschen", aber der Noiser wird knapp unter die Tinnitusschwelle gefahren, welche a) erstmal ermittelt werden muss und b) anschließend justiert. Es ist also schon ein Unterschied zu der privaten Anwendung.

Besten Gruß,
Alex
dule
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#5

Beitrag von dule »

Ja, meinte die Noiser, durcheinander gewürfelt.
Ne, nur ein Noiser kommt nicht in Frage, da fallen mir viele Gründe ein. Aber ich werde keine Experimente mehr machen irgendwas speziell am Tinnitus "therapieren" zu wollen, da sehe ich nach heutigem Stand einfach keine Ansätze.

Stattdessen versuche ich den Blick nach vorne zu richten und da sehe ich ein HG, ob jetzt oder in 5 Jahren.
Der Punkt ist eben, dass ein HG indirekt zur Besserung der Tinnitus Beschwerden beitragen kann.
Akustik Alex
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#6

Beitrag von Akustik Alex »

Ja, wenn er vom Hörverlust kommt, bin ich da absolut bei dir. Wenn es von der HWS, Blutdruck o.ä. herrührt, sind die Erfolgsaussichten deutlich geringer. Vielleicht wäre Physiotherapie oder jegliche Entspannung hilfreich. Dazu müsste man zunächst natürlich zumindest erahnen, woher der Tinnitus stammt. Wenn dich Geräusche, Musik usw. vom Tinnitus ablenken, dann können Hörsysteme das idR auch. Dann stehen die Chancen hier auch wieder besser.
dule
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Re: Erstverordnung - mittelgradiger HV beidseitig

#7

Beitrag von dule »

Naja, ein chronischer Tinnitus ist eine rein neurologische Sache, soweit ist man sich ja in der Forschung einig.
Wenn es nicht neurologisch ist, dann ist es auch kein Tinnitus, sondern nennen wir es mal temporäres Ohrensausen.
Eigentlich bin ich ein ganz Klassischer Fall. Auf den Frequenzen bei denen man schlecht hört, pfeift es. Pech gehabt was den Tinnitus abgeht, bei manchen Leuten tritt nie ein Tinnitus auf, bei manchen schon.

Das ganze Thema mit der HWS habe ich im Prinzip schon vor Jahren begraben, jetzt ist es unfreiwillig etwas in den Vordergrund gerückt aufgrund von "ungünstigen Timing":
An dem Abend vor meinem letzten Hörsturz habe ich ca. 3-4h an meinem Fahrrad gebastelt und habe mich die ganze Zeit ungünstig verrenkt, gebückt und generell an dem Abend ziemlich doof angestellt weil ich einfach nur fertig werden wollte.
Mir hat der Nacken danach ziemlich weh getan und wenig später, vor dem Schlafen hat sich der schon vorhanden 3Khz Tinnitus komplett ins rechte Ohr eingenistet. Das war in der Form ungewohnt. Hab mir ne gute Ladung Magnesium reingepfiffen und bin schlafen gegangen. Am nächsten Morgen war das Ohr taub.
Wahrscheinlich Zufall, ich kann es aber noch schwer "vergessen".
Der erste Hörsturz und damit aufgetretener Tinnitus kam vor 5 Jahren ca. 1-2 Tage nachdem ich eine "Neuraltherapie" aufgrund einer leichter Sinusitis gemacht habe. Wahrscheinlich auch Zufall, aber psychisch beißt man sich da gerne fest.
Das einzige, dass ich sicher weiß: HV vorhanden, das ist der Einzige Punkte für den ich aktiv was machen kann.
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