Täglicher Druck auf einem Ohr und Übelkeit

[Bimbel]

Hallo Miteinander,
Vor einem Jahr habe ich unter dem Thema „Übelkeit durch neue HG“ darüber berichtet, dass es mir beim Einsetzen neuer HG sofort schlecht wird und ich Kopfschmerzen bekomme. Ich habe dann ein halbes Jahr Pause gemacht und mich ganz gut ohne HG durchgeschlagen ( bei Gesprächen nachfragen, TV mit Untertitel usw.)
Bei einem neuen sehr kompetenten Hörgeräteakustiker bekam ich dan Sigma.
Hat anfänglich alles ganz gut funktionierte, jedoch fing das Ganze nach 2 Monaten wieder an. Vorstellung beim Professor in einer HNO- Klinik. Aussage: „ HG bringen bei Ihnen Nix mehr, Sie brauchen ein Implantat. Ich bin privat versichert und es kam mir vor wie eine Verkaufsveranstaltung.
Jedenfalls habe ich mittlerweile diese Symptome ohne HG auch und es treibt mich in den Wahnsinn.
Morgens ist die ganze Gesichtshälfte taub und dann Druckkopfschmerzen einseitig und Übelkeit. MRT Schädel war unauffällig.
Bin sehr verzweifelt und hoffe auf Rat.
LG
Bimbel

[svenyeng]

Hallo!

Kann es sein, das das ggf. psychisch ist?

Gruß
sven

[Bimbel]

Hi Sven,
das kann ich definitiv ausschließen. Ich weiß, dass diese Vermutungen immer dann greifen, wenn man medizinisch keine Erklärung hat. Ohne Dir nahe zu treten. Es ist so wie wenn Dir jemand andauernd mit dem Hammer auf den Daumen schlägt und dann sagt“ kann es sein, dass Du Dir das nur einbildest?“
Ich habe mich wie Bolle gefreut an den neuen HG weil es echt Lebensqualität brachte. Wenn man jetzt unterstellt der hat. Es Hürden weil er die HG innerlich ablehnt, dann frage ich mich was lehne er ab, wenn er auch ohne HG Beschwerden hat- das Hören ansich?

[Ohrenklempner]

Wenn du die Implantat-Empfehlung hast, ist dein Hörverlust sicher sehr stark und die Hörgeräte pusten dir mächtig was ins Ohr. Kann gut sein, dass sich das aufs Gleichgewichtsorgan auswirkt.
Und es tritt jetzt ohne Hörgerät auch auf? Ich würde da auch auf etwas psychosomatisches tippen. Aber ich bin kein Arzt, ich tippe nur. Wurde diese Möglichkeit denn schon abgeklärt?

[Bimbel]

Möchte jetzt ungern ausholen, aber ich bin beruflich bedingt sehr vertraut mit psychosomatischen Vorgängen und wäre der letzte der sich dagegen wehren würde, wenn dem so wäre.
Habe mir eigentlich hier eher medizinische bzw. Hinweise von ähnlich betroffenen erhofft.
Das mit dem vestibulären System (Gleichgewicht) habe ich auch schon vermutet. Stichwort Schalldruck
Auf Psychosomatik zu „tippen“ sei erlaubt, aber wie o.g.ist dies auszuschließen

[KatjaR]

Kann man erlernte Reaktionen auf (Hör)Stress auch ausschließen?
Wenn du dein Leben mit so starker Hörschädigung ohne Hörhilfen meistern musst,
und auch berufstätig bist, stelle ich mir das sehr stressig vor.

Zum Thema CI würde ich auch versuchen offen zu bleiben.
Die Aussage, dass Hörgeräte nicht mehr ausreichen wird nicht leichtfertig getroffen,
ich kenne einige Personen die auch nicht die CI-Indikation bekamen, obschon sie
dieses für sich wollten.
CI bekommt man erst, wenn ein offenes Sprachverstehen auf dem
betreffenden Ohr mit Hörgerät nicht mehr zu erreichen ist, oder, wenn es so laut sein muss,
dass zusätzliche Schäden am Innenohr oder Hörnerv dadurch zu erwarten wären, oder ein Recruitment
auftritt.
Recruitment
Dem HNO-Arzt bestens bekannt ist das
sog. Recruitment, der „fehlende Laut-
heitsausgleich“ bei der Innenohr-
schwerhörigkeit, bei dem der Funktions-
verlust der äußeren Haarzellen zu einer
linearen statt der normalen nichtline-
aren, kompressiven Schallverarbeitung
führt, wobei dies die Frequenzbereiche
der Schwerhörigkeit betrifft und zum
scheinbar paradoxen Phänomen führt,
dass Schwerhörige relativ leise Ge-
räusche nicht verstehen können, auf
kaum lautere aber überempfindlich rea-
gieren.
Alles Gute wünscht Katja mit
CI und privat versichert.
CI wollte mir nie jemand verkaufen, ich wollte es unbedingt selbst.

[Bimbel]

Danke Katja für diese hilfreiche Antwort.

[KatjaR]

Hier noch der Artikel, aus dem der Passus über Recruitment stammt.
https://drhschaaf.de/Hyperakusis%20HNO% ... 003%20.pdf
Auch einige Aspekte der Hyperakusis könnten deine Beschwerden ein stückweit erklären.
"Hyperakusis
Eine „allgemeine Hyperakusis“ kann
dann diagnostiziert werden,
wenn
eine negativ bewertete, subjektive
Überempfindlichkeit gegenüber
Geräuschen normaler Lautstärke
(unterhalb 70–80 dB HL) über das
gesamte Frequenzspektrum mensch-
licher Hörwahrnehmung hinweg be-
steht
und gleichzeitig lautere Geräusche, die jedoch unter-
halb der „objektiv“ schädigenden
Schmerzschwelle liegen, zusätzlich
„reflexhafte“ Reaktionen hervorrufen.
Diese können sein:
․physiologische Schreckreaktio-
nen wie Zu- oder Abnahme des
Blutdrucks, Brady- oder Tachykar-
die, Schweißsekretion, Mundtro-
ckenheit, Unruhe, im Ohrbereich
lokalisierte Schmerzempfindung
․Zunahme des Muskeltonus, ins-
besondere im Schulter-Nacken-
Bereich
․Abwendung von der Geräusch-
quelle (Kopf, Körper)"

Ich denke auch, dass Aspekte von Hyperakusis und Recruitment zusammen auftreten können.

Dann kann man mit Hörgeräten nicht mehr helfen, mit Cochlea Implantat schon, da mit diesem
die Schallübertragung nicht über das Innenohr erfolgt, sondern über den Hörnerv.

[Bimbel]

Da treffen einige Dinge zu, andere überhaupt nicht.
Nochmal zu den HG.
Ich verstehe mit den HG in Gesprächen annähernd alles, höre im Wald das Vogelgezwitscher und kann mit einen TV- Dexter ( TV- Ton direkt auf die HG) Serien oder dergleichen schauen. Telefonate gehen auch prima.
D.h. die HG ermöglichen mit ein (fast) uneingeschränktes Hören im Alltag. Das Problem ist, dass es mir dabei schlecht wird und ich Kopfschmerzen bekomme,
Sicherlich nicht psychosomatisch, denn diese Geräte sind eine echte Bereicherung

[KatjaR]

Ich zitiere aus deinem alten Beitrag:
"Hallo Miteinander,
mittlerweile war ich in der Uniklinik und das Gehör wurde komplett ( inclusive Video- Schwindeltest) durchgecheckt. Es wäre alles ok.
Der Hörtest ergab ein Sprachverständnis von 35% li und 50% re".

War das mit Hörgeräten?
Das liest sich dann aber nicht nach (fast) uneingeschränktem Hören.
Und selbst wenn es klappt, was nutzt dir das, wenn du die Hörgeräte nicht tragen kannst?

[Bimbel]

Hörtest war ohne HG
Aber Du hast Recht- die HG können noch so toll sein, nutzt nichts wenn mannsie nicht tragen kann.
Was mich irritiert ist, dass es ja zwei Monate gut ging.
Brauch ich da mehr Geduld im Sinne der Gewöhnung?

[KatjaR]

Oder schrittweise Erhöhung, nach Tragepause?
Erst nur minimale Verstärkung und dann wochenweise hochschalten?
Oder 14-tägig?

[KatjaR]

Phänomene wie Hyperakusis , Recruitment und Ähnliches können auch belastungsbedngt variieren.
Was man in guter Allgemeinverfassung noch gut toleriert, kann einen in Phasen starker Überlastung
schnell an die Grenzen bringen.
Auch eigene Lautstärkenverstellung könnte eine Rolle spielen.

[Bimbel]

Ja, ich kann die HG zum Beispiel auf 14 Stufen einstellen, habe aber maximal Stufe 5.
Und es stimmt- es gibt Tage da geht es gut und dann wiederum kaum auszuhalten. Was auffällt ist, dass mich in letzter Zeit das TV- Schauen mit Direktübertragung auf die HG am
Meisten wegbeamt.
Vor allem wenn meine Frau regulär auch guckt. Da kommt ja dann der Ton diektcauf die Ohren, während sie über normalen „Luftweg“
hört.

[HenryH]

Könnte ein kleiner Schlaganfall sein, der schon länger zurück liegt. Das sieht man im MRT eher nicht, ein Schädel-CT kann da vielleicht etwas bringen. Gute Besserung!

[Bimbel]

CT und wurden aktuell gemacht.
Verdacht liegt jetzt laut HNO beim Kiefergelenk. Er sagt, dass das Gehör Ansicht keine Kopfschmerzen verursachen kann.
Kiefer würde erklären warum es morgens am Schlimmsten ist.

[Randolf]

Das deutet auf Überlastung und Überforderung hin.
Eine ReHa ist sinnvoll.

[Birkbot]

Könnte ein kleiner Schlaganfall sein, der schon länger zurück liegt. Das sieht man im MRT eher nicht, ein Schädel-CT kann da vielleicht etwas bringen. Gute Besserung!

Äh, nein. Wenn man ein Schädel-MRT mit der Frage nach Schlaganfall macht, ist es aussagekräftiger als ein Schädel-CT, gerade bei kleinen Läsionen. Wenn man allerdings ein CT oder MRT vom Innenohr bzw. Felsenbein macht, kann man einen Schlaganfall nicht beurteilen - sind in der Bildgebung komplett unterschiedliche Untersuchungen, auch wenns alles am Kopf ist. Und wenn ich was von Übelkeit und Schwindel in Zusammenhang mit einem Hörgerät lese, würde ich eher eine Untersuchung des Innenohres machen als vom Gehirn.

Aber das ist eher off-topic, hilft Bimbel nicht weiter, Entschuldigung... Abseits dieses Einwurfs habe ich leider keine Idee für dich.

EDIT:
Oder doch: Sind deine Kiefermuskeln (vor allem morgens) verspannt? Frag mal deinen Zahnarzt, ob er sehen kann, ob du mit den Zähnen presst oder knirschst. Dann hat das evtl nicht direkt mit den Hörgeräten zu tun, sondern damit. Gesichtshälfte taub, Druckkopfschmerz könnte darauf hindeuten.
Indirekt könnte ich mir vorstellen, dass es dann doch mit den HGs zu tun hat, denn wenn du wegen der neuen Hörgeräte und des ganzen neuen Inputs ein bisschen in den Streß kommst, kann das zu Zähneknirschen oder -pressen nachts führen...

[Bimbel]

Es wurde alles gemacht.
MRT, CT und auch Innenohr mit Felsenbein.
Es ist toll wenn man weiß, dass da alles ok ist, aber es hilft nicht weiter.
Es ist klar, dass da recht schnell die Vermutung psychisch bedingt,Stress, burnout usw. aufkommt.
Ohne hier mein Leben auszubreiten. Ich liebe meinen Job, bin glücklich verheiratet und finanziell hab ich auch keine Sorgen. Ab und und zu nervt der Hubd aber das halte ich aus.
Ich werde hin und her geschickt, weil jeder Facharzt eben seinen Bereich abdeckt.
Als Nächstes zum Kieferorthopäden- das würde zumindest erklären warum es morgens am schlimmsten ist.
Nachts arbeiten die Ohren ja wenig, wenn man allerdings knirscht wirken da heftige Kräfte.

[Birkbot]

Gleich der nächste Einfall... Kanns an der CPAP und daraus folgend am Blutdruck liegen? Könnte sein, dass dir die CPAP so sehr einbläst, dass der Blutdruck nachts höher wird, dann ohne Maske abfällt, sodass du deswegen Kopfschmerzen kriegst.

[Bimbel]

Das habe ich Monate lang auch gedacht.
Ich war deswegen beim Lungenfacharzt und auch im Schlaflabor.
Es wurden Messungen über Nacht mit und ohne Maske gemacht.
Empfehlung beider Ärzte- unabhängig voneinander:
Maske weglassen, da kaum mehr Atemaussetzer und gute Sauerstoffsättigung.

[Randolf]

das kann doch in Ruhe auf einer ReHa abgeklärt werden.

[Bimbel]

Hallo Miteinander,
nach vier Monaten melde ich mich wieder.
Ich habe nun nach einer dreimonatigen Pause ohne HG keine Beschwerden mehr, sodass ich gestern beim Hörgeräteakustiker war und dieser meine HG auf drei Modische ( leise, mittel, Zieleinstellung) eingestellt hat.
Die drei Monate waren hörtechnisch nicht einfach- da geht viel an einem vorbei. TV hauptsächlich nur mit Untertitel.
Nun also ein weiterer Versuch mit HG. Ganz klar: die Dinger bringen so viel an Hörgewinn, ich kann Gesprächen voll folgen und den Ton am TV sowie Telefon bekomme ich direkt auf‘s Ohr. Das ist echt klasse.
Allerdings kämpfe ich auch wieder mit der Übelkeit und einem Druck im Hinterkopf und Nacken. Ziemlich eindeutige Stresssymptome.
Was meint Ihr? Durchziehen oder Abbrechen? Legt sich das? Bin schon sehr motiviert und überzeugt das die HGs sehr viel bringen. Aber eben auch grenzwertige dauerhafte Beschwerden.
Das ist ein verdammt hoher Preis. Das Gehör wurde komplett untersucht- keine anatomischen Auffälligkeiten.

[Brittany]

Hallo Bimbel,
generell würde ich ja immer sagen, dass man viel Geduld und Frustrationstoleranz mitbringen sollte, wenn man sich auf den Weg zu neuen Hörgeräten macht - einfach weil man es für etwas so Wertvolles, Wichtiges tut.
Kopfschmerzen und Druck - tja, dass kann natürlich Stress sein. Diese Übelkeit aber finde ich tatsächlich etwas ungut. Da würde ich mir wirklich auch Gedanken machen. Allerdings habe ich nie Übelkeit, und das wäre wirklich ein Extremsymptom, das ich sehr ernst nehmen würde.
Das kann natürlich bei dir anders sein. Kennst du denn Übelkeit generell bei dir als Stresssymptom?
Ich habe jetzt nicht den ganzen thread durchgelesen, sorry, falls dazu schon was gesagt wurde.
Brittany

[Bimbel]

Kenne Übelkeit überhaupt nicht, allerhöchstens nach ner deftigen Feier, aber das ist dann plausibel