Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

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Thomas Pisa
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Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#1

Beitrag von Thomas Pisa »

Hallo , ich bin neu im Forum und stehe davor mein zweites Paar Hörgeräte zu bekommen. Daher auch meine Frage im Titel.

Kurze Vorgeschichte:
Ich habe einige Zeit mit Lyric sehr gute Erfahrungen gemacht, leider war aber ein Hörgang bei mir derart konditioniert, dass ich das Gerät nach wenigen Wochen der guten Eingewöhnung dann doch als drückenden Fremdkörper empfunden habe. Das Gefühl ist leider auch nicht mehr weggegangen, obwohl auf dem anderen Ohr nach 2 Wochen überhaupt kein Eindruck mehr vorhanden war, dass etwas im Ohr steckt. Extrem ärgerlich, aber der HGA meint, dass Lyric nicht für jeden Hörgang ist.

Nun bin ich bei "Audio Service IF CIC Li 8" angekommen, und mir scheint das Gerät ebenfalls sehr gut zu sein, auch wenn es natürlich ganz anders aufgebaut ist. Die Hörqualität finde ich schon einmal ganz hervorragend. Sehr natürlich z.B. die Sprachwahrnehmung und eigene Stimme und diese Hörgeräte sind tatsächlich und nicht nur gemäß Marketingaussage nahezu unsichtbar, es sei denn, jemand schaut sehr, sehr konkret in meine Ohren :-) Hinzu kommt, dass die Teile Akku betrieben sind, mit einer m.E. vernünftigen, effektiven Laufzeit von etwas über 20 Std.

Das, was mich interessieren würde ist folgendes: ob man im Laufe der Zeit seine Hörgeräte gar nicht mehr als solche wahr nimmt (?) Also wie eine Armbanduhr, die zur Routine wird , indem man sie jeden Tag an und ablegt ? Oder bleibt das Gefühl, auch wenn alles gut sitzt, das man immer einen Fremdkörper im Ohr hat ?

Würde mich sehr freuen, wenn mir hier ein paar "alte Hasen", also solche, die schon viele Jahre mit einem Paar Hörgeräten leben, eine Einschätzung geben könnten. Dank vorab !
Birkbot
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#2

Beitrag von Birkbot »

Ich trage seit mehr als 40 Jahren Hörgeräte - hab die schon als kleines Kind bekommen, für mich sind sie völlig normal und ich merke sie eigentlich kaum. Ich fands einmal ne Umgewöhnung, als ich die Otoplastik von Vollschale auf Gehörgang mit Abstützung/Spange umgestellt habe, ein ander Mal, als ich von Dickschlauch auf RIC umgestellt habe. War jeweils plötzlich mehr Luft am Ohr.
Ansonsten lernt man n bisschen, mit dem Klang der Geräte klarzukommen. Wobei ich mich bei manchen Geräten auch nach Monaten noch schwer tun würde.
03/25 Oticon Real 3
08/18 Oticon OPN 2
Phonak Versata M
Siemens Infinity Pro
04/97 Siemens Swing S2+
Newtone Viennatone
Unitron UM60
1983 Micro-Technic ?
Thomas Pisa
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#3

Beitrag von Thomas Pisa »

@Birkbot, vielen Dank für deine Antwort !
emilsborg
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#4

Beitrag von emilsborg »

Birkbot hat geschrieben: 15. Apr 2025, 23:42 Ich trage seit mehr als 40 Jahren Hörgeräte - hab die schon als kleines Kind bekommen, für mich sind sie völlig normal und ich merke sie eigentlich kaum. Ich fands einmal ne Umgewöhnung, als ich die Otoplastik von Vollschale auf Gehörgang mit Abstützung/Spange umgestellt habe, ein ander Mal, als ich von Dickschlauch auf RIC umgestellt habe. War jeweils plötzlich mehr Luft am Ohr.
Ansonsten lernt man n bisschen, mit dem Klang der Geräte klarzukommen. Wobei ich mich bei manchen Geräten auch nach Monaten noch schwer tun würde.
Dem kann ich mich nur anschließen, bis auf die Umstellung von Dickschlauch zu RIC habe ich auch alles mitgemacht (inklusive der wie ich persönlich finde größten Umstellung von analogen auf semidigitale auf digitale Hörgeräte). Einzelne dieser Änderungen sind quasi unausweichlich bzw. gut für die Optionen, die sich daraus ergeben, auch wenn es zum Teil lange dauert bis man diese für sich akzeptiert hat. Andere Philosophien in der Art und Weise wie verstärkt wird und ob hart oder weiche Geräuschwelten das Ziel sind können je nach eigenen Präferenzen/Bedürfnissen höchst schwierig bis unmöglich sein bezüglich der eigenen Akzeptanz. Wie bereits in anderen Threads beschrieben, wer einmal mit Hersteller X zufrieden war, erlebt bei der Folgeversorgung ungleich höhere Erfolge mit Geräten des gleichen Herstellers X und tut sich oft deutlich schwerer mit anderen Herstellern die eine andere Philosophie verfolgen. Besser oder schlechter ist hier schlichtweg der falsche Begriff, besser passend zu den eigenen Bedürfnissen trifft es wohl am ehesten.
Und ja, wenn man sich an die Hörgeräte (wie auch Brille) gewöhnt hat kann man tatsächlich zumindest Momente erleben in denen man deren Anwesenheit nicht konkret wahrnimmt. Klingt komisch, vor allem als hochgradig schwerhöriger Mensch ist bei mir klar, wenn ich meine Umgebung „normal“ wahrnehme, dann müssen Hörgeräte am Ohr sowie angeschaltet und die Brille auf der Nase sein.
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
rabenschwinge
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#5

Beitrag von rabenschwinge »

Moin Du,
ich bin hochgradig schwerhörig, im Hochtonbereich an Taubheit grenzend.
Demzufolge trage ich Ultra Power Geräte mit Dickschlauch und Otoplastiken mit kleiner Belüftungsbohrung.

Mein Tag beginnt erst dann vollständig wenn auch die Hörgeräte im Ohr und eingeschaltet sind.

Das Gefühl, das ich was im Ohr habe verliert sich beim Tragen.
Klar, es ist da beim Einsetzen aber danach startet mein Tag und ich vergesse die Hörgeräte in meinen Ohren.
tabbycat
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#6

Beitrag von tabbycat »

Guten Morgen,

ohne Hörgeräte bin ich noch einigermaßen überlebensfähig. Trotzdem gehört das Einsetzen meiner kleinen Helferchen zur morgendlichen Routine wie das Aufsetzen der Brille (ohne die ich mich allerdings nicht aus dem Haus trauen würde...).

Seit drei Jahren habe ich Thermotec-Otoplastiken und spüre sie, wenn sie einmal im Ohr sind, überhaupt nicht mehr.
Das ging vor ein paar Wochen so weit, daß ich morgens verschlafen hatte, mich oberhektisch in die Klamotten schmiß, ins Auto stieg, es komisch fand daß das Radio so leise war - mir instinktiv an die Ohren faßte und bemerkte, daß ich die HGs vergessen hatte. - Passiert ist das netterweise vorm Losfahren ;)
*********************************
Entweder wir finden einen Weg,
oder wir machen einen. 🤗
(Hannibal Barkas)
gereon
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#7

Beitrag von gereon »

tabbycat hat geschrieben: 16. Apr 2025, 08:41 ohne Hörgeräte bin ich noch einigermaßen überlebensfähig. Trotzdem gehört das Einsetzen meiner kleinen Helferchen zur morgendlichen Routine wie das Aufsetzen der Brille (ohne die ich mich allerdings nicht aus dem Haus trauen würde...).
Geht mir genauso. Ich nehme die Hörgeräte nur zum Sport (Laufen, Spinning, Schwimmen) da ich sehr stark schwitze und somit schon einmal einen Schweißschaden hatte, raus. Ansonsten trage ich sie natürlich beim Duschen und beim Schlafen auch nicht. Auch ich bemerke meine Hörgeräte und die Otoplastiken gar nicht.
Hochgradig schwerhörig (rechts), links an Taubheit grenzend schwerhörig, Schwerhörig seit Geburt, aber Hörschädigung erst mit fünf festgestellt. Zur Zeit mit Phonak Naida Marvel 30 SP versorgt
Sesch
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#8

Beitrag von Sesch »

Bin jetzt seit knapp 10 Monaten mit den HGs (RIC Geräte) versorgt. Anfangs, mit kleinen Otoplastiken waren sie immer präsent, da ich auf einer Seite immer "nachstopfen" musste.

Seit ich aber größere Otoplastiken (mit Spange heißt das glaube ich) habe, merke ich fast gar nichts mehr. Ich bin schon mehrmals mit den Geräten in der Dusche gestanden - und habe es zum Glück gemerkt bevor das Wasser kam :sm(4):

Ich bemerke sie nur, wenn meine App mal wieder undefinierte Tonfolgen sendet, oder die App eine Seite leiser macht. Selbst dann muss ich noch kurz überlegen was da los ist. Also, zu deiner Frage, ja für mich ist es wie Uhr oder Brille tragen :)
:sm(16):

R: 125Hz-30, 250Hz-30, 500Hz-20, 1kHz-35, 2kHz-30, 3kHz-50, 4kHz-50, 8kHz-60
L: 125Hz-20, 250Hz-20, 500Hz-25, 1kHz-40, 2kHz-50, 3kHz-45, 4kHz-65, 8kHz-70
Thomas Pisa
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#9

Beitrag von Thomas Pisa »

Vielen Dank euch allen , für die guten Antworten und das Teilen eurer Erfahrungen. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken :-)
KatjaR
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#10

Beitrag von KatjaR »

Das ist mir so beim Umstieg von einem Taschenprozessor (Cochlea Implantat) auf einen aus heutiger Sicht riesigen HdO Prozessor sogar so ergangen.
Unter der Dusche habe ich mich gewundert warum ich das Wasser höre um dann mit riesigem Schreck aus der Dusche zu hüpfen.
Das Tragen wird Routine und die meisten vergessen dass sie was am Ohr haben die meiste Zeit des Tages.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
emilsborg
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#11

Beitrag von emilsborg »

KatjaR hat geschrieben: 16. Apr 2025, 15:53 Unter der Dusche habe ich mich gewundert warum ich das Wasser höre um dann mit riesigem Schreck aus der Dusche zu hüpfen.
Das Tragen wird Routine und die meisten vergessen dass sie was am Ohr haben die meiste Zeit des Tages.
Als Kind habe ich diverse Male mit Hörgeräten im Ohr im Schwimmbadbecken gestanden, zum Glück noch nicht mit Kopf Richtung Wasser… sondern nur im verhältnismäßig flachen Kinderbecken. Soviel zum Thema dass ich mir hundertprozentig bewusst gewesen bin die Hörgeräte aufzuhaben (Brille kam erst als Fastteenie).
Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war. (Françoise Sagan)
axelsh
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#12

Beitrag von axelsh »

Ich trage seit sehr langer Zeit beidseitig Hörgeräte, inzwischen bin ich hochgradig, an Taubheit grenzend, schwerhörig und trage zwei Ultrapowerhörgeräte mit Dickschläuchen und Schalenotoplastiken.
Ohne meine Hörgeräte fühle ich mich unwohl und unvollständig, sie sind das letzte was ich Abends ablege und das erste was ich morgens anlege.
Wenn ich sie angelegt habe vergesse ich sie vollkommen und spüre auch meine harten großen Otoplastiken nicht im Ohr, meine Hörgeräte sind nach der langen Zeit zu einem Teil von mir geworden.
Man gewöhnt sich mit der Zeit sowieso an alles. Ich habe vor einigen Jahren meine Beine verloren. Sie mussten mir nach einem Unfall beidseitig extrem hoch amputiert werden.
Am Anfang was es unfassbar schwer nie mehr auch nur einen Schritt gehen zu können und für alles auf den Rollstuhl angewiesen zu sein.
Ich war am Boden zerstört und dachte ich könnte beinlos nie wieder ein einigermaßen normales Leben führen.

Inzwischen geht es mir total gut, meinen Rollstuhl und meine beinlosigkeit habe ich komplett angenommen. Ich schwinge mich morgens in meinen Rollstuhl und mache den Tag über alles in ihm.
Wie meine Hörgeräte „spüre“ ich ihn nicht mehr, er ist völlig normal für mich und mich in ihm fortzubewegen ist völlig normal für mich.
Ich führe ein abwechslungsreiches, mobiles und zufriedenes Leben und vermisse meine Beine nicht mehr.
Hochgradig, an Taubheit grenzend, Schwerhörig
Hörgeräte: Beidseitig Phonak Naida UP
Seit Sommer 2018, durch Unfall, beidseitig Hüftexartikuliert
Vollständig beinlos
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777
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#13

Beitrag von 777 »

Sobald die Vorteile der HG überwiegen und man sich ohne unwohl fühlt, weil man schlecht hört, trägt man sie täglich von morgens bis abends und sie gehören einfach dazu.

Ich habe mich bei meinen In Ear auch weitgehend an die Okklussion gewöhnt, und daß ich beim Essen von knackiger Nahrung dies sehr laut wahrnehme, aber die Vorteile überwiegen derart, dass sie tatsächlich so sind wie eine Armbanduhr oder Brille, die man ständig trägt.
sedi
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#14

Beitrag von sedi »

tabbycat hat geschrieben: 16. Apr 2025, 08:41 Guten Morgen,

ohne Hörgeräte bin ich noch einigermaßen überlebensfähig. Trotzdem gehört das Einsetzen meiner kleinen Helferchen zur morgendlichen Routine wie das Aufsetzen der Brille (ohne die ich mich allerdings nicht aus dem Haus trauen würde...).

Seit drei Jahren habe ich Thermotec-Otoplastiken und spüre sie, wenn sie einmal im Ohr sind, überhaupt nicht mehr.
Das ging vor ein paar Wochen so weit, daß ich morgens verschlafen hatte, mich oberhektisch in die Klamotten schmiß, ins Auto stieg, es komisch fand daß das Radio so leise war - mir instinktiv an die Ohren faßte und bemerkte, daß ich die HGs vergessen hatte. - Passiert ist das netterweise vorm Losfahren ;)
Guten morgen,

Ich würde meine Situation ähnlich beschreiben wie tabbycat.
Ich bin breitbandig sh, trage UP Hörsysteme mit Schallschlauch und Silikonschalen und bin "markant" kurzsichtig und schiele. Demzufolge scheiden "nur Kontaktlinsen" aus und mein Tag ist ohne Brille eigentlich nicht vorstellbar auch nicht im vertrauten Umfeld. Ohne Hörsystem geht durchaus, wenn nicht Familie oder Umfeld akustisch interagiert.
Ich komme soweit gut zurecht, kann aber nicht sagen, dass die Hörsysteme und Brille im Tagesverlauf nicht spürbar "normal" zu tragen sind. Ich schätze ungemein, wenn ich die Hörgeräte auch tagsüber mal abnehmen kann und etwas Luft ins Ohr kommt. Und hinter den Ohren konkurrieren ja auch die Geräte mit den Brillenbügeln . Insofern - für mich: das wixhtigste Brille, dann Hörsystem und mobile phon . Armbanduhr brauch ich nicht.

P.S. Thermotec hab ich mit letzter Folgeversorgung probiert. War für mich schlechter als Silikon und deswegen weiter mit Silikonschale.

Schönen Tag uns Allen

Sedi
* 1964, PLZ D-91xxx, selbst betroffen, hochgradig und breitbandige SH, vorwiegend wohl berufl. bedingt, ... seit ca. 2008 beidseitig (mit HDO) versorgt.
axelsh
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Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#15

Beitrag von axelsh »

Als ich nochmals über die Eingangsfrage von Thomas Pisa nachdachte fiel mir auf, das es bei mir noch viel weiter geht.

Ich habe zwei Hilfsmittel welche für mich absolut notwendig und lebenswichtig sind.

Meine beiden Ultrapowerhörgeräte wegen hochgradigen, an Taubheit grenzenden, Schwerhörigigkeit, und meine Rollstühle wegen meiner unfallbedingten Beinlosigkeit.

Wie schon beschrieben sind beide zu einem Teil von mir geworden, welche ich ganztags trage, bzw. In ihnen sitze und die ich nicht mehr als Fremdkörper spüre, sondern nur von ihnen profitiere und so auch empfinde.

Ohne meine Hörgeräte ist absolute „Funkstille“ und eine sprachliche Kommunikation ist selbst im Zweiergespräch ohne Hintergrundgeräuche nicht möglich.

Ohne meine Rollstühle ist, ganz ohne Beine, meine Mobilität und Beweglichkeit nicht möglich, da ich natürlich keinen einzigen Schritt mehr gehen kann.

Das führt bei mir soweit, dass es für mich total wichtig ist, das diese beiden Hilfsmittel immer in meiner Nähe sind auch wenn ich sie, z.B. im Bett beim schlafen, nicht nutze.

Meine Hörgeräte sind das letzte was ich Abends ablege und das erste was ich morgens anlege, mit meinem Rollstuhl fahre ich zum Bett nachdem ich Abends im Bad war und morgens nach dem Aufwachen wieder ins Bad.

Wenn meine Hörgeräte nicht auf meinem Nachttisch liegen und einer meiner Rollstühle nicht neben meinem Bett steht fühle ich mich total unsicher und unwohl.

Deshalb ist es mir ganz wichtig in jeder Situation auch immer frische Batterien für meine Hörgeräte dabeizuhaben und überall wo ich mal nicht in meinem Rollstuhl sein kann ihn neben mir zu haben.

Ich erinnere mich an meinen ersten Flug ohne Beine. Das muss man genau planen.
Ich musste früh dasein, welchselte dann von meinem in einen Tranportrollstuhl mit dem ich von dem Stewardessen vor allen anderen Passagieren zu meinem Platz geschoben wurde. Dort wechselte ich dann auf meinen Platz und die Stewardess ging mit dem Transportrollstuhl weg.
Das war ein unangenehmes, hilfloses Gefühl für mich. Ich saß beinlos in dem Flugzeugsitz und mein Rollstuhl lag im Frachtraum des Flugzeugs.
Am Ende des Fluges wurde ich wieder, nach allem Passagieren, aus dem Flugzeug geschoben und zu meinem Rollstuhl gebracht.
Ich war extrem froh und erleichtert als ich endlich wieder in meinem Rollstuhl saß.

Also ich habe mich noch nur voll und ganz an meine absolut notwendigen Hilfsmittel gewöhnt und spüre sie nicht mehr, sondern es ist auch extrem wichtig für mich , dass sie immer in meiner Nähe und greifbar sind.
Hochgradig, an Taubheit grenzend, Schwerhörig
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cleo99
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1

Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#16

Beitrag von cleo99 »

axelsh hat geschrieben: 7. Mai 2025, 10:34 Als ich nochmals über die Eingangsfrage von Thomas Pisa nachdachte fiel mir auf, das es bei mir noch viel weiter geht.

Ich habe zwei Hilfsmittel welche für mich absolut notwendig und lebenswichtig sind.

Meine beiden Ultrapowerhörgeräte wegen hochgradigen, an Taubheit grenzenden, Schwerhörigigkeit, und meine Rollstühle wegen meiner unfallbedingten Beinlosigkeit.

Wie schon beschrieben sind beide zu einem Teil von mir geworden, welche ich ganztags trage, bzw. In ihnen sitze und die ich nicht mehr als Fremdkörper spüre, sondern nur von ihnen profitiere und so auch empfinde.

Ohne meine Hörgeräte ist absolute „Funkstille“ und eine sprachliche Kommunikation ist selbst im Zweiergespräch ohne Hintergrundgeräuche nicht möglich.

Ohne meine Rollstühle ist, ganz ohne Beine, meine Mobilität und Beweglichkeit nicht möglich, da ich natürlich keinen einzigen Schritt mehr gehen kann.

Das führt bei mir soweit, dass es für mich total wichtig ist, das diese beiden Hilfsmittel immer in meiner Nähe sind auch wenn ich sie, z.B. im Bett beim schlafen, nicht nutze.

Meine Hörgeräte sind das letzte was ich Abends ablege und das erste was ich morgens anlege, mit meinem Rollstuhl fahre ich zum Bett nachdem ich Abends im Bad war und morgens nach dem Aufwachen wieder ins Bad.

Wenn meine Hörgeräte nicht auf meinem Nachttisch liegen und einer meiner Rollstühle nicht neben meinem Bett steht fühle ich mich total unsicher und unwohl.

Deshalb ist es mir ganz wichtig in jeder Situation auch immer frische Batterien für meine Hörgeräte dabeizuhaben und überall wo ich mal nicht in meinem Rollstuhl sein kann ihn neben mir zu haben.

Ich erinnere mich an meinen ersten Flug ohne Beine. Das muss man genau planen.
Ich musste früh dasein, welchselte dann von meinem in einen Tranportrollstuhl mit dem ich von dem Stewardessen vor allen anderen Passagieren zu meinem Platz geschoben wurde. Dort wechselte ich dann auf meinen Platz und die Stewardess ging mit dem Transportrollstuhl weg.
Das war ein unangenehmes, hilfloses Gefühl für mich. Ich saß beinlos in dem Flugzeugsitz und mein Rollstuhl lag im Frachtraum des Flugzeugs.
Am Ende des Fluges wurde ich wieder, nach allem Passagieren, aus dem Flugzeug geschoben und zu meinem Rollstuhl gebracht.
Ich war extrem froh und erleichtert als ich endlich wieder in meinem Rollstuhl saß.

Also ich habe mich noch nur voll und ganz an meine absolut notwendigen Hilfsmittel gewöhnt und spüre sie nicht mehr, sondern es ist auch extrem wichtig für mich , dass sie immer in meiner Nähe und greifbar sind.
Lieber axelsh,

ich habe deine Beiträge alle mit sehr großem Interesse gelesen und danke dir sehr für deine tollen Einblicke in deine Gedanken! Ich denke mir nur, das sollten viele andere Menschen auch lesen, also eine breitere Öffentlichkeit, damit sie wieder ein wenig auf den Boden der Realität kommen und ihren Unzufriedenheitslevel überdenken.

Mir fällt in letzter Zeit vermehrt auf, dass es in gewissen Kreisen sehr verbreitet ist, den ganzen lieben langen Tag permanent in sich zu horchen, ob es irgendwelche feine Befindlichkeitsmisstöne oder sonstige Unwohlsamkeitsgefühle o.ä. geben könnte, um diesen dann mit ich weiß nicht was allem (jedenfalls Teurem und/oder Schwindligem) den Kampf anzusagen. Da werde ich manchmal so wütend und denke mir, diese Leute haben jeglichen Bezug zum echtern Leben verloren bzw schwelgen in selbst aufgebauten Luxusproblemen.
Damit meine ich aber bitte nicht jemanden, der tatsächlich Depressionen o.ä. hat, ich hoffe, ihr wisst, was ich meine. Das wollte ich nur mal loswerden!
Captain
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Registriert: 13. Jul 2020, 16:54
4

Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#17

Beitrag von Captain »

cleo99 hat geschrieben: 8. Mai 2025, 11:02
.....damit sie wieder ein wenig auf den Boden der Realität kommen und ihren Unzufriedenheitslevel überdenken.
Sehr guter Beitrag :yes:

Als Akustiker verhelf ich jedem Kunden gern wieder zu besseren Hören und Verständlichkeit.
Innerhalb einer Anpassung bis zum Abschluß werden manchmal aber Dinge auf Grund von Ästhetik und Bequemlichkeit geändert, die zu Lasten der Verständlichkeit gehen.
Teils gibt es Menschen, für die allein schon der Gedanke ein Hörgerät tragen zu müssen ein Graus ist.
Der Mehrwert im Alltag und der Erhalt der geistigen Fitness steht da leider hinten an.

Auch die Erwartungshaltung mit einem Hörgerät wieder zu 100% alles zu verstehn ist leider oft nicht machbar.
Oolong
Beiträge: 94
Registriert: 29. Okt 2018, 17:31
6

Re: Hörgeräte Wahrnehmung: Routine im Ohr, wie eine Uhr am Handgelenk ?

#18

Beitrag von Oolong »

Ich trage seit 6 Jahren Hörgeräte. Auf dem rechten Ohr bin ich mittlerweile mittelgradig schwerhörig, auf dem Linken leicht schwerhörig. Im ersten Jahr habe ich mit den Dingern gekämpft. Mit der Zeit habe ich mich an die Hörgeräte gewöhnt. Jetzt möchte ich nicht mehr ohne Hörgeräte sein. Sind meine Hörgeräte schlecht eingestellt, dann empfinde ich Lärm aber auch Gespräche als Stress. - Sind meine Hörgeräte gut eingestellt (so sollte es ja auch sein.) Dann kann ich im Sommer die Grillen zirpen hören oder den Gesang der Vögel wieder erleben. Beides ist für mich ein besonderer Genuss. Dafür stelle ich meine Hörgeräte schon mal auf Musikprogramm und man darf mich beim Zuhören nicht stören.

Für mich sind die Hörgeräte so normal, dass ich schon mit ihnen unter der Dusche stand und sie erst bemerkte, als das Wasser lief. Ab und zu schlafe ich mit ihnen auch schon mal vor dem Fernseher ein. - Als Eingewöhnungshilfe empfand ich meine Otoplastiken. Die sorgen dafür, dass sich das gehörte immer gleich anhört, sie jucken und drücken nicht wie Schirmchen.
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