Isolation Schwerhöriger...

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SveaS.
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Isolation Schwerhöriger...

#1

Beitrag von SveaS. »

Hallo ,

Ich merke zunehmend meine Isolation von der "Hörenden-Welt... Ich fühle mich dort immer unwohler, da ich, gerade bei viel Störlärm kaum noch Gespräche führen kann, ich bin dann nur noch gereizt, ständig muss ich nachfragen etc. Auch ohne Störlärm wird es schwierig, denn ich habe das Gefühl, auch meine Familie kommt mit der, doch recht neuen Situation noch nicht so klar und will es einfach nicht wahr haben...
Sie schauen mich nie bewusst an während des redens, sprechen oft nur flüsternd oder nuscheln total, eben ständig solche Punkte, die bei Schwerhörigen völlig fehl am Platz sind.

Ich weiß einfach nicht, wie ich es ihnen klar machen soll, dass ich auch mit den Hörgeräten nicht "normal" bin, sie denken, damit ist alles okay.
Sie kommen auch nicht mit der Situation zurecht, dass es immer und immer schlechter wird. Denn meine Mutter hat mich Normalhörend aufgezogen und nun ist es so, aber ich denke, trotzdem sollten sie alle Gewisse Punkte einhalten oder nicht?!

Bei einem Handballspiel vor ein paar Wochen, da war ich in der Arena, überall Musik, alle bejubelten die Spieler, meine "Truppe" unterhielt sich total gelassen und ich fühlte mich einfach nur ausgegrenzt, einfach so, als würde ich da nicht zugehören, ich Isoliere mich immer mehr, immer und immer mehr, denn ich habe da keine Lust mehr drauf immer das 5. Rad am Wagen zu sein und nie was mitzubekommen...

Muss ich mich damit abfinden, oder was kann ich dagegen unternehmen?

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von SveaS. am 6. Okt 2009, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
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cooper
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#2

Beitrag von cooper »

Hi Svea,

ich fürchte du musst dich damit abfinden, immer weniger an Gruppen teilhaben zu können. Was du beschreibst ist ein ganz typisches Problem, bei dem auch ein noch so tolls Hörgerät nicht helfen kann.

Auch denken 99% der Leute, ein Hörgerät würde einen wieder normalhörend machen. Was ein Blödsinn. Der passende Vergleich ist: Was hilft die beste Brille einem Farbenblinden? Jemand, der keine Farben erkennen kann (also gewisse Töne nicht hören kann) wird sie auch mit der besten Brille immer noch nicht sehen können.

Und was deine Familie angeht: Fordere dein Recht ein. Wenn sie dich nicht ansehen, unterbrich sie, und sage "Sieh mich an". Und sobald sie dich nicht mehr ansehen, unterbrichst du sie wieder. Das dauert 3 Monate, danach sollten sie es aber eigentlich "gefressen" haben.

Viele Grüße, Mirko
Zuletzt geändert von cooper am 6. Okt 2009, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.
fast-foot
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#3

Beitrag von fast-foot »

Hallo SveaS.,

viel Gescheites kann ich leider nicht antworten. Nur ein zwei Gedanken:

Kann nicht Dein Akustiker Deinen Eltern erklären, wie das bei Schwerhörigen ist? Falls niemand mitkommen will, per Telefon.

Gibt es in Deiner Schule nicht viele Leute mit ähnlichen Problemen (die z.T. punkto Schwerhörigkeit "weiter" sind, diesbezüglich etwas mehr Erfahrung haben und mit denen Du gut reden kannst? Das könnte Dir auch einen gewissen Halt geben.

Werden denn Deine HGs regelmässig dem Hörverlust angepasst, und sind sie noch optimal?

Gruss fast-foot
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Pevau
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#4

Beitrag von Pevau »

Hallo Svea,
das hört sich ja depremierend an. Ich denke es ist nicht einfach immer so zu tun als wär für Dich alles in Ordnung. Du solltest deine Eltern, die Familie und deine Freunde schon mal wieder wachrütteln und Sie mit dem Problem konfrontieren. klar ist es auch für Sie nicht einfach.
An meine Oma errinnere ich mich nur, das Sie fast taub war und mit Ihr nur geschrieen wurde. Ich war vielleicht 15 Jahre, da hatte meine Mutter einen Gehörsturz und war ebenfalls fast taub. Heute noch muss ich daran denken, das ich beim Hörtest mit im Raum gesessen bin und fassungslos war das meine Mutter dies und das einfach nicht gehört bzw. verstanden hat. Erst nach diesem Besuch hatte ich "normalhörende", Verständnis für die Schwerhörigkeit. Mit 18 ist mir das so nach und nach aufgefallen, das auch mein Gehör nachlässt!
Dieses ständige Nachfragen, etwas nicht verstanden haben, die Beschwerden meine Musik und der Fernseher seien unerträglich laut. Das alles hat mich in eine Panik versetzt, weil es mir bewusst war das meine Umwelt oder Mitmenschen garkein Verständnis aufbringen können, da sie es garnicht nachvolllziehen können. -Ich hatte Glück! Nach etlichen HNO Besuchen mit unterschiedlichstens Diagnosen und Ratschlägen, hab ich mich operieren lassen. Mit 20 wurde rechts ein Steigbügel ersetzt und mit 24 der linke(damit hab ich mir Zeit gelassen, weil ich die OP und der Krankenhausaufenthalt damals unerträglich fand.) Diese Verkalkungen der Gehörknöchelchen sind wohl erblich bedingt nur bei mir wohl viel zu früh. Auch hat man damit gerechnet das ich immer wieder Probleme haben kann. Wie gesagt, ich hatte Glück. Auch blieben mir die Hörgeräte ersparrt, ich höre heute nach über 20 Jahren noch so gut wie nach der OP.

Aber das ich mit 38 Jahren meinen ersten und einzigen Nachwuchs bekomme. mein ganzer Stolz Nikolas, -und er mit einer hochgradigen Hörstörung geboren wird, das werde ich bis heute nicht begreifen.
Und selbst ich hab manchmal mein Schwierigkeiten damit umzugehen.
Ich versuche auch sein Umfeld (er ist jetzt 9) immer wieder an seine Situation zu errinnern und Hilfestellung zu geben. Aber im Grunde ist es doch so - wie sollen die "hörenden" denn das Verständnis für die nichthörenden aufbringen? Als "hörender" hast Du nicht mal den Hauch einer Ahnung! Also sei stark - suche immer mal wieder das Gespräch mit den "Ahnungslosen" und errinnere Sie an dein Handycap.
LG Petra
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
SveaS.
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#5

Beitrag von SveaS. »

Guten Morgen,

danke für eure netten Antworten!!!!

@cooper: Das ist ja genau der Punkt, meine Familie und unsere bzw. meine Freunde denken da nicht anders, die denken, die Hörgeräte sind wie eine Brille....

@fast-foot: Alle die ich kene, haben in diesem Punkt nicht solche Schwierigkeiten, dass andere da "falsch" Reagieren. Deren Familie und Freunde bemühen sich stetig daran, alles richtig zu machen, klar, es mag für die leichter sein, da die eigentlich alle, die ich kenne von Anfang an Schwerhörig sind.
Ich muss ehrlich gestehen, die Hörgeräte sind momentan nicht auf das letzte Audiogramm eingestellt, sondern auf das noch aus dem März, danach war ich ja im Juli nochmal beim HNO zum Audiogramm, das war ja teilweise auch schlechter und die BERA bestätigte es ja auch, aber irgendwie kann ich mich nicht aufraffen und die Geräte neu einstellen lassen beim Akustiker, ich habe keine Ahnung warum... :-(

@Pevau: Ich fühle mich aber auch bescheuert, wenn ich denen ständig vorhalte, ich bin Schwerhörig ..... Nicht das die dan noch denken, ich wolle mich damit wichtig tuen oder sonstiges.
Wie alt ist dein Sohn denn jetzt? Kommt er gut mit der SH zurecht?

Liebe Grüße
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Nina M.
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#6

Beitrag von Nina M. »

Svea, ich hab grad wenig Zeit, aber ich hab die ganze Geschichte ja auch durch (beginnende Schwerhörigkeit mit 11, starke Progredienz, bis hin zum ersten CI dann mit 23) und wir können gerne auch mal mailen oder PN schreiben wenn du magst.

LG,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Pevau
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#7

Beitrag von Pevau »

Hallo Swea,
da melde ich mich heute Abend doch nochmal zu Wort.
Du fragst Dich warum Du zur Zeit alles schleifen lässt was für Dich wichtig ist? Na ich denke mal, weil Dir Deine Situation im Moment ganz schön "stinkt". Und das steht Dir auch zu. Du ärgerst Dich über die Ignoranz Deiner Mitmenschen - Familie und Freunde-.. Und auch das steht Dir zu! Kann es sein, das Du im Moment in einem Tief bist?
Kann es sein, das es auch Zeiten gibt wo Du mit Deiner Situation gut zurecht kommst - nur eben zur Zeit nicht?

Mein Sohn ist erst 9. Ich denke er ist noch zu jung, unbekümmert und verspielt um seine Situation so negativ zu sehen. Er akzeptiert einfach wenn er was nicht versteht oder nicht hört. Nur ich bekomme ne Krise wenn ich sehe da ist wieder was schiefgelaufen nur weil er schlecht hört.
Sei es Termine oder Änderungen in der Schule oder im Sport oder auch privat. Das macht mich dann auch wieder rasend. Und in Zeiten wenns überhand nimmt möcht ich auch allen die Freundschaft kündigen die es immer noch nicht kapiert haben - einschließlich der eigenen Familie.
LG Petra
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#8

Beitrag von SveaS. »

Hey Pevau,

nett nochmal von dir zu lesen!

Du magst recht haben, mit deiner Frage ob ich momentan in einem Tief bin... Es gibt Zeiten da komme wirklich um einiges besser mit der Situation klar aber mir wird momentan alles zu viel... Mir wird es zuviel in der Hinsicht, dass ich einfach Nächte lang schon keinen richtigen Schlaf mehr bekomme weil ich nur noch nachdenke, was ist, wenn es noch immer und immer schlechter wird, ich habe richtig Angst davor... Angefangen hat es eigentlich nach der Tonaudio im August, aber so richtig Gedanken mache ich mir nun seit der Bera im September, ich weiß, es ist schwachsinnig, aber ich mache es trotzdem.

Seit dem Tag an, nehme ich die HG's auch nur noch zum duschen raus, ich habe die sonst 24 std. am Tag drin, auch beim Schlafen, sonst fühle ich mich sowas von unsicher...

Dann kommt eben noch das dazu, dass sich auch niemand bemüht irgendwie nur ansatzweise zu beachten, etwas deutlicher zu werden wenn ich dabei bin und auch im Internat lief ja in der letzten Zeit nicht alles glatt und am liebsten würde ich auch wider Zuhause zur Schule gehen, dabei weiß ich ja, dass es genau das falsche wäre und es ja eig. auch nur noch bis Sommer ist...

Es freut mich aber, dass dein Sohn sich da noch keine großen Gedanken drum macht aber ich kann das verstehen, dass dir die Haare zu Berge stehen, wenn mal wieder i-welche Termine schief gehen weil er Hörgeschädigt ist...

Liebe Grüße

Svea
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Momo
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#9

Beitrag von Momo »

Liebe Svea

ich kann mir nur anstatzweise vorstellen wie sehr dich das alles belastet. Ich denke es wäre wichtig, dass du dir professionelle Hilfe suchst. Mit dem Verlust oder zumindest der Verschlechterung des Gehörs klarzukommen ist schon hart und schwieirig das alleine zu bewältigen, zumal die meisten in deiner Umgebung wahrscheinlcih gar nicht daran denken was für eine Last auf dir liegt. Ich kann dir nur raten dich entweder bei einer Psychologin oder einem Kinder- und Jugendpsychiater vorzustellen. Ich weiß die Hemmschwelle ist groß sich dort einen Termin zu holen, aber ich kann es nach den Erfahrungen mit meinem Sohn wirklich nur empfehlen.

Wenn du magst, mail mich auch gerne an. Wir haben das "Drama" Hörverlust ja hinter uns und glaub mir Sohnemann geht es gut, er ist weiterhin (auch mit Ci) ein glücklcihes Kind!!

Vielleicht "empfiehlst du deiner Mama mal auch hier vorbeizusehen?

LG
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SveaS.
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#10

Beitrag von SveaS. »

Hallo Ihr,

ich habe jetzt lange überlegt ob ich meinen Gedanken nachgehen soll... Es fällt mir auch keineswegs leicht, denn ich habe hier viele nette Leute kennengelernt und viele viele vieleeee wichtige Infos bekommen, es gab so viele Leute die mir meine (manchmal einfach super doofen) Fragen beantwortet haben, mich wieder aufgebaut haben und so weiter.

Dafür danke ich euch allen auch nochmal sehr!!! Macht weiter so!!!

Aber ich denke, für mich ist es einfach das Beste, wenn ich für mich eine Pause einlege und mich einfach gar nicht mehr mit dem Thema beschäftige.
Ich merke einfach, dass ich immer mehr grübel. immer mehr darüber nachdenke und das tut mir einfach nicht gut...

Seit mir nicht böse, aber ich mach erstmal Pause!!!

Danke aber nochmal für alles,

Svea
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Momo
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#11

Beitrag von Momo »

Svea- du hast eine PN.

Liebe Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
knutschbacke07
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#12

Beitrag von knutschbacke07 »

Hallo Svea, meine Antwort kommt zwar etwas später aber ich wollte dir nur kurz mitteilen dass du nicht die einzigste bist.

LG
Melli
inaliane
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#13

Beitrag von inaliane »

Hallo,

ich wollte hier mal von der "Gegenseite" Antworten. Unsere Tochter 15, zunehmend schwerhörig und noch andere Wahrnehmmungsstörungen.
Auch für uns ist es sehr schwer sich umzustellen. Rufen geht nicht mehr, wir müssen halt aufstehen und hingehen. Sie direkt ansprechen. Wenn wir uns unterhalten, denken wir auch nicht immer daran, das sie schlecht hört.
Wir wären froh, wenn unsere Tochter öfter mal die direkte Ansprache einfordern würde.
LG Ina
Bovary

Re: Isolation Schwerhöriger...

#14

Beitrag von Bovary »

Warum geht ihr zu ihr hin? Es gibt andere Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit eines zu bekommen, ohne Akustik. Ich bin zwar selbst taub, aber ich reagiere auf Licht, Wind, Bewegung, Gegenstände,
die geworfen werden. Also muss meine Umgebung nicht unbedingt aufstehen. Außerdem gibt es einen Personenruf an der Lisa gekoppelt, wenn man über Räume hinweg ruft.

Gruß
SveaS.
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#15

Beitrag von SveaS. »

Guten Morgen.

Dieses Thema hatte ich ja ursprünglich vor 1 1/2 Jahren mal eröffnet. Da hatte ich ja schonmal so ein richtiges "Tief" durch die SH.

Zwischenzeitlich war ich ja eher inaktiv im Forum und bin eigentlich aus genau dem Grund der Isolation wiedergekommen.

Die letzten Tage habe ich viel nachgedacht, gegrübelt und so manches mal wohl auch geweint. Momentan weiß ich einfach nicht mehr wie ich mit der ganzen Sache umzugehen habe. Es läuft momentan alles aus dem Ruder. Zusätzlich belastet mich die SH immer und immer mehr. Ich habe nurnoch ein paar sehr wenige Freunde die mich so akzeptieren wie ich bin, meinen Freund habe ich, der hinter mir steht und das wars.

Andere machen sich lustig, grenzen mich aus oder beschimpfen mich. Viele haben den Kontakt komplett abgebrochen.

Angefangen hatte ich meine Ausbildung. Diese nun aber aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt der SH abgebrochen :( Also momentan stehe ich also komplett ohne irgendwas da... :eek: :(

Nun sind wir umgezogen und wohnen nicht mehr in einer Wohnung sondern einem relativ großen Haus, und wie oft kommt es vor, dass mich jemand von oben ruft wenn ich unten bin. Ich bekomme dann nichts mit, klar.. Ich glaube das hört nichtmal ein normalhörender.. Dann gibt es jedesmal total Ärger. Letztens hatte meine Mutter geschimoft mit mir ist dann aber in der Zeit richtung Küche gerannt und ich hab nichts mehr verstanden und nachgefragt "Ne ist ja auch egal, hör einfach mal zu!!" und meckerte weiter... Das alles zerrt doch sehr an meinen Nerven, es macht mich einfach unheimlich traurig.

Stelle ich mich einfach zu blöd an?! Ich weiß es langsam auch nicht mehr....

Tut mir leid, aber all das musste nun mal raus.

Liebe Grüße

Svea
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rosina

Re: Isolation Schwerhöriger...

#16

Beitrag von rosina »

Hallo Svea,

ich bin selber schwerhörig, allerdongs schon von Geburt an. Aber die Probleme kenne ich selber...

Ich habe auch weinige Freunde, alle schwerhörig... Die anderen hörenden Jugendlichen bzw. in meinem Alter grenzen mich auch aus, lachen mich aus... Mit meiner Familie ist es auch nicht immer einfach.

Ich denke diese Probleme haben viele Hörgeschädigte mit normalhörenden. Aber du bist trotzdem nicht blöd. Wir sind auch Menschen.

LG Sina
Eine

Re: Isolation Schwerhöriger...

#17

Beitrag von Eine »

Vielleicht wäre eine Reha für SH eine Option.
Ansonsten müsste deine Familie dich mit dem Thema auseinandersetzen.
Deine Mutter hat keinen Grund zu schimpfen.
LISA-Personenruf wäre eine Option. Du bekommst ein Vibrationsding.
Momo
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#18

Beitrag von Momo »

Liebe Svea

vielleicht wäre ein gemeinsamer Besuch bei einer Audiotherapeutin oder Audiotherapeuten mit deiner Familie (oder Mutter) ein guter Ansatz, damit deine Mutter mal von fachlicher Seite über die Probleme, Umgang usw. mit einem SH aufgeklärt wird und gemeinsam besprochen werden kann wie man den Alltag zuhause für alle Beteiligten angenehmer gestalten kann? Zuhause sollte für dich ja ein "Nest" sein, indem du dich wohlfühlst und Rückendeckung bekommst. Klappt es da gut, hast du auch mehr Kraft im Alltag draußen zu bestehen.

Viele Grüße
Momo
Zuletzt geändert von Momo am 3. Apr 2011, 12:34, insgesamt 1-mal geändert.
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
maryanne
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#19

Beitrag von maryanne »

Hallo Svea,
dein Posting hat mich sehr berührt. Offenbar kommt es jetzt von allen Seiten auf dich zu!
Was hältst du davon, deine Mutter (nicht die ganze Familie auf einmal) zu einem Gespräch zu bitten, so nach dem Motto: lass uns zusammen einen Tee trinken, ich möchte gerne mit dir in Ruhe über meine Schwerhörigkeit sprechen. Du könntest ihr sagen, dass die die Umstellung auf die neue Wohnung (auch) deshalb schwerfällt, weil du nicht hören kannst, wenn du aus einem anderen Raum / anderer Etage gerufen bzw. angesprochen wirst UND sie bitten, doch zu dir zu kommen, wenn sie dir etwas mitteilen möchte. Sprich in der ICH-Form, also nicht als Vorwurf oder Schuldzuweisung, sondern erkläre, wie es DIR geht.
Hast du eine Ahnung, warum "Freunde" bzw. junge Leute über dich lachen bzw. dich sogar beschimpfen?
Was ist denn mit deinem Ausbildungsplatz passiert?
Hast du Kontakt zur Bundesjugend der Schwerhörigen? Das ist ein guter Platz, um unter Gleichbetroffenen Lebensfreude zu entwickeln, eine von vielen zu sein und sich frei fühlen zu können.
Ist deine Schwerhörigkeit so stark, dass für dich ggf. ein CI in Frage käme?

Vielleicht kommt deine Mutter (deine Familie) nicht damit klar, dass du schwerhörig bist? Für Eltern ist es oft angenehmer, sich ihr jugendliches Kind als "unwillig" zu denken, als sich mit der Tatsache abzufinden, dass es aufgrund der Behinderung nicht anders kann.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur bestätigen, dass viele Menschen im Umfeld immer wieder vergessen, welche Bedürfnisse man als schwerhöriger Mensch hat - und wie einfach das Zusammenleben wäre, wenn eine "barrierefreie Kommunikation" dem Umfeld in Fleisch und Blut überginge. Das mag auch daran liegen, dass sich niemand, der nicht selbst betroffen ist, wirklich vorstellen kann, was Schwerhörigkeit bedeutet.
Fakt ist aber auch, dass wir als Schwerhörige vieles können - bzw. könnten - wenn eben auf diese Kleinigkeiten (z.B. von vorne ansprechen, aus der Nähe ansprechen)
geachtet würde.

Ich finde es wichtig, dass du dich hier im Forum meldest, damit es dir bald wieder besser geht.

maryanne
deffman
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#20

Beitrag von deffman »

Meine Familie hat auch ein Problem mit meiner Schwerhörigkeit, geben es nur nicht zu, schämen sich dessen denke ich. Ich bin nun schon viel älter, so dass das nicht mehr wirklich wichtig für mich ist. Mein Kontakt zu jener ist sehr selten und mehr als sporadisch. Ich habe hörende Freunde, die mich verstehen und unterstützen.
Gehörlos, sehbehindert=taubblind... Tunnelblick, stark kurzsichtig, Strabismus. : 2 Hörgeräte, Gebärdensprache, taktile Gebärdensprache, Taubblinden-Assistenz
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#21

Beitrag von Blindfisch »

SveaS. hat geschrieben:
@cooper: Das ist ja genau der Punkt, meine Familie und unsere bzw. meine Freunde denken da nicht anders, die denken, die Hörgeräte sind wie eine Brille....
Kurzer Einwurf:

Das muss ich mal korrigieren. Du unterliegst hier nämlich dem gleichen Irrtum wie die Hörenden gegenüber dem Schwerhörigen.

Auch mit einer Brille sieht man als Sehbehinderter nicht wie ein Normal-Sehender! Das ist genauso wie als Schwerhöriger mit einem Hörgerät.
Hochgradige Schwerhörigkeit
Sehbehinderung -21 Dioptrien
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Dorena
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#22

Beitrag von Dorena »

Bovary hat geschrieben:Warum geht ihr zu ihr hin? Es gibt andere Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit eines zu bekommen, ohne Akustik. Ich bin zwar selbst taub, aber ich reagiere auf Licht, Wind, Bewegung, Gegenstände,
die geworfen werden. Also muss meine Umgebung nicht unbedingt aufstehen. Außerdem gibt es einen Personenruf an der Lisa gekoppelt, wenn man über Räume hinweg ruft.

Gruß
du erzählst hier was von Personenruf,gekoppelt an die LISA,na,das wäre doch für uns eine hervorragende Hilfe,die wir schon ewig suchen. Mein lieber Mann ist hörender Spastiker,braucht manchmal kleine Hilfe,aber unterm Kopfhörer höre ich sen rufen nicht,vor allem nicht,wenn er doch mal hinfällt,übern grossen Onkel stolpert,also sag,wie funktionert das Ding ? Neben der klassischen Lisa für Klingel und Telefon haben wir noch das Funkkästchen für Vibrationsalarm.
Gruss Dorena
:) Dorena seit 4.Lebensjahr bds. an Taubheit grenzend sh.,
Dorena
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#23

Beitrag von Dorena »

Blindfisch hat geschrieben:
SveaS. hat geschrieben:
@cooper: Das ist ja genau der Punkt, meine Familie und unsere bzw. meine Freunde denken da nicht anders, die denken, die Hörgeräte sind wie eine Brille....
Kurzer Einwurf:genau das ist der Punkt,die Technikgläubigkeit,daher kommt es doch auch,dass die ärzte schon die Eltern hörgeschädigter Babys vom CI überzeugen wollen,statt das auf den Zeitpunkt zu verschieben,wenn das Kind mitreden kann und erstmal mit DGS anzufangen.........ich würde auch nicht auf Biegen und Brechen meinem kind unbedingt zum CI verhelfen wollen,wenn es auch ohne OP geht. wie ich klein war,musste es ohne diesen "schnickschnack" gehen und deswegen sind meine Kameraden nicht alle nur unglückliche Trauerklösse geworden. Also MUSS nicht jedes Kind CI bekommen.
Allerdings weiss ich auch,der Druck der Umwelt,vor allem im Beruf,perfekt funktionieren zu sollen,ist viel grösser als noch vor 35Jahren,als ich anfing.
Fragt sich nur,wo das noch hinführt. Und angesichts der enormen Staatsschulden werden ja auch immer mehr Sozialausgaben wieder und wieder auf dem Prüfstand stehen,da mache ich mir nix vor. Hilft aber nix,man muss an dem arbeiten,was heute dran ist und weniger an später denken.Stimmts ?
Gruss Dorena

Das muss ich mal korrigieren. Du unterliegst hier nämlich dem gleichen Irrtum wie die Hörenden gegenüber dem Schwerhörigen.

Auch mit einer Brille sieht man als Sehbehinderter nicht wie ein Normal-Sehender! Das ist genauso wie als Schwerhöriger mit einem Hörgerät.
:) Dorena seit 4.Lebensjahr bds. an Taubheit grenzend sh.,
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#24

Beitrag von Delchen13 »

Hallo Dorena,

ich danke Dir für Deine Einwurf, Deine Meinung, die ich mit mir trage. Ich habe ebenfalls 2 HGs, die mich aber durch meinen chonischen Tinnitus - seit bald 18 Jahren manches gelehrt haben und mich von der anfänglichen - allgemeinen Technikgläubigkeit weggebracht haben.
Hilfsmittel sind gut und sinnvoll, wenn sie aber nicht mehr Raum einnehmen wie der Betroffene selber, noch immer sollte der Mensch als Mensch im Vordergrund stehen und auch, dass dieser mit ALLEM, seinen Einschränkungen und Talenten angenommen wird.
Die Person, die das nicht schaffen, scheitern an den eigenen hohen Erwartungen, oft bei Eltern etc. so, die den Leidenshintergrund, die Anstrengngen nicht spüren und auch nicht fähig sind - wegen kopflastigkeit? sich empathisch auf uns, den Schwerhörigen einzulassen und eine neue Art der Kommunikation, individuell zu lernen, viele Gänge runterzuschalten.
Das sind die Probleme der anderen, die aber auch auf uns Betroffenen einwirken, davon kann ich selber ein Liedlein singen, genauso wie bei meiner zweiten Behinderung - da ich da Traumabetroffene bin und das beeinflusst ebenso mein Leben - bzw. hat schon grossen Einfluss gehabt.

Isolation jeglicher Form kenne ich auch - die selbstgewählte, die von anderen vepasste oder die, die mir mein Körper anmahnt.

Um in seiner Mitte zu bleiben ist es als Schwerhöriger einfach wichtig, Mensch zu sein und dass da die Bedürfnisse durch die Anstrengungen verändern, dies ist auch zu akzeptieren und zu lernen damit umzugehen.

Wenn andere uns meiden, mit uns Schwierigkeiten haben, sagt das mehr über den anderen, wie über unsere Bedürfnisse und Möglichkeiten.
Wichtig ist da, sich zu lernen abzugrenzen, zu differenzieren, dem anderne Chancen zu geben, wenn diese aber überstrapaziert werden, zum Wohl unserer Gesundheit, auch der psychischen, achtsam mit uns umzugehen.
All das ist ein Prozess, ein innerer, der Jahre, Jahrzehnte dauern kann.

Ich empfehle Tiere, meine Tiere sind Katzen, die haben ein besseres Gehör und vor allem ihre Eigenständigkeit und mit gehen im Alltag sind wunderbar.

Sie helfen sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren und sich von Enttäuschungen anderer Menschen nicht mehr so beeindrucken zu lassen und über das Thema Katzen, findet man auch online immer wieder Gesprächspartner oder Interessierte.

So wünsche ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Zudem ist mir wichtig, was ich hier schon in anderen Posts mitgeteilt habe, wichtig ist, dass wir auch als Mensch uns selber annehmen wie wir sind - OHNE Technik, dass wir genauso wertvoll und wichtig sind wie Gesunde und dass andere Menschen auch von uns lernen können, was uns mit der Schwerhörigkeit ausmacht, was unsere Erfahrungen auch anderen was bringen kann.

Zum Beispiel eine entschleunigte und aufmerksame Kommunikation?!

Mit herzlichen Grüssen

Jacqueline

PS: Brillenträgerin bin auch noch....

Solange die Integration nicht klappt - wird es mit der Inklusion noch einiges dauern...
Zuletzt geändert von Delchen13 am 29. Dez 2012, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
Hochgradige pancochleare IO SH bds, leicht tiefton betont
beidseitiger Tinnitus seit 1995
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Dorena
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Re: Isolation Schwerhöriger...

#25

Beitrag von Dorena »

Damit ist mir aus dem Herzen gesprochen. Augenblicklich befinde ich mich nämlich wegen Familienkrach in innerer Auseinandersetzung,wie schon lange nicht mehr. Ich werde sehen,wie es weitergeht mit mir,mit anderen.......erstmal wieder klaren Blick kriegen und nicht übereilen.....Gut'n Rutsch und schöne Feier ! Dorena
:) Dorena seit 4.Lebensjahr bds. an Taubheit grenzend sh.,
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