CI-Operation trotz Lautsprache

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Katrin Kammler
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CI-Operation trotz Lautsprache

#1

Beitrag von Katrin Kammler »

Hallo,

unser Sohn Norman (2 Jahre) ist hochgradig sh und hat seit 1 1/2 Jahren Hörgeräte. Im Dezember 2001 wurde uns in Erlangen zum CI geraten, was bei einer Voruntersuchung in Hannover im März 2002 bestätigt wurde. Wir bekamen einen OP-Termin für Anfang September. Bei einem Test im Juli wurde festgestellt, daß Norman in der Sprachentwicklung mit normalhörenden Kindern vergleichbar ist. Kurz darauf fing er an, viel zu sprechen, was uns dann doch an der Notwendigkeit der OP zweifeln ließ. Wir haben unsere Zweifel am Tag vor der OP den Ärzten in Hannover mitgeteilt. Daraufhin wurde nochmals ein Hörtest gemacht und ich glaub auch die OAE’s. Das fiel alles besser aus als im März und so haben wir uns gemeinsam entschieden, noch 3 Monate zu warten und dann noch mal zu kontrollieren.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht, und wie ging es am Ende aus?

Danke, Katrin
rhae
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#2

Beitrag von rhae »

Das fiel alles besser aus als im März und so haben wir uns gemeinsam entschieden, noch 3 Monate zu warten und dann noch mal zu kontrollieren.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht, und wie ging es am Ende aus?
Mit eigenen Erfahrungen zum Thema CI kann ich Euch nicht dienen aber zu den gängigen Hörtests bei Kleinkindern habe ich etwas zu berichten. Zunächst behaupte ich mal, dass es keinen objektiven Hörtest bei Kleinkindern gibt. Selbst die BERA brachte bei uns als Ergebnis eine Hörschwelle von 50 bis 70 dB - naja ein bischen genauer hätte ich es schon gerne gehabt. Dann folgten einige Freifeld-Hörtests, also ein Platz in der Mitte von Lautsprechern (rechts, links, oben) und rechts und links Monitore die abwechselnd Bilder zeigten. Marlene wollte aber nicht alleine dasitzen und so hatte ich sie immer auf dem Schoß. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich, je nach Laune von Marlene. Meist mussten wir die Tests nach kurzer Zeit abbrechen weil sie so unruhig war, dass keine Reaktionen zuzuordnen waren.

Sowohl das Krankenhaus, als auch unsere Akustikerin waren jeweils sehr an unseren Berichten interessiert, wie Marlene zuhause reagiert. Erschrickt sie bei Strassenlärm, schaut sie beim Rufen, lässt sie die Hörgeräte an oder weigert sie sich sie anzuziehen usw. Und natürlich wollten alle wissen wie weit sie mit der Sprachentwicklung ist. Das sind dann die Orientierungspunkte nach denen die Hörgeräteanpassung wirklich erfolgt.

Etwas besser werden die Messmethoden dann bei älteren Kindern mit diesen Spiel-Audio-Tests und dann natürlich wenn die Kinder mit ca. 4 Jahren wirklich beim Hörtest mitmachen. Unser Sohn (4 Jahre) hatte beim Kinderarzt z.B. einen recht guten Hörtest absolviert. Er bekam Kopfhörer aufgesetzt und eine Stimme forderte ihn in verschiedenen Lautstärken auf, auf Tiere und Symbole zu deuten die er auf einer Karte vor sich liegen hatte - klappte tadellos.

Also lange Rede kurzer Sinn - in dem Alter von Eurem Sohn (2 Jahre) ersetzt eine gute Beobachtung von Euch Eltern jede Messmethode des Krankenhauses ...

Viele Grüße Ralph
Katrin Kammler
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#3

Beitrag von Katrin Kammler »

Hallo Ralph !

Danke für Deine Antwort. Du hast recht, die Hörtests fallen recht unterschiedlich aus. Allerdings war ein Bereich eingrenzbar, was uns bisher immer gereicht hat, nämlich ca. 45 db bis ca. 70 db mit HG. Damit wär dann ein Spracherwerb schwierig geworden. Deshalb die Entscheidung fürs CI. Wenn die Ergebnisse jetzt besser sind, kommt es dann schon darauf an, daß der Test etwas zuverlässiger ist. Wir fangen jetzt in der Frühförderung an, Spielaudiometrie zu probieren, aber ich glaub, wenns drauf ankommt, ist das noch nicht zuverlässig genug.
Das mit dem Beobachten ist manchmal ganz schön schwierig. Norman hört manchmal Geräusche, die für uns leise klingen. In der Frühförderung haben wir manche mit dem Lautstärkemesser überprüft, die waren lauter, als wir gedacht haben.
Normans Sprache ist noch sehr undeutlich . Viele Konsonanten spricht er gar nicht mit. Wir wissen nicht, wieviel davon auf die Hörschädigung zurückzuführen ist und wieviel er vielleicht nicht sprechen kann. Es gibt ja auch normalhörende Kinder , die undeutlich sprechen. Es fällt uns aber auf, daß es die Konsonanten sind, die im Hochtonbereich liegen. Man merkt auch , daß er die hohen Töne nicht hört, z. B. bei manchen Geräten mit Piepton.
Ich denke, es ist wohl ganz gut, wenn wir noch etwas warten, damit wir die Entwicklung beobachten können.

Viele Grüße
Katrin
Birgit
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#4

Beitrag von Birgit »

Also wenn die Sprachentwicklung von Norman noch ok ist, dann würde ich auch zuwarten. Das mit den Konsonanten ist natürlich schon schwierig f und s, b,d,g und P,T,K werden auch von claudia immer noch verwechselt, weil sie sie einfach nicht hören kann. Auch s und am schwierigsten sch sind unsere "Kampflaute".
Es gibt übrigens Studien, in denen ´ziemlich genau festgelegt ist, bis wann ein kind welchen konsonant sprechen können sollte.(Normalhörende!) Ich denke, dass das ein guter Anhaltspunkt ist. Leider hab ich die nicht, aber unser HNO hat sie. Fragt doch einfach mal nach.
tschüss
birgit
Birgit +
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Nina M.
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#5

Beitrag von Nina M. »

Hm, Katrin im Pinboard wurde ja schon recht ausführlich geantwortet...

Dennoch, wenn Norman mit HGs in einem Bereich zwischen 45dB und 70 dB hört, dann würde ich auf jeden Fall warten bis das dann einigermaßen differenziert ist.

Denn eine Hörschwelle bei 45dB mit HG ist meiner Meinung nach für ein CI doch viel zu gut. Mit CI kommt man in der Regel auch bestenfalls auf 20-30dB soweit ich weiß. Und wenn es wirklich nur 15dB Differenz wären, dann würde ich persönlich glaube ich eher nicht implantieren lassen.

Wenn er wirklich bei 45dB hört müsste eine Sprachentwicklung auch so in jedem Fall möglich sein.
Wichtig ist natürlich auch, wie seine Werte OHNE HG aussehen.

@Ralf: Hörtests bei Kinder sind eben immer sehr schwierig. Das hat das ganze leider so an sich.
Die BERA ist zwar eine objektive Messmethode, weil das Kind dabei nicht mitarbeiten muss, aber eben auch leider nicht 100%ig genau, weil es nicht so leicht zu messen ist was wirklich ankommt... Daher kann man da auch nur eingrenzen.
Problem bei der BERA ist auch, dass man Töne glaube ich erst ab 30 oder 40dB wirklich damit messen kann, das bedeutet, dass die BERA z.B. bei leicht schwerhörigen Kindern auch schlecht geeignet ist, weil man dann nicht sicher sagen kann ob nicht bei 20dB vielleicht auch schon was ankommt...

Gruß,
Nina
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[Editiert von Nina Mo. am: Donnerstag, September 19, 2002 @ 12:58 PM][/size]
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Katrin Kammler
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#6

Beitrag von Katrin Kammler »

Hallo Nina!

Ich hab natürlich erst mal in mehreren Foren geschrieben, weil da die Chance auf viele Antworten höher ist. Und so wars ja dann auch.
Wir lesen auch sonst bei anderen Themen viel rum, da stoßen wir auf vieles, über das wir noch gar nicht nachgedacht hatten, z.B. was die Zukunft betrifft, so das alltägliche, wenn Norman mal älter ist.
Mit zwischen 45 und 70 meine ich übrigens 45 im Tiefton- und 70 im Hochtonbereich. Deshalb spricht er wohl auch undeutlich , weil er die hohen Töne nicht versteht.

Hallo Birgit!

Vielen Dank für den Tipp mit den Studien, werde beim nächsten Arztbesuch mal nachfragen.

Viele grüße
Katrin
Nina M.
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#7

Beitrag von Nina M. »

Ach so, sorry, da hatte ich dich missverstanden.

Ich dachte du meinst ihr hättet dir gesamte Kurve nur einengen können auf etwa zwischen 45-70dB.
Wenn er aber im Hochtonbereich erst ab 70 dB hört, dann sieht das natürlich wieder ganz anders aus.

Auf jeden Fall euch alles Gute.

Gruß,
Nina
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Andrea Heiker
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#8

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Katrin,

zur Beruhigung, ich habe die hohen Töne noch nie so richtig gehört, während die Tiefen zwar auch schlecht sind, aber noch mit Hg sehr gut verwertbar sind. Ich höre nur sehr wenige Konsonanten. Trotzdem kann ich recht gut sprechen und habe auch eine einigermaßen melodische Stimme, weil ich die Sprechmelodie gut höre. Ich weiß auch zwar wie man die Zischlaute ausspricht (jahrelanges Training) nur vergesse ich das immer, weil sie eben nicht höre. Es kommt eben darauf an, dass Sprache bei Norman ankommt und er genug hört, um zu unterschieden, dass es verschiedene Wörter sind.

Aber nächste Woche bekomme ich den Sprachprozessor von meinen CI und dann kann ich mehr dazu berichten, was der Unterschied zwischen dem Tieftongehör und dem CI ist. Ich verspreche mir aber schon, dass ich mit dem CI-Ohr zumindest an mein Hg-Ohr dran komme und meine Hoffnung ist, dass es sogar besser ist.

Gruß
Andrea
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Katrin Kammler
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#9

Beitrag von Katrin Kammler »

Hallo Nina!

Das macht nichts, da hab ich mich wohl undeutlich ausgedrückt und zu viel vorrausgesetzt.

Hallo Andrea!

Oh ja, Deine Berichte interssieren mich und andere bestimmt sehr!
Da bist Du bestimmt schon ganz aufgeregt. Wird sicher erst mal ganz ungewohnt sein. Ich hoffe doch, daß es dann besser wird als mit HG, sonst wärs ja umsonst. Oder war Dein CI-Ohr schlechter als Dein HG-Ohr? Wir ( mein Mann natürlich auch ) wünschen Dir alles Gute für die Anpassung!
Wie hast Du die Leute verstanden, hast Du das Mundbild mitgebraucht?Als gut Hörender kann man sich vieles nicht vorstellen, deshalb stelle ich vielleicht auch dämliche Fragen, sorry. Ich seh zwar ohne meine Brille auch nicht viel, aber das kann man ja nicht vergleichen.

Viele Grüße Katrin

Andrea Heiker
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Re: CI-Operation trotz Lautsprache

#10

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Katrin,

das CI-Ohr war früher etwas schlechter als das Hg-Ohr, zum Schluss war es jedoch fast taub, so dass ich keinen Unterschied mehr merkte, ob ich ein oder zwei Hgs trug. Es ist mit dem CI sehr gewöhnungsbedürftig, wie gerade feststelle (weiteres siehe HCIG), aber kleine Kinder tun sich mit der Gewöhnung bestimmt leichter.

Tja, mit dem Hg kann ich auch heute noch telefonieren, aber nur mit einem gigantischen technischen Aufwand. Wenn ich zusätzlich ablesen kann, verstehe ich aber viel besser. Es ist merkwürdig, dass die Kombination Hören und Ablesen erst die richtige Mischung ist. Wenn ich nur ablesen muss, komme ich auch nicht sehr weit.

Gruß
Andrea
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