Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Anjim
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Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#1

Beitrag von Anjim »

Hallo an Alle!

Mein Name ist Anja, ich bin 31 Jahre alt und bin im August Mama geworden von einem wundervollen kleinen Jungen namens Felix.
Nun zu unserer Geschichte.
Die Schwangerschaft lief soweit ganz gut. In der 30 SSW bekam ich vorzeitige Wehen, wurde stationär behandelt und danach lief weiter alles gut.
Eine Woche vor dem errechneten Termin kam unser Felix zur Welt. Wir müssten noch ca. 2 Wochen im Krankenhaus haus auf der Neonatologie verbringen. Felix hatte Anpassungsstörungen. Es wurde festgestellt, dass er bei der Geburt grünes Fruchtwasser eingeatmet hat und dadurch eine leichte Lungenentzündung hatte. Diese wurde mit Koffein und Inhalieren behandelt. Als es ihm wieder gut ging wurden wir entlassen.
Das Neugeborenen Hörscreening im Krankenhaus war auffällig. Mir wurde gesagt, es sei nicht unüblich und wir sollten das später noch kontrollieren lassen.
Das haben wir auch gemacht. Mittlerweile wurden 4 Beras durchgeführt. Bei dreien kam das Ergebnis hochgradig Schwerhörig raus. Es wurde gesagt, dass es Ausschläge bei 65 bis 80 DB gab. Bei dem ersten Test war Felix am ruhigsten. Hat tief geschlafen ohne Schnuller. Bei den anderen Malen hat er immer erst geweint und war die ersten Minuten sehr unruhig. Hat gezappelt und auch am Schnuller genuckelt.
So auch gestern. Da wurde erst ab 80 bis 100 DB gemessen und erst bei 100 DB Ausschläge festgestellt. Also viel schlechter als die anderen Male davor. Auch bei den ersten beiden Tests gab es Unstimmigkeiten. Erst war die eine Seite besser als die andere und beim nächsten Mal genau umgekehrt. Felix' Trommelfell scheint in Ordnung zu sein.
Noch erwähnen sollte ich, dass wir am Donnerstag in einer anderen Klinik wegen einer Zweitmeinung waren. Dort meinte der Oberarzt, dass Felix sich mit Hörgeräten wahrscheinlich normal entwickeln kann. Gestern, also nur einen Tag später, hieß es dann in der Klinik, wo wir eigentlich in Behandlung sind, dass Felix zwar Hörgeräte bekommt, die aber wahrscheinlich nichts bringen werden und wir schonal über CI nachdenken sollen.

Ich hoffe, ihr könnt mir bis hierhin folgen. Meine Gedanken überschlagen sich momentan und ich bin mit den Nerven am Ende.
Ich hoffe hier Leute zu treffen, die ähnliches durchgemacht haben oder gerade machen und mir Mut machen können.
Außerdem hoffe ich auf ein paar Tips. Auf was sollten wir achten? Welche Untersuchungen sollten unbedingt noch gemacht werden?

Ich freue mich über Antworten von euch.
Katja_S
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#2

Beitrag von Katja_S »

Hallo Anja,
herzlich willlkommen hier! Mein Sohn (inzwischen 10) ist (auch?) an Taubheit grenzend schwerhörig (und hat noch weitere Baustellen..). Bei ihm haben Hörgeräte (die er 7-8 Monate getragen hat) nichts gebracht und er hat dann erst 1 CI (mit korr. 1 Jahr, ist ein Frühchen) und später dann das 2. CI bekommen (mit 4, war früher nicht möglich).
Damit möchte ich dir aber nicht die Hoffnung nehmeen, dass sich die Hörschädigung bei euch nicht doch noch als weniger ausgeprägt herausstellen wird. Die Situation war bei uns war aber eine andere als bei euch: Bei uns haben alle Ergebnisse (bis auf das Neugeborenenscreening, was erstaunlicherweise unauffällig war) eindeutig: Bei 2 Beras (beide unter Narkose, 1 mit ca. 4 Monaten, 1 mit 1 Jahr) bis 100 bzw. 110 dB keine Reaktion messbar und diese Testergebnisse haben mit unseren Beobachtungen zu Hause und den "normalen" Hörtests zusammengepasst.
Bei euch scheinen die Ergenisse ja nicht sooo eindeutig zu sein, soweit ich weiß, sind Ergebnisse bei so kleinen Kindern (wie alt ist Felix denn inzwischen?) noch nicht so aussagekräftig. Ich befürchte auch, dass euch noch so viele weitere Tests momentan noch keine Gewissheit geben können, wie gut (oder schlecht) Felix hört. Da werdet ihr Geduld brauchen (ich weiß, wie schwer das ist). Das ist einfach meine Meinung. Wie sehr er von HG profitieren wird, werdet ihr dann sehen (und das wird eine Weile dauer,n weil er sich ja erst an diese gewöhnen muss, diese vorsichtig angepasst werden müssen und er das Hören ja erst lernen muss). Ach ja, wendet euch an einen Akkustiker, der Erfahrung mit Kindern hat (Pädakkustiker).
Wie reagiert Felix denn zu Hause auf Geräusche? Könnt ihr eindeutige Hörreaktionen feststellen?
Habt ihr denn schon Hörfrühförderung? Falls nicht, kann ich euch nur raten, auch an diese zu wenden bzw. diese zu beantragen (ist ja je nach Bundesland etwas unterschiedlich). Die hat uns damals sehr weiter geholfen.
Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass sich die besseren Tests als richtig entpuppen werden! Und vor allem wünsche ich euch viel Geduld!
Viele Grüße
Katja
Katja mit Erik (geb. 2008), mehrfachbehindert, u.a. sehbehindert und gehörlos
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Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#3

Beitrag von Anjim »

Hallo Katja.
Erstmal vielen Dank für deine Antwort.
Wie kommt denn dein Sohn mit den Implantaten zurecht?

Diese ganzen Bera Untersuchungen verunsichern uns einfach nur. Bei Felix wurde ja keine davon unter Narkose gemacht. Wir mussten ihn irgendwie so beruhigen.
Bei den ersten Untersuchungen wurden vorher auch die Ohren abgesaugt. Das wurde nun gestern nicht gemacht, da kein Arzt vor Ort war. Uns ist aufgefallen, dass Felix viel Ohrenschmalz hat und da manchmal richtige Batzen rauskommen. Ich weiß nicht, ob sowas das Testergebnis beeinflusst. Außerdem ist uns aufgefallen, dass er sehr oft röchelt und auch schnarcht. Gibt es da vllt einen Zusammenhang?
Felix ist jetzt 3 Monate alt.
Ja, seine Reaktionen. Also er erschreckt sich auf jeden Fall nicht, wenn es Mal knallt oder irgendetwas lauter ist.
Aber manchmal habe ich schon das Gefühl, dass etwas bei ihm ankommt. Er lächelt, wenn wir mit ihm sprechen und lacht auch Mal richtig. Er brabbelt und quietscht vor sich hin. Da hab ich aber gelesen, dass das auch Kinder ohne Höreinschränkung machen. Und vllt ist es einfach nur unser Wunschdenken.
Ich hab solche Angst davor, dass er dieses Brabbeln irgendwann dann einstellt.

Liebe Grüße
Anja
rabenschwinge
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#4

Beitrag von rabenschwinge »

Hallo Anja und herzlich Willkommen,

Katja hat für mich mit der Hörfrühförderung etwas wichtiges angesprochen. Meine Tochter ist zwar nicht schwerhörig, hat aber andere Baustellen und Frühförderung hat uns da oft weitergeholfen und neue Wege eröffnet.

Ich kann ebenfalls nur dazu raten.

Ebenso würde auch ich es erstmal mit HG´s probieren und schauen, wie Felix sich mit ihnen entwickelt.

Fühl ich mal umärmelt. Ich kenn das Thema Ungewissheit und Unsicherheit bei Neugeborenen ganz gut. Solange die Zwerge so klein sind kann man etliches nicht mit absoluter Bestimmheit sagen. Man muss einfach der Zeit ihren Raum geben und schauen, wie sich was entwickelt und wo welche Hilfe angesagt ist und wo es ohne geht.

Liebe Grüsse,

Rabenschwinge
Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#5

Beitrag von Anjim »

Das mit der Frühförderung werden wir schnellstmöglich in Angriff nehmen.
Das ist alles so neu und soviel, was auf einen einstürzt.
Und von der emotionalen Seite wollen wir gar nicht erst anfangen.
Jedes Mal, wenn ich mein Kind anschaue, fange ich an zu weinen.
Aber er kennt es ja auch gar nicht anders und vermisst es somit wohl auch nicht. Aber jedes Mal wenn er jetzt schreit denke ich, dass es nur so ist weil er nichts hört.
Anosk
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#6

Beitrag von Anosk »

Hallo Anja!
Ja, das ist erstmal eine Sache die man verdauen muss.

Mein Rat wäre auch es erstmal mit Hörgeräten zu versuchen. Und wenn es dann Sinn macht (das sollte dir ein guter Pädakustiker sagen können) dann würde ich zu einer Untersuchung in Vollnarkose raten. Wenn die Entwicklung bestätigt dass er wahrscheinlich extrem schwerhörig ist dann würde ich, um unnötige Narkosen etc. zu vermeiden mir gleich eine passende Klinik raussuchen in der man ggf. dann implantieren lassen würde. Dann habt ihr gleich die CI Voruntersuchung gemacht und wisst genau bescheid. Ausserdem wollen die operierenden Kliniken immer nur ihre eigenen Untersuchungsergebnisse als Grundlage für eine OP haben, deswegen macht eine Höruntersuchung in einem kleineren KH vielleicht nicht so viel Sinn.

Ich habe das Ganze nun zweimal hinter mich gebracht mit meinen Kindern. Oskar hatte in Vollnarkose Ergebnisse von 80-90db,wir haben erstmal 10 Monate Hörgeräte versucht. Er kam ein bischen in die Sprache, es stagnierte dann aber so dass wir uns dann später für CI´s entschieden.
Emm hatte 6 Monate Höris die ihr garnichts brachten, so ist sie schon früher implantiert worden.
Alles Gute für euch, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Das mit dem Schreien weil er nichts hört - den Zahn kann ich dir ziehen - meine beiden waren absolute Anfängerbabys die so gut wie nie geschrien haben. Völlig entspannt, relaxed und nie schlecht drauf. Aber das ist auch kein Hinweis aufs Nichthören, genauso wenig wie es das Schreien ist :o)
Liebe Grüße Anne mit
Oskar geb. 7/14 beids. implantiert 4/16 mit AB
und
Emma geb. 10/15 beids. implantiert 10/16 mit AB
rabenschwinge
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#7

Beitrag von rabenschwinge »

Meine Tochter ist normalhörend und war ein Schreikind. Punkt 16.00 Uhr ging die Sirene Tochter an und Punkt 18.00 Uhr aus. Dazwischen konnte ich machen was ich wollte: Madame schrie.

Ist also nicht ans Hören gekoppelt.
Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#8

Beitrag von Anjim »

Erstmal vielen Dank für eure Antworten.

Wie kommen denn eure Kinder mit den CI's zurecht? Entwickeln sich sich normal?
Wie hören Menschen mit CI? Kann er damit z.B. den Klang unserer Stimmen wahrnehmen oder ist das eher so ein elektronisches Hören?

Ich bin einfach so verunsichert. Und diese ganzen Warterei nervt mich auch sehr.

Gibt es denn Fälle in denen sich die Hörleistung bei so kleinen Kindern noch verbessert hat?

LG
Anja
fast-foot
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#9

Beitrag von fast-foot »

Hallo Anjim,

hier meine Sichtweise:
Anjim hat geschrieben:Auf was sollten wir achten? Welche Untersuchungen sollten unbedingt noch gemacht werden?
Zunächst ist zu sagen, dass es auf Grund der BERAs danach aussieht, als sei Dein Kind schwerhörig. Man muss allerdings wissen, dass diese Untersuchungen aus verschiedensten Gründen bei Kindern im Alter von etwa drei Monaten nicht besonders aussagekräftig sind. Auch deshalb würde ich jetzt "einfach" (so schwierig dies auch sein mag) ein mal zuwarten und erst in zwei bis drei Monaten weitere Untersuchungen durchführen lassen - dann aber gründlich. Laut Empfehlung DGPP gehören hierzu:

Tympanometrie, TEOAEs, DPOAEs, (ev. Reflexaudiometrie), Verhaltensaudiometrie, mindestens zwei BERAs, so dass sich die Hörschwellen im Hoch- und Tieftonbereich abschätzen lassen, ev. eine Knochenleitungs-BERA.

Mit Hilfe der genannten Untersuchungen sollten eine "plausible Abschätzung" der Hörschwellen ermöglicht werden. Im Idealfalle sollte der Ort der Störung ermittelt oder mindestens grob eingegrenzt werden können.

Auf Grund der Untersuchungsergebnisse kann dann mit einer Hörgeräteanpassung begonnen werden, welche innerhalb des ersten Lebensjahres abgeschlossen sein sollte.
Anjim hat geschrieben:Gibt es denn Fälle in denen sich die Hörleistung bei so kleinen Kindern noch verbessert hat?
Das kommt häufig vor, aus verschiedensten Gründen:

Einige Messungen sind bei Kindern im Alter von wenigen Monaten nicht besonders genau - insbesondere bspw. eine BERA, da häufig auftretende Paukenergüsse das Ergebnis verfälschen können, die Potentiale schwach ausgeprägt sind und sich die Hörbahnen noch entwickeln, auch bei normalem Hören.

Bei häufig an zu treffenden "(auch ausschliesslich) innenohrbedingten" Hörstörungen kann die Verwendung von Hörgeräten die Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen (erst) anstossen, so dass sich die Hörschwellen verbessern können.

Bei Interesse kannst Du sämtliche Untersuchungsergebnisse (insbesondere die Potentialkuven der BERAs ("Zick-Zack-Linien") und Berichte) anonymisiert hochladen, so dass ich mir ein genaueres Bild der Hörstörung machen kann.

Vielen Dank.

Ich möchte noch auf folgende Seite verweisen:

https://www.kestner.de/n/elternhilfe/el ... ehrung.htm

Vielleicht meldet sich Karin Kestner hier noch - ansonsten würde ich empfehlen, dass Du mit ihr Kontakt aufnimmst.

Dies vorerst.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 18. Nov 2018, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#10

Beitrag von Anjim »

Hallo fast-food.

Danke für deine ausführliche Antwort.

Es wurde ja mittels einer Messung festgestellt, dass Felix Trommelfell intakt ist. Kann es dann überhaupt sein, dass Felix Paukenergüsse, Polypen oder ähnliches hat?

Die Untersuchungsergebnisse werde ich morgen raussuchen und dann noch hochladen. Allerdings hab ich momentan nur die Ergebnisse von der ersten Bera. Die anderen Unterlagen liegen noch bei unserem HNO Arzt.

Kann man denn einen Schaden anrichten, wenn die HG nicht richtig eingestellt werden? Evtl sogar das Restgehör zerstören?

Das Thema ist so neu für uns. Wir müssen uns jetzt erstmal nach und nach belesen. Es gibt soviel Unsicherheit bei uns.

Woran kann es denn liegen, dass die letzte Bera nun auf einmal schlechter ausgefallen ist? Und das obwohl wir einen Tag vorher in einer anderen Klinik wegen einer Zweitmeinung waren. Erst hieß es, Felix kann mit gut angepassten HG Sprache erlernen und sich gut entwickeln und nur einem Tag später wird von einem fast gehörlosen Kind gesprochen und das HG nicht viel bringen werden. Solche Aussagen lassen uns natürlich an der Zuverlässigkeit dieses Tests zweifeln.

Einen schönen Abend.
LG
Anja
fast-foot
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#11

Beitrag von fast-foot »

Hallo Anjim,

hier meine Sichtweise:
Anjim hat geschrieben:Es wurde ja mittels einer Messung festgestellt, dass Felix Trommelfell intakt ist. Kann es dann überhaupt sein, dass Felix Paukenergüsse, Polypen oder ähnliches hat?
Ganz ausschliessen kann man es nicht. Aber ich würde zumindest nicht von stark beeinträchtigenden Paukenergüssen ausgehen.
Anjim hat geschrieben:Kann man denn einen Schaden anrichten, wenn die HG nicht richtig eingestellt werden? Evtl sogar das Restgehör zerstören?
Sogar bei "richtig eingestellten Hörgeräten" kann man eine Schädigung nicht ausschliessen*. Es ist also wichtig, dass die Hörgeräte optimal gemäss Hörverlust eingestellt werden.

*) dies wird auch durch Studien bestätigt. Die Frage lautet jedoch auch, wie die Abwägung des Risikos gegenüber dem Nutzen aussfällt: bei Kindern, welche ohne Hörgeräte gar nicht die Lautsprache erwerben könnten, ist der Fall klar
Anjim hat geschrieben:Woran kann es denn liegen, dass die letzte Bera nun auf einmal schlechter ausgefallen ist? Und das obwohl wir einen Tag vorher in einer anderen Klinik wegen einer Zweitmeinung waren.
Für mich ist die Annahme plausibel, dass die Hörfähigkeit inetwa gleich war, die Tests jedoch unterschiedliche (und in dem Falle nicht genaue) Resultate hervor brachten - sofern nicht unterschiedliche Frequenzen gemessen wurden. Ich kann also nicht ausschliessen, dass auf Grund der Art der Untersuchung (nicht nur in Bezug auf den Frequenzbereich) unterschiedliche Ergebnisse zu Stande kamen.
Natürlich kommen auch Schwankungen im Hörvermögen bzw. auch ein plötzlich auftretender weiterer Hörverlust in Frage - gerade letzteres halte ich für nicht sehr wahrscheinlich.
Auch können bspw. bestimmte Aktivitäten des untersuchten Kindes die Messung beeinträchtigen (sogar im Schlaf: Augenbewegungen) etc.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 18. Nov 2018, 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#12

Beitrag von Anjim »

Hallo fast-foot,

Danke für deine weiteren Ausführungen.
Im Anhang findest du die Ergebnisse der ersten Bera. Von den anderen Untersuchungen liegen mir die Ergebnisse leider noch nicht vor. Bei der ersten Bera war Felix 5 Wochen alt. Das war auch die Untersuchung, wo er am ruhigsten war und komplett durchgeschlafen hat ohne Schnuller. Bei den anderen 3 Untersuchungen war er am Anfang immer sehr unruhig, hat geweint und ist zwischendurch immer Mal wieder aufgewacht und geschnarcht hat er auch.

Kann denn diese Verschlechterung der Untersuchung auf das nicht angesaugte Ohrenschmalz zurückzuführen sein?
Ich kann mir das einfach nicht erklären und hab so große Angst, dass unser Felix wirklich taub ist.

Und kann denn dieses ständige röcheln auch mit dem schlechten Hören zu tun haben? Erst dachten wir, es liegt daran das er nach dem Trinken so Milchschleim im Hals hat, aber er hat das auch, wenn er nicht kurz vorher getrunken hat. Das hat er schon seit der Geburt und irgendwie hat sich das auch etwas verschlimmert. Auch sein Schnarchen wird immer stärker.

Ach diese Warterei... :\
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fast-foot
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#13

Beitrag von fast-foot »

Hallo Anjim,

vielen Dank für die Unterlagen!

Hier meine Sichtweise:

Es wurde offenbar eine Tympanometrie durchgeführt, deren Ergebnisse ich als unauffällig einstufen würde (im Mittelohr scheint ein leichter Unterdruck scheint vorhanden, vermutlich ohne Bedeutung).
Zum Zeitpunkt der Untersuchung finden sich keine Hinweise auf eine Funktionsstörung des Mittelohrs.

Dann wurde noch eine ASSR durchgeführt und die Hörschwellen bei verschiedenen Frequenzen ermittelt. Rechts konnte im Hochtonbereich (ab 1 kHz) keine Reaktion fest gestellt werden. Links liegen die Hörschwellen bei 70 dB und höher, wobei im Tieftonbereich keine Reaktion fest gestellt werden konnte, rechts hingegen ausschliesslich im Tieftonbereich (ab 65 dB).

Hätte man zu jenem Zeitpunkt bspw. eine (oftmals angewendete) Klick-BERA durchgeführt, so hätte man beim linken Ohr (bis 100 dB) keine Hörschwelle fest stellen können (sofern nicht bestimmte "besondere Pathologien" vorgelegen hätten).

Leider wurden keine TEOAEs bzw. DPOAEs ermittelt. Geht man jedoch davon aus, dass das Mittelohr zu dem Zeitpunkt, als OAEs ermittelt wurden, in Ordnung war, kann man von einer innenohrbedingten Hörstörung ausgehen, wobei die inneren Haarzellen eine Ursache darstellen. Dies ist häufig der Fall, und ich halte ihn für einigermassen wahrscheinlich (besser wäre natürlich, wenn man die genannten Messungen auch noch durchgeführt hätte bzw. wären diese (im Zusammenhang mit einer ebenfalls gleichzeitig durchgeführten Tympanometrie) im Rahmen der kürzlich durchgeführten Messungen sehr hilfreich für die Beurteilung der aktuellen Ergebnisse.

Mir fällt gerade noch ein, dass laut DGPP BERA-Ergebnisse bei drei Frequenzen (eine im Tief-, zwei im Hochtonbereich) empfohlen werden sowie auch noch Stapediusreflexmessungen ipsi- und kontralateral.
Anjim hat geschrieben:Kann denn diese Verschlechterung der Untersuchung auf das nicht angesaugte Ohrenschmalz zurückzuführen sein?

Dies könnte schon einen Einfluss gehabt haben, wobei ich von maximal 30 dB ausgehen würde, und dies auch nur im "schlechtesmöglichen Fall" (völlige Verstopfung) - dann frage ich mich jedoch, wie das Trommelfell als unauffällig beurteilt werden konnte.

Du hast geschrieben, dass Du keinen Lidreflex beobachten konntest bei lauten Geräuschen. Hast Du denn das Gefühl, dass Felix gewisse Geräusche hört (ich glaube, Du hast bereits etwas dazu geschrieben, aber meine Zeit wird etwas knapp, deshalb frage ich, ohne nochmals alles durch zu lesen).

Gruss fast-foot
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Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#14

Beitrag von Anjim »

Also lt dieser Messung, würde Felix auf dem rechten Ohr eher die tiefen Töne wahrnehmen und rechts die hohen? Verstehe ich das richtig? Und die Töne auch nur sehr eingeschränkt. Kommt da denn überhaupt was bei Felix an?

An Hand dieses Testes, wie erfolgreich wäre da eine Hörgeräteversorgung?

Entschuldige, dass ich soviel nachfrage, aber ich möchte es einfach möglichst gut verstehen.

Kann es sein, dass alle 3 vorherigen Tests falsch positiv waren und wirklich nur der letzte Test aussagekräftig ist? Wie sonst kann man sich die schlechten Werte aufeinmal erklären?

Also er erschreckt sich nicht bei lauten Geräuschen.
Er brabbelt viel, aber das machen ja auch gehörlose Babys. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass er antwortet. Wird man lauter, wird er das auch. Vllt kann ich das als Mutter aber auch nicht objektiv beurteilen. Wir haben Mal mit einem Knistertuch in der Nähe von seinem Ohr geraschelt, da ist er auf einmal ganz ruhig geworden. In der Krabbelgruppe stand ich mit 2 weiteren Mamas im Blickfeld. Er hat die ganze Zeit mich fixiert, aber als eine andere Mama gesprochen hat, hat er zu ihr geguckt. Vllt sind das aber auch alles nur Zufälle. Ansonsten dreht er seinen Kopf nicht zum Geräusch.

Liebe Grüße
Anja
Zuletzt geändert von Anjim am 19. Nov 2018, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
Anosk
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#15

Beitrag von Anosk »

Das mit dem "ob etwas ankommt" kann man wirklich ganz schlecht sagen.

Bei Oskar (Hörschwelle 80-90db) habe ich auch gaaaanz viel versucht um zu gucken ob und was er hört als er noch ganz klein war. Die einzige zuverlässige Reaktion (unter anderem aufwachen aus dem Schlaf) war auf einen handelsüblichen Knackfrosch (Klicker im Hundetraining). Aber das ist auch ein sehr lautes Geräusch.

Ich denke bei den Hörschwellen werdet ihr nicht ganz so viel falsch machen können mit gut eingestellten Höris. Sucht euch einen guten Hörgerätetechniker der auf Kinder spezialisiert ist.

Wo kommt ihr her? Ihr habt auch das Recht von der Landesbildungszentrale für Hörgeschädigte (ich hoffe das ist auch in jedem Bundesland so) betreut zu werden. Die stehen bei allem beratend zur Seite und vermitteln Kontakte.
Liebe Grüße Anne mit
Oskar geb. 7/14 beids. implantiert 4/16 mit AB
und
Emma geb. 10/15 beids. implantiert 10/16 mit AB
Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#16

Beitrag von Anjim »

Ich würde so gern einfach die Zeit mit meinem Sohn genießen, aber ich muss wohl erst lernen damit umzugehen.

Hat dein Sohn auch Hörgeräte? Haben die was gebracht? Konnte er damit das Sprechen lernen? Wie geht es ihm heute?

Wir kommen aus der Nähe von Magdeburg.
Heute habe ich mich gleich um die Frühförderung gekümmert. Das ist im Moment alles soviel und das ist erst der Anfang. Irgendwie erschlägt das einen.

LG Anja
fast-foot
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#17

Beitrag von fast-foot »

Hallo Anjim,
Anjim hat geschrieben:Also lt dieser Messung, würde Felix auf dem rechten Ohr eher die tiefen Töne wahrnehmen und rechts die hohen? Verstehe ich das richtig? Und die Töne auch nur sehr eingeschränkt. Kommt da denn überhaupt was bei Felix an?
Rechts die tiefen und links die hohen, und bei diesen liegen die Hörschwellen bei etwa 60 dB (entspricht dem Pegel eher leiser bis mittellauter Sprache) und darüber, wobei bei Normalhörigkeit bei Kindern in diesem Alter die Schwellen bei ungefähr 25 dB liegen, da sich die retrocochleären Hörbahnen erst noch entwickeln.
Laut der Messung liegen die höchsten Hörschwellen also um etwa 55 dB höher als bei Kindern, welche ein normales Gehör entwickeln.
Anjim hat geschrieben:An Hand dieses Testes, wie erfolgreich wäre da eine Hörgeräteversorgung?
Das Problem ist, dass bei gewissen Frequenzen die Hörschwellen sehr hoch zu liegen scheinen. Als vorteilhaft sehe ich an, dass sich das rechte und das linke Ohr von den Dynamikbereichen her gesehen ergänzen, so dass insgesamt rein von den Ergebnissen her der Erwerb der Lautsprache möglich sein sollte - wobei eine BiCros-Versorgung ideal wäre.
Anjim hat geschrieben:Kann es sein, dass alle 3 vorherigen Tests falsch positiv waren und wirklich nur der letzte Test aussagekräftig ist? Wie sonst kann man sich die schlechten Werte aufeinmal erklären?

Sicher ausschliessen kann man dies nicht - allerdings halte ich dies für nicht besonders wahrscheinlich, zumal die Ergebnisse von Hirnstammaudiometrien bei Kindern im Alter von wenigen Monaten in der Tendenz eher zu hohe Hörschwellen liefern.
Anjim hat geschrieben:Also er erschreckt sich nicht bei lauten Geräuschen.
Er brabbelt viel, aber das machen ja auch gehörlose Babys. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass er antwortet. Wird man lauter, wird er das auch. Vllt kann ich das als Mutter aber auch nicht objektiv beurteilen. Wir haben Mal mit einem Knistertuch in der Nähe von seinem Ohr geraschelt, da ist er auf einmal ganz ruhig geworden. In der Krabbelgruppe stand ich mit 2 weiteren Mamas im Blickfeld. Er hat die ganze Zeit mich fixiert, aber als eine andere Mama gesprochen hat, hat er zu ihr geguckt. Vllt sind das aber auch alles nur Zufälle. Ansonsten dreht er seinen Kopf nicht zum Geräusch.

Natürlich kann man nichts Genaues sagen, zumal es ja auch möglich ist, dass Felix einfach deshalb nicht reagiert, weil er zu wenig aufmerksam ist, es ihn nicht interessiert oder aus weiteren Gründen. Aber immerhin scheint es nicht eindeutig zu sein, dass Felix überhaupt nicht reagiert.

Insgesamt sieht es für mich nicht danach aus, dass die Verwendung von Hörgeräten für den Erwerb der Lautsprache nicht ausreichen würden. Auf Grund der eher wenigen Informationen, über welche ich verfüge, spricht nichts dagegen.

Dies für den Moment.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#18

Beitrag von Anjim »

Hallo fast-foot.

Danke vielmals für deine ausführlichen Antworten.
Soweit sind vorerst alle Fragen beantwortet.

Nur noch eins, was ich nicht genau verstehe. Hast du dich im letzten Absatz vertippt oder verstehe ich es einfach nicht richtig?
Also mit Hörgeräte würde Felix keine Lautsprache erlernen können? Und wo spricht nichts dagegen?

LG Anja
fast-foot
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#19

Beitrag von fast-foot »

Hallo Anjim,

ich habe eine doppelte Negation verwendet - also kann eine Hörgeräteversorgung aus meiner Sicht ausreichen, um den Erwerb der Lautsprache zu ermöglichen. Dagegen spricht im Moment nichts.

Ich wünsche viel Kraft!

Falls weitere Fragen auftauchen, kannst Du Dich natürlich jederzeit melden (manchmal kann es etwas länger dauern, bis ich antworten kann).

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Anjim
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Re: Mama mit an Taubheit grenzenden schwerhörigen Sohn

#20

Beitrag von Anjim »

Vielen Dank fast-foot.
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