Nun bin ich auch dabei

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Alstroemerias
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Nun bin ich auch dabei

#1

Beitrag von Alstroemerias »

Hallo zusammen,

Ich bin 37 Jahre alt und hatte Anfang des Jahres eine Mittelohrentzündung, die, nachdem sie fast abgeheilt war, wieder zurück kam und aufs Innenohr übergegriffen hat. Plötzlich war ich auf dem rechten Ohr taub. Das hat sich nun wieder etwas gelegt, dennoch höre ich kaum etwas auf dem rechten Ohr und alles was ich höre klingt eher wie ein Störgeräusch.
Seit heute trage ich nun ein HG zum Testen und bin gelinde gesagt kaum begeistert. Es klingt alles genauso schlecht wie zuvor, nur dass es jetzt lauter ist. Ich kann kein einziges Wort verstehen.

Zum Glück hab ich noch das linke Ohr, das nach wie vor einwandfrei funktioniert. Das geht ja hier leider nicht allen so.

Viele Grüße
Tuchel48.1.1
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Re: Nun bin ich auch dabei

#2

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Hallo, Teilnehmer, daß du nicht sofort alles verstehen kannst, ist klar, das muß erst erlernt werden, das dauert eine gewisse Zeit. Ein Hörgerät ist keine Brille oder Schuh, das man anzieht und alles ist passee. Hab noch en wenig Geduld. Aber tragen solltest du das Hörgerät schon, denn es bietet Hörvermögen, das dir in der letzten Zeit abhanden gekommen ist.
solltest du aber nach ca. 4 Wochen immer noch keine Verbesserung feststellen, kannst du das Gerät auch zurückgeben und ein anderes ausprobieren.

Viel Glück und Kopf hoch!

Gruß Hilde
Claudia75
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Re: Nun bin ich auch dabei

#3

Beitrag von Claudia75 »

Hallo Alstroemerias,

ich kann mich meiner "Vorschreiberin" anschließen.
Auch ich habe seit Kurzem HG zum Test. Am Anfang war alles so ungewohnt. Geräusche, die ich lang nicht mehr gehört habe waren einfach nur schrill, laut und unangenehm.
Auch hatte ich das Gefühl wie Du - alles war lauter, aber nicht wirklich "verständlicher".

Inzwischen habe ich akzeptiert, dass ich (beidseitig) HG brauche und ich trage diese auch gewissenhaft und dauerhaft (bis auf wenn ich Gartenarbeiten mache oder baden gehe).
Ich hätte es nicht für möglich gehalten - aber irgendwie komme ich jetzt schon gut klar damit. Mein Gehör und mein Kopf mussten sich auch erst wieder daran gewöhnen; das sagt auch meine Akustikerin.

Ich verstehe jedoch Hilde nicht "4 Wochen Verbesserung - Gerät zurückgeben".
Man kann doch mehrere HG testen und muss nicht mit dem ersten "klarkommen"?

Ich bin jetzt bei 3 verschiedenen HG zu meinem 1. zurück und probiere jetzt noch verschiedene Komfortstufen aus.

Einen schönen Tag für Euch!

Herzliche Grüße

Claudia
Bert667
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Re: Nun bin ich auch dabei

#4

Beitrag von Bert667 »

@Alstro,

es ist völlig normal, dass es am Anfang nicht "besser" sondern nur "lauter" klingt. Das dauert einige Wochen und vor allem intensives Tragen. Morgens sofort nach dem Auftstehen rein, Abends erst zum Schlafen raus. Ergo: Wenn wach, dann HGs im Ohr. Immer. Auch wenns mal unangenehm klingt: drin lassen.

Nur so kann dein Gehirn sich an die neuen Signale gewöhnen und nach ein paar Wochen klingt es dann auch "besser".
Zuletzt geändert von Bert667 am 24. Apr 2020, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
Alstroemerias
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Re: Nun bin ich auch dabei

#5

Beitrag von Alstroemerias »

Vielen Dank für eure Antworten. Auch wenn ich im Moment ganz schön genervt bin von dem Hörgerät, lässt mich das doch hoffen, dass es besser wird.
Eine Sache habe ich schon bemerkt: wenn ich das HG herausnehme, dann merke ich wieder, dass ich auf dem Ohr nichts höre. Zuvor war das schon so sehr Normalzustand, dass mir das z.B. beim Fernsehen garnicht mehr aufgefallen ist.
Bert667
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Re: Nun bin ich auch dabei

#6

Beitrag von Bert667 »

Das wird noch extremer, umso mehr man sich an das HG gewöhnt.

Das ist für mich auch DER Nachteil der HGs:
Wenn ich sie nicht drinhabe bin ich absolut nicht mehr lebensfähig. Vorher bin ich (mit vielen Peinlichkeiten) ganz gut durch den Alltag gekommen aber seit ich die HGs trage und mich daran gewöhnt habe, bin ich ohne absolut taub. Als Schwimmer und Taucher, der öfter auch mal stundenland ohne unterwegs ist echt blöd...
Zuletzt geändert von Bert667 am 27. Apr 2020, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grüne Eule
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Re: Nun bin ich auch dabei

#7

Beitrag von Grüne Eule »

Lieber Bert667,
du sprichst mir aus der Seele! Das finde ich auch ganz furchtbar.
Wobei ich mich immer frage, warum das so ist, vielleicht kann einer aus dem Forum das beantworten?
Wird das Gehirn (oder der Hörnerv etc.) einfach nur faul und "verlässt" sich auf das HG?
Oder gewöhnt sich das Ohr an die bessere Lautstärke und müsste dann erst wieder lernen mit weniger Lautstärke wieder besser zu hören? Oder war man eigentlich schon vorher so taub, und jetzt merkt man einfach nur den Unterschied? Oder gibt es einen anderen Grund?
Ich möchte mein HG nicht missen, weil ich gerade zur Zeit sämtliche Vögel zwitschern höre, die ich schon lange nicht mehr gehört habe, aber ich möchte auch nicht, dass mein Gehirn faul wird.
Bert667
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Re: Nun bin ich auch dabei

#8

Beitrag von Bert667 »

Das liegt am Gehirn. Dieses war vorher an den Gehörverlsut gewöhnt und hat das bestmöglich ausgeglichen. Nun ist es wieder mit besserem Höhren "verwöhnt" und nicht mehr "im Training" was das Ausgleichen angeht, wenn man die HGs nicht mehr dirn hat.
serik
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Re: Nun bin ich auch dabei

#9

Beitrag von serik »

ABBC3_OFFTOPIC
Hallo zusammen,
#5 hat geschrieben:Eine Sache habe ich schon bemerkt: wenn ich das HG herausnehme, dann merke ich wieder, dass ich auf dem Ohr nichts höre.
Je nachdem, ob "nichts hören" nur für gewisse Zeit (also vorübergehend) oder andauernd so bleibt, kann man das unterschiedlich interpretieren.
#6 hat geschrieben:Das wird noch extremer, umso mehr man sich an das HG gewöhnt.
Sich stets anpassen täte jede Gewöhnung "den" gewissen, sich überall und immer andauernd ändernden Umständen "der" jeweiligen äußeren wie inneren Welt.
#7 hat geschrieben:Wird das Gehirn (oder der Hörnerv etc.) einfach nur faul und "verlässt" sich auf das HG?
"Sich zu faulen(zen)" gehörte in gewissen Ansichten auch zu jeder Gewöhnung.
#7 hat geschrieben:Oder gewöhnt sich das Ohr an die bessere Lautstärke und müsste dann erst wieder lernen mit weniger Lautstärke wieder besser zu hören?
Ja.

Mit anderen Worten:
Alles hätte sowohl "positive" als auch "negative" Folgen - soviel zum Thema "Gewöhnung".

Ansonsten:
Auch "die" Folgen von Fremdkörpern wären noch zu erwähnen, also berücksichtigen (...ob das nicht "zu kompliziert" machen würde).

Schöne Grüße,
Sergej
Zuletzt geändert von serik am 29. Apr 2020, 06:47, insgesamt 1-mal geändert.
Wie manipuliert man einen Menschen?
Man erzählt ihm nur die halbe Wahrheit.
ToesRUs
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Re: Nun bin ich auch dabei

#10

Beitrag von ToesRUs »

Guten Morgen,

der Aspekt Fremdkörper ist sehr wichtig, wie ich derzeit auch bemerke. Ich habe seit 2004 HGs und bin letztes Jahr spätertaubt, erst links, dann rechts. Links bekam ich nach einem Hörsturz Anfang 2019 bereits ein halbes Jahr später ein CI, da dort mit einem HG nichts mehr zu machen war. Anfangs habe ich das CI wie selbstverständlich morgens angelegt, da mir das neue Hören sehr wichtig war - und natürlich immer noch ist. Nur merke ich derzeit, dass ich das CI auch mal tagsüber weglasse, da es doch ein Fremdkörper ist. Auch das Implantat spüre ich derzeit anders als zu Beginn. Es ist nun ein Teil von mir, aber trotzdem oft fremd(körper).

Rechts trage ich seit Februar ein Ultrapower-HG, das nur noch Geräusche überträgt. Sprache höre ich also nur links mit dem CI. Das HG nehme ich noch mehr als Fremdkörper wahr. Früher, bis vor einem Jahr etwa, erschienen die Ohrpassstücke immer besonders lästig und Kaugeräusche etc. wurden damit verstärkt, aber mit den Schirmchen kam ich noch weniger zurecht und diese juckten sehr schnell im Gehörgang. Nun habe ich rechts eine vollkommen geschlossene Otoplastik, da Schallpegel über 130 dB übertragen werden. Erstaunlicherweise stört mich diese Otoplastik derzeit überhaupt nicht, ich nehme sie nicht als Fremdkörper wahr, obwohl sie den Gehörgang und einen großen Teil der Ohrmuschel abschließt.

Ich möchte trotzdem Mut machen, das HG zu tragen. Der Effekt nach dem Ablegen ist eben, dass man sich bewusst wird, wie wenig man ohne hört. Das neue Hören, ob mit HG, so denn möglich, oder mit CI ist eine Reise, die auch als Hörreise bezeichnet wird und viel Spannendes, Überraschendes, Unvorhergesehenes und auch viele Herausforderungen bringt. Schöne Momente, wie auch anstrengende, erschöpfende.

Ich wünsche Dir viel Glück und Durchhaltevermögen

ToesRUs
Alstroemerias
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Re: Nun bin ich auch dabei

#11

Beitrag von Alstroemerias »

Ich war nun heute wieder beim Akustiker.

Zu Beginn stellte die Dame natürlich die Frage, wie die vergangene Woche war und meine Antwort war „etwas enttäuschend“. Von der Handhabung her komme ich mit dem HG gut zurecht aber ich verstehe kein Wort.
Sie sagte daraufhin: „Ist ja klar, sie haben ja auch kaum Wortverständnis. Das wird auch nicht mehr.“

Da war ich echt baff. Davon war zuvor nie die Rede gewesen. Auch der HNO hat nie erwähnt, dass ich auch trotz HG nichts verstehen werde. Ich frage mich, wozu ich ein HG brauche, wenn ich am Ende doch nichts verstehe. Ich will doch nicht mein Leben lang nur Krach auf dem rechten Ohr haben. Dann doch lieber Stille.

Sie hat mir dann ein Oticon CROS angeboten, mit dem ich die Geräusche von rechts auf dem Linken Ohr höre. Aber darin kann ich im Moment keinen Sinn erkennen. Die Kassen-Variante wäre mit Kabel dazwischen und die drahtlose mit Akku geht bei 3000€ los. Das ist mir ehrlich gesagt auch zu teuer.

Insgesamt kommt mir das alles irgendwie sehr komisch vor. Mein Wortverständnis mit Rauschen auf den linken Ohr liegt übrigens bei 10%. Ohne Rauschen links bei 100%.
Chaplin
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Re: Nun bin ich auch dabei

#12

Beitrag von Chaplin »

Hallo,

ich habe eine erblich bedingte Schwerhörigkeit, aber meine rechte Seite wurde plötzlich sehr viel schlechter durch einen Felsenbeinbruch. Das ist jetzt 6 Jahre her. Ich habe oft noch das Gefühl nur eine Seite zu benutzen und habe auch eine taktile Störung am Ohr.
Ich bin zwar nicht taub rechts, aber es ist bis heute noch etwas ungewohnt.

Ich wollte Dir nur berichten, da ich diese plötzliche Hörverschlechterung etwas kenne.

Viele Grüße
Rondomat
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Re: Nun bin ich auch dabei

#13

Beitrag von Rondomat »

Hallo,

Du beschreibst eingangs, dass Du Anfang des Jahres eine Mittelohrentzündung, die, nachdem sie fast abgeheilt war, wieder zurück kam und aufs Innenohr übergegriffen hat. Hast Du das abklären lassen bzw. was ist da nun im Innenohr passiert?

Könntest Du Deine Audiogramme bitte einmal hochladen (ohne Namen natürlich), damit man sich den Hörverlust vorstellen kann?
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Alstroemerias
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Re: Nun bin ich auch dabei

#14

Beitrag von Alstroemerias »

Mit dem vollständig Abklären ist das ja immer so eine Sache. Ich war anfangs nach dem Rückfall im Krankenhaus, da ich auch den Gleichgewichtssinn verloren hatte. Dort habe ich mich sehr gut behandelt gefühlt.
Anschließend war ich wieder bei meinem HNO-Arzt und später auch nochmal bei einem anderen, um mir eine zweite Meinung einzuholen. Dort habe ich den kompletten Werdegang geschildert und er meinte, dass die Zellen in der Schnecke sicherlich abgestorben sind. Beide HNO-Ärzte sind zu dem Schluss gekommen, dass ich ein HG benötige. Ob man da noch mehr abklären kann, weiß ich leider nicht.

Das Audiogramm habe ich angehängt. Ich hoffe, man kann etwas darauf erkennen.
Dateianhänge
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Zuletzt geändert von Alstroemerias am 29. Apr 2020, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Ohrenklempner
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Re: Nun bin ich auch dabei

#15

Beitrag von Ohrenklempner »

80% Zahlwörterverstehen ist für mich noch keine unbedingte CROS-Indikation. Ich würde versuchen, das Ohr so gut es geht am Leben zu halten und später bei Bedarf eine CROS-Versorgung zu testen. Man könnte es so machen, dass du fürs linke Ohr erst einmal ein normales Hörgerät nimmst, das aber als CROS-Empfänger taugt. So musst du später nur ein CROS-Mikrofon dazukaufen und nicht zwei komplett neue Geräte.

Mein Vorschlag wäre ein Signia Pure 3Nx, das kostet dich je nach Akustiker ca. 1000 Euro Eigenanteil (bei gesetzlicher KV). Das passende CROS-Mikrofon ist noch deutlich günstiger. Eine Funk-Cros-Variante, die wiederaufladbar ist, muss keine 3000 Euro kosten. Das grenzt ja schon an Halsabschneiderei. ;)
Alstroemerias
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Re: Nun bin ich auch dabei

#16

Beitrag von Alstroemerias »

Aber ist es denn so, dass sich das Wortverständnis auch durch ein normales Hörgerät nicht mehr verbessern wird?
Ich hatte mich schon von Anfang an gefragt, wie das gehen soll. Es fehlt mir ja nicht nur an der Lautstärke, sondern insbesondere am Verständnis.

Bisher haben immer alle gesagt, dass man sich erst daran gewöhnen muss und niemand ist in besonderem Maße darauf eingegangen, dass es vielleicht ein Problem ist, dass es undeutlich ist. Insofern war ich der Annahme, dass das wieder wird.

Ich frage mich also immernoch, wozu ich jetzt 1000€ und mehr für ein Hörgerät ausgeben soll, wenn sich dadurch im Prinzip nichts verbessert. Das ist eine ernstgemeinte Frage.
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