Die Hörminderung habe ich nicht weiter beachtet, dem Tinnitus bin ich in der psychosomatischen Klinik Bad Bramstedt mit maßgeschneiderter Verhaltenstherapie zu Leibe gerückt, was ihn immerhin handhabbar gemacht hat, selbst heute noch....meistens. Das Gabelkratzen jedenfalls ist völlig verschwunden und ich kann "hören", wenn ich zuviel arbeite oder sonstwie belastet bin.
Seit ein paar Jahren zeichnete sich ab, dass die Mitmenschen immer undeutlicher sprachen, geradezu nuschelten. Ich bin nun eigentlich nicht sehr schüchtern, aber nach dem siebten/achten Mal nachfragen in Sitzungen oder Fortbildungen habe ich es dann immer mehr gelassen, nicht ohne mich mächtig darüber zu ärgern.
Zeitweilig half noch die "manuelle Ohrmuschelvergrößerung", sprich die Hand hinters Ohr halten, bei eBay hielt ich schon Ausschau nach einem Hörrohr, wie sie vor 100 Jahren benutzt wurden...ohne Erfolg.
Dann gab´s bei Lidl ein Hörgerät für 9,99 € (Sanitas SHA 15) und das war wie eine Offenbarung! Ja, lacht nur, aber dieses billige Ding hat mit tatsächlich die Augen, ähm Ohren geöffnet!
Auf dem Heimweg habe ich einen Zwischenstopp beim Hörgeräteakustiker eingelegt, freute mich über den angebotenen kostenlosen Hörtest, der erstmal gar nicht sooo schlecht ausfiel - der anschließende Wortverständnistest zeigt eher gruselige Ergebnisse.
Wenige Tage zuvor erzählte mir ein Kollege, er wolle gleich zum Anwalt, um einen Baum zu holen. Ich gab meiner Verwunderung Ausdruck, worauf mein Kollege meinte, was denn wohl so besonders daran sei, im Dezember im TANNENWALD einen Baum zu holen. Alles klar?
Nach dem üblichen Procedere (HNO/Verordie dnung/Krankenkasse) begann also das große Gerätetesten beim Akustiker. Was soll das Gerät können, wie sieht es mit den finanziellen Möglichkeiten aus usw.
Also wenn schon, denn schon. Das Lidl-Gerät war prima als Erkenntnisgewinn, aber natürlich ein ziemlicher Klotz, der kaum Nebengeräusche wegfiltert und in großen Menschengruppen (ja, damals vor einem Jahr gab es das noch) sehr schnell an seine Grenzen kommt.
Es sollte also angenehm klingen, die schwächelnden Frequenzbereiche angemessen kompensieren, unerwünschte Nebengeräusche als solche erkennen und eben nicht verstärken. Es sollte über das Android-Telefon steuerbar sein, Frequenzbereiche nach Bedarf modifizierbar sein und Telefonieren und Audiodateien hören sollte auch über die Geräte gehen.
Nach mehrmonatiger Testzeit mit verschiedenen Geräten (Oticon und Widex) bin ich dann bei Widex Enjoy 100 mit Bluetooth hängengeblieben.
Als alte Android-Nutzerin (und Iphone-Ächterin) war´s natürlich blöd mit der Kommunikation zwischen Hörgeräten und Telefon.
Die Widex Enjoy-APP musste mein Telefon recht schnell wieder verlassen, einmal, weil es elend lange dauert, bis sie sich überhaupt öffnet und dann hatte ich mir von den angekündigten Funktionen wirklich mehr versprochen.
Das erste Com-Dex-Gerät war eine riesige Enttäuschung, es waren nur ganz hohe Frequenzen zu hören und telefonieren war eine Qual für mich und die diversen Gegenüber. Also als defekt zurückschicken.
Dann auf dieses Forum (juhuu!) gestoßen, dass die Anpassung eine sehr komplexe Angelegenheit ist....inzwischen war das Ersatzgerät gekommen, also heute spontan zum Akustiker bzw Vertretung und andere Schirmchen bekommen (Domes mit Doppellamellen statt Tulip-Domes). Musik hören und telefonieren funktionieren jetzt traumhaft, aber was für eine scheußliche Akustik auf der Straße, im Laden, ach überall!!! Wenn ich die Domes ein wenig rausziehe, steht zwar das Kabel über, aber dann geht´s.....es bleibt also spannend.
Und sonst?
Hörgeräte und Brille ist irgendwie noch suboptimal, beides reibt immer irgendwie aneinander, besonders beim Essen und macht dann knirschende Geräusche. Hat da jemand eine Lösung gefunden?
Hörgeräte, Brille und FFP2-Maske, buaah, das geht nur mit der richtigen Reihenfolge und einer ausgefeilten Technik, aber so langsam hab ich´s drauf

Ach ja, auch wenn es sich an manchen Stellen meines Berichts nicht so anhört - ich bin sehr froh über meine Hörgeräte
