Hallöchen ihr alle

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Saku
Beiträge: 1
Registriert: 6. Jul 2021, 10:29
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Hallöchen ihr alle

#1

Beitrag von Saku »

Vor einigen Wochen hatte ich mich hier angemeldet, da bei meinem jüngsten Kind im Raum stand, dass er gehörlos ist. Habe bisher also erst mal versucht das Thema mit mir selbst zu vereinbaren, war aber schon mal auf der Suche nach einem Ort an dem ich Menschen finde mit denen ich mich austauschen kann gegebenenfalls.

Vor knapp einem Monat wurden wir ja von HNO zur Uniklinik überwiesen und gestern kam der Tag dann endlich. Leider mit genau so schlechten Nachrichten wie erwartet. Unser kleiner 9 Monate alter Sohn hört schlichtweg nichts. Im September steht die Diagnostik Woche an mit erneuter BERA und dann noch CT und MRT etc. Zwar ist noch der leise Hauch einer Chance da, dass es NUR Wasser sein könnte, aber daran glauben wir leider nicht mehr. Gestern wurde dann schon mal der grobe Ablauf für CI besprochen. Unsere Nerven liegen hier aktuell einfach blank. Vor allem, da der Verdacht seit Mai im Raum stand und wenn es nach unserer Kinderärztin gegangen wäre, wären wir jetzt noch nicht im KH. Hinzu kommen die Selbstvorwürfe. 'Hätte ich es eher merken müssen?' 'Wäre es dann vielleicht alles leichter?' Weil theoretisch soll er ab dem 1.10 in die Kita und ich ab dem Mitte Dezember wieder arbeiten. Aber ich habe aktuell wirklich Angst dass wir dem Kleinen nicht gerecht werden mit dem Ablauf.

Hinzu kommt unserer dreijähriger, der natürlich auch nicht hinten überfallen soll und man selbst. Seit Wochen geht's mir kacke auch wenn ich weiß dass das alles nicht das Ende ist. Aber man will ja an sich nur das Beste für seine Kleinen.
Nun frage ich mich auch, wie soll ich mit dem Kleinen versuchen zu interagieren. Klar man redet mit ihm, aber ihn zu animieren zu bespielen oder zu bespaßen ist so schwer wenn er akkustisch nicht viel mitkriegt. Also falls jemand Spielideen für Babys ohne Gehört hat immer her damit.

Gruß Saku
Rondomat
Beiträge: 436
Registriert: 9. Mär 2017, 17:49
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Re: Hallöchen ihr alle

#2

Beitrag von Rondomat »

Hallo Saku,

eine gute Anlaufstelle für Informationen zu diesem nicht einfachen Thema findest Du hier:

https://www.seelauscher.de

Ich denke, dort findest Du einige Antworten und ggf. sogar Unterstützung.

Alles Gute!
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
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Re: Hallöchen ihr alle

#3

Beitrag von KatjaR »

Hallo Saku,

deine inneren Ambivalenzen kann ich nur zu gut nachvollziehen.
Erstmal vorab, es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn ihr es eher gemerkt hättet, mach dir deswegen keine Vorwürfe.
Früher wurde Taubheit oft erst im Schulalter bemerkt, da Kinder schnell lernen zu kompensieren und sie dann irrtümlich als
sprachbehindert eingestuft wurden. Optimal für eine Implantation ist das Alter bis zu einem Jahr. Das ist ja noch gut möglich, auch bis
zum 2. Lebensjahr sind die Chancen sehr gut, auf eine relativ normale Hör-und Sprachentwicklung.
Kita und beruflicher Wiedereinstieg will natürlich gut überlegt sein, das kommt denke ich auf die Gesamtsituation an. Inwieweit kann der Papa sich beteiligen, sind Großeltern in der Nähe, wie gut verkraftest du das alles etc.
Zum Austausch gut geeignet ist eine Gruppe auf Facebook zu dem Thema. https://www.facebook.com/groups/305984509498622
Ich wünsche dir viel Kraft.
Für den Umgang mit einem tauben Kind, rate ich dir, so normalwie möglich dich zu benehmen.
Auch wenn er dich nicht sprechen hört, sieht er dein Mundbild, spürt deine Beachtung und Zuwendung, nimmt vielleicht mit Hörresten trotdem minimale Hörreize wahr. Du benimmst dich authentischer, wenn du dich so verhälst als wenn er hörend wäre, was Mimik, Gestik, Motorik etc. angeht. Ich denke das spürt der kleine Mann und das tut ihm gut. Beachten würde ich, dass er dich nicht kommen hört und daher innerlich nicht unbedingt vorbereitet ist, auf aus dem Bett genommen werden und Ähnliches. Dabei kann helfen, sich erst sichtbar zu machen, oder vorsichtig anzutippen damit er nicht erschreckt. Ein Geschwisterchen dabei, ist auch toll, weil er sich von dem eine Menge abschauen kann.
Alles Gute wünscht Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Johannes B.
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Registriert: 28. Mai 2020, 20:58
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Re: Hallöchen ihr alle

#4

Beitrag von Johannes B. »

auf meiner REHA im Juni gab´s eine Teilnehmerin, welche ebenfalls gehörlos geboren wurde und die heute - geschätzt Mitte 30 - mit beiden Beinen im Leben steht, Küchenchefin von Beruf ist und die ich mit Abstand am besten verstehen konnte, weil sie so ein lebensbejahender, zugewandter Mensch ist, welcher auch noch sehr gut und artikuliert spricht. Sie trägt 2 CI`s. Von ihr konnte ich viel lernen.
Ein Dozent dort - Prof. Dr. Ulrich Hase - war von Kleinkindheit an taub und ist ein unglaublicher, besonderer Mensch, der uns allen noch was vormachen kann.

Freundliche Grüße
Johannes B.

https://www.fh-kiel.de/fachbereiche/soz ... hase/vita/
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
Gänseblümchen
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Re: Hallöchen ihr alle

#5

Beitrag von Gänseblümchen »

Hallo Saku,
Du bist schon eine erfahrene Mami,
machs genauso und was du/ihr als Familie da noch hinzufügt kommt Stück für Stück.
Bilderbücher finde ich toll ,weiter sprechen und bisschen LBG
Einfache Gegenstände lassen sich mit den Händen Formen von Haus von Tieren von Farben ....

Lg
smallhexi79
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Wohnort: Landkreis MIL

Re: Hallöchen ihr alle

#6

Beitrag von smallhexi79 »

Hallo Saku,

Frühförderung ist eine gute Anlaufstelle und ist mit der hörgeschädigten Schulen angeschlossen.
LG smallhexi Hörgeschädigt seit 1980 durch Meningitis
links: +/- 80 dB versorgt mit GN ReSound Enzo 3D 5
rechts: gehörlos
Jackie1
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Registriert: 21. Nov 2018, 22:13
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Re: Hallöchen ihr alle

#7

Beitrag von Jackie1 »

Hallo Saku,
ich kann mich nur meinen Vorrednern anschließen. Ihr seid noch nicht zu spät und habt auch noch einen zeitlichen Spielraum, ohne die sprachliche Entwicklung eures Kindes zu gefährden.
Auch wenn es bestimmt ein Riesenschreck ist, die Diagnose gehörlos für sein Kind zu bekommen, Schuldzuweisungen/Grübeleien/schlechtes Gewissen... helfen dir und deinem Sohn nicht weiter.
Mit 9 Monaten fangen viele Kinder an erste Laute und Wörter zu lernen/von sich zu geben. Das ist deinem Sohn aktuell nicht möglich. Deshalb würde ich zu den wenigen Wörtern, die du ihm anbietest, auch die Gebärden mitliefern. Auf diese Weise wird er auch in Sprache eingeführt.
Die Gebärden können sogar den Erwerb der Lautsprache unterstützen.
Auch die Frühförderung der zuständigen Schule für Hörgeschädigte kann euch unterstützen. Da kannst bei Elterntreffen (sofern es Corona zulässt) auch andere betroffene Eltern kennen lernen.
Ansonsten schau mal hier: https://www.hoerknirpse.de/wer-wir-sind.html
Bei weiteren Fragen kannst du mir gerne auch eine persönliche Nachricht schicken,
Alles Gute und herzliche Grüße
Jackie
P.S.: Evtl. habt ihr ein Anrecht auf eine Pflegestufe. Das könnte dir evtl. ermöglichen noch ein wenig zu Hause zu bleiben.
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