Wie fängt alles an?

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Elke
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Wie fängt alles an?

#1

Beitrag von Elke »

Hallo zusammen,
ich bin Sonderschullehrerin an einer Schule für SPrachbehinderte und habe zu tun mit Kindern, deren Sprachentwicklung au unterschiedlichsten Gründen verzögert ist. U.a. treffe ich bei der oft auf Kinder, bei denen im Kleinkindalter Hörschäden nicht oder sehr spät diagnostiziert wurden.
Ich habe jetzt das Problem, dass mein 2- jähriger Neffe m.E. schlecht hört. Er reagiert sehr schlecht auf Ansprache, spricht seit kurzem die Wörter "Mama", "Papa" und "Ato" für Auto, ansonsten aber nichts. Geräusche z.B. von Tieren versucht er nachzuahmenso, er reagiert auch auf Auto- und Flugzeuggeräusche. Zur Mutter des Kleinen habe ich ein guter Verhältnis, aber sie reagiert verständlicherweise abwehrend auf Hinweise von außen, die die Sprache ihres SOhnes betreffen. Ich selber bin auch unsicher, da ich mit Kleinkindern in diesem ALter in Bezug auf Sprach- und/oder Hörstörungen noch nichts zu tun hatte. Meine Fragen an euch sind deshalb:
1. Wie verhalte ich mich richtig der Mutter gegenüber, sollte ich vielleicht lieber noch abwarten, ist meine Sorge vielleicht unberechtigt und übertrieben? Welche Erfahrungen habt ihr dazu gemacht und wie habt ihr überhaupt gemerkt, dass eine Schwerhörigkeit vorliegt?
2. Falls ich gefragt werde, möchte ich helfen. An wen wendet man sich für eine gute Diagnostik in diesem ALter? Reicht ein normaler HNO- Arzt und muss es ein Pädaudiologe sein? Gibt es eurerseits Empfehlungen für den Großraum Köln- Bergisches Land?

Ich hoffe auf Antwort. Bis dann,
Elke
Sabine
Beiträge: 838
Registriert: 18. Jul 2002, 17:57
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Re: Wie fängt alles an?

#2

Beitrag von Sabine »

Hallo Elke,

bin etwas in Eile, daher nur kurz:

Als Mutter dreier Kinder würde ich in diesem Fall erstmal abklären lassen, ob sich evtl. Ergüsse hinter dem Trommelfell befinden, die abgeleitet werden bzw. den Einsatz von Paukenröhrchen nötig machen könnten.
Ich kenne sehr, sehr viele Kleinkinder, deren Hör- und Sprachentwicklung dadurch beeinträchtigt wurde/wird.
Zunächst würde ich mich an den Kinderarzt wenden, der im Idealfall Bescheid weiß, weil es einfach ein "klassischer" Fall ist.
Falls sich nichts finden lässt im Hinblick auf Ergüsse, würde ich weitere Schritte (Hörtest etc.) einleiten, möglichst in Absprache mit dem Kinderarzt, aber wenn nötig auch auf eigene Faust.
Abwarten würde ich auf keinen Fall.
Gutes Hören ist für die Sprachentwicklung so wichtig, da sollte keine Zeit vergeudet werden.

Viele Grüße und alles Gute,

rhae
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Re: Wie fängt alles an?

#3

Beitrag von rhae »

Hallo Elke,

ein 2 Jahre altes Kind ist sicherlich problematisch für eine sichere Diagnose gleich welcher Krankheit oder Sinnesstörung - es kann noch nichts richtig sagen (was es sieht, hört, fühlt) und doch erwartet man schon einiges von ihm (das es Laufen kann, zu Sprechen anfängt, auf's Klo geht usw.). Ich kann Dich nur ermutigen mit Deinen eigenen Hörtests fortzufahren, dabei evtl. weniger Klapper- und Klatschgeräusche zu verwenden (die hört ein leicht bis mittelgradig schwerhöriges Kind meist noch recht gut) und dafür Tiergeräusche und natürlich die Sprache einzusetzen. Frag' den Jungen z.B. ob er ein "Eis" möchte - schau ihn dabei aber nicht direkt an, so dass er das Wort von den Lippen ablesen könnte und mache auch keine Gesten dabei...

> Reicht ein normaler HNO- Arzt und muss es ein Pädaudiologe sein

Meiner Meinung nach sollte es ein Pädaudiologe sein - denn wir haben schlechte Erfahrungen mit unserem Kinderarzt und dem HNO-Arzt gemacht. Der Kinderarzt winkte immer ab (das wird schon noch) und der HNO-Arzt meinte nach einem Blick in die Ohren dass alles OK sei und als wir trotzdem Zweifel am Hörvermögen unserer 1 1/2 Jährigen Tochter vorbrachten, klatschte er in die Hände (worauf sich Marlene umdrehte) und meinte "na bitte, ist doch alles in Ordnung" :(

Viele Grüße Ralph :computer:
birgit j.
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Re: Wie fängt alles an?

#4

Beitrag von birgit j. »

Hallo Elke,

ich kann mir den zuvor genannten Meinungen nur anschließen. Bei meinem Sohn Yannick ist die Hörschädigung erst spät endeckt worden, denn auch er reagierte auf sehr viele Geräusche wie z.B. Flugzeug, Türklingel, Telefon, etc.
Aufgefallen ist es mir eigentlich nur an seiner Sprache und, dass er sehr laut gesprochen hat.
Da ich/wir auch aus dem Raum Köln kommen, kann ich die als erste Anlaufstelle Herrn Dr. Vössing, Aachener STr. 326 - 328 sehr empfehlen. Er ist ein HNO-Arzt, der auch durch eine Päd-Audiologische Assistentin Spiel-Audios bei Kleinkindern machen kann und auch OAE (Otoakustische Emissionen) messen kann. Nach dieser ersten Untersuchung sieht man schon, ob es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit handeln kann. Sollte es der Fall sein, überweist er dann in die Uni Klinik Köln zu weiteren Untersuchungen [(B)ERA], etc.

Wenn Du Lust hast kannst Du mir auch gerne mal privat mailen!

Birgit mit Sohn (*99 links HV 89% - rechts HV 79% - mit Cassia M H2O versorgt)
Wildrose
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Re: Wie fängt alles an?

#5

Beitrag von Wildrose »

Hi Elke,

glaube mir mit so etwas wurde ich auch erst vor kurzem konfrontiert. Du bist zwar nicht seine Mama aber ich möchte Dir dennnoch meine Gefühle und Gedanken schildern, als Mutter eines warscheinlich mittelgradig Schwerhörigen Jungen (drei Jahre). Mein Sohn kann eigentlich viele Gegenstände mit dem Namen nennen auch Personen unterscheidet er sehr gut (z.B. Mama, Papa, Onkel ect.) Er reagiert auch auf Flugzeuge, Papierrascheln oder Vogelzwitschern). Aber da er seinem Alter entsprechend nicht genug geredet hat haben wir bei der Pädaudiologie einen Hörtest die so genante BERA machen lassen. Laut der Ärztin soll er eine mittelgradige Schwerhörigkeit haben. Was mich stutzig macht ist, dass er auf alles reagiert. Auch auf die Töne und laute, die er laut der Messung nicht hören kann. Deshalb habe werde ich anderweitig einen neuen Test machen lassen. Eine zweite Meinung kann man sich immer holen. Vielleicht fällt es mir auch schwer es zu glauben!

Du solltest Deine Beführchtung auf jeden Fall der Mutter mitteilen. Eine Sprachentwicklungsverzögerung kann an seinem Hörvermögen liegen.

Einen Hörtest sollte sie auf jeden Fall mal machen lassen.

Als Mutter ist es schwer zu glauben, dass der Kleine Schatz nicht gut genug hört. Ich bin das beste Beispiel... Aber wenn bei dem Kind nicht frühgenug ein Test gemacht wird und es tatsächlich Hörgeräte bräuchte, dann dauert die sprachliche Entlichlung um so länger.

Deshalb bin ich auch am Rennen, damit wir es hinter uns haben. Und ich sagen kann, mein Sohn trägt seine Hörgeräte weil er sie braucht.

Liebe Grüsse

Wildrose :jump:
Sohn: mittelgradig bis zur hochgradigen Schwerhörigkeit angrenzend :worm:
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