Insa

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Annette
Beiträge: 22
Registriert: 30. Jul 2002, 21:44
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Wohnort: Kassel

Insa

#1

Beitrag von Annette »

Insa hat im September 1999 das Licht der Welt erblickt. Sie ist unser 3. Tochter. Alles lief so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Problemlose Schwangerschaft, die beiden anderen freuten sich und wir genossen ein relativ sorgloses erstes Jahr.

Irgendwie war Insa aber immer anders, als die ersten beiden. Bei der U6 - nach ihrem 1.Geburtstag - äußerte ich beim Kinderarzt den Verdacht, daß Insa möglicherweise nichts höre, da sie noch nie Doppellaute von sich gegeben hatte. Der Kinderarzt gab sich alle Mühe und schickte uns zu einem HNO-Arzt.

Der diagnostizierte sofort zu große Polypen. Ich war natürlich beruhigt und sagte mir, daß es wohl daran liegen würde. Sicher war ich mir allerdings nicht. Im Dezember 2000 wurden endlich die Polypen entfernt. Ich hatte mich natürlich bei Freundinnen umgehört: Nach ein bis zwei Wochen erkennst du dein Kind nicht wieder.

Leider blieb bei uns dieser Effekt aus. Bei der Nachuntersuchung - es war Mitte Januar 2001 - forderte ich den HNO-Arzt zweimal auf einen Hörtest zu machen, da ich der festen Überzeugung sei, daß meine Tochter nichts hört. Der Arzt lehnte dies ab. Ich glaube, er hat mich in die Overprotecting-Schiene geschoben. Völlig unzufrieden verließ ich die Praxis.

Zum Glück hatte ich eine Telefonnummer einer Familie, deren Tochter - heute erwachsen - auch hörgeschädigt ist. Die rief ich an und schilderte unsere Situation. Wir testeten Insa täglich mehrere Male. Selbst ihre großen Schwestern taten dies. Es war furchtbar!
Die Familie gab uns sofort zwei Adressen in Göttingen und bestärkten uns, dort anzurufen.

Dies tat ich und bekam 3 Tage später einen Termin. Schon beim Anruf merkte ich, daß mich endlich einmal jemand ernst nahm. Ich wußte, wir waren auf dem richtigen Weg.

Die BERA ergab eine hochgradige Schwerhörigkeit auf beiden Ohren (80 - 90 dB)!
Nie Sprache verstanden! Das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Da ich mich während meines Studiums mit Sinnesbehinderungen beschäftigt hatte, war der Schock nach ein bis zwei Tagen einigermaßen verdaut. Nun konnten wir endlich handeln!

Im Februar 2001 wurden die ersten Hörgeräte angepasst. Insa hat sie von der ersten Minute akzeptiert!
Für mich hieß es, alle zwei Wochen nach Göttingen ins Hörgeräte-Studio fahren. Wir fühlen uns dort auch nach 1 1/2 Jahren bestens versorgt.

Im April 2001 begannen wir mit der Frühförderung. Endlich mal ein Termin, der zu Hause stattfand.

Nach einem halben Jahr Streß, beschloß ich im Oktober, meine Arbeitsstelle aufzugeben. Die Großen mußten mich schon durch Insa genug entbehren und Insa Vorankommen kostete so viel Kraft, daß die Arbeit nicht mehr so recht schmeckte. Was gibt man nicht alles auf?!
Ich habe es bis heute nicht bereut!, freue mich aber auf den Tag, an dem ich wieder mehr für mich machen kann.

Im September unterschrieb der Göttinger HNO-Arzt die Hörgeräte-Verordnung. Das hieß, abwarten, ob die Krankenkasse das volldigitale Hörgerät bezahlt. Nach einigem hin und her, aber schon Ende Januar war dieser Kampf überstanden: Die Krankenkasse übernahm alle Kosten und wir waren eine Sorge los.

Insa macht große Fortschritte. Sie kann jetze ca. 40 Worte und versucht, alles nachzuplabbern. Es ist die reine Freude, ihr beim Wachsen zuzusehen. Aber am Schönsten ist ihre ausgeprägte Lebenslust. War sie als Baby bis zur Diagnose immer introvertiert - kein Wunder - so ist sie heute ein aufgeschlossenes, neugieriges kleines Wesen, daß uns sehr viel Freude macht und an dem wir erheblich gewachsen sind.
Gudrun
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Re: Insa

#2

Beitrag von Gudrun »

Hallo Annette,

schön zu lesen! So ähnlich läuft es bei vielen ab, die Ärzte halten die Eltern für überbesorgt. War bei meinen Eltern auch nicht anders, obwohl ich 4 Monate alt war, als meine Mutter meine Gehörlosigkeit entdeckte, bekam ich erst mit 1,5 Jahren meine ersten Hörgeräte.

Euch alles Gute und weiterhin viel Erfolg! :)

Gudrun
Sandra

Re: Insa

#3

Beitrag von Sandra »

Hallo Annette,

da kann ich Gudrun recht geben, denn bei mir lief es auch nicht anders. Ich war zwar das erste Kind von meine Eltern...... Meine Eltern merkten schon recht früh, dass mit mir nicht stimmte.... die Ärzten damals hatten meine Eltern vertröstet, dass mit mir alles in Ordnung sei etc. Ein Arzt in Marburg meinte noch zu meine Eltern.......... mit mir sei alles in Ordnung, Sie hat nur jetzt keine Lust zum Sprechen oder wie auch immer er dies formulierte. :confused: So hatte meine Mutter mir erzählt. Obwohl ich von Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig bin, bekam ich meine ersten Hörgeräte erst im Alter von knapp 3 Jahren!!!
Als ich für halbes Jahr mit sogenannten TaschenHörgerät rumlief, ging es zwar aufwärts - aber mit der sprachlichen Entwicklung etc. ging erst recht aufwärts als ich nach weiteren halben Jahr auf 2 HdO-Geräte umstieg!!
Heutzutage trage ich seit knapp 1,5 Jahr ein CI und auf anderem Ohr noch ab und zu Hörgerät!

Wie man sieht, darf man sich nicht so schnell unterkriegen und man sollte immer am Ball bleiben. Dir wünsche ich weiterhin alles Gute vorallem dass mit Insa weiterhin so gut entwickelt.

Grüssle Sandra :ginger:
Silke
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Re: Insa

#4

Beitrag von Silke »

Hallo Annette,
ich habe Dir heute morgen schonmal auf Deinen Beitrag geantwortet, aber beim Abschicken ist er irgendwohin abgestürzt :( Jetzt also ein zweiter Versuch:
Gudrun und Sandra haben es mir jetzt schon vorweggenommen: es ist wirklich unglaublich, wie manche von den Ärzten vertröstet werden. Es ist ein Segen für Kinder, wenn sie Eltern haben, die ihr Gespür dafür nicht verlieren, daß etwas nicht stimmt, auch wenn sie nur zu gern glauben würden, daß alles in Ordnung ist.
Und noch etwas: Hut ab vor Deiner Entscheidung, mit der Arbeit erstmal aufzuhören. Wenn der Spagat so vieler Frauen zwischen Beruf und Familie zu groß wird, leiden doch nur alle Beteiligten darunter. Ich selbst kann auch aus eigener Erfahrung sagen, daß es für meine gehörlose Schwester und mich durch nichts zu ersetzen war, daß meine Mutter ihren Beruf aufgegeben hat und sich mit täglicher Spracharbeit um uns gekümmert hat. (Sie hat dann übrigens auch mit meiner jüngeren hörenden Schwester gearbeitet, das ist der dann offensichtlich auch ganz gut bekommen :) ).
Ich wünsche Dir alles Gute und drei weiterhin fröhliche und aufgeschlossene Kinder!
Grüße, Silke
Betti
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Re: Insa

#5

Beitrag von Betti »

Als mein Sohn an einer Meningitis erkrankte, sagte ich schon nach der 2. Woche den Ärtzen, dass mit seinen Ohren etwas nicht stimmt. Daraufhin schauten sie in die Ohren und meinten ein Schnupfen wäre die Ursache. Es begann eine schlimme Zeit für uns. Wir ließen aber nicht locker und nach EINEM Jahr stand fest, dass unser Sohn schwerhörig ist. Dieses Jahr bezeichne ich als das Horrorjahe meines Lebens.
Heute sind wir klüger (wie immer im nachhinein) und würden uns von den Ärzten nicht mehr abwimmeln oder beruhigen lassen.
Betti
Annette
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Re: Insa

#6

Beitrag von Annette »

Vielen Dank für die netten Antworten!

Auch und im besonderen an Silke. Das baut doch mal auf, wenn jemand wahrnimmt, was man alles aufgibt. Ich glaube auch, daß es sich lohnt, aber es ist eine schwere Entscheidung.

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