Fühle mich wie nen Lügner...

Muss nichts mit Hören zu tun haben, kann aber ...
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mirochen
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Fühle mich wie nen Lügner...

#1

Beitrag von mirochen »

Moin zusammen,

in letzter Zeit fühle ich mich immer wieder mal wie nen Betrüger/Lügner...

Es ist zwar so, dass ich (ohne HG) oft unheimlich Mühe habe, Gesprächen zu folgen (im Einzelgespräch - aber noch viel schlimmer in einer etwas lauteren Umgebung) und ich werde regelmäßig angesprochen, ob ich nicht irgendwie ein wenig taub wäre, aber wenn ich dann solche "Sprachverständnistests" im Internet mache, kommt maximal heraus, dass ich geringfügig eingeschränkt sei.

Beim HNO kam etwas anderes raus, aber auch den Test finde ich für die Tonne, weil er immer dieselben Wort abspielt und ich mir ganz gut merken kann, was es "vermutlich sein wird". Deshalb antworte ich bei diesen Tests auch erst dann, wenn ich mir 100% sicher bin, dass ich das Wort auch _gehört_ und nicht nur darauf geschlossen habe. Die "Piep"-Tests beim HNO zeigen eine leichte Schwerhörigkeit im Hochtonbereich. Eine, die man im Grunde auch einfach "aushalten" könnte...

Dann trage ich ja HGs, mit deren Audio-Qualität ich momentan unzufrieden bin. Zu starkes Rauschen bei Ruhe (oder kein Rauschen und dafür noch besch*ssenere Tonqualität), die verstärkte Sprache klingt oft künstlich und irgendwie wie eine MP3-Datei, die zu stark komprimiert wurde (klingt halt einfach nach "schlechter Qualität", ich kann es nicht besser beschreiben momentan). Ich höre Sprache zwar tatsächlich besser damit und bin weniger gestresst, dafür erkenne ich aber bspw. das Geräusch eine sich schließenden Tür nicht wieder (nicht zuschlagen, normal schließen). Das ist echt komisch, mir passiert das voll oft, dass ich mich frage "was ist das für ein Geräusch" und meine Frau guckt dann wie nen Auto...

Und dann denke ich, dass ich ja eh eigentlich nen Betrüger bin - hab mir HG erschlichen, in dem ich den Test "manipuliert" (siehe oben) habe und jetzt motze ich rum, dass ich mit den Hilfmitteln nicht so hören kann, wie ich mir das vorstelle... ich höre manchmal besser mit Kopfhörern, die die Sprache von außen einfach nur verstärken/bereinigen, als mit mit meinen Hörgeräten :(

Ach ich weiß nicht, bin grad irgendwie total durch. Und ich weiß einfach nicht, mit wem ich darüber reden soll, weil mein Umfeld das entweder nicht richtig versteht oder ähm auch schon so nen bisschen genervt ist...

Wünsch euch was und danke fürs Lesen :)
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Brittany
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#2

Beitrag von Brittany »

Hallo Miro,
es tut mir leid, dass Dir gerade alles so zusetzt. Es kann ganz schön schwer sein, seinen Weg zu finden. "Fachlich" kann ich da gar nicht so tolle Tipps geben, aber ich kann mal was aufschreiben, was mir bei Dir öfter durch den Kopf gegangen ist.-
Ich habe mal gehört, dass von der ersten Erkenntnis oder Diagnose oder was-auch-immer bis zur Anschaffung von Hörgeräten im Schnitt 10 Jahre vergehen. 10 Jahre! Hörgeräte sind einfach total uncool, keiner will sie haben. Mir ist erst anhand meines eigenen Falles aufgefallen, wie unsinnig die verschiedene Sicht auf Seh- und Hörprobleme ist. Es ist eben ein Sinn, der nicht mehr so gut funktioniert. Bei Sehproblemen würde man niemals so lange zögern.-
Bei Dir finde ich nun sehr auffällig, dass Du oft betonst "ich brauche sie ja eigentlich nicht". Ob man "sie braucht" oder nicht, ist ja nicht gottgegeben und hängt letztlich (meiner Ansicht nach) auch nicht an irgendwelchen Zahlen. Die einzige, entscheidende Frage ist: ist das Leben ohne Hilfen wirklich noch "normal" und halbwegs anstrengungslos machbar.
In Bad Nauheim hat der Audiotherapeut Oliver Hupka (der viel dazu beigetragen hat, mir über meinen Erstschock hinwegzuhelfen) einmal total genial und ziemlich lustig zusammengefasst und vorgespielt, was man so für "Ausreden" und "Gründe" hat. Darunter auch "Es GEHT ja noch SO!"
Ja, bei mir geht es auch so. Aber trotzdem brauche ich Hörgeräte. :-)
Bei Dir habe ich ein bisschen den Eindruck, dass Du Dich auch etwas dagegen sträubst und gerne daran festhalten willst, dass Du nicht "richtig" schwerhörig bist. Ich glaube, wenn man sich selbst eingesteht: "Doch, verdammt noch mal. Ich brauche Hörhilfen" wird es letztlich einfacher.
Ich finde, es ist ein Zeichen von Intelligenz, sich Hilfe zu holen, wenn man sie braucht. Einen absolut ehrlichen Hörtest, ein ehrliches Gespräch mit dem Akustiker, auch eine ehrliche Selbstbeobachtung.
Ich glaube, dass es Dir so schlecht geht, kann vielleicht auch etwas mit dieser Übergangs- und Erkenntnisphase zu tun haben. Dieser ganze Prozess ist total anstrengend. Das ist mir auch so gegangen.
Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich sowas "Persönliches" schreibe. Ich kenne Dich ja letztlich gar nicht. Aber ich habe das immer gedacht, wenn ich gelesen habe: "Naja, bei mir ist das ja anders, ich gehöre ja gar nicht richtig zu euch, ich brauche die ja noch gar nicht, ich spiele nur mal so ein bisschen damit rum".

Ganz viele Grüße und Kopf hoch! :-)
Brittany
Silviiie
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#3

Beitrag von Silviiie »

Hi mirochen@

Streichen Wir das Lügner ganz schnell mal,um Dir diesen Gedanken gleich mal vorweg aus dem Kopf zu schlagen

Deine Mitmenschen haben es Dir bereits bescheinigt indem Sie Dich fragen ob Du neulich Schwerhörig bist und Du selbst hast bemerkt das Du nicht mehr alles verstehst und Schwierigkeiten in der Kommunikation hast

So also nichts mit Lügner Dein Gehör ist beeinträchtigt,das haben Dir auch HNO und Akustiker bestätigt den ansonsten hättest Du nun keine HGeräte am Ohr

Die Nebengeräusche... ja

Ist bei Mir zu Anfang auch so gewesen .. das Ich irgendwas höre aber nicht weiß was es ist
Kann auch nicht wirklich sagen aus welcher Richtung es kommt ..

Alles hörte sich anders an als zuvor gehört und alles nur noch komisch irgendwie

Auch hörte Ich plötzlich jemanden am Feuerzeug rum spielen klar und deutlich aber das Gespräch in dem Ich mich befand verstand Ich nur mit äußerster Konzentration

Man gewöhnt sich daran an das anders klingen der Dingen
Dann fällt das später garnicht mehr ins Gewicht

Du kannst auch deine HGeräte neu einstellen lassen und den Akustiker sagen was Dich stört..

Hätte Ich auch öfters machen sollen aber hatte Mich an alles gewöhnt und es halt so angenommen wie es ist

Also wie zu Anfang gesagt

Nein Du bist kein Lügner

Und damit Du zufriedener wirst mit den HGeräten lauf damit mal zum Akustiker und frag nach Änderungen ..

Wird er gewiss mit Dir ausprobieren den das ist seine Arbei sein Metier ..

toitoitoi das Du bald zufriedener sein wirst mit Deinem neuem Gehör
Grüssle von Silviiie :wave:
Johannes B.
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#4

Beitrag von Johannes B. »

moin Miro:
ich möchte gern mal zwei Dinge mit dir teilen, die ich inzwischen für gar nicht so abwegig halte, weil mein Hörverlust ebenfalls nicht wirklich garavierend zu sein vorgibt - und ich trotzdem daran verzweifele, dass ich nicht richtig verstehe. Mit Gesichtsmasken schon gleich gar nicht.
also erstens:
ich habe den Eindruck, dass mein Gehirn regelmäßig wieder "runterregelt", was ich ihm an mehr Schall auf´s Ohr knalle.
zweitens:
Ein Psychologe - anlässlich meiner ersten "BurnoutReha" - sagte mir einst:
"Johannes, vielleicht rettet Ihnen ihr unbewusstes "abriegeln von Geschwätz" auch schlicht den A...., weil: es gibt Menschen, die haben diese Gabe nicht, sie riegeln nicht ab und bekommen heftigen Tinnitus".

Freundliche Grüße
Johannes B.
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
Carla
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#5

Beitrag von Carla »

Hey,

ich denke nicht, dass du dich wie ein Lügner fühlen solltest. Im Gegenteil. Du bist aktiv gegen deine Hörschwäche angegangen und das ist für die Zukunft ein gutes Zeichen. Es kann sich nicht so schnell verschlimmern.

Aber vielleicht hast du dir das Ganze einfacher vorgestellt. Der Kauf der Geräte verbunden mit den Tests, Anpassung etc. und auch das Hören.

So war das bei mir. Ich bin mit der Verordnung vom HNO Arzt zum Akustiker gegangen und dachte, er legt mir ein oder zwei Geräte vor, die mir gefallen. :lol: So war es natürlich nicht. Und auch das Hören und Verstehen veränderte sich. Ich dachte, ich höre das, was ich so ohne Höris höre, nur lauter und klarer. So ist es natürlich auch nicht. Und so wird es wohl auch nicht wieder sein. Hm.

So kommt eines zum anderen. Das Tragegefühl; ich hab schon mal geheult, dass ich die Hörgeräte vor einen SUV werfe. Verbunden mit der Maske ist das alles nicht besser. Also Kopf hoch, du bist absolut kein Lügner. :sm(89):
mirochen
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#6

Beitrag von mirochen »

Erst mal vielen herzlichen Dank für eure Antworten! Ihr wisst gar nicht, wie viel mir das gibt. Ich muss ein wenig darüber nachdenken was ihr alles so geschrieben habt, auf Anhieb war ich aber so happy, dass es mir direkt so vieles besser ging!

Und dann gerade die Erkenntnis: ich habe mich schon sehr lange immer mit dem linken Ohr in Richtung akustischer Quelle gedreht, wenn es schwieriger wurde. Dann habe ich besser gehört. Mit den HG ist es so, dass ich genau zur Quelle schauen muss. Da liegen Welten zwischen - und ist mir bisher überhaupt nicht klar gewesen.

Werden nachher noch mal auf einzelne Sachen eingehen. Vielen Dank noch mal!
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svenyeng
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#7

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Auf keinen Fall hast Du Dir irgendwas erschlichen oder so.
Dein Umfeld bestätigt ja das Du schlecht hörst und Du selber merkst es ja auch.

Wenn ich das richtig verstehe, hast Du die HGs schon gekauft und bist jetzt unzufrieden.
Hattest Du denn beim Testen diese Probleme (rauschen hören, ..) nicht?
Wenn das da schon war, hättest Du ja nicht kaufen dürfen/sollen.
Dann muss der Akustiker schauen, was er da tun kann.
Auch andere HGs sollte man dann testen.

Ich habe ja schon einige HGs gehabt und nie gabs ein Rauschen.
Entweder sind Deine HGs defekt oder aber die haben tatsächlich ein Eigenraschen was Du noch hörst, weil Dein Gehör noch gar nicht so schlecht ist.

Gruß
sven
mirochen
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#8

Beitrag von mirochen »

Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:39 Ich habe mal gehört, dass von der ersten Erkenntnis oder Diagnose oder was-auch-immer bis zur Anschaffung von Hörgeräten im Schnitt 10 Jahre vergehen. 10 Jahre! Hörgeräte sind einfach total uncool, keiner will sie haben.
In meinem Bekanntenkreis bin ich schon lange "die taube Nuss". Alle (einschließlich mir) hatten das für eine Schrulligkeit gehalten.

Kann mir echt vorstellen, dass das viele Jahre dauern kann, etwas zu tun. Ich habe mir auch schon etliche Jahre lang vorgenommen, endlich mal testen zu lassen - und ich habe es auch testen lassen, das war aber bis letztes Jahr maximal geringfügig (und ich bin da auch nie dran geblieben, gebe ich zu).
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:39 Bei Dir finde ich nun sehr auffällig, dass Du oft betonst "ich brauche sie ja eigentlich nicht". Ob man "sie braucht" oder nicht, ist ja nicht gottgegeben und hängt letztlich (meiner Ansicht nach) auch nicht an irgendwelchen Zahlen. Die einzige, entscheidende Frage ist: ist das Leben ohne Hilfen wirklich noch "normal" und halbwegs anstrengungslos machbar.
DAS hat bei mir vorhin reingehauen. Du hast nämlich Recht. Das sage ich andauernd, auch im echten Leben. Aber eigentlich, dachte ich, eher, weil ich mich nicht schlimmer darstellen wollte, als es ist. Also im Grunde als "im Vergleich zu EUCH geht es mir doch richtig gut"-Hinweis. Aber da steckt mehr dahinter, ich denke, dass du da einen wirklich guten Punkt hast!
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:39 In Bad Nauheim hat der Audiotherapeut Oliver Hupka (der viel dazu beigetragen hat, mir über meinen Erstschock hinwegzuhelfen) einmal total genial und ziemlich lustig zusammengefasst und vorgespielt, was man so für "Ausreden" und "Gründe" hat. Darunter auch "Es GEHT ja noch SO!"
Ja, bei mir geht es auch so. Aber trotzdem brauche ich Hörgeräte. :-)
:)
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:39 Bei Dir habe ich ein bisschen den Eindruck, dass Du Dich auch etwas dagegen sträubst und gerne daran festhalten willst, dass Du nicht "richtig" schwerhörig bist. Ich glaube, wenn man sich selbst eingesteht: "Doch, verdammt noch mal. Ich brauche Hörhilfen" wird es letztlich einfacher.
Das mag tatsächlich eine Rolle spielen. Ich bin einäugig blind und das auch seitdem ich ein Kind bin. Diese "Behinderung" war nicht immer nur spaßig, auch wenn sich meine Probleme damit in Grenzen halten (und gehalten haben, ich hatte tolle Eltern, die viel Zeit und Mühe investiert haben, mit mir bspw. Werfen und Fangen zu üben und so weiter). Vielleicht ist die Einsicht, dass "noch ein Sinn Probleme hat", eine, die mir unterbewusst Probleme macht.
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:39 Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich sowas "Persönliches" schreibe. Ich kenne Dich ja letztlich gar nicht. Aber ich habe das immer gedacht, wenn ich gelesen habe: "Naja, bei mir ist das ja anders, ich gehöre ja gar nicht richtig zu euch, ich brauche die ja noch gar nicht, ich spiele nur mal so ein bisschen damit rum".
Nein, gar nicht, ich bin dir sehr dankbar für diese klaren Worte!
Silviiie hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:44 Ist bei Mir zu Anfang auch so gewesen .. das Ich irgendwas höre aber nicht weiß was es ist
Kann auch nicht wirklich sagen aus welcher Richtung es kommt ..

Alles hörte sich anders an als zuvor gehört und alles nur noch komisch irgendwie
Darin erkenne ich mich voll wieder... genau da stecke ich irgendwie auch. Es hört sich vieles "so komisch" an, insbesondere Geräusche. Sprache verstehe ich ja tatsächlich (wesentlich) besser.
Silviiie hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:44 Man gewöhnt sich daran an das anders klingen der Dingen
Dann fällt das später garnicht mehr ins Gewicht
Hätte Ich auch öfters machen sollen aber hatte Mich an alles gewöhnt und es halt so angenommen wie es ist
Stimmt... man muss vielleicht wirklich die Scheu ablegen, "zu nerven". Eigentlich tut man es ja gar nicht, es ist ja deren Job genau das zu tun...
Johannes B. hat geschrieben: 17. Aug 2021, 11:33 also erstens:
ich habe den Eindruck, dass mein Gehirn regelmäßig wieder "runterregelt", was ich ihm an mehr Schall auf´s Ohr knalle.
zweitens:
Ein Psychologe - anlässlich meiner ersten "BurnoutReha" - sagte mir einst:
"Johannes, vielleicht rettet Ihnen ihr unbewusstes "abriegeln von Geschwätz" auch schlicht den A...., weil: es gibt Menschen, die haben diese Gabe nicht, sie riegeln nicht ab und bekommen heftigen Tinnitus".
Sehr interessante Sicht! Gerade, dass das (auch mit) eine Reaktion der Psyche sein könnte, die sich schützt.
Carla hat geschrieben: 17. Aug 2021, 11:57 Aber vielleicht hast du dir das Ganze einfacher vorgestellt. Der Kauf der Geräte verbunden mit den Tests, Anpassung etc. und auch das Hören.
Ja. Das habe ich. Ich bin da wohl auch voll den Märchen der Werbung aufgesessen. Dachte im Grunde, Hörgeräte wären so etwas wie "gute Kopfhörer"... "gut" im Sinne von "Equalizer für die Frequenzen, die ich nicht so gut höre".

Man war ich naiv...
Carla hat geschrieben: 17. Aug 2021, 11:57 So war das bei mir. Ich bin mit der Verordnung vom HNO Arzt zum Akustiker gegangen und dachte, er legt mir ein oder zwei Geräte vor, die mir gefallen. :lol: So war es natürlich nicht. Und auch das Hören und Verstehen veränderte sich. Ich dachte, ich höre das, was ich so ohne Höris höre, nur lauter und klarer. So ist es natürlich auch nicht. Und so wird es wohl auch nicht wieder sein. Hm.
Schön zu hören, dass andere denselben "Trugschluss" hatten :D
Carla hat geschrieben: 17. Aug 2021, 11:57 So kommt eines zum anderen. Das Tragegefühl; ich hab schon mal geheult, dass ich die Hörgeräte vor einen SUV werfe. Verbunden mit der Maske ist das alles nicht besser. Also Kopf hoch, du bist absolut kein Lügner. :sm(89):
Danke dir :)
svenyeng hat geschrieben: 17. Aug 2021, 13:27 Wenn ich das richtig verstehe, hast Du die HGs schon gekauft und bist jetzt unzufrieden.
Ich hab die im Oktober letzten Jahres gekauft, ja.
svenyeng hat geschrieben: 17. Aug 2021, 13:27 Hattest Du denn beim Testen diese Probleme (rauschen hören, ..) nicht?
Wenn das da schon war, hättest Du ja nicht kaufen dürfen/sollen.
Das ist rückblickend für mich kaum noch zu sagen. Ich habe mir die Frage auch gestellt, ob ich das damals nicht gehört habe. Tendenziell sage ich aber: Nein, habe ich nicht, nicht in der Form wie jetzt. Sonst hätte ich sie nicht ausgewählt, da bin ich mir eigentlich sicher.

Aber keineswegs so sicher bin ich mir, ob es jetzt wirklich am Gerät liegt. Oder doch vielleicht an mir, vielleicht hat sich mein "Hören" verändert, wie Johannes im Grunde auch skizziert hat. Das merke ich bei mir ja selbst auch, es ist jeden Tag "irgendwie anders". Heute bspw. rauscht es weniger als gestern... du, ich weiß auch nicht, warum das so ist oder ob ich mittlerweile komplett irre bin...
svenyeng hat geschrieben: 17. Aug 2021, 13:27 Dann muss der Akustiker schauen, was er da tun kann.
Genau das läuft momentan auch, er hat mir gestern ein bisschen was in den hohen Frequenzen geändert, das hat ein (bisher hier nicht genanntes) Klirr-Problem sehr gut beseitigt.
svenyeng hat geschrieben: 17. Aug 2021, 13:27 Ich habe ja schon einige HGs gehabt und nie gabs ein Rauschen.
Entweder sind Deine HGs defekt oder aber die haben tatsächlich ein Eigenraschen was Du noch hörst, weil Dein Gehör noch gar nicht so schlecht ist.
Freut mich für dich, ehrlich!

Und wenn letzteres zutrifft, freut es mich für mich :D
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Brittany
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#9

Beitrag von Brittany »

Hallo Miro,
es freut mich total, dass es Dir schon etwas besser geht. :-) Der Austausch mit Betroffenen hilft total, finde ich.
Man muss auch bei diesem ganzen Weg, den man da geht oder für den man sich entscheidet, bedenken: Verdrängung frisst total viel Energie. Ein Problem wegzudrängen, immer nur halb hinzugucken, eigentlich lieber nicht wirklich richtig Bescheid wissen zu wollen ist selbst Stress. Wen will man auch eigentlich belügen? Sich selbst? Es hat ja auch was mit Respekt zu tun, mit Selbstrespekt. Mit Achtung vor sich selbst und seinem Körper. Einem guten Freund, dem Du supergerne helfen möchtest, würdest Du ja niemals raten: "Ja, gute Idee, beim Hörtest so´n bisschen zu tricksen! Das hilft Dir echt weiter in Deiner Lage! Mach das unbedingt!" ;-)
Man muss sein Selbstimage ändern, tja. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für Dich mit der Sehproblematik wirklich nochmal schmerzhafter ist. Aber eben auch befreiend, finde ich. Der ganze Verdrängungskrampf und Hörkampf fällt weg, und man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: seinen Ohren und seinem Gehirn möglichst gute Bedingungen zu bieten. Und das ist - anders als das Ausweichen und Leugnen - wirklich eine sinnvolle Arbeit.
Ganz viele Grüße
Brittany
Johannes B.
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#10

Beitrag von Johannes B. »

ist es denn "tricksen", wenn man beim Hörtest erst bestätigt, wenn man sich sicher ist, gehört zu haben und es nicht nur glaubte?
ist es denn tricksen, wenn man beim Verstehtest nur bestätigt, was man wirklich verstanden hatte und nicht nur erraten?
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
rabenschwinge
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#11

Beitrag von rabenschwinge »

@Brittany, toll beschrieben und genau so ist es! Hab vielen Dank dafür.
mirochen
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#12

Beitrag von mirochen »

Johannes B. hat geschrieben: 17. Aug 2021, 16:41 ist es denn "tricksen", wenn man beim Hörtest erst bestätigt, wenn man sich sicher ist, gehört zu haben und es nicht nur glaubte?
ist es denn tricksen, wenn man beim Verstehtest nur bestätigt, was man wirklich verstanden hatte und nicht nur erraten?
Genau damit bin ich auch lange schwanger gewesen, sozusagen.

Meine persönliche Sicht dazu habe ich oben, glaube ich, ja angedeutet: Ist es nicht (auch wenn es sich für mich manchmal in der Erinnerung so anfühlt, diese Widerspruch zwischen "Verstand weiß, es war kein Tricksen" und "aber es fühlt sich anders an" ist mein persönliches Spannungsfeld, unter dem ich momentan quasi leide). Der Test testet, ob man ein Wort _gehört_ hat und nicht, ob man ein Wort aus dem Zusammenhang, den gehörten "Wortfetzen", der Wahrscheinlichkeit oder was-auch-immer ableiten kann (das wäre ja eher ein Sprach-Intelligenztest).

Wenn ich "ei" höre und es um Zahlen geht, weiß ich, damit ist "EiNS" gemeint. Oder "ben", dann wird es wohl "Sieben" sein. Wenn ich bei "ei" oder "ben" schon drücke, wird der Test in meinen Augen nutzlos (weil mindestens eine Stufe verzerrt, vielleicht sogar noch mehr).

Leider weiß ich, dass das hier im Forum auch ein Streitthema ist *grummel* Hoffe, dass wir das Streiten mal lassen können. Denn genau das sind eben diese Dinge, die einem als Neuling "aufstoßen" und die einem ECHT zu schaffen machen (ok, mir jedenfalls, ich denke über so etwas auch wochenlang nach -.-).
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 16:37 es freut mich total, dass es Dir schon etwas besser geht. :-) Der Austausch mit Betroffenen hilft total, finde ich.
Manchmal ist das so. Wie in diesem Thema hier. Manchmal ist es nicht so, weil einen manche Aussage auch echt zurückwerfen könnte (ich gebe es zu, ich bin da bspw. echt empfindlich/empfänglich, wenn ich offen über meine Probleme spreche, selbst wenn ich hier nicht unter echtem Namen unterwegs bin).
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 16:37 Man muss auch bei diesem ganzen Weg, den man da geht oder für den man sich entscheidet, bedenken: Verdrängung frisst total viel Energie. Ein Problem wegzudrängen, immer nur halb hinzugucken, eigentlich lieber nicht wirklich richtig Bescheid wissen zu wollen ist selbst Stress. Wen will man auch eigentlich belügen? Sich selbst? Es hat ja auch was mit Respekt zu tun, mit Selbstrespekt. Mit Achtung vor sich selbst und seinem Körper. Einem guten Freund, dem Du supergerne helfen möchtest, würdest Du ja niemals raten: "Ja, gute Idee, beim Hörtest so´n bisschen zu tricksen! Das hilft Dir echt weiter in Deiner Lage! Mach das unbedingt!" ;-)
Sehr wahr! Und diesen Energiefresser möchte man auch immer gerne loswerden...
Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 16:37 Man muss sein Selbstimage ändern, tja. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für Dich mit der Sehproblematik wirklich nochmal schmerzhafter ist. Aber eben auch befreiend, finde ich. Der ganze Verdrängungskrampf und Hörkampf fällt weg, und man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: seinen Ohren und seinem Gehirn möglichst gute Bedingungen zu bieten. Und das ist - anders als das Ausweichen und Leugnen - wirklich eine sinnvolle Arbeit.
Da hast du wirklich Recht mit. Es sich einzugestehen und sich damit nicht mehr zu belasten, ist vielleicht der wichtige erste Schritt, um dann mit "dem Rest" auch besser klar zu kommen.

Ich stecke noch ein wenig bei diesem ersten Schritt fest, schätze ich. Aber jetzt, wo es mal klar benannt ist, kann ich ihn ja auch endlich hinter mir lassen... denke ich :D
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rabenschwinge
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#13

Beitrag von rabenschwinge »

In dem ersten Schritt stecke ich bei der Akzeptanz meiner Schwerbehinderung Jahre fest.... schwerbehindert war immer meine Tochter. Ich doch nicht. Nicht die Glucke mit den Riesenflügeln, Superwoman, die alles packt.

Joah, bis ich sowas von auf Schnauze fiel bei einem sehr nichtigen Anlass. Das holte mich doch sehr prägnant von meinem hohen Ross.

Seitdem ist sehr viel Zeit vergangen und ich habe ( auch mit Hilfe von Therapeut und Psychiater ) gelernt mich als Schwerbehinderte anzunehmen.
Vieles ist für mich dadurch erheblich leichter geworden.
Brittany
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#14

Beitrag von Brittany »

Hallo lieber Miro,
ich bin auch immer wieder mal empfindlich. Und in dieser Anfangszeit ist das ja nochmal stärker, das kennen sicher viele von sich selbst. Darum muss man sich gewissermaßen um eine Mischung bemühen: einerseits wirklich nicht die Augen zukneifen, sich wirklich anstrengen (z.B. bei der Hörgeräteanpassung usf.), andererseits: Geduld mit sich haben und auch wissen, dass das wirklich ans Eingemachte geht, dass man Pausen und Schonung braucht. Man ist in dieser Zeit ja sozusagen "nackt", das kann sich immer wieder auch irgendwie grenzüberschreitend anfühlen.

Aber man bekommt als Belohnung ja so einen Zugewinn! Ich habe in Bad Nauheim ja sofort Leihgeräte verpasst bekommen. Das wird da natürlich alles wirklich ernst genommen; ich wurde dafür sogar hochpersönlich aus einer Gruppensitzung rausgeholt. Und Schock hin und Image her: ich war auch völlig fasziniert und beglückt! Ich habe in der ersten Zeit ganz lustige Sachen gemacht - an der Wand entlanggekratzt und auf den Nachttisch gepocht und mit den Fingernägeln an die Fensterscheibe geklickert. :lol: Einfach nur, weil ich das alles so spannend fand!

Also: bleib dran. Aber überforder Dich auch nicht. :-)

Brittany
mirochen
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#15

Beitrag von mirochen »

rabenschwinge hat geschrieben: 17. Aug 2021, 17:16 In dem ersten Schritt stecke ich bei der Akzeptanz meiner Schwerbehinderung Jahre fest.... schwerbehindert war immer meine Tochter. Ich doch nicht. Nicht die Glucke mit den Riesenflügeln, Superwoman, die alles packt.
Joah, bis ich sowas von auf Schnauze fiel bei einem sehr nichtigen Anlass. Das holte mich doch sehr prägnant von meinem hohen Ross.
:shock: Das glaub ich dir, dieses "ich doch nicht" kommt mir irgendwie bekannt vor...
rabenschwinge hat geschrieben: 17. Aug 2021, 17:16 Seitdem ist sehr viel Zeit vergangen und ich habe ( auch mit Hilfe von Therapeut und Psychiater ) gelernt mich als Schwerbehinderte anzunehmen.
Vieles ist für mich dadurch erheblich leichter geworden.
Als es letztes Jahr bei mir wegen des Schwindels noch so aussah, als ob ich mich an den Status Quo gewöhnen müsste, war ich auch bei einem Therapeuten. Seine Diagnose nach ein paar Sitzungen lautete auch u.a. "Anpassungsstörung": Weil ich nicht an dem Punkt war zu sagen, ja ich bin ab jetzt schwerbehindert und lebe mit dem Schwindel - ich war noch bei "noch sind nicht alle Optionen ausgeschöpft"... hab mich da tierisch drüber aufgeregt, dass er von mir erwartet hat, ich solle aufgeben... ja ich weiß, dass ich mit dieser Interpretation falsch lag bzw. das zu stark einseitig gesehen ist.

Aber ich denke du meinst, dass man den Punkt irgendwann erreicht bzw. erreichen sollte, an dem man quasi keine Anpassungsstörung mehr hat sondern sich mit seinem Schicksal abgefunden hat - und DANN eben daraus etwas machen kann. Oder?

Ich hatte damals, als ich das Augenlicht verlor (ich war Kind), keinerlei Probleme es zu akzeptieren. Ich war von heute auf morgen eben dann jetzt einseitig sehend und gut ist. Die Probleme kamen erst am Ende und nach der Pubertät, dann aber ein paar Jahre heftig.
Zuletzt geändert von mirochen am 17. Aug 2021, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.
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mirochen
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#16

Beitrag von mirochen »

Brittany hat geschrieben: 17. Aug 2021, 17:20 Aber man bekommt als Belohnung ja so einen Zugewinn! Ich habe in Bad Nauheim ja sofort Leihgeräte verpasst bekommen. Das wird da natürlich alles wirklich ernst genommen; ich wurde dafür sogar hochpersönlich aus einer Gruppensitzung rausgeholt. Und Schock hin und Image her: ich war auch völlig fasziniert und beglückt! Ich habe in der ersten Zeit ganz lustige Sachen gemacht - an der Wand entlanggekratzt und auf den Nachttisch gepocht und mit den Fingernägeln an die Fensterscheibe geklickert. :lol: Einfach nur, weil ich das alles so spannend fand!
Das klingt nach einer wirklich tollen Erfahrung, ich freue mich für dich, dass du das erleben konntest!
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rabenschwinge
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Re: Fühle mich wie nen Lügner...

#17

Beitrag von rabenschwinge »

Als Kind hat man das mit dem Selbstbild noch nicht so. Das kommt erst in der Pubertät und dem Vergleichen mit anderen.

Etwas als * es ist so* zu akzeptieren bzw. anzunehmen heißt nicht, dass man aufgibt. Ganz im Gegenteil. Mit der Akzeptanz und dem Einlassen darauf mache ich einen Riesenschritt nach vorn. Ich bin nicht mehr gefangen in den Kampf gegen das Betreffende sondern lerne damit umzugehen und meine Energien auf andere Dinge zu fokussieren als auf den Kampf.

Was Raum gibt zur Weiterentwicklung.
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