IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

Muss nichts mit Hören zu tun haben, kann aber ...
mirochen
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#26

Beitrag von mirochen »

rabenschwinge hat geschrieben: 30. Aug 2021, 13:09 Ich stelle immer wieder fest, dass in DE einfach zu viel geredet und Planspiele veranstaltet werden anstatt man ganz einfach mal anfängt und macht. Da sind andere Länder erheblich weiter und gehen auch viel offener und offensiver mit dem Thema Behinderung und Inklusion um.
SOWAS von WAHR bei so unglaublich vielen Themen! Wir sind absolute Experten im Bilden von "Ausschüssen" und "Gremien" und "Workshops" - was total oft dann im Sande verläuft aber richtig viel Geld kostet... statt einfach mal abzufangen.
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Johannes B.
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#27

Beitrag von Johannes B. »

mirochen hat geschrieben: 30. Aug 2021, 16:03
Wir sind absolute Experten im Bilden von "Ausschüssen" und "Gremien" und "Workshops" - was total oft dann im Sande verläuft aber richtig viel Geld kostet... statt einfach mal abzufangen.
was für ein herrlicher Verschreiber:
ja, fangen wir mal an, die ganzen Geschwätzrunden vorher und rechtzeitig aBzufangen :clap:
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
rabenschwinge
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#28

Beitrag von rabenschwinge »

Jap @mirochen. Es wird von Gremien, Experten, Foren, Gutachtern, Sachverständigen etc.pp. zerredet, verschoben und oft genug verläuft es dann im Sand.

Was schade ist und DE in puncto Inklusion und Integration von Behinderten wirklich zum Entwicklungsland macht. Auch was den Arbeitsmarkt angeht. Viel zu viele Behinderte finden nur auf dem zweiten Arbeitsmarkt eine Anstellung . Der Lohn ist ein Taschengeld und etwas wie die Riesterrente oder eine andere Altersvorsorge können viele auch nicht treffen, da der Staat die Summe der Ersparnisse sehr klein hält, die ein Schwerbehinderter haben darf. Alles, was über diesen Betrag hinaus geht kassiert der Staat ein.
Dani!
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#29

Beitrag von Dani! »

Jetzt alles auf die schwerbehinderung zu schieben ist auch zu einfach. Jetzt verstehe ich auch, warum viele Betroffene den Kontakt zu schwerhörigen Gruppen meiden.
Dominik
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Brittany
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#30

Beitrag von Brittany »

Hallo Dani!

Glaubst Du denn, dass es das ist, worum es in solchen Gruppen geht?!? Ich war noch nicht in einer Selbsthilfegruppe, aber ich finde den Gedanken an solche Treffen oder Gruppen total attraktiv, und zwar nicht, weil ich "alles auf meine Schwerhörigkeit schieben" will, sondern weil ein Austausch unter Betroffenen hilfreich und entlastend ist. Das habe ich in der Reha erlebt, und das ist ja auch der Sinn dieses Forums.
"Alles auf xy schieben" ist nie sinnvoll. (Ich kenne das z.B. von Übergewichtigen, die den Figurproblemen die Schuld an allem geben, und solche Beispiele sind erweiterbar.) Ich möchte schwer bezweifeln, dass das Hauptinhalt und -gesprächsstoff in solchen Gruppen sein kann. Das würde sich wohl auch ziemlich schnell erschöpfen.
Ich finde das interessant als Gegengewicht zu meinem persönlichen Umfeld, wo das als Thema nicht relevant ist (es sei denn, ich mache es zum Thema).

Viele Grüße

Brittany
rabenschwinge
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#31

Beitrag von rabenschwinge »

@Dani, wo wird was auf die Schwerbehinderung geschoben?

https://www.deutschlandfunk.de/bundeste ... _id=375179 bspw. bewusst?
Dani!
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#32

Beitrag von Dani! »

@Brittany
Nein, das glaube ich nicht. Bzw ich weiß ja selbst sehr genau, was wir in der SHG machen und kann es jedem Neuling nur wärmstens ans Herz legen, es zumindest mal probiert zu haben. In meiner SHG haben wir derzeit sogar oft private Ausflüge mit zum Teil mehreren Nächten Übernachtung. Ich komme gerade wieder von so einem Ausflug bzw privaten Feier. Und mir selbst tut das brutal gut, weil ausschließlich Betroffene dabei sind (hier mit derselben Doppelbehinderung)

Die Denke, dass in SHGs nur lamentiert wird, stammt nicht von mir. Ich lese das immer wieder im Chat bei Neulingen als Begründung, denen ich das empfehle. 3/4 lehnen sofort ab. Und bei manchen SHGs stimmt das sogar. Von denen sollte man sich nicht abschrecken lassen und stattdessen eine andere probieren.
Dominik
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Rondomat
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#33

Beitrag von Rondomat »

Ich habe die Selbsthilfe nicht als Lamentier-Verein kennen gelernt. Im Gegenteil: man kann sich im Bewusstsein seiner Behinderung unter Gleichen bewegen, sich austauschen, neue Wege für sich finden und dadurch wieder Kraft schöpfen.

Und wir in unserem Verband reden nicht nur über unsere Ohren, im Gegenteil: vielfältige Aktivitäten, die man sonst gar nicht auf dem Radar hatte und neue Freundschaften können entstehen.

Ich möchte die Selbsthilfe nicht mehr missen und kann jedem nur mal testweise beispielsweise einen SHG-Stammtisch empfehlen.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Brittany
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#34

Beitrag von Brittany »

@Dani!:
Hi Dani!, das klärt es, danke. Mir war nicht deutlich, dass Deine eigene Ansicht da sehr abweicht. Das, was Du über Deine Gruppe schreibst, klingt sehr gut und eher so, wie ich es mir idealerweise auch denken würde. Du hattest ja weiter oben sehr kurz und knapp geschrieben, und mir war auch unbekannt, dass z.B. Du selbst da aktiv bist. :-)
@ Rondomat:
Ja, das wäre auch meine Vorstellung, und mir ist auch klar geworden, dass mir das sehr fehlt. Momentan sind durch Corona alle Aktivitäten ja sehr ausgebremst, aber ich habe das jetzt im Blick.
>Und wir in unserem Verband reden nicht nur über unsere Ohren
:lol: ;)
Nee, das wäre auch eine reichlich eingeschränkte Konversation. Wobei ich es mir eben sehr entspannend vorstelle, dass man zwischendurch immer darauf zu sprechen kommen kann, ohne dass das als seltsames off topic gesehen wird.
Viele Grüße und schönen Sonntag!
Brittany
Randolf
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#35

Beitrag von Randolf »

Hallo,

ich denke mal, wer behindert ist, hat auch einen Ausweis für die Behinderung.

Gruß Randolf
Wallaby
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#36

Beitrag von Wallaby »

Randolf…deine allgemeine Behauptung ist FALSCH.
Nicht jeder Behinderte beantragt einen SchwebiAusweis.
Diejenigen die es beantragen tun müssen wiederum je nach „Behinderung“ die entsprechende Vorgaben erfüllen um letztendlich einen SchwebiAusweis anerkannt zu bekommen
Randolf
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#37

Beitrag von Randolf »

WIESO ist meine Feststellung, dass Leute mit einem amtlichen Ausweis behindert sind, falsch?
Dann brauchte es ja gar keine Regelung. Jeder, der sich behindert fühlt, käme in den Genuss der Nachteilsausgleiche. Und das geht doch nicht.
Dani!
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#38

Beitrag von Dani! »

Weil du den Besitz des Ausweis und der Behinderung umgedreht hattest. Das ust faksch. Man kann auch behindert sein ohne einen Ausweis zu besitzen.

Abgesehen davon hat deine Feststellung nichts mit der Fragestellung von Herrn B zu tun.
Dominik
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Ohrenklempner
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#39

Beitrag von Ohrenklempner »

Ja, aus der Aussage "Jedes Mädchen hat eine Mutter" kann man nicht schließen, dass jede Mutter auch eine Tochter hat. ;)
Tuchel48.1.1
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#40

Beitrag von Tuchel48.1.1 »

Ja, man ist behindert und wird zusätzlich behindert durch unverschämte Menschen und fehlende Hilfsmittel!
Aber wer schon sein ganzes Leben lang behindert war, zieht sich einen Bärenpelz an und läßt nicht soviele dumme Sprüche und Beleidigungen an sich ran.
Eigentlich gibt es eine ganze Menge Behinderte, die Großes leisten können, das hat man jetzt auch in Tokio bei Paralympics gesehen.

Das geht aber leider an den Personalchefs vorbei, wen sie leider keine Behinderten beschäftigen wollen. Vorurteile!
was tut die Politik? Sie sieht einfach drüber hinweg und tut nichts, weil es den Chefs so in Kram paßt!
mirochen
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#41

Beitrag von mirochen »

Randolf hat geschrieben: 6. Sep 2021, 17:29 Hallo,

ich denke mal, wer behindert ist, hat auch einen Ausweis für die Behinderung.

Gruß Randolf
Nein.

Ich bin einseitig blind (= Behinderung) und bin schwerhörig (= Behinderung).

Einen Behindertenausweis habe ich nie besessen und werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach auch erst mal nicht besitzen.

Ich könnte maximal mit einer Bestätigung fürs Finanzamt dienen, dass ich einen unfassbar hohen Steuervorteil einstreichen darf...

Das letzte war jetzt Ironie, der Rest nicht.
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rabenschwinge
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#42

Beitrag von rabenschwinge »

Mir hat die Arge damals nahegelegt doch einen Behindertenausweis aufgrund meiner Schwerhörigkeit vorallem aber wegen meiner Depressionen & Angststörung zu beantragen und gleichzeitig doch bitte einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen.

Ist beides übrigens problemlos über die Bühne gegangen.... für mein Leben hatte ich mir etwas anderes gewünscht. Eigentlich wollte ich doch noch eine Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation machen.

Uneigentlich bin ich jetzt Frührentnerin.
Randolf
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#43

Beitrag von Randolf »

Ohrenklempner hat geschrieben: 7. Sep 2021, 07:41 Ja, aus der Aussage "Jedes Mädchen hat eine Mutter" kann man nicht schließen, dass jede Mutter auch eine Tochter hat. ;)
... mit 18 kann man Auto fahren.
Aber nicht jeder, der Auto fährt, hat einen Führerschein.
Ich bin hörbehindert und habe einen Schwerbehndertenausweis.
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#44

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
@Randolf: Wer ein Auto fährt, sollte aber einen Führerschein haben. Wäre schlecht im Falle einer Verkehrskontrolle.

Gruß

Alfred
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AlfredW
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#45

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
Randolf hat geschrieben: 6. Sep 2021, 20:51 WIESO ist meine Feststellung, dass Leute mit einem amtlichen Ausweis behindert sind, falsch?
Dann brauchte es ja gar keine Regelung. Jeder, der sich behindert fühlt, käme in den Genuss der Nachteilsausgleiche. Und das geht doch nicht.
Weil Du geschrieben hast, dass jede Person mit Behinderung einen Ausweis hat. Dies ist aber eine gänzlich andere Aussage zu dem obigen Zitat.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#46

Beitrag von rabenschwinge »

Randolf hat geschrieben: 7. Sep 2021, 19:40
Ohrenklempner hat geschrieben: 7. Sep 2021, 07:41 Ja, aus der Aussage "Jedes Mädchen hat eine Mutter" kann man nicht schließen, dass jede Mutter auch eine Tochter hat. ;)
... mit 18 kann man Auto fahren.
Aber nicht jeder, der Auto fährt, hat einen Führerschein.
Ich bin hörbehindert und habe einen Schwerbehndertenausweis.
Von sich auf andere schließen zu wollen ist ne ziemlich blöde Idee.
Brittany
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#47

Beitrag von Brittany »

@Rabenschwinge:
... aber ziemlich weitverbreitet. ;-)
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#48

Beitrag von rabenschwinge »

Leider @Brittany
Dani!
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#49

Beitrag von Dani! »

Brittany hat geschrieben: 7. Sep 2021, 20:49 @Rabenschwinge:
... aber ziemlich weitverbreitet. ;-)
Ich glaube, genaugenommen kann sich da keiner ausnehmen. Also ich schließe da jetzt mal von mir auf andere :D
Im Ernst, ganz befreien kann man sich davon nicht. Die Frage ist nur immer, wie ausgeprägt das bei einem offenbahrt wird.
Dominik
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Re: IST man nun behindert - oder WIRD man behindert?

#50

Beitrag von Brittany »

Hallo Dani!,

natürlich. Das ist Teil unserer mentalen Grundausstattung; da kann keiner über seinen Schatten springen.
Ich meinte natürlich eher die krasseren Fälle. So in Richtung "dies Obst kannst Du gar nicht am liebsten mögen, weil das ja viel viel leckerer ist!" (Selbst erlebt. ;-))

Schönen Gruß

Brittany
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