ReinerH hat geschrieben: ↑29. Mär 2024, 12:19
Obwohl das Ladegerät deutlich sichtbar auf der Werkbank stand konnte ich es akustisch nicht orten.
Ist das so? Muss ich damit leben oder kriegt man das besser hin?
Ja, das kann man unter bestimmten Voraussetzungen besser hinkriegen.
Richtungshören geht im Wesentlichen über drei verschiedene Mechanismen im Gehirn, die Feinheiten lassen wir mal außen vor:
1. Laufzeitunterschied zwischen links und rechts. Unter anderem wichtig für die Orientierung im Raum. Geht auch mit Hörgeräten, da diese links und rechts die gleiche Verzögerung erzeugen, und somit die Differenz nicht ändern. Hilft beim Dauerpiepsen des Ladegeräts leider nicht weiter, sondern nur bei Geräuschen, die sich verändern oder kurz dauern (Vogelzwitschern).
2. Pegelunterschiede links/rechts. Funktioniert mit Hörgeräten nur dann, wenn sie nach dem Prinzip des Lautheitsausgleichs angepasst sind, wenn Du also jede Frequenz bei jedem Pegel links und rechts gleich laut empfindest. Das sollte nach meiner Erfahrung auf ca. 1dB hin oder her stimmen, da ist leider nicht viel Toleranz. Ich passe meine Geräte so an und habe damit wieder gutes räumliches und Richtungshören. Damit lassen sich auch einzelne Stimmen wieder aus dem Hintergrundlärm herauslösen. Allerdings brauche ich dazu mehrere Sitzungen mit insgesamt einigen Stunden konzentrierter Arbeit. Für den Akustiker ist es schwierig, das hinzukriegen, weil er nicht hört, was Du hörst und sich nicht alles so genau kommunizieren lässt. Je nach Art des Hörverlustes und je nach Frequenz ist es auch gar nicht so einfach, zu sagen, wann links und rechts gleich laut ist. Die Messverfahren dazu sind eine ganze Wissenschaft für sich, darüber wurden schon Bücher geschrieben.
3. Ortung durch Kopfdrehen und Nutzung der sogenannten HRTF (head related transfer funkction) bzw. Abschattungsfunktion.
Das ist im Prinzip eine Abwandlung von (2) und stellt die normale Methode dar, mit der die meisten Menschen versuchen würden, das hochfrequente Pfeifen des Ladegeräts zu lokalisieren. Der Kopf dämpft je nach Drehwinkel und Neigungswinkel unterschiedliche Frquenzen aus unterschiedlichen Richtungen sehr unterschiedlich und bis zu 20dB. Durch die Lautstärkeänderungen auf beiden Ohren während der Kopfbewegungen ermittelt unser Gehirn dann die Richtung des Geräuschs. Mit Hörgeräten ändert sich die HRTF dramatisch, da die Mikrofone an den falschen Stellen sitzen. Richtmikrofone machen die Nutzung dieses Effekts noch schwieriger, und die ganze Signalverarbeitung der Hörgeräte zur Sprachhervorhebung ist auch nicht gerade hilfreich. Ich bevorzuge deshalb CIC Geräte mit Einzelmikrofon im Musikprogramm.