Verschlechterung, nicht mehr leidensgerecht, keine richtige Diagnose, Hausarzt ignorant

Antworten
Trichter
Beiträge: 24
Registriert: 15. Mär 2013, 15:48
11

Verschlechterung, nicht mehr leidensgerecht, keine richtige Diagnose, Hausarzt ignorant

#1

Beitrag von Trichter »

Wird ein bißchen länger...

Meine Erkrankungsvorgeschichte:

Ende 2012 wurde ich operiert, weil ich einen Spasmus hemifacialis (einseitig auftretende unwillkürliche Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur) hatte der sich anders nicht beseitigen ließ.
Hervorgerufen wurde dies durch einen "Kurzschluß" von Nervenbahnen im Schädel.
Darum sollte dieser "Kurzschluß" durch das Anbringen (kleben) eines Stückes Goretex beseitigt werden.
Leider wurde bei diesem operativen Eingriff die Adern zum Ohr zu lange abgedrückt, was zu folgenden Schäden beim linken Ohr führte:

- Gehörlosigkeit links (nur bei sehr lautem Lärm erfolgt noch ein unangenehmer Reiz),
dadurch kein räumliches Hören mehr möglich.
- Tinnitus links (ließ sich bisher noch durch das Grundrauschen des Mikros meiner CROS-Versorgung überspielen).
- Gleichgewichtsstörungen bei unebenem Gelände und/oder schlechten Lichtverhältnissen.
Aber kein Schwindel.

Wenn ich nun eine Erkrankung habe (Erkältung, Grippe etc) kündigt sich das meist schon 1-2 Tage vorher an, indem der Tinnitus zunimmt und dann mein Gleichgewichtssinn rapide abnimmt, inklusive Schwindel.

Und wenn die eigentliche Krankheit vorüber ist, dauert das meist noch so 5-7 Tage, bis auch mein Tinnitus und mein Gleichgewichtssinn auf den vorigen Zustand zurück ist.

Hauptgeschichte:

Mitte Januar hatte ich urplötzlich was mit dem Darm (ich kam nicht mehr von der Toilette wenn ich einmal drauf war) und fast zeitgleich zog mein Tinnitus und Gleichgewichtssinn mit.

Nach spätestens einer Woche war die Geschichte mit dem Darm erledigt und eine weitere Woche später war der verstärkte Tinnitus und das deutlich gestörte Gleichgewicht immer noch da.

Mein linkes ertaubtes Ohr fühlt sich groß und geschwollen an und bei jeder Lageveränderung des Kopfes fühlt es sich an, als ob sich diese große Schwellung dabei träge mitbewegt.
Das ist insbesondere beim Gehen äußerst unangenehm, da sich das mehr mitbewegt und auch durch das Aufsetzen der Füße beim Gehen die Stöße ungefiltert "durchschlagen".
Beim Heben oder besser gesagt beim Versuch des Anhebens schwerer Sachen fühlt es sich an, als wenn in dem Ohr ein Airbag aufgeht.

Auf der Suche nach der Ursache:

Nun ging es los, mit Blutabnahme, Blutdruckmessen, Überweisung zum HNO-Arzt und Überprüfung des Gehörs und Gleichgewichtstests.

Blutwerte waren okay, der Blutdruck wollte sich nicht festlegen, das Ohr war soweit sicht- und meßbar in Ordnung, nur etwas Schwindel ließ sich feststellen.

Ich wurde wieder zur Arbeit geschickt, was aber nur wenig Sinn machte:

Denn als Lagerhelfer, Staplerfahrer, Kommissionierer und Verlader in einem darf ich all das machen und zusammensuchen, wofür meine Kolleginnen zu klein und schwach sind und nicht hinreichen.

Außerdem laufe ich pro Tag 10-12 km und das sind zehn- bis zwölftausend Schaukeleien und Stöße pro Tag.

Und wenn man mit dem Gabelstapler über Fugen, Kanten oder über den gepflasterten Hof fährt, gehen die Stöße auch wieder durchs Ohr.

Vom Bewegungsrepertoire ist auch alles drin und schwere Sachen muß ich jeden Tag mehr als genug bewegen.

Somit ist das alles nicht mehr leidensgerecht und es müßte eine Neubewertung meines Zustandes geben.

Denn wenn sich das nicht mehr ändert, dürfte ich meiner Meinung nach nur noch Arbeiten überwiegend im Sitzen und ohne schweres Heben ausüben dürfen.

Also war ich für einen Tag und den Tag darauf für 3 Stunden auf der Arbeit (mit 24h Blutdruckmessung) und erschien tags darauf wieder bei meinem Hausarzt.

Ich wurde erneut krankgeschrieben und mein Blutdruck ist wohl leicht erhöht, wogegen ich nun auch Medikamente erhalte.

Es folgten noch ein weiterer Besuch beim HNO-Arzt (nichts meßbar) und meinem Hausarzt und letzte Woche Dienstag gab es meinen vorübergehend letzten Termin beim Hausarzt:

Er könne mich nicht länger krankschreiben und ich sollte doch wieder arbeiten gehen und mich dran gewöhnen. Ha! Ha! Ha!

Ich habe anfangs allerdings verstanden, daß ich arbeiten gehen solle, damit sich das "Ohr" wieder daran gewöhnen solle.
Und für sowas wäre Krankengymnastik doch besser geeignet, woraufhin er entgegnete, daß das nicht geeignet sei.

Danach hat er mir vorgeschlagen daß ich eine Reha beantrage und hat mich noch bis diesen Freitag krankgeschrieben.

WTF?! Reha? Dafür bräuchte ich doch eine Diagnose, sonst wird die eh sofort abgelehnt.

Ob man denn dort nicht mal mit bildgebenden Verfahren schauen könnte, es könnte schließlich wirklich etwas angeschwollen oder verstopft sein, immerhin hat er mir darauf eine Überweisung für einen MRT-Termin mitgegeben - der ist allerdings erst Ende Mai, weil hier alle monatelang ausgebucht sind. :(

In der Zwischenzeit habe ich noch einen Freund und seine Freundin getroffen und mit meinem HNO-Arzt hat mein Freund letztens auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Von beiden wurde mir daraufhin eine weiter entfernte HNO-Praxis empfohlen, mit der beide und auch deren Arbeitskollegen schon sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Darum werde ich mir am Freitag mal versuchen eine Überweisung an die gute HNO-Praxis zu bekommen, von wegen zweiter Meinung und versuchen einen zeitnahen MRT-Termin zu bekommen.

Wenn es heißt, daß ich doch wieder arbeiten könne, werde ich am Montag für ein paar Stunden auf der Arbeit erscheinen (mein Chef steht immer noch voll hinter mir obwohl ich ihn schon aufgeklärt habe, daß das wahrscheinlich nicht weggeht) und danach wieder bei meinem Hausarzt auf der Schwelle stehen, bis der mich mal ernst nimmt.
Das kann der von mir aus jeden Tag über Wochen haben.

Die "Diagnosen":

- K52.9 G gastrointest Infekt (7 Tage)

dann
- I99 G Kreislaufbeschwerden (4 Tage)

daraufhin:
I99 G Kreislaufbeschwerden, R42 G Schwindel, H93.1 G Tinnitus (~1 Monat)

und seit fast zwei Wochen:
- R42 G Schwindel, H93.1 G Tinnitus, I10.90 G Hypertonie (arterie)
Links: praktisch taub, Phonak CROS M H20 Rechts: normalhörend,Phonak Bolero Q70-M13 Offene Versorgung, Fit`nGo Slim Tubes, Domes
serik
Beiträge: 353
Registriert: 8. Jul 2011, 01:47
12

Re: Verschlechterung, nicht mehr leidensgerecht, keine richtige Diagnose, Hausarzt ignorant

#2

Beitrag von serik »

Hallo Trichter,

es ist immer wieder bedauerlich, dass manche Fälle (wie z.B. bei Dir) "offensichtlich" zwar mehr als ernst wären, aber gerade solche doch zu wenig beachtet würden. Tja, dann bliebe vorerst wohl das, was Du schon selber angedeutet hast:
#1 hat geschrieben:..., bis der mich mal ernst nimmt.
Das kann der von mir aus jeden Tag über Wochen haben.
Danke für die Erzählung von Deinem Fall und berichte ruhig wieder, wenn sich 'was "Neues" ergibt. Alles Gute und dass Dir bald irgendwie geholfen wird!

Schöne Grüße,
Sergej
Wie manipuliert man einen Menschen?
Man erzählt ihm nur die halbe Wahrheit.
hildebread
Beiträge: 15
Registriert: 4. Nov 2014, 22:56
9

Re: Verschlechterung, nicht mehr leidensgerecht, keine richtige Diagnose, Hausarzt ignorant

#3

Beitrag von hildebread »

Klingt, zumindest teilweise, nach einem Vestibularisausfall. Drehschwindel is dabei nicht zwingend.

Das ist so wie wenn die Stoßdämpfer fehlen würden.
Man hat auch das Gefühl, Bewegungen würden sich irgendwie nachziehen. Schwer zu beschreiben.

Sieh dir bitte mal dieses Video an, vielleicht trifft es ja deine Beschreibung.

https://m.youtube.com/watch?v=so__0KnK_8Q
Zuletzt geändert von hildebread am 10. Aug 2020, 16:59, insgesamt 2-mal geändert.
Wer Lust zum quatschen hat: Discord, ohne Nummern/Emails etc. Aber auch gerne Threema. https://discord.gg/uaUWJfa
mirochen
Beiträge: 356
Registriert: 4. Okt 2020, 14:37
3

Re: Verschlechterung, nicht mehr leidensgerecht, keine richtige Diagnose, Hausarzt ignorant

#4

Beitrag von mirochen »

Frage - wieso "kann" dich dein Arzt nicht länger krankschreiben? Ist das neuerdings an irgendetwas gekoppelt außer an die Einschätzung deines Arztes, ob die arbeitsfähig bist oder nicht? Hat das was mit dem GKV-Status zu tun und dem Krankengeld?

Bei deiner Erkrankung - hast du Schwerbehinderung beantragt? Oder zumindest Gleichstellung? Das kann für dich bald sehr wichtig werden, weil es dich de fakto unkündbar macht - wenn dein Arbeitgeber auch Jobs hat, die deinen gesundheitlichen Möglichkeiten entsprechen, wäre dir so zumindest ein Einkommen gesichert.

Vor ein paar Monaten hätte ich dir dringend geraten, dich mal in Sinsheim bei Dr. Schiffmann zu melden - er ist zwar spezialisiert auf Schwindelfälle, aber ich fand, dass alleine seine ausführliche Diagnostik schon etwas wert ist. Allerdings: Privatpraxis, man zahlt immer so um die 800 oder 900 EUR für das komplette Programm. Bekommt dafür aber einen kompetenten HNO.

Mittlerweile ist der liebe Herr Doktor wohl leider auch irre geworden und gibt sich Verschwörungstheorien hin. Weiß nicht, ob ihn das disqualifiziert oder nicht - aber vielleicht ist es dennoch ein Hinweis für dich, wohin du dich noch wenden könntest.
42
Antworten