Hasenöhrle hat geschrieben: ↑30. Jan 2023, 22:27
scheinbar gibt es aber tatsächlich keine richtigen Fakten zum Test, die dessen Aussagekraft oder Einsatzzwecke explizit angeben?
Ich versuche es noch einmal:
Hörgeschädigte haben ein eingeschränktes Sprachverstehen, ist klar. Die Frage ist, wie stark schränkt die Hörschädigung das Sprachverstehen ein und was kann man aus dem Ohr noch herausholen? Dabei ist der Diskriminationsverlust eine wesentliche Größe: Kann das Ohr noch ähnlich klingende Laute auseinanderhalten ("diskriminieren")? Wenn ja, versteht man beim Freiburger bei optimaler Lautstärke 100% der Wörter. Ein Zeichen dafür, dass das Innenohr noch gut mitspielt und bei einer optimalen Hörgeräteversorgung ein guter Erfolg zu erwarten ist. Erreicht man keine 100%, dann spricht man vom Diskriminationsverlust. Versteht man bei optimaler Lautstärke 60% der Wörter, ergibt das 40% Diskriminationsverlust. Eine Hörgeräteversorgung hat das Ziel, weitgehend die gleiche Einsilber-Verstehensquote im Freifeld (bei 65 dB) zu erreichen. Man kann den Freiburger also quasi als "Messlatte" nehmen, um den Erfolg einer Hörgeräteeinstellung zu beurteilen.
Es gibt absolut keinen Grund, beim Freiburger besonders gut verstehen zu müssen oder sich irgendwelchen Druck zu machen, dass man etwas nicht verstehen könnte. Brittany hat es ganz gut verglichen mit Blutdruck oder Laborwerten -- die Werte werden ermittelt und sind halt so. Es wird nur das gemessen, was bestenfalls noch möglich ist. Es hilft auch nichts, sich besonders viel Mühe zu geben oder die Wortreihen auswendig zu lernen. Damit macht man sich nur Stress und am Ende bringt es eh nichts sondern würde nur einer Hörgeräteanpassung Steine in den Weg legen. Ich vergleiche gerne mit einer Brillenglasbestimmung. Ich bin kurzsichtig und lese ohne Brille 30%, das wäre vergleichbar mit der Einsilbermessung (ohne Hörgerät) bei 65 dB. Bei einer Refraktion ermittelt der Optiker, dass ich mit den richtigen Glasstärken auf 90% komme, das wäre dann die Verstehensquote bei optimaler Lautstärke. Das Ziel ist, dass ich mit Brille meine 90% Sehleistung erreiche. Oder halt mit Hörgerät auf 90% Verstehensquote komme.
Ein Einsatzzweck des Freiburgers ist der Anpassbericht für die Krankenkassenabrechnung. Da wird vorgeschrieben, mit Hörgerät annähernd die noch mögliche Verstehleistung zu erreichen. Bei der vergleichenden Anpassung sollen die Verstehensquoten der verglichenen Hörgeräte im Störgeräusch auch annähernd gleich sein.
Ich bekräftige auch noch einmal, dass der Freiburger keine Aussagekraft hat, wie man ein Hörgerät persönlich erlebt, wie man damit im Alltag zurecht kommt und welche subjektive Hörverbesserung man tatsächlich im realen Leben erreicht. Dafür gibt es andere Methoden, z.B. den APHAB-Fragebogen.