Erfahrungen mit Akustikern

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Blume2009
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Erfahrungen mit Akustikern

#1

Beitrag von Blume2009 »

Liebe Leute,
mich würden Eure Erfahrungen mit Akustikern interessieren. Ich achte jede Arbeit und weiß, dass auch diese Berufssparte leben muss. Aber ich kann mich dennoch nicht damit anfreunden, dass ich --bis jetzt-- nicht umhin komme, mich bei allen bisherigen Akustikern nicht bedarfsgerecht beraten fühle.
1) Sie erklären mir NIE, dass ich die Möglichkeit habe ein Kassengerät zu testen.
2) Sie suggerieren mir IMMER, dass es für MEINEN Hörverlust KEIN zuzahlungsfreies Hörgerät mehr gibt.
3) Einige haben mir sogar gesagt, dass sie zuzahlungsfreie Geräte gar nicht "führen".
4) Es fängt schon bei den Otoplastiken an: Die Otoplastiken, die von der Kasse bezahlt werden, seien schlecht, würden wackeln und nach kurzer Zeit sowieso "ausfallen". Außerdem höre man damit schlechter.....

Frage: Wie kommt man denn zu einer bedarfsgerechten Beratung und Versorgung.

Ich möchte nicht anzweifeln, dass die derzeitigen Preise nicht ausreichend sind für die Akustiker. Aber dafür können doch die Hörbehinderten nichts. Wir haben doch die Verträge zwischen Akustikerinnung und Krankenkassen nicht ausgehandelt. Wir sind doch nur die Anwender und dann - neben allen Nachteilen, die wir eh schon haben - auch noch hier die Leidtragenden. Was mich echt nervt, ist die Tatsache, dass man sich bei den Akustikern ständig "über den Tisch gezogen fühlt". Wenn sie einem wenigstens alles erklären würden und offen zuzahlungsfreie und andere Varianten auf den Tisch legen würden, so dass man in Ruhe vergleichen könnte, wäre das ja okay. Das kann ich ja auch, wenn ich Schuhe kaufe...Und, wenn ich Luxus möchte, dann zahle ich doch selbstverständlich dafür. ABER: ich möchte vorher entsprechend ehrlich beraten werden.

Ich wäre dankbar für alle Tipps eines gangbaren Weges und Eure eigenen Erfahrungen.

Wo wird man denn am besten und vor allem ehrlich und bedarfsgerecht beraten?

Danke für Tipps.
asterix79
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#2

Beitrag von asterix79 »

Hallo Blume,

ich will dann mal aus meiner Sicht als Akustiker antworten:

zu 1: Das ist leider bei manchen Akustikern so und es ist nicht rechtens. Denn in dem Vertrag den der Akustiker mit der KK geschlossen hat steht das er dir Eigenanteilsfreie geräte anbieten muss. Am Ende jeder HG Versorgung musst du einen "Abschlussbericht" unterschreiben in dem das auch steht das dir solche Geräte angeboten wurden. Falls nicht solltest du diesen Teil nicht unterschreiben und mit einem Vermerk versehen.

zu 2: Man kann eigentlich jeden HV Eigenanteilsfrei versorgen. Es kommt aber auch immer darauf an was der zu versorgende für Ansprüche stellt. Denn ich denke es ist klar das mann zum Kassenpreis kein High-End HG bekommen kann. Vorallem bei den großen Ketten werden auch enorme Summen in Verkaufsschulungen der Mitarbeiter investiert um entsprechende Verkaufszahlen zu generieren. Zur Not hilf es dann leider nur den Akustiker zu wechseln...

zu 3: Wenn Dir das einer sagt, nimm zum nächsten Termin einen Zeugen mit und frage nochmals nach einem HG zum Kassenpreis, wenn dir dann wieder gesagt wird das man diese nicht führe melde das bei deiner Krankenkasse denn es ist eindeutiger Vertragsbruch (siehe 1).

zu 4: Die Kasse zahlt an den Otoplastiken die sagenhafte Summe von 33,50€. Das man zu diesem Preis keinen Luxus erwarten kann ist denke ich klar. ABER auch eine Otopl. zum Kassenpreis sitzt gut und einwandfrei im Ohr und man kann mit ihr gut hören. Aber in der Regel ist sie halt optisch nicht so schön. Es ist halt eine Frage dessen welcher wert auf die "Kosmetik" gelegt wird. Es gibt nur ganz selten Fälle in denen es mit einer Otopl. zum Kassenpreis wirklich nicht geht. Das sind aber meistens auch Fälle in denen man mit entsprechender Beegründung und Verordnung des HNO versuchen kann bei der KK mehr Geld für die Otopl. zu bekommen.

Alles in allem kann ich dir nur raten solche Akustiker zu meiden und dir einen zu suchen bei dem die Chemie zwischen dir und "ihm" stimmt.

:jump: just my 2 Cents.
Asterix79, HG-Akustik-Meister, Augenoptiker
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Blume2009
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#3

Beitrag von Blume2009 »

Danke asterix,

so wie Du schreibst, kann ich das alles nachvollziehen und ich fasse wieder Mut, dass ich doch noch einen Akustiker finde, bei dem die Chemie stimmt und der einfach nur ehrlich ist...dann würde ich mir auch leichter tun, was geeignetes und schönes zu kaufen.

Was meinst Du, sollte ich die Originalverordnung zurückhalten, bis ich ein geeignetes HG gefunden habe oder muss ich sie dem Akustiker vor dem Austesten schon geben?
maryanne
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#4

Beitrag von maryanne »

Blume, bist du aus Berlin?
Blume2009
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#5

Beitrag von Blume2009 »

nein, bin nicht aus Berlin. Warum möchtest Du das wissen?
asterix79
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#6

Beitrag von asterix79 »

Hallo Blume,

also das mit dem zurückhalten der VO ist so eine Sache. Einerseits kann ich verstehen das man sie als Schwerhöriger eigentlich nicht gerne aus der hand gibt bis man weis bei welchem Akustiker man wirklich zufrieden ist. Andererseits muss der Akustiker mit der VO bei deiner KK die sog. Versorgungsanzeige einreichen. Damit beantragt er für dich den Zuschuss bei der Krankenkasse.

Im Prrinzip ist es so das du ihm die VO geben kannst. Wenn du dann doch den Akustiker wechseln willst verlangst du sie einfach zurück. Sollte er sich weigern sie dir zurück zu geben holst du dir einfach bei deinem HNO ein Duplikat und informierst deine KK das du bei dem einen bestimmten Akustiker die Versorgung abgebrochen hast. Dann sollte das eigentlich kein Problem sein.

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Barbara
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#7

Beitrag von Barbara »

@Blume: Maryanne wollte Dir, wenn Du aus Berlin gewesen wärst, wohl eine gute Adresse empfehlen

@Asterix: Bei Folgeanpassungen kann man doch heutzutage auch ohne HNO-Verordnung zum Akustiker gehen, und dieser rechnet direkt mit der Kasse ab. Es sei denn, man möchte zum ersten Mal den erhöhten Festbetrag nach WHO 4 in Anspruch nehmen. Da kann ich verstehen, dass der Akustiker das abgesegnet haben möchte.
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
fast-foot
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#8

Beitrag von fast-foot »

also das mit dem zurückhalten der VO ist so eine Sache. Einerseits kann ich verstehen das man sie als Schwerhöriger eigentlich nicht gerne aus der hand gibt bis man weis bei welchem Akustiker man wirklich zufrieden ist. Andererseits muss der Akustiker mit der VO bei deiner KK
KK = Abkürzung Krankenkassedie sog. Versorgungsanzeige einreichen. Damit beantragt er für dich den Zuschuss bei der Krankenkasse.
Weshalb sollte er dies, wenn noch nicht klar ist, dass die Versorgung durch ihn statt finden soll?
Im Prrinzip ist es so das du ihm die VO geben kannst. Wenn du dann doch den Akustiker wechseln willst verlangst du sie einfach zurück.


Im Prizip ist es eher so, dass Du sie im nicht geben brauchst, so lange nicht klar ist, dass die Versorgung durch ihn statt findet.
Sollte er sich weigern sie dir zurück zu geben holst du dir einfach bei deinem HNO ein Duplikat und informierst deine KK
KK = Abkürzung Krankenkassedas du bei dem einen bestimmten Akustiker die Versorgung abgebrochen hast. Dann sollte das eigentlich kein Problem sein.
Alles ganz einfach, vor allem aus Sicht des Akustikers. Aber überhaupt nicht kundenfreundlich.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Blume2009
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#9

Beitrag von Blume2009 »

Danke für Eure Meinungen:

Wenn ich richtig verstanden habe, rechnet er ja erst ab,wenn ich ein geeignetes HG gefunden habe. Dann gebe ich ihm jetzt einfach erstmal eine Kopie der VO. Wenn dann feststeht, welches HG ich nehme, erhält er ja die Original-VO sofort und kann abrechnen. So entgeht ihm doch nichts und ich muss nicht nochmal zum HNO wenn es bei diesem Akustiker nicht klappt.

Angezeigt oder nachgefragt hat er bei meiner Kasse wohl schon, ob er mir HG geben darf, auch ohne Verordnung. Das hat diese ihm wohl schon bestätigt.

Ich berichte dann weiter...
janni0688
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Re: Erfahrungen mit Akustikern

#10

Beitrag von janni0688 »

Nach allen Verträgen zwischen Leistungserbringer (Hörgeräteakustiker) und den jeweiligen Krankenkassen ist bei Beginn der Hörgeräteversorgung die Versorgungsanzeige einzureichen. Bei einer Erstversorgung muss eigentlich immer eine Verordnung vorliegen, bei Folgeversorgungen verzichten bereits viele Krankenkassen darauf.

Ich stelle immer erst eine Versorgungsanzeige bzw. will die Verordnung im Original haben wenn der Kunde wirklich bei mir kaufen will. An sonsten macht das wieder Aufwand, da ich dann im Falle eines Abbruchs die Krankenkasse darüber informieren muss.

Gegen eine Verordnung in Kopie habe ich überhaupt nichts. Wichtig ist die medizinische Diagnose, die letztlich ja meine Arbeitsgrundlage darstellt.
Dabei ist es erstmal egal, ob Kopie oder Original.
Aber das handhabt jeder Akustiker ein bisschen anders.

@fast-foot: Du hast prinzipiell recht mit deiner Auffassung. Und richtig, wirklich Kundenfreundlich ist das nicht. Aber wenn ich mich strikt an die Verträge halte dann brauche ich bei VersorgungsBEGINN eine Verordung und muss auch sofort die Versorgungsanzeige stellen.
Ich will Frühling :-)

Re: Erfahrungen mit Akustikern

#11

Beitrag von Ich will Frühling :-) »

Hallo,

das mit der Verordnung ist eigentlich recht einfach:

Auf der Verordnung ist ein Ausstellungsdatum. Erfolgt innerhalb von 4 Wochen keine "Versorgungsanzeige" eines Akustikers an die Krankenkasse wird die Verordnung ungültig!

Da der Akustiker die Verordnung zur Krankenkasse faxt, kann man ruhig eine Verordnung kopieren und diese beim Akustiker vorlegen. Dem Fax-Gerät ist es egal, ob Kopie oder Original ;-).

Wenn man im Zuge der Anpassung feststellt, das man nicht zusammenkommt und den Akustiker wechselt, geht man zu nächsten. Stellt dieser auch wieder eine Versorgungsanzeige, so meldet sich die Krankenkasse und der Fall wird aufgeklärt. Alternativ meldet man sich bei seiner Kasse und gibt einen Akusitkerwechsel pro-aktiv an.

Aber selbst mit einer Original-Verordnung kann ein Akustiker nichts weiter anfangen und der Versicherten verliert keine Rechte und Ansprüche. Allerdings muß der Versicherte einer neuen Verordnung hinterherlaufen und da sollte sich ein Akustiker fragen, ob das eine anständige Umgangsform ist!!!! So schlecht Reklame kann sich ein kleiner Betrieb niemals, ein großer wohl nur bedingt leisten!

Vielleicht hilft dass im Umgang mit der Verordnung weiter :-).
Ich will Frühling :-)

Re: Erfahrungen mit Akustikern

#12

Beitrag von Ich will Frühling :-) »

Da hab ich noch was vergessen.

Es tauchte die Frage auf, weshalb der Akustiker überhaupt eine Kostenübernahme beantragen sollte, wenn doch nicht klar ist, das er die Versorgung auch tatsächlich durchführt.

Man kann auch fragen: Warum sollte der Akustiker eine Hörsystem-Anpassung machen, wenn er gar nicht weiss, ob er sie bei Zufriedenheit und Erfolg auch vergütet bekommt?

Dazu sei gesagt, es gibt schwarze Schafe bei den Akustikern und welche bei den Versicherten. Denn die Kostenübernahme ist nicht immer selbstverständlich. Kommt z. B. jemand mit einem Rezept zum Akustiker und hat bereits 2 Jahre zuvor bei einem anderen Akustiker eine Hörsystem-Versorgung erhalten und schweigt sich darüber aus, so ist er (abgesehen von audiologischen Gründen oder Verlust) ersteinmal nicht Anspruchsberechtigt. Das ist für den neuen Akustiker nicht zu erkennen. Er würde dann "für die Katz" arbeiten.

Insofern schafft eine erfolgreiche Versorgungsanzeige Sicherheit für den Versicherten (seine Krankeasse übernimmt die Kosten) und den Akustiker (er bekommt auch sein Geld für seine Arbeit).
Naturklang

Re: Erfahrungen mit Akustikern

#13

Beitrag von Naturklang »

Genauso sehe ich das auch. Es reden immer alle nur davon wie doch Akustiker abzocken - will das garnicht abstreiten, denn wie schon von anderen gesagt, schwarze Schafe gibt es immer und überall - aber von den Kunden die zum Beispiel 2-3 Monate bei einem Akustiker umsonst testen (Batterien etc. zum Null-Tarif mitbekommen) und dann plötzlich meinen den Akustiker wechseln zu wollen weil das Gerät woanders paar Euro weniger kostet, redet keiner.

Das sind alles Kosten die dem Kunden nie in Rechnung gestellt werden und der Akustiker sich abschminken kann.

Ich würde empfehlen, dass man am ANFANG der Versorgung sich bei verschiedenen Akustikläden beraten lässt (das ist unverbindlich und legitim, die VO kann auch erstmal wieder mitgenommen werden).
Dann spürt man sehr schnell mit wem man kann und mit wem nicht, wer was erwähnt und was ein anderer unter den Tisch kehrt. Danach sollte man sich dann aber doch langsam überlegen wo man sich wohl fühlt und die Versorgung durchführen lassen will. Für eine vernünftige Geschäftsbeziehung ist Vertrauen von beiden Seiten wichtig (auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, aber es ist z.T. eine Geschäftsbeziehung)
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