Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Kaja
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Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#1

Beitrag von Kaja »

Hallo,

weil unser Sohn (3 Jahre/seit 01/07 Hörgeräte) Musik sehr mag, besuchen wir seit August 2006 einen Eltern-Kind-Kurs in der Musikschule.

Das gemeinsame Singen und Musizieren macht unserem Sohn viel Spaß. Nur bei gesungenen Fragen und Anweisungen an alle Kinder reagiert er fast nie. Meist muss ich ihn direkt ansprechen und die Aufgabe etwas lauter wiederholen. Daran haben auch die Hörgeräte (bisher) nichts geändert. Sorgen mache ich mir deshalb, weil wesentlich jüngere Kinder mit den genannten Anforderungen problemlos klarkommen.

Wie sind Eure Erfahrungen in ähnlichen Situationen? Welchen Zeitraum nach der Hörgeräteversorgung muss ich meinem Kind geben, um zu lernen, mit solchen Situationen angemessen umzugehen? Sind wir nur zu ungeduldig? Was kann ich tun, um ihm in diesen Situationen zu helfen?

Viele Grüße

Kaja

Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Momo
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#2

Beitrag von Momo »

Hallo Kaja
das Hören im Störgeräusch macht den meisten sh Kindern Probleme. Daran ändert sich meist auch nichts mit HGs. Sinvoll kann in Gruppen das Tragen einer FM Anlage sein. D.h. die Leiterin trägt einen Sender und dein Sohn den Empfänger, was sie sagt wird dann unter Ausblenden der Störgeräusche dirket übertragen. Nachteil, die Musik und anderen Kinder werden "ausgeblendet". Frag doch mal deine AkusitkerIn.... Es gibt da versch. Möglichkeiten die FM einzustellen.

Ansonsten kann man in der Musikgruppe bitten gesungene Aufforderung vielleicht mit natürlichen Gesten zu untermalen, damit er sie besser "versteht". Er sollte auch möglichst das Mundbild der Leiterin sehen können.

Aus Zeitmange nur kurz...

Viele Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Charanga
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#3

Beitrag von Charanga »

Hallo,
meine Tochter hat auch eine mittelgr. SH (50-60), wir haben es auch erst erfahren, wo sie 3,5 Jahre alt war. Sie liebt Musik, das singen selbst muss ich sagen klappt nicht so. Ich spreche es ihr manchmal erst vor und dann singe ich es langsam vor, und trotzallem lässt sie viele Worter weg oder singt verschwommen, da kann manchmal ihr 2,5 Jahre alter Bruder besser singen. Also ich kann nur sagen es dauert alles etwas länger als man möchte, man muss lernen geduldiger zu sein, es ist zwar manchmal schwer, aber von der anderen Seite sieht man wieder die Fortschritte, und das ist wieder wunderschön.
lg Charanga mit Tochter 12/02, links an Taubheit grenzend u. rechts hochgradig
PetraAnett
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#4

Beitrag von PetraAnett »

Hallo Kaja,
mit meinem Sohn (fast 5) besuche ich auch einen Musikgarten - schon bevor wir die HG hatten, da uns aufgefallen war, dass er fast nur Worte gesprochen hat, die er durch Lieder gelernt hat. Mit knapp 4 bekam er Hörgeräte und er hat besser mitgesungen. Allerdings hat er auch nie auf Aufforderungen o.ä. reageirt bzw. nur wenn er die Aufgabe konkret bekam. Er stand der Lerehrin auch immer gegenüber, um ablesen zu können. Jetzt haben wir eine FM anlage und es ist echt beeidruckend - er ist der schnellste, der die Glöcken einsammelt, er singt total gut und laut und sicher mit (macht anderen kleinen Mädchen dabei noch schöne Augen ..;) ) Vorher ist er auch gern gegangen und hat gut mitgemacht für seine Verhältnisse - aber die FM Anlage bringt ihm erst richtig viel. Die Lehrerin ist auch total begeistert. Letztes mal hat sich sogar eine Oma beschwert, (sonst kommt da die Mutter mit) , weil mein Sohn immer der Schnellste war, sie fand er gibt den anderen keine Chance. Die Lerherin hat geschmunzelt und zu der Oma gemeint, das ist schon i. O: so, sie kennen ja die Gruppe nicht ... Und ich war richtig stolz, dass mein Sohn zu schnell war ...:)
Habt ihr schon eine FM Anlage?

Alles Gute
LG
PetraAnett:upsidown::upsidown:
Suzi
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#5

Beitrag von Suzi »

hallo kaja, hab ich das richtig verstanden, dass dein sohn 3 ist und seit jänner 07 die hgs hat? wenn ja, er muss sich auch erst einmal daran gewöhnen, das dauert seine zeit. mein sohn hat seit seinem ersten lebensjahr die hgs ist auch 3, und er reagierte erst nach einem jahr wirklich klar und deutlich. ich hab auch gedacht, wenn die hgs drinnens sind, dann muss er auch gleich mal super reagieren, ist nicht so. alles gute weiterhin und gute nacht sue
Braucht dringend hilfe bezüglich, spf, ob und wie man den loswird. und bezüglich der notengebung für hg. in einer regelschule! Östereich!
Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#6

Beitrag von Kaja »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.

Es ist für mich beruhigend, dass das Verhalten unseres Sohnes bekannte Ursachen hat und dass es mit einer FM-Anlage Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen. Ich werde nach den Osterfeiertagen gemeinsam mit unserer Akustikerin klären, ob wir einen Anspruch auf eine FM-Anlage haben und wie wir diesen möglichen Anspruch dann durchsetzen. Vielen Dank für den Tip.

Viele Grüße

Kaja
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Birgit
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#7

Beitrag von Birgit »

Bei einer Schwerhörigkeit von 50-60dB gibt es keine Diskussion, ob ihm eine FM-Anlage zusteht! Er BRAUCHT eine!! Die Verordnung muss der HNO euch geben, die Anlage muss halt zu den HG passen.
Dafür ist die Akustikerin zuständig. Da er in einen Regelkiga geht ist auch nicht die Frage, ob nicht der Kiga eine für ihn bereithalten müsste; außerdem ist eine FM-Anlage auch zu Hause sinnvoll. (z.B. Fahrradfahren: Du kannst mit FM-Anlage wesentluich sicherer sein, da Du Deinen Sohn auch auf eine gewisse Distanz noch übers Gehör sogar von hinten erreichst, was Du nur mit HG nicht könntest).
tschüss
Birgit +
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Momo
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#8

Beitrag von Momo »

Erstellt von Birgit
Da er in einen Regelkiga geht ist auch nicht die Frage, ob nicht der Kiga eine für ihn bereithalten müsste;
Im Kindergarten gilt NICHT die Regel, dass der SH Kindergarten FM Anlagen zur Verfügung stellen muss. Das gilt ausschliesslich für SH Schulen!
Allerdings macht ein Regelkigabesuch die Argumentation natürlich einfacher.

Hauptargument ist "Sprachanbahnung".

Und liebe Kaja, ja: auf jeden Fall muss man auch Geduld haben, denn solange hat er die HG ja noch nicht. Eine FM bietet ihm aber wesentliche Erleichterung in Gruppen (z.B. Stuhlkreis, usw.) dem Inhalt der Gespräche zu folgen! Idealerweise kommt der Akustiker auch mind. einmal mit, um die Erziehrinnen "einzuweisen" wie die Anlage rein technisch funktioniert, aber auch wie man sie SINNVOLL !!!! einsetzt.

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#9

Beitrag von Kaja »

Hallo Sue,

es ist richtig, dass die Schwerhörigkeit erst festgestellt wurde, als unser Sohn bereits drei Jahre war (und das als Zufallsdiagnose!). Die Versorgung klappte dann auch sehr schnell und nun trägt er die Hörgeräte völlig problemlos seit drei Monaten.

Aufgefallen ist jetzt, dass er, nachdem er zwischenzeitlich etwas deutlicher zu sprechen schien, seit kurzem wieder völlig unverständlich und verwaschen spricht. Sind solche Rückentwicklungen normal oder ist es besser, die Einstellungen der Hörgeräte überprüfen zu lassen?

Hallo Momo und Birgit,

vielen Dank für die Hinweise. Heute hatte ich versucht, im Kindergarten die Bereitschaft zur möglichen Nutzung einer FM-Anlage auszuloten (Anlass: Beschwerde, dass er im Morgenkreis immer noch keine sinnvolle Antwort auf die Frage nach der Wochenendgestaltung geben konnte – und das nach drei Monaten Hörgeräten!!!). Die Reaktion war sehr zurückhaltend!!! Sind denn die Erzieher eines hörgeschädigten Integrationskindes verpflichtet, im Bedarfsfall die FM-Anlage einzusetzen oder ist man vom Wohlwollen abhängig?
Viele Grüße

Kaja
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[Editiert von Kaja am: Dienstag, April 10, 2007 @ 15:55][/size]
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Andrea Heiker
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#10

Beitrag von Andrea Heiker »

Liebe Kaja,

es wäre ein Armutszeugnis, wenn ein Ingrations-Kiga keine FM verwenden möchte, obwohl sogar sehr viele normale Kigas bereit sind, eine FM einzusetzen, wenn das Kind eine braucht. Ich vermute eher, dass die Erzieher sich nichts unter eine FM-Anlage vorstellen können und deswegen blocken. Ich habe den Eindruck, dass die Erzieher aufgeklärt müssen, was Schwerhörigkeit überhaupt bedeutet: Es ist eben nicht damit getan, mal eben Hg rein und gut ist es. Das Kind muss das Hören und Sprechen LERNEN, es hat ja bisher nur reichlich wenig und das auch total verzerrt gehört. Die Sprachentwicklungsverzögerungen Deines Kindes dürften HAUPTSÄCHLICH auf die später Erkennung der Schwerhörigkeit zurück zu führen sein, 50-60 dB sind eben nicht mehr so ganz ohne! Solange ihr noch keine FM habt, sollte Euer Sohn auch direkt NEBEN der Erziehern im Stuhlkreis sitzen dürfen.

Wenn Dein Sohn wieder schlechter spricht nachforschen!!! Sind die Hg okay (Sind die überhaupt schon endgültig angepasst????)? Und bleibt das Hören stabil.

GRuß
Andrea
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Petra
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#11

Beitrag von Petra »

Hallo,

hat er wohl einen Integrationsplatz aufgrund der Sh? Dann würde ich meinen, stellt sich die Frage, ob sie die Fm tragen "wollen" nicht wirklich- wie soll er denn sonst sinnvoll integriert werden? Oder warum waren sie "zurückhaltend? Was haben sie denn auf deine Anfrage konkret geantwortet?
Aber nehmen wir mal den besten Fall an, und sie haben einfach nur keine Ahnung was eine Fm ist:rolleyes:... Bring "das Ding" einfach mit und bitte sie, die FM im Stuhlkreis zu testen. Da ist nix dabei, sie müssen keinen Tanz dabei aufführen oder sonst irgendwelche extra Semmelchen backen! Ich nehme an, dann hat sich die Aufregung vielleicht schon von alleine gelegt- das wünsch ich euch zumindest!

Lg,Petra
Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#12

Beitrag von Kaja »

Hallo Petra,

den Integrationsplatz hat er aufgrund seiner Sprachentwicklungsverzögerung – die Schwerhörigkeit wurde erst viel später festgestellt. Der Kindergarten hat auch keine wirkliche Erfahrung mit Hörproblemen – die zuständige Stützerzieherin kommt aus dem Verhaltensgestörtenbereich (und erklärt jedes Problem meist auch mit einer möglichen Verhaltensstörung – auch wenn das selten die wirkliche Ursache ist).

Auf meine Frage meinten die Erzieher, sie glaubten nicht, dass er noch mehr Hilfsmittel benötige, um seiner Sonderstellung zu zementieren. Wenn er jetzt Hörgeräte hat, kann er richtig hören und demzufolge auch sinnvoll antworten. Wenn er das nicht tut, muss er halt bockig sein – und dagegen müssten sich meine Erziehungsmethoden richten!!!

Leider sind wir erst am Anfang und haben noch keine FM-Anlage. Ich bin erst dabei, herauszufinden, wer in dieser Hinsicht wann wofür zuständig ist. Ich habe mir nur gedacht, wenn die FM-Anlage im Kindergarten so rigeros abgelehnt wird, ist es vielleicht vergebliche Mühe, eine FM-Anlage durchzusetzen??

Viele Grüße

Kaja
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
timtom

Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#13

Beitrag von timtom »

Erstellt von Kaja
Auf meine Frage meinten die Erzieher, sie glaubten nicht, dass er noch mehr Hilfsmittel benötige, um seiner Sonderstellung zu zementieren. Wenn er jetzt Hörgeräte hat, kann er richtig hören und demzufolge auch sinnvoll antworten. Wenn er das nicht tut, muss er halt bockig sein – und dagegen müssten sich meine Erziehungsmethoden richten!!!
Also, das ist absolut unverschämt von den Erziehern. Da würde ich wirklich ein ernstes Gespräch führen mit den Erziehern. Das Kind ist doch nicht unbedingt verhaltensgestört, sondern es reagiert eben aufgrund seiner Unsicherheit noch anders. Wie soll sich denn ein kleines Kind entwicklen, wenn es merkt, dass es von den Erziehern immer falsch eingeschätzt wird? Das ist ja total kontraproduktiv.
Sorry, wenn ich das jetzt mal so sage, aber sind die Erzieher schon etwas älter und haben die noch die alte Schule von damals mitgemacht (Kaja, Du weißt, was ich meine?)? Das klingt zumindest danach.

Viele Grüße!

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[Editiert von timtom am: Dienstag, April 10, 2007 @ 17:11][/size]
Andrea Heiker
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#14

Beitrag von Andrea Heiker »

Nein auf gar keinen Fall vergebliche Mühe! Die Anlage zahlt die Kassen, auf dem Rezept vom HNO muss "für Sprachanbahnung" drauf stehen.

Sorgen macht, dass die Erzieher Null Ahnung haben. Aufklärung tut not und sehr hilfreich wäre eine Frühförderung die in den Kiga kommt und mitzieht: Du musst aber den Erzirhern ganz dringend erklären, dass der Kleine erst seit drei Monaten hört und nicht wie die anderen schon ihr ganzen Leben lang. Und Hören ist ein Lernprozess und drei Jahre muss man erst einmal aufholen, das geht nicht von heute auf morgen!

Gruß
Andrea
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Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#15

Beitrag von Kaja »

Hallo Timtom,

in diesem Fall eher nicht – ich denke, dass das eher „Betriebsblindheit“ ist: man hat etwas über Verhaltensstörungen gelernt und versucht nun, jedes Verhalten darunter zu biegen, auch wenn es nicht passt. So kann man kaschieren, dass man von anderen Dingen keine Ahnung hat.

Viele Grüße

Kaja
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Momo
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#16

Beitrag von Momo »

Hallo Kaja
oh Mannomann- da tut Aufklärung über Hörschädigung mehr als dringend Not. Dein Sohn hört erst seit drei Monaten richtig und hat damit auch erst seitdem die Chance Hören und Verstehen zu lernen. Andere Kinder haben drei Jahre Vorsprung. Mach den Erzieherinnen klar, dass er es (noch) nicht kann, nur weil er jetzt HGs hat- er muss erst mal hören lernen und dann sprechen! Außerdem hört man auch mit HGs nicht normal, denn auch alle Umgebungsgeräusche werden mit verstärkt, sprich ist es laut im Morgenkreis versteht dein Sohn nicht!!! Dabei hilft eine FM, weil sie selektiv das Gesprochene der Erzieherin verstärkt. Zur Sprachanbahnung ein MUSS!!!! Und der Kiga sollte da auch offen sein. Bitte jemanden aus der Beratungsstelle der SH Schule mal in den Kiga zu kommen und über Hörschaden, Hörgeräte, Spracherwerb und Umgang mit einem hg Kind und die technischen Hilfsmittel aufzuklären und zwar bald!!!

Übrigens frustirerte sich nicht verstandene und ausgeschlossen fühlende hg Kinder können deshalb Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und da ist nicht mit "Erziehung" geholfen, sondern mit Rücksichtnahme und wirklicher Integration!

Gruss von Momo, die sich mal wieder aufregen könnte.... es aber mal nicht tut:)
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Petra
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#17

Beitrag von Petra »

Hallo Kaja,

ohje...das ist natürlich nicht schön...:(
Aber gut, was kannst du machen!? Fakt ist, sie haben k e i n e Erfahrung mit sh Kids. Dann muss man ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfen: als erstes müssen sie begreifen, dass eine Hg- Versorgung (im Gegensatz zur Brille) das Defizit NICHT ausgleicht!Es verbessert- aber das Kind hört trotzdem nicht normal!!! Sein Problem wird vermutlich im Hören, besser: "Sprache verstehen" bei Störschall liegen, der im Kiga naturgemäß recht ausgrägt ist. Die Fm anlage (Sender)würde dabei helfen die Stimme der Erzieherin direkt zu den Hgs ( Empfänger wird aufgesteckt) zu leiten. Somit kann dein Sohn die Anweisungen + Fragen aus dem Mischmasch der Geräusche herausgefiltert bekommen. Die Fm ist etwa so groß wie ein Handy und wird etweder um den Hals gehängt oder mit einem Clip an der Kleidung befestigt. Das ist alles!!!!! Damit wird keine "Sonderstellung zementiert"- wobei ich solche Aussagen schon reichlich grenzwertig finde! Das Kind hat einen Nachteil durch seine Hörbehinderung- der sollte durch so einfache technische Maßnahmen doch zu lindern sein! Er kam nicht in die Sprache, WEIL ihm eine Grundvoraussetzung dazu gefehlt hat- nämlich HÖREN und VERSTEHEN der Sprache!!! Ich glaube, das haben sie bei euch im Kiga noch nicht registriert,oder!? Hol dir, wie oben mehrfach erwähnt, professionelle Hilfe! Habt ihr Kontakt zur Schwerhörigenschule/Kiga? Für Regel-Schüler z.B. gibt es den sogenannten "mobilen Dienst": dieser stellt Sonderpädagogen mit Förderschwerpunkt Hören an die Seite der Kinder, die regelbeschult sind. Er klärt die Lehrer/das Umfeld über die Besonderheiten der Sh und den richtigen Umgang damit auf- sowas wirds doch auch für den "Regelkiga" geben, oder? Ich denke, wenn die richtige Aufklärung gelaufen ist, wendet sich das Blatt dann schon... Wenn nicht, musst du dich vielleicht nach einem anderen Kiga umschauen, der den "neuen" Bedürfnissen deines Kindes entspricht- aber das sind ungelegte Eier + viell. klärt sich das ja alles zum Positiven!?
Achja: die Fm Anlage kannst du- genau wie die Hgs- auch erst mal "zum Testen" bestellen. Das heißt nicht, dass ihr sie nehmen müsst- so kann man es ja dem Kiga auch schmackhaft machen- einfach mal ausprobieren...
Ansonsten:Hat er denn schon die endgültigen Geräte? Wieso spricht er plötzlich verwaschen? Erkältung,Erguss?

LG,Petra
Barbara
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#18

Beitrag von Barbara »

Erstellt von Petra
Die Fm ist etwa so groß wie ein Handy
[/b]
Ich glaube, die FM mit einem Handy zu vergleichen, da wäre ich vorsichtig. Mobilfunk ist sehr umstritten, und es soll Lehrer(innen) gegeben haben, die sich weigerten, eine FM-Anlage zu benutzen, sobald sie Funk hörten, aus Angst vor diesem, und sich nicht vom Gegenteil überzeugen ließen.

Ich habe dieses Problem Gott sei Dank nicht mit unserer Lehrerin. Aber wie würdet Ihr in genanntem Beispiel argumentieren? In welchem Frequenzbereich arbeitet eine FM, mit welchen elektromagnetischen Wellen kann man das vergleichen? Radio?

Tut mir Leid, dass ich vom Thema abgewichen bin.

Gruß Barbara
[size=small]

[Editiert von Barbara am: Mittwoch, April 11, 2007 @ 18:05][/size]
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#19

Beitrag von Kaja »

Hallo Petra,

zuständig für Kindergartenkinder ist hier die Hörberatungsstelle, die auch in die Kindergärten geht und Aufklärungsarbeit betreibt. Es war auch schon jemand im Kindergarten und hat Informationen übermittelt, die sich die Erzieher brav angehört haben. Ich denke, da niemand dort bisher Erfahrungen mit Kindern mit Hörproblemen gemacht hat, dauert es noch etwas, bis die Informationen verarbeitet sind. Ich weiß nur nicht, ob mein Sohn so lange Zeit hat?

Sorgen macht es mir schon, dass seine Sprache wieder deutlich schlechter geworden ist. Er ist momentan völlig infektfrei. Die jetzigen Hörgeräte waren die zweiten, nachdem er beim ersten Versuch ständig die Batterien in der Hand hatte. Bisher hat er sie auch (vom ersten Tag an) völlig problemlos getragen. Neuerdings nimmt er sie aber immer mal wieder heraus und drückt sie mir in die Hand. Batterien habe ich schon überprüft – sind in Ordnung. Leider ist unsere Akustikerin noch im Osterurlaub, sonst könnten wir gleich technische Probleme beheben oder ausschließen lassen. Kann es denn sein, dass nach ersten Fortschritten es wieder zu Verschlechterungen kommt? Die Entwicklung von Kindern verläuft doch sonst auch nicht linear.

Viele Grüße

Kaja

[size=small]

[Editiert von Kaja am: Mittwoch, April 11, 2007 @ 21:54][/size]
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#20

Beitrag von Birgit »

Hallo Kaja,
es könnte sein, dass die HG noch nicht optimal eingestellt sind, denn man tastet sich aj langsam an die eigentliche Hörschwelle ran....
Zunächst würde ich mit den HG in der aktuellen Einstellung einen neuen Hörtest machen lassen, danach abhängig vom Ergebnis neu einstellen lassen. Vielleicht kommt er auch mit genau diesem HG nicht so gut klar wie mit dem Vormodell...der Klang ist ja z.B. von gerät zu gerät, Firma zu Firma völlig unterschiedlich...

Auf jeden Fall scheint es an den geräten auch zu liegen, sonst würde er sie nicht bringen.
Gute Nacht
Birgit +
Christiane 5/86
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#21

Beitrag von Kaja »

Hallo Birgit,

die jetzigen Geräte trägt er schon einige Wochen und der Hörtest mit dieser Version war in Ordnung. Probleme hatte er bis vor kurzem mit diesem Modell nicht. Ich habe aber keine Idee, was jetzt plötzlich anders ist.

Viele Grüße

Kaja
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Charanga
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#22

Beitrag von Charanga »

Hallo Kaja,
bei meiner Tochter wurde es auch erst letztes Jahr entdeckt das sie SH ist. Da war sie schon 3,5 Jahre. Die HG hat sie gleich akzeptiert, sie hat auch 50-60 db. Nach ungefähr 3 Monaten hatte ich auch das Gefühl das sie schlechter spricht und mich versteht, aber nach paar Wochen ging es wieder besser. Du musst auch beachten, dass dein Sohn jetzt viele neue Worter hört und Geräusche die er nicht so gehört hat, das sind viele neue Eindrücke, die müssen sich auch setzen und er muss sie verarbeiten. Bei mir war das so, dass ich nicht unbedingt das Gefühl hatte sie spricht schlechter oder weniger, sondern das sie mich nicht versteht, also die Handlung meine ich, den Zusammenhang zu verstehen war für sie und ab und zu noch jetzt schwierig. Und zur FM-Anlage, die haben wir erst seit 2 Wochen bekommen, und der Kiga der nimmt sie zwar an, aber wo ich gesagt habe, dass ich sie jeden Tag bringen und wieder mitnehmen muss, haben die zu mir gesagt, das es ja nicht nötig ist, jeden Tag die FM-Anlage zu bringen, die braucht man ja nicht immer zu benutzen. Ich weiss nicht was ich davon halten soll, da ich mich da jetzt auch nicht auskenne, da wollte ich auch die FF fragen wie es so in der Regel gemacht wird. Aber auch sehr wichtig ist die Logo, jedenfalls für meine, und wenn es 2x mal die Woche klappen würde, würde es sogar besser sein.Es ist auch so, dass man selbst jetzt anders achtet auf die Aussprache des Kindes, die Reaktion,das macht auch viel aus.Ich hoffe es wird wieder mit dem besser hören.
lg Charanga mit Tochter 12/02, links an Taubheit grenzend u. rechts hochgradig
Andrea Heiker
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#23

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Leute,

veruscht mit dem Kiga zu vereinbaren und auch darauf zu bestehen, dass die FM im Stuhlkreis benutzt wird und zwar nur dort. Im freien Spiel ist die FM eher störend, wenn man die Erzieherin immer hört, auch wenn sie ga nicht in der aktuellen Spielsituation dabei ist. Dafür ist sie im Stuhlkreis aber ein Muss.

Gruß
Andrea
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#24

Beitrag von Momo »

Hallo Kaja
Erstellt von Andrea Heiker
Hallo Leute,

veruscht mit dem Kiga zu vereinbaren und auch darauf zu bestehen, dass die FM im Stuhlkreis benutzt wird und zwar nur dort. Im freien Spiel ist die FM eher störend, wenn man die Erzieherin immer hört, auch wenn sie ga nicht in der aktuellen Spielsituation dabei ist. Dafür ist sie im Stuhlkreis aber ein Muss.

Gruß
Andrea
Auf jeden Fall-

Und was das Hören angeht- geh zum HNO und lass das überprüfen. Entweder ist das Hören schlechter geworden oder aber er hat Ergüsse. Egal was, man muss drauf reagieren!

Zu den Batterien: lass Battereifachsicherungen einbauen!!!

Welche Geräte habt ihr denn getestet?

Deine mail beantworte ich dir in Ruhe ausführlicher, okay?

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Kaja
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Re: Schwerhörigkeit und Verhalten in Gruppensituationen

#25

Beitrag von Kaja »

Hallo Momo,

wir waren gestern bei unserem HNO-Arzt. Paukenergüsse konnte er nicht feststellen. Spielaudiometrie ergab ohne Hörgeräten die bekannten Werte. Mit Hörgerät waren die Werte etwas schlechter als kurz nach der Anpassung – bei nachlassender Konzentration bei einem Dreijährigen aber auch nicht wirklich aussagekräftig und daher auch nicht bedenklich. Dem Arzt waren auch die sprachlichen Rückschritte aufgefallen – er konnte nicht einmal erraten, was mein Sohn ihm sagen wollte - das war bei der letzten Untersuchung im Februar deutlich besser!!! Hinsichtlich der Gründe war er aber auch hilflos.

Ich habe ihn auch auf eine mögliche Verordnung einer FM-Anlage angesprochen. Er hatte Bedenken, ob die Krankenkasse die Kosten übernehmen werde, weil er gelesen habe, dass eine Verordnung nur dann möglich sei, wenn feststehen würde, dass die Schwerhörigkeit von Geburt an besteht. Es könnte ja sein, dass unser Sohn irgendwann einmal richtig gehört habe (ist bei immer negativen ORAs auch völlig nachvollziehbar!). Er will sich aber noch einmal sachkundig machen, eine FM-Anlage verordnet er ja auch nicht jeden Tag.

Ich habe auch bei der Frühförderstelle angerufen, um einen früheren Termin für ein Erstgespräch zu bekommen (Mitte Juni ist mir nach der jetzigen Situation im Kindergarten etwas spät). Ein früherer Termin war nicht möglich, jedoch wird vorher jemand den Kindergarten aufsuchen und etwas ausführlicher über Schwerhörigkeit und Folgeprobleme aufklären - ist ja auch schon ein Erfolg!!!

Die jetzigen Geräte (Monza 2 Duo T) haben zwar Batteriefachsicherungen, die sich aber mit einem „kühnen Schwung“ entsichern lassen – das beherrschen auch die kleine Finger eines Dreijährigen gut. Gibt es noch andere Möglichkeiten?

Ansonsten möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die mir „zugehört“ und geantwortet haben. Bei Gesprächen über Schwerhörigkeit im Bekanntenkreis komme ich mir machmal vor, als würde ich ich mit einem Lerncomputer für Kinder kommunizieren – man hört sich (meist) alles an, was ich sage und antwortet dann etwas, was mit meinen Äußerungen nicht wirklich etwas zu tun hat. Also noch einmal vielen Dank an alle.

Kaja

Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
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