einseitige Taubheit

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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frejya
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einseitige Taubheit

#1

Beitrag von frejya »

Hallo

Wir sind neu hier im Forum und haben eine Frage. Wir haben eine große Tochter und Zwillinge. Die Zwillinge ( 28 Monate) haben im Januar Paukenröhrchen bekommen wegen Ergüssen, ständigen Mittelohrentzündungen und Sprachentwicklungsverzögerung. Hendrik hat glecih zwei bekommen und Laura nur eins. Hendrik redet mittlerweile mehr vorallem Zweitwortsätze und an die 50 Wörter. Bei laura ist der erwartete Schub nicht eingetroffen sie hat jetzt ein zweites Röhrchen bekommen und ein BERA. ergebnis an Taubheut grenzende Schwerhörigkeit links und rechts normales Gehör. Sie soll jetzt ein Hörgerät bekommen und Frühförderung für hörgeschädigte KInder.
Unsere Fragen sind jetzt. Wäre ein CL besser ? Sollte wir sie in ein integrativ Kindergarten geben ? Lohnt sich die Ursachenforschung ? Sollen wir bei ihrem Zwillingsbruder auch ein ebra verlangen ? Wie sieht es aus mit Behindertenausweis ?

Liebe Grüße sandra
Maike
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Re: einseitige Taubheit

#2

Beitrag von Maike »

Herzlich willkommen hier!

Du hast sehr viele Fragen gestellt, auf dich ich NICHT alle eingehen werde. Hier kannst Du nämlich auch einige Antworten auf Deine Fragen vorfinden, wenn Du ein bisschen suchst und stöberst.

Wichtig ist nur, dass Du "eins nach dem anderen" machst udn Dich vor allem an Deinen Zwillingen freust.

Einseitige Taubheit von Geburt an ist nämlcih kein Hals- und Beinbruch. Deine tochter wird damit leben lernen - und sie wird ihren Weg auch genauso gut gehen können wie dein Sohn.

Ein Hörgerät lohnt sich sicherlich immer probeweise. - Ein CI wird bei einseitiger Taubheit nicht indiziert sein - dazu braucht man eine OP mit allen Risiken und das ist bei einseitiger Taubheit absolut nicht angesagt.

Ursachenforschung lohnt sich m.E. nicht. Was möchtest Du davon konkret erwarten? Was würde das an der Beziehung zu Deiner Tochter ändern? Vermutlich gar nichts?

Hat Euer Sohn schon einen Hörtest hinter sich?

Euch alles Gute!
Maike
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[Editiert von Maike am: Sonntag, April 15, 2007 @ 20:12][/size]
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
timtom

Re: einseitige Taubheit

#3

Beitrag von timtom »

Hallo Sandra,

mit einer einseitigen Taubheit ist das so eine Sache. Da gehen die Meinungen auseinander, denn es gibt Kinder oder Betroffene, denen macht das nur wenig aus und es gibt andere, die kommen mit der Diagnose weniger gut zurecht.

Fakt ist aber, und das hat Maike ja auch schon geschrieben, dass eine einseitige Taubheit in der Regel nicht zu allzu vielen Schwierigkeiten führt. Die Kinder können nicht Richtungshören und sie haben Probleme mit dem Störschall. Aber ein Kind, dass das nicht anders kennengelernt hat, das entwickelt im Laufe der Zeit auch so seine Taktiken um damit umzugehen.

Was die Frage eines CI angeht. Das kommt für Euch auf keinsten Fall in Frage.

Wegen des integrativen Kindergarten: Da müsst ihr schauen, wie sich Eure Laura entwickelt. Viele einseitig beeinträchtigte Kinder besuchen auch einen "normalen" Kiga und später eine Regelschule. Viele Kinder brauchen noch nicht einmal irgendwelche Fördermaßnahmen. Das ist von Person zu Person unterschidlich.

Was die Ursachenforschung angeht...was sagen Euch denn die Ärzte? Kam es zu irgendwelchen Komplikationen? Wenn nicht, dann lasst es lieber. Das kostet nur Zeit und Nerven und die könnt ihr für Eure Zwillinge und Euer anders Kind wohl besser gebrauchen. Es ändert ja auch nichts an der Diagnose.

Ob ihr einen Behindertenausweis beantragen sollt? Naja, das machen viele Eltern, es gibt aber auch sehr viele, die das nicht mögen. Das müsst ihr Euch selber fragen. Was wollt ihr damit? Ein Ausweis hat gewisse finanzielle Vorteile. Aber viele Eltern wollen es eben nicht, das ihr Kind durch einen Ausweis irgendwie vorbelastet ist. (An alle: Das ist nicht negativ gemeint. Nicht, dass da gleich wieder Diskussionen kommen)

Grüße und falls ihr Fragen habt, fragt ruhig. Ansonsten hat Maike ja schon darauf hingewiesen, hier gibts schon einiges zu einseitiger Beeinträchtigung oder Taubheit.
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[Editiert von timtom am: Sonntag, April 15, 2007 @ 20:40][/size]
timtom

Re: einseitige Taubheit

#4

Beitrag von timtom »

Etwas habe ich vergessen:

Wichtig ist, dass Du Dich von der Diagnose nicht runterziehen lässt. Das ist alles halb so schlimm. Jetzt hätte ich fast geschrieben, dass Du Dich an Deinen zwei Zwillingen erfreuen sollst, aber das wären ja dann gleich vier;). Naja, freuen sollst Du Dich aber trotzdem!
Kaja
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Re: einseitige Taubheit

#5

Beitrag von Kaja »

Hallo Sandra,

grundsätzlich kann ich dem nur zustimmen, was Maike und Timtom bereits geschrieben haben.

Du schreibst, dass Lauras Sprachentwicklung sich trotz Röhrchen nicht wesentlich verbessert hat. Ich kenne mich da im Detail nicht so aus, aber ich denke, dass nur einseitige Taubheit nicht allein die Ursache dafür sein kann. Wenn Laura nun auf dem rechten Ohr richtig hört, müsste das auch einen positiven Einfluss auf die Sprachentwicklung haben. Es wäre vielleicht sinnvoll, gemeinsam mit den Ärzten und der Frühförderung herauszufinden, was Lauras Sprachentwicklung noch beeinträchtigt, um ihr dann wirksam helfen zu können.

Hinsichtlich des Kindergartens kommt es darauf an, ob deine Zwillinge bereits im Kindergarten sind. Wenn du einen Kindergartenstart erst in der Zukunft planst, könnte ein integrativer Kindergarten für beide positive Effekte haben. Insbesondere würde Laura neben der geringeren Gruppenstärke von der zusätzlichen Förderung ihrer Sprachentwicklung profitieren. Wenn die Zwillinge bereits in einem Kindergarten sind und dort auch Lauras Hörgerät nicht zum Problem wird, könnt ihr euch mit einem möglichen Wechsel Zeit lassen und erst einmal die Auswirkungen von Hörgerät und Frühförderung abwarten.

Viele Grüße

Kaja

Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Andrea Heiker
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Re: einseitige Taubheit

#6

Beitrag von Andrea Heiker »

Bei einseitiger Taubheit und normalhörenden Gegenohr gibt es eh keinen Behindertenausweis, selbst wenn man ihn wollte.

Wenn sich nochmal die Gelegenheit (Narkose) ergibt, solltet ihr auch bei Hendrik eine BERA machen. Solange er sich aber gut entwickelt, muss man nicht unbedingt nur wegen der BERA eine separate Narkose machen.

Aber wegen der Sprache Eurer Tochter solltet ihr am Ball bleiben: Den Hörtest solltet ihr bei Gelegenheit noch mal wiederholen, um auszuschließen, dass da nicht auch eine leichtere Schwerhörigkeit auf dem guten Ohr übersehen wurde. Wurde eine Klick-BERA oder eine NN-BERA gemacht?

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Momo
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Re: einseitige Taubheit

#7

Beitrag von Momo »

Hallo Sandra
die meisten Fragen sind ja schon beantwortet.

Du kannst einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen. Bei einseitiger Taubheit gibt es 20 Prozent, für die Sprachentwicklungsverzögerung evtl. noch mehr. Versuchen kannst du es. Nachteile, wie Timtom schreibt, gibt es keinesfalls, denn man muss eine festgestellte SB ja nicht angeben, wenn man nicht will. Man kann aber, solltet ihr 30% oder mehr bekommen, einen Steuerfreibetrag bekommen!

Zur Sprachentwicklung: ich bin immer etwas skeptisch was das bei einseitgiger Taubheit angeht- mit meinem Sohn gebranntes Kind! Was genau wurde für eine Bera gemacht (Notched Noise oder Click) und wie war(en) die Hörschwelle(n)? Zur Erklärung: mein Sohn wurde mit 13 Monaten mit einer normalen Click Bera als einseitig taub diagnostiziert. Ich fragte damals mehrfach(!!!) nach, ob ganz sicher sei, dass das andere Ohr auf allen Frequenzen ok sei und bekam ein ja als Antwort. Allerdings verlief seine Sprachentwicklung auch danach- in meinen Augen- zu langsam und von der Aussprache zu schlecht für einseitig taub. Nach langem hin und her wurde dann mit 2,5 Jahren auf meinen Wunsch eine NN-Bera gemacht während bzw. nach einer PolypenOP und Röhrchen. Dabei wurde festgestellt (oh Wunder...), dass er auf dem "guten" Ohr leider nur auf einer !!!!! Frequenz normal hört und ansonsten im Tieftonbereich und Hochtonbereich leicht bis mittelgradig sh war. Er bekam dann auch dort ein HG und siehe da.. die Sprache entwickelte sich in riesigen (!!) Sprüngen. Also was ich damit sagen will- es muss nicht sein, aber hake da auf jeden Fall nach, denn ein "nur" einseitig taubes Kind macht normalerweise eine normale Sprachentwicklung durch.

Zum Bruder: bei der nächsten Narkose sollte, vorsichtshalber, eine (möglichst Notched Noise= frequenzspezifische)Bera gemacht werden.

Zur Ursache: die Wahrscheinlichkeit die Ursache zu finden ist (bei hohen Kosten) gering und ändert auch nichts an der "Therapie".

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
sunniva
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Re: einseitige Taubheit

#8

Beitrag von sunniva »

ich kann an sich nicht wirklich viel zum thema sagen.
aber ich wollte trotzdem kurz darauf hinweisen, dass ich mir vorstellen könnte, dass frejya mit "CL" nicht Cochlea-Implantat sondern CrossLink meint?!
timtom

Re: einseitige Taubheit

#9

Beitrag von timtom »

Momo, nur nochmal zur Erklärung. Ich habe nicht gesagt, dass es Nachteile bringt, wenn man diesen Ausweis hat.

Ich wollte nur verdeutlichen, dass man nichts versäumt oder eine Rabenmutter, bzw. Rabenvater ist, wenn man so einen Ausweis für sein Kind NICHT beantragen möchte. Da gibt es ja verschiedene Gründe, warum sich Eltern dagegen entscheiden. Auch wenn sie 100% hinter der Hörbehinderung ihres Kindes stehen. Aber für viele Eltern sind steuerliche Vorteile einfach zu wenig, damit sie eine Ausweis beantragen, auf dem dann der BEhinderungsgrad ihres Kindes verzeichnet ist. Denn, was sagen schon Zahlen über die tatsächliche Einschränkung? Und eine Behinderung, die von irgendeiner Behörde als Zahl festgelegt wurde, muss ja nicht der persönlichen Einschränkung einer Person entsprechen. Und manchen eltern reichen finanzielle Gründe eben nicht aus, zumal die bei einer einseitigen Taubheit nicht so gravierden sind, damit ihr Kind dann noch einen Stempel bekommt oder es auf einem Blatt Papier vermerkt wird, dass das Kind behindert ist. Vielleicht fühlt es sich ja gar nicht so. [size=small]

[Editiert von timtom am: Dienstag, April 17, 2007 @ 00:55][/size]
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[Editiert von timtom am: Dienstag, April 17, 2007 @ 00:59][/size]
Anni
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Re: einseitige Taubheit

#10

Beitrag von Anni »

Natürlich kann es die Sprache gut erlernen.Wenn das Kind aber vorher bds. Paukenergüsse hatte,konnte es sie nicht erlernen,weil es definitiv auf dem einen Ohr nichts,bzw. auf dem anderen Ohr wenig gehört hat.Bei meinem Sohn,war das nämlich so.Als dann Paukenröhrchen gelegt wurden und er das Hörgerät bekommen hat ,wurde es definitiv besser.Um Sprache zu erlernen sind die ersten 4 -5 Lebensjahre sehr wichtig,da ist natürlich eine Hörschädigung - egal ob ein- oder bds.- immer behandlungspflichtig.Frühförderung würde ich in jedem Fall in Anspruch nehmen!Es steht ihr !! LG Anni:)
Anni
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Re: einseitige Taubheit

#11

Beitrag von Anni »

Es sollte heißen :Es steht ihr zu!
Momo
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Re: einseitige Taubheit

#12

Beitrag von Momo »

Erstellt von sunniva
ich kann an sich nicht wirklich viel zum thema sagen.
aber ich wollte trotzdem kurz darauf hinweisen, dass ich mir vorstellen könnte, dass frejya mit "CL" nicht Cochlea-Implantat sondern CrossLink meint?!
Guter Hinweis. Cross Versorgung wäre natürlich auch eine Möglichkeit, wobei bei kleinen Kindern eine HG Versorgung zumindest versucht werden sollte, um evtl. doch Hörreste zu stimulieren.

@Timtom: wie gesagt, man muss das Blatt Papier ja nicht vorzeigen und es kann schon wichtig sein, dass irgendwo vermerkt wird seit wann ein Kind sh ist, denn man weiss ja nie was passiert... aber klar muss jeder selbst wissen. Ich wollte nur mal betonen, dass man nicht verpflichtet ist den "Wisch" zu zeigen, wenn man nicht will, aber man kann, wenn nötig!

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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