Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

urlaubsreif
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#51

Beitrag von urlaubsreif »

Ich lag damals knapp unter den Ansprüchen von WHO4. Mein Aku
hatte sich deshalb explizit nochmals erkundigt, da er dann die HG
´s zuzahlungsfrei abgegeben hätte.
Verstehe jetzt nicht, was WHO-4 mit den tatsächlichen Anforderungen des Nutzers zu tun hat. Und damit, dass man nicht allein vom Audiogramm ausgehend das geeignete Gerät bestimmen kann.
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akufrank59
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#52

Beitrag von akufrank59 »

@Perzeptionist

Ich hab da was von gestern gefunden: "... Software-Freischaltung oder doch Hardware-Unterschied ... ?" (war das dein Thema ?)

Hi, Johannes !

Gar nicht SO abwegig, dein Gedanke.

Seit relativ wenigen Jahren gehen die Hersteller nach und nach davon ab, den Akustiker "über ein Dutzend" verschiedene Modelle als Kommisionsgeräte auf Lager legen zu lassen, sondern bieten unverkäufliche Demonstratoren (DEMO-Geräte) für jede Modell-Familie an. Diese besitzen je nach Hersteller (s. u. !) natürlich den maximal ausgestatteten Chip mit der Möglichkeit, das teuerste und komplexeste Modell seiner Familie, aber auch über Umschaltung der "Technik-Stufe" oder wie sie das auch immer nennen, die technisch und preislich nächst niedrigeren Levels erproben zu können.

Während meiner kurzen KIND-Zeit gab es mal ein Angebot (weiß nicht, ob immer noch ?), ein -ich glaube STARKEY- Modell mit einem niedrigeren Technik-Level zu erwerben und, wenn man ein bisschen gespart und Lust hatte, das gekaufte Gerät auf den nächst höheren Technik-Level upgraden zu lassen, gegen einen Obulus, versteht sich (exclusives KIND-Angebot). So musste man nicht sofort mit dem "großen Geld" für eine gehobene Technik-Stufe "aus dem Kreuz kommen".

Wir führen jetzt auch Starkey, aber die machen das nicht mehr, sondern wie auch Oticon und Widex, separate DEMO-Geräte für jede Technik-Stufe. Dagegen sehr wohl Audio Service, Sivantos/Signia (ex Siemens) und ich weiß jetzt nicht, ob Hansaton auch.

Unterschiedliche Ausstattung mit Hörer, Mikrofon-Rack und drumrum innerhalb einer Modellfamilie kann ich mir jetzt nicht vorstellen, da dies meiner Ansicht nach die Fertigungsserien verkleinern und dadurch die Stückkosten unnötig verteuern würde.

Wenn unser Kunde z. B. Audio-Service haben möchte und seine Technik-Stufe zum Kauf gewählt hat, muss ich dieses Modell dann als Festgerät bestellen, und das ist nicht umschaltbar.

So weit aus meiner Praxis.

lg Frank

UND JETZT KRIEGT EUCH ALLE WIEDER EIN :heart:
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#53

Beitrag von rabenschwinge »

Der Perzeptionist ist nicht mehr Teil des Forums @akufrank59
svenyeng
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#54

Beitrag von svenyeng »

Hallo!
Unterschiedliche Ausstattung mit Hörer, Mikrofon-Rack und drumrum innerhalb einer Modellfamilie kann ich mir jetzt nicht vorstellen, da dies meiner Ansicht nach die Fertigungsserien verkleinern und dadurch die Stückkosten unnötig verteuern würde.
Ich bin ganz klar der Meinung, das die Hardware bei allen Technikstufen genau gleich ist. Nur von der Software (Firmware) ist die Technikstufe Ann umgesetzt,
Der Aufwand für jede Technikstufe auch noch unterschiedliche Hardware zu produzieren wäre doch viel zu groß. Warum dann ein Upgrade gegen Geld nicht möglich ist, ist die Frage.
Nun, wie würde das vor sich gehen? Schaltet der Akustiker das dann über seine Software frei und kassiert das Geld vom Kunden? Da könnte der Akustiker dem Kunden auch Technikstufen schenken, denn er könnte ja einfach frei schalten, es sei denn, die Software geht bei Freischaltung online und bucht das Geld direkt beim Akustiker vom Konto.
Alternative wäre die Freischaltung als InApp Kauf über die App vom Hersteller.

Gruß
sven
Albman
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#55

Beitrag von Albman »

Ich gebe svenyeng da recht, ich würde auch stark vermuten, dass die Hardware aus Stückzahlgründen und somit auch Kostengründen immer die gleiche ist und nur per Software die Funktionen definiert werden.
Ein findiger Elektrotechnikstudent könnte vielleicht sogar ein HG hacken und dann die Software austauschen. Aber da unsere HG eben doch nur ein kleiner Markt sind interesiert das vermutlich keinen Hacker, die gehen lieber ans Iphone und machen einen prison break dafür...
Und vorallem, das wäre ja auch Diebstahl. Nur weil die Funktionalität hauptsächlich in der Software liegt, heisst ja nicht dass die dadurch weniger Wert wäre.
Beste Grüße! Timo
urlaubsreif
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#56

Beitrag von urlaubsreif »

Liebe Katja,

bevor es noch weiter einreißt - meinen Nick bitte ohne "e". Das wäre schon mal prima. Nicht mal Frauen sagen, "ich bin urlaubsreife" 😉
Wenn du mal schaust für was das Wort schimpfen als Synonym steht
Keine Sorge. Diesbezüglich weiß ich den DUDEN auf meiner Seite.
dass wir anderer Meinung sind in einigen Punkten, sollte nicht davon abhalten sich sachlich auseinanderzusetzen und nicht gleich persönlich zu werden.
Völlig deiner Meinung.
Nur wenn mir jemand ohne jede Bezugnahme auf die Schilderung der Situation schreibt
Nicht jeder hat dieses Anspruchsdenken wie du!
dann ist das ein persönlicher Übergriff, im historischen Kontext sogar ein wiederholter Angriff auf die Person, den ich nicht unkommentiert hinnehme. Denn dass sie die legitimen Bedürfnisse anderer an gutes Hören unter Ausblendung jeglicher Sach- und Rechtslagen als charakterliche Missbildung betrachtet, hat @rabenschwinge ja nun bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht.
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urlaubsreif
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#57

Beitrag von urlaubsreif »

Hallo, @akufrank,

also ich habe für das Opn 1 und 2 je unterschiedliche Geräte angepasst bekommen.
Insofern denke ich, dass es auch noch immer bauartliche Unterschiede gibt.

Schade, dass wir schon wieder so weit ab sind von der eigentlichen Fragestellung: warum haben Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?
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Ohrenklempner
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#58

Beitrag von Ohrenklempner »

svenyeng hat geschrieben:Hallo!
Unterschiedliche Ausstattung mit Hörer, Mikrofon-Rack und drumrum innerhalb einer Modellfamilie kann ich mir jetzt nicht vorstellen, da dies meiner Ansicht nach die Fertigungsserien verkleinern und dadurch die Stückkosten unnötig verteuern würde.
Ich bin ganz klar der Meinung, das die Hardware bei allen Technikstufen genau gleich ist. Nur von der Software (Firmware) ist die Technikstufe Ann umgesetzt,
Der Aufwand für jede Technikstufe auch noch unterschiedliche Hardware zu produzieren wäre doch viel zu groß.
Genau so ist es. Die Hardware ist bei allen Technikstufen identisch, es sind nur bestimmte Funktionen freigeschaltet. Das treibt teilweise obszöne Blüten, so ist beispielsweise im Gehäuse des Hansaton AQ sound XC eine T-Spule verbaut, aber nicht funktionsfähig geschaltet. ;)
Warum dann ein Upgrade gegen Geld nicht möglich ist, ist die Frage.
Prinzipiell ist das möglich. Widex hatte 2013 die Menu-Geräte eingeführt, die man gegen Bezahlung upgraden konnte. Faktisch wurde aber das Gerät entsorgt und gegen ein Neues ausgetauscht. Ein rein softwarebasiertes Update ist den Herstellern sicherlich zu riskant... da braucht es nur einen Nerd, der die Sicherheitslücke findet, und schon kaufen die Akustiker die günstige Gerätevariante und verticken sie als High-End-Geräte mit einer Traummarge.
Nun, wie würde das vor sich gehen? Schaltet der Akustiker das dann über seine Software frei und kassiert das Geld vom Kunden? Da könnte der Akustiker dem Kunden auch Technikstufen schenken, denn er könnte ja einfach frei schalten, es sei denn, die Software geht bei Freischaltung online und bucht das Geld direkt beim Akustiker vom Konto.
Alternative wäre die Freischaltung als InApp Kauf über die App vom Hersteller.
Unitron hatte mal so etwas ähnliches, das hieß Flex:trial (oder gibts das noch? Weiß ich nicht.)
Der Kunde bekommt quasi neue Geräte ans Ohr, diese können in der Technikstufe frei geändert werden, allerdings ist der Testzeitraum begrenzt. Der Akustiker kann dann per InApp-Kauf (ja, tatsächlich genau so :D ) die gewünschte Technikstufe kaufen, die ist dann aber fest und kann nachträglich nicht mehr geändert werden.
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#59

Beitrag von rabenschwinge »

Interessant dazu finde ich den Gedankengang dieses Schweizer´s : https://www.blick.ch/meinung/m-prix-ste ... -Z5j0j59Pl
Ohrenklempner
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#60

Beitrag von Ohrenklempner »

urlaubsreif hat geschrieben: Schade, dass wir schon wieder so weit ab sind von der eigentlichen Fragestellung: warum haben Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?
Na weil es die Hörgeschädigten benachteiligt mit dem Endziel, alle Menschen mit Behinderungen systematisch auszugrenzen. Haben wir das nicht schon zur Genüge erörtert?
akopti
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#61

Beitrag von akopti »

Bei den Unitron Geräten kann man auch bei verkauften Hörgeräten die Technikstufe erhöhen.
Dazu wird die Twchnikstufe beim Akustiker für einen Testzeitraun von 6 Wochen Freigeschaltet. Entscheidet der Kunde sich für das Upgrade, dann muss der Akustiker einen Freischaltcode bei Unitron kaufen und das Gerät dauernd mit der neuen Technikstufe freischalten, ansonsten stellt et das Gerät wieder zurück.
Damit der Kunde daran erinnert wird, seine Entscheidung zu treffen wird am Ende der sechs Wochen ein wiederkehrender Signalton immer häufiger abgespielt.

Gruss

Dirk
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#62

Beitrag von rabenschwinge »

Gilt das nur für Unitron oder ist das bei anderen Geräten auch möglich?

Und wie teuer ist dann so ein Upgrade, Dirk?

Und wie und wo wird es abgerechnet bzw. inwieweit steckt da noch die GKV drin?
akopti
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#63

Beitrag von akopti »

Bisher kenne ich das nur von Unitron.
Mit der Kasse kann man das nicht abrechnen.
Kostenmäßig, so zwischen 200-400 Euro pro Stufe und pro Gerät, je nachdem wie es der Akustiker kalkuliert.

Gruß

Dirk
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#64

Beitrag von rabenschwinge »

Bei einem Paar HG macht das dann im Höchstfall 800 €?

Puh, mir kreisen grad ein Dutzend Fragen im Kopf rum, die ich nicht so recht sortiert kriege.

Ist das bei bei den Unitron Max Geräte dann auch möglich? Ist ja grad für stark bzw. an Taubheit grenzend Schwerhörige dann ja interessant.
Zuletzt geändert von rabenschwinge am 10. Feb 2020, 21:20, insgesamt 2-mal geändert.
Ohrenklempner
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#65

Beitrag von Ohrenklempner »

Oh, Danke für die Infos, interessant zu wissen! Unitron ist zwar kein Thema für mich, ich finde dieses Konzept aber sehr gut.
urlaubsreif
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#66

Beitrag von urlaubsreif »

Na weil es die Hörgeschädigten benachteiligt
Das tut dieses Vertragskonstrukt in der Tat!
Eingedenk der Tatsache, dass die Leistungspflicht der KKn NICHT auf den Festbetrag beschränkt ist, wenn ein höherwertiges Gerät besseres Verstehen im Freifeld erlaubt.

Seltsamerweise wird aber durch Innung & Großfilialisten ein Passus nicht verhandelt, der den Akustiker dazu zwingt, das besser geeignete und zumeist auch teurere Gerät eigenanteilsfrei abzugeben.

Das heißt, der Vertrag, der hier geschlossen wird, unterstellt a priori, dass jede Hörminderung aufzahlungsfrei im Sinne des Versorgungsziels "bestmöglicher Ausgleich unter Berücksichtigung des medizinischen und technischen Fortschritts" zu versorgen sei. Das jedoch ist allein schon aus ökonomischen Gründen heraus ein Ding der Unmöglichkeit! Fragen wir also besser nicht, wer diese Zeche zahlt.

Diese apodiktische Setzung des Vertrages wird mittels eines "objektiven" Tests gerechtfertigt, der nicht nur selbst unter Fachleuten umstritten ist in seiner Aussagekraft bzgl. Übertragbarkeit auf die realen Anforderungen im richtigen Leben, sondern dessen Ergebnis bereits im Vorfeld feststeht: mindestens ein 50:50, damit der Akustiker "raus" ist, aus der freiwillig eingegangenen Verpflichtung zur höherwertigen Versorgung ohne Eigenanteil.

Eine "objektive" Messung durch den Akustiker setzt allerdings voraus, dass es keine individuellen Interessen am Ergebnis gibt. Was angesichts der drohenden finanziellen Einbußen nicht gegeben ist.

Bereits hier setzt die Benachteiligung der Hörbehinderten ein, denn dem Großteil dürfte es mangels ausreichender Fachkenntnisse schwerfallen, dieses fatale Konstrukt und seine Manipulationsmöglichkeiten zu durchschauen. Der Hörbehinderte kann nun nur noch über ein langwieriges gerichtliches Verfahren seine Rechte auf ein vernünftiges Hörsystem geltend machen, indem er u.a. nachweist, dass die Messung fehlerhaft bzw. ungeeignet war.

Während also beispielsweise hier im Forum durchaus munter Tipps zum Upgrade und zur neueren, verbesserten Variante der Hörsysteme gegeben werden, weil von Vorteil für die Verstehensleistung (sic!), wird gleichzeitig am fundamentalen Glaubensbekenntnis, der Verträge nicht gerüttelt. Es wird auch nicht eingeräumt, dass die Festbeträge viel zu niedrig sind, um eine vertragskonforme Versorgung in allen Fällen und für alle Anforderungen zu gewährleisten.

Insofern ist die Frage nach wie vor zentral: warum schließen die Akustiker solche Verträge?
Zuletzt geändert von urlaubsreif am 11. Feb 2020, 10:13, insgesamt 3-mal geändert.
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akopti
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#67

Beitrag von akopti »

urlaubsreif hat geschrieben:
Während also beispielsweise hier im Forum durchaus munter Tipps zum Upgrade und zur neueren, verbesserten Variante der Hörsysteme gegeben werden, weil von Vorteil für die Verstehensleistung (sic!), wird gleichzeitig am fundamentalen Glaubensbekenntnis, der Verträge nicht gerüttelt. Es wird auch nicht eingeräumt, dass die Festbeträge viel zu niedrig sind, um eine vertragskonforme Versorgung in allen Fällen und für alle Anforderungen zu gewährleisten.
Hier interpretierst du etwas hinein, was da nicht steht.

Zudem wurde schon mehrfach geschrieben, dass die überwiegende Mehrheit mit zuzahlungsfreien Geräten gesetzteskonform versorgt werden kann. Wenn diese eine private Zuzahlung leisten, dann für Features, die nicht das Verstehen verbessern, sondern mehr Komfort bieten.
Wenn der Festbetrag auf, sagen wir mal 4000 euro angehoben würde, wäre das im Sinne der Solidargemeinschaft der Versicherten nicht zu vertreten.
Die meisten Schwerhörigen werden z.B TV und Telefon/Handy ohne weitere Hilfmittel nutzen können. Er benötigt deshalb keine Bluetooth-Funktion. Es ist deshalb eine Komfortfunktion, also ein Nice-to-have. Warum soll die Solidargemeinschaft dafür bezahlen?

Das der Festbetrag in manchen Einzelfällen zu niedrig ist, ist unbestritten. Es kann doch aber nicht sein, dass dieser Mehrbedarf ohne Prüfung einfach durchgewunken wird. Dann wäre die gesetzliche Versicherung ein Selbstbedienungsladen. Wie soll dass von der Solidargemeinschaft gestemmt werden.

Gruß

Dirk
muggel
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#68

Beitrag von muggel »

Hallo,

wie bei anderen Hilfsmitteln (Rollstuhl etc) läuft es auch bei Hörgeräten: die Kasse gibt eine Pauschale. Kann der Patient mit dem Hilfsmittel im Rahmen dieser Pauschale versorgt werden, ist alles komplikationslos. Benötigt der Patient jedoch ein Hilfsmittel, was ausserhalb dieser Pauschalversorgung liegt, muss der PATIENT nachweisen, dass eine Versorgung innerhalb der Pauschale nicht möglich ist. Hierfür sind nicht selten viele Atteste von Ärzten usw. erforderlich und der Weg ist steinig.
Auch bei Hörgeräten ist dieser Weg doch möglich. Der Arzt ist in der Lage entsprechende Hörtests durchzuführen. Da er in der Regel keine Kenntnisse über den Hilfsmittelmarkt hat (also welches Hörgerät was kann), ist die Messung beim HNO von den Interessen von Akustikern losgelöst. Jedoch kosten solche Tests Zeit, die ein HNO natürlich vergütet haben will -- wie auch das Schreiben von Attesten dem Patienten Geld kostet.

Dass die Verträge nicht schön sind, wissen Akustiker und es gibt einige, die sich für Verbesserung einsetzen. Jedoch hat hier -- wie auch bei anderen Pauschalen -- die Krankenkasse tatsächlich den längeren Hebel. "Entweder so ein Vertrag oder der bisherige bleibt bestehen"... und der bisherige ist in jedem Fall von den Pauschalen geringer als Neuere.

Grüße,
Miriam
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#69

Beitrag von rabenschwinge »

akufrank59 hat geschrieben:@Perzeptionist: #2,6,8

Moin Johannes,

deinen Vorwurf an den Kollegen @akopti kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen. Was soll daran eine (sinngemäß) "versuchte Verarsche" sein, die aktuelle Vertrags- und Gesetzeslage sowie -soweit veröffentlicht- den Stand der aktuellen Gesetzesberatung bzw. Ministerabsicht hier zu posten.

Tatsache ist: Bisher haben die Krankenkassen entweder ausgeschrieben oder, soweit sie das nicht mehr tun, sich dies zumindest "durch die Blume" als Drohkulisse vorbehalten.

Minister Jens Spahn hat zwar tatsächlich die Aussetzung der Ausschreibungsverfahren für handwerksintensive Hilfsmittelversorgungen, z. B. Hörgeräteversorgungen verfügt, dies hat aber bereits dazu geführt, dass seiner Bundesregierung die EU-Kommision "im Nacken sitzt": mögliche oder sogar wahrscheinliche Unvereinbarkeit der Ausschreibungs-Aussetzung mit EU-Recht.

Ein anderes Druckmittel ist schon etwas älter, war aber Ende der 90er mal aktuell: die Drohung, alle eingereichten Hörgeräteabrechnungen durch den Medizinischen Dienst (MDK) überprüfen zu lassen.

Ich weiß gar nicht mal, ob das nach der aktuellen Rechtsprechung überhaupt zulässig ist, hätte aber im Anwendungsfalle mit Sicherheit zu einer Pleitewelle bei "Einzelkämpfer"-Betrieben geführt, da der MDK kapazitiv überlastet gewesen wäre (um etliche Monate verzögerte Umsätze, nicht sicher ob die Monatszahl noch einstellig geblieben wäre; welche Hausbank eines "Einzelkämpfers" hätte sich das so lange angeguckt ?). Lediglich ich als Privatperson empfinde diese "In-Aussicht-Stellung" als Nötigung i. S. des StGB, ist aber nicht gesagt, dass ich da richtig liege.

Zitat: "Es gibt keine Kassengeräte."

Das wüsste ich aber !

Was bitte sind Gerätemodelle, die a) im Einstandspreis so günstig liegen, dass meine 6-jährige Nachsorge durch den Kassensatz bezahlt ist, und b) die Mindestausstattung aus der in Vorposts erwähnten §21 Hilfsmittel-Richtlinie einhalten bzw. nur unwesentlich überschreiten ?

Ich denke da gerade an @NRE, dem hätte ich das Audio Service VOLTA angeboten.

Dessen Frage, ob der Akustiker sich das selbst aussuchen kann, welches Modell er zum Kassen-Vertragspreis abgibt, ist als unmittelbarer Ausfluss aus den Vertragstexten ausdrücklichst zu bejahen.

Hinter @akopti's Posts stehe ich voll und ganz, denn er hat nicht mehr und nicht weniger als die z. Z. immer noch geltende Gesetzes- und Verordnungslage zusammengefasst.

Wenn dir, Johannes, das nicht passt, dann ist das auf gar keinen Fall @akopti's Problem.

lg Frank
Zwar an Perzeptonist gerichtet beantwortet dies aber die Frage von @urlaubsreif sehr gut.
urlaubsreif
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#70

Beitrag von urlaubsreif »

Hier interpretierst du etwas hinein, was da nicht steht
Da nicht, das stimmt. Aber es steht woanders.
Und .. wofür sollten Upgrades sinnvoll sein, wenn nicht für Verbesserungen beim Verstehen?
Wenn diese eine private Zuzahlung leisten, dann für Features, die nicht das Verstehen verbessern, sondern mehr Komfort bieten.
Damit sind wir wieder bei der unzureichenden Definition dessen, was Komfort ist und was gutes Verstehen in Bezug auf was? Diese Dinge können nicht unter Ausblendung der individuellen Hörkontexte pauschal beurteilt werden.

Wenn, was Fakt ist, nahezu ein Drittel der angepassten Hörgeräte binnen weniger Wochen in der Versenkung von Schubladen verschwindet und sich zudem mehr als 70% der zu Versorgenden für ein System mit Aufzahlung entscheiden, wovon wiederum 50% über 880 Euro betragen, spricht beides gegen deine Überzeugung, die Mehrzahl könne aufzahlungsfrei gesetzeskonform versorgt werden. Vom technischen Stand der aufzahlungsfreien Geräte einmal ganz abgesehen. Sämtliche Aufzahler begründen ihre Entscheidung mit der besseren Verstehensleistung im Störschall, nicht mit Komfort.
Warum soll die Solidargemeinschaft dafür bezahlen?
Warum soll die Volksgemeinschaft die Produktionsausfälle und die verminderte Leistungsfähigkeit bezahlen, die sich bei unversorgter sowie unzureichender Versorgung mit Hörgeräten allein in D auf knapp 40 Milliarden Euro jährlich beläuft? Davon könnte man, das habe ich bereits vorgerechnet, locker sämtliche Hörbehinderten mit der neuesten Technologiestufe versorgen und würde noch immer Milliarden einsparen. Und das Jahr für Jahr.
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sky
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#71

Beitrag von sky »

@urlaubsreif: ich weiß es!
Weil Akustiker im Dienstleistungssektor arbeiten. Sie sind gewinnorientierte Unternehmer und nicht die Wohlfahrt. Auch nicht das Rote Kreuz, der Samariterbund oder die Caritas.

Schlussendlich könnten die Kassen auch jegliche Verträge aufkündigen und nichts mehr zuzahlen. Wie bei den Brillen. Und trotzdem würden Akustiker weiterhin HG anbieten, solang Nachfrage besteht.
Ich höre: links 30dB @125Hz bis 50 dB @8kHz | rechts 25dB @125Hz bis 40dB @8Khz
Ich nutze: HG Signia Pure Charge&Go 5X mit Thermotec Otoplastik in Ringform
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#72

Beitrag von rabenschwinge »

Mein Post überlesen @urlaubsreif?

Nochmal: Warum soll die Solidargemeinschaft das Anspruchsdenken einiger weniger tragen?

Aus etlichen Post der Akus hier ist ersichtlich, dass auch zuzahlungsfreie HG`s durchaus in der Lage sind, die Hörschädigung soweit auszugleichen, dass man den Alltag wie auch das Berufsleben damit gut gemeistert bekommt.

Deine immerwährende Litanei was Du gern möchtest und das andere dafür bitteschön zahlen sollen ist gelinde gesagt anstrengend und stört den Verlauf des Threads. Zumal Deine Frage hier als auch anderswo im Forum hinreichend und erschöpfend beantwortet wurde.
akopti
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7

Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#73

Beitrag von akopti »

Kannst du mir dafür
Warum soll die Volksgemeinschaft die Produktionsausfälle und die verminderte Leistungsfähigkeit bezahlen, die sich bei unversorgter sowie unzureichender Versorgung mit Hörgeräten allein in D auf knapp 40 Milliarden Euro jährlich beläuft?
eine Quelle nennen.
Nanni
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#74

Beitrag von Nanni »

Zitat: "Warum soll die Solidargemeinschaft das Anspruchsdenken einiger weniger tragen? "

Vielleicht weil manche glauben, das Leben ist umsonst ? Und die anderen sind ja auch Schuld, dass ich schlecht höre und - wie auch immer sonst - in der Klemme stecke? Ich selber kann ja nichts dafür? Vielleicht weil Begriffe wie "Eigenverantwortung" unter Fremdwörter fallen ????
Wer weiß, wo solches Anspruchsdenken herkommt ...

Irgendwann muss man sich auch eingestehen, dass selbst mit dem besten Spitzenhörgerät nicht mehr alles hörbar ist. Und vielleicht muss man irgendwann auch darüber nachdenken, dass man tatsächlich den eigentlichen Beruf - aus welchen Gründen auch immer, es gibt ja nicht nur die Schwerhörigkeit - nicht mehr ausüben kann. Dann kommt erst mal ein Schwarzes Nichts und das muss ja irgendwie kompensiert werden.
Da ist es doch einfacher, die Verantwortung erst mal auf andere abzuwälzen.

Ich finde es auch krass, dass sich hier im Forum "lautstark" darüber ausgelassen wird, aber im realen Leben und gegenüber den weiteren Vertragsparteien - also Krankenkasse und Hörgeräteindustrie - nichts unternommen wird. Da fehlt wohl die Traute oder der Mut ??

Wie Rabenschwinge sagt, diese Diskussion ist anstrengend.
Und schadet dem guten Zweck dieses Forums. Bevor ich mich hier angemeldet habe, habe ich etliche Treads durchgelesen - auch von Gewichtl und Fast-Food - und habe echt überlegt, ob es Sinn macht, sich hier anzuschließen, weil der Ton, der hier zwischendurch herrscht, ziemlich rau ist. Da kommen mir manchmal Zweifel, ob ich mir das wirklich antun will, oder ob ich irgendwann wieder die Biege mache. Ich denke, dass geht vielen stillen Mitlesern so.
Zuletzt geändert von Nanni am 11. Feb 2020, 13:18, insgesamt 1-mal geändert.
rabenschwinge
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Re: Warum haben die Akustiker so einen Vertrag abgeschlossen?

#75

Beitrag von rabenschwinge »

Nicht nur den stillen @Nanni. Ich denke auch darüber nach denn mir ist dann wirklich zu anstrengend, auch wenn hier und da ein wirklich interessantes Thema durchblitzt oder sich ein Thread in eine sehr interessante Richtung bewegt .

Er wird eh wieder gekapert :-( und in eine andere Richtung mit Gewalt gebogen.

Schade, denn stellenweise sind die Themen wirklich interessant gewesen und man konnte bei Interesse dazulernen.
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