Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

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Schwarzwaelder
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Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#1

Beitrag von Schwarzwaelder »

Hallo zusammen,

ich bin Mitte 40 und leide seit langem unter einer Lärmschwerhörigkeit auf einem Ohr. Früher auch Tinitus, aber das machte mir nichts aus. Mit einem Hörgerät war es bisher überhaupt kein Problem.
Im November letzten Jahres erlitt ich vermutlich einen Hörsturz auf dem "gesunden" Ohr und höre seitdem auf diesem deutlich schlechter. Dazu kommt, dass das Hörvermögen scheinbar immer noch langsam abnimmt. Es wurde dann auch gleich mit Kortison behandelt, hat aber nicht viel gebracht. Teilweise kommt noch Tinitus und Schwindel dazu, aber eher selten.
Jetzt war ich schon bei verschiedenen Ärzten und eigentlich hat mir keiner Hoffnung gemacht. Auch über das Thema CI wurde ich schon im Ansatz informiert.
Da ich in meinem Beruf viel zuhören muss und ich ein wenig Bedenken vor einem CI habe, suche ich noch andere Möglichkeiten.
Unter anderem dachte ich an Heilpraktiker und Audiotherapie.
Wie sind die Erfahrungen damit? Macht das überhaupt Sinn?
Da ich beruflich auch in der Öffentlichkeit bin und mit Menschen zu tun habe, habe ich ein wenig Bedenken, mit einem CI gesellschaftlich weniger akzeptiert zu werden.
Das ist eigentlich meine größte Sorge.
Bin für jeden Tipp echt dankbar.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald.

Ich habe übrigens schon Therapeuten für Audiotherapie über die Internetseite gesucht, aber im Umkreis von 35 km gibt es bei mir scheinbar keinen.
KatjaR
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#2

Beitrag von KatjaR »

Hallo Schwarzwälder,

klar kann man alles ausprobieren, aber ein Heilpraktiker kann keine kaputten Haarzellen reparieren, auch wenn das immer wieder glauben gemacht werden soll. Audiotherapie kann helfen bei Akzeptanz, Hörstrategien und Hörtaining, besseres Hören als solches aber auch nicht erreichen. Wie sind denn deine Hörwerte, in welchem Bereich befindet sich dein Hörverlust auf den Ohren? Davon ist abhängig ob CI eine Möglichkeit wäre.
Was ich nicht verstehe ist, warum du Bedenken hat mit einem CI gesellschaftlich weniger akzeptiert zu werden. Ich denke nicht verstehen zu können mindert die gesellschaftliche Akzeptanz um einiges mehr. Die heutigen kleinen CI´s unterscheiden sich eh nicht mehr groß von den Hörgeräten und ich persönlich habe in mehr als 20 Jahren mit CI keine abwertenden Raktionen damit wahrgenommen. Eher vorher, wenn ich das 3. Mal nachfragen musste und ich immer noch nicht verstanden hatte.
LG Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Ohrenklempner
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#3

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich sehe es auch so wie Katja.
Jemand hat mal gesagt: nichts gegen Tees und Salben, aber hast du ein Geschwür, musst du unters Messer. ;)
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten – Grüßli an die Schwiz! :wave: – fragen Sie Ihren Hörakustiker (m/w/d)!
Rondomat
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#4

Beitrag von Rondomat »

Als beidseitiger CI-Träger kann ich Katja nur zustimmen.

Wegen der vermeintlich weniger vorhandenen Akzeptanz von CI-Trägern musst Du Dir keine Sorgen machen. Eher zeigst Du damit offen, dass Du dabei bist, wieder gut zu hören, gut zu verstehen und an der Gesellschaft teilhaben zu wollen, und das eigene Lebensgefühl, das sich wahrscheinlich auch mit dem besseren Verstehen steigert, bist Du auf der sicheren Seite, ich kann Dir versprechen, das fühlt sich gut an und war auch eine meiner Motivationen.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Schwarzwaelder
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#5

Beitrag von Schwarzwaelder »

Hallo,

ich weiß nicht, ob es die Härchen sind, denn ich habe Tage, da ist es besser.
Audiogram im Anhang.

Viele Grüße.
Dateianhänge
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Dani!
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#6

Beitrag von Dani! »

Ich sehe den Hörverlust als nicht stark genug für ein CI, sktuell. Weder links noch rechts.
Links lässt sich wunderbar mit Hörgerät versorgen, rechts zwar auch, aber an eine ungleichmäßige Verstärkung muss man sich auch erst mal gewöhnen bei diesem Hochtonverlust.
Und ja, mit Hörgeräten bist du natürlich nichts mehr wert, gar keine Frage :rolleyes:
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Schwarzwaelder
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#7

Beitrag von Schwarzwaelder »

Hallo,

also den ironischen Teil der Aussage überlese ich jetzt einfach mal.
Natürlich lässt sich mit einem Hörgerät bei mir helfen, aber wie gesagt, vermutet mein Arzt,, dass der Verlust voranschreitet.
Mein Hauptproblem beim CI ist, dass ich auf fremde Kinder zugehen muss und nicht weiß, wie die reagieren und die Eltern müssten mich buchen und auch da weiß ich nicht, wie sich ein CI auswirkt.
Aber klar, wenn es so ist, ist es halt so.
Wie viel Lebensqualität einem ein Hörgerät wiedergeben kann, habe ich ja selbst beim ersten gemerkt. Allerdings hat mir das damals mehr geholfen. Denn beim linken Ohr höre ich vieles nicht nur leiser, sondern regelrecht verzerrt. Manche Töne nehme ich trotz Hörgerät nur schwer bis gar nicht wahr und da ich früher Musik gemacht habe fällt mir das natürlich extrem auf.
Aber grundsätzlich geht es hier auch nicht um CI's, denn da bin ich noch nicht, wie ja selbst festgestellt wurde. Es geht um die Wirksamkeit von Audiotherapien.
Habe jetzt etwas viel geschrieben, aber musste sein.

Viele Grüße.
Ohrenklempner
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#8

Beitrag von Ohrenklempner »

Deine Beiträge verraten, dass du gewisse Ängste hast und versuchst, das Problem durch Verhandlung zu verarbeiten. Dir würde wahrscheinlich etwas psychologischer Beistand helfen, mit der Situation umzugehen. Es ist völlig normal, dass dich die veränderten Lebensumstände in eine kleine Krise reißen, und dein Kopf versucht das, auf seine Weise zu verarbeiten.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... :geek:

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Schwarzwaelder
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#9

Beitrag von Schwarzwaelder »

Hallo,

natürlich beunruhigt mich die Situation. Sonst würde ich mir ja keine Gedanken über alternative Heilmethoden machen.
Die Frage ist halt: Was leistet eine Audiotherapie und bringt sie mir in meiner Situation was?
Denn abgesehen von den Kosten ist es für mich auch ein hoher logistischer und zeitintensiver Aufwand, da es hier in der Nähe scheinbar keinen Anbieter gibt.

Viele Grüße.
Nanni
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#10

Beitrag von Nanni »

Hi, alternative Heilmethoden gibt es beim Hörverlust so nicht. Was einmal weg ist, ist weg. Audiotheraphie unterstützt Dich dabei mit der Situation besser klarzukommen und die Hörschädigung zu akzeptieren, auch Hör- und Sprachtraining.
Frag Deinen Akustiker, ob er Audiotherapie anbietet. Viele haben das mittlerweile mit im Angebot.
Und je eher du dich selbst damit arrangiert hast und offen mit deiner Hörschädigung, deinen Hörgeräten umgehst, umso schneller akzeptiert dich auch dein Umfeld damit ( meine Erfahrung). Und ich glaube, Kinder gehen da generell offener, oder anders mit um. Die sehen nicht deine Geräte, sondern dich, ob du ihnen sympathisch bist oder nicht.
Viele Grüße
Nanni
Schwarzwaelder
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#11

Beitrag von Schwarzwaelder »

Hallo Nanni,

vielen Dank.
Mein Akkustiker bietet das leider nicht an.
Aber wenn es um die reine Akzeptanz geht, brauche ich das wohl eher nicht.

Danke an alle!
Randolf
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#12

Beitrag von Randolf »

Hallo,
es ist doch ganz einfach: Beantrage eine Kur, da wird dir geholfen.
Genehmige dir eine Ruhepause.
Es gibt Kuren speziell für Hörbehinderte.

LG Randolf
Schwarzwaelder
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#13

Beitrag von Schwarzwaelder »

Danke für den Tipp @Randolf
Ich denke da mal drüber nach.

Viele Grüße.
Nanni
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#14

Beitrag von Nanni »

Moin,
so einfach ist das leider nicht. Ich habe auch eine Reha beantragt und wurde in die Psychosomatik gesteckt und hatte keine Chance, Therapien für die Hörschädigung zu bekommen. Habe die Reha abgebrochen und Beschwerde bei der Rentenversicherung eingereicht. Jetzt warte ich auf eine Antwort.
Gruß Nanni
Stefan aus München
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#15

Beitrag von Stefan aus München »

Hallo Schwarzwälder,

ich befinde mich in einer ähnlichen Situation wie Du. Meine Hörbehinderung hat sich im Herbst letzten Jahres für mich relativ spontan deutlich verstärkt. Bei mir hat das heftige Ängste ausgelöst und mich für etwas mehr als in halbes Jahr in eine tiefè Krise gestürzt. Ich habe mich zurück gezogen, viel getrauert, wenige sehr enge Freunde und psychologische Unterstützung haben mir halt gegeben und mir geholfen den Hörverlust anzunehmen. Dieser Prozess führte allmählich dazu dass ich mich wieder entspannte und auch wieder Spaß an den Dingen haben konnte die ich machte.
Momentan stehe ich auf der Warteliste für die Tinnitus Gruppe der Schön Klinik in Bad Arolsen. Die Arbeiten speziell mit Hörverlusten sowohl was die technische Unterstützung anbelangt, dem Erwerb von Verhaltensweisen, die die Kommunikation mit Hörverlusten erleichtern, Hörtrainig und psychologischer Unterstützung.
Coronabedingt kann man mir wegen reduzierter Kapazitäten noch nicht mitteilen wann ich dort antreten kann. Sobald ich genügend Erfahrung gesammelt habe werde ich hier berichten.

Für mich ist das Annehmen meiner Behinderung die zentrale Stellschraube für mehr Lebensqualität und das lässt sich nicht erzwingen. Es ist eher ein Prozess für den ich mich öffnen und dem ich mich hingeben kann. Klingt blöd, ist aber so. Dann kommt der Rest fast von alleine.

Ich wünsche Dir dafür viel Kraft und Zuversicht
versorgt mit Signia Insio 1px beidseitig kHz 0,25 - 0,50 - 1 - 2 - 3 - 4 - 6 - 8
R/dB 50 - 50 - 45 - 35 - 35 - 35 - 40 - 65
L/dB 55 - 55 - 50 - 45 - 40 - 45 - 45 - 70
Dani!
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Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
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Wohnort: Landkreis München

Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#16

Beitrag von Dani! »

Stefan aus München hat geschrieben:Für mich ist das Annehmen meiner Behinderung die zentrale Stellschraube für mehr Lebensqualität und das lässt sich nicht erzwingen. Es ist eher ein Prozess für den ich mich öffnen und dem ich mich hingeben kann. Klingt blöd, ist aber so. Dann kommt der Rest fast von alleine.
Da sprichst du was wahres an. Danke für deinen Beitrag!
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Randolf
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Re: Audiotherapie oder erst einmal andere Wege?

#17

Beitrag von Randolf »

Hallo,

jeder kann jederzeit eine Kur einreichen.
Eine akute Erkrankung ist dazu nicht erforderlich.
Die DRV überprüft den Antrag und genehmigt die Kur, wenn die Voraussetzungen gegeben sind.

Ich würde eine Kur nicht abbrechen, sondern eher versuchen zu verlängern.
Ein Abbruch und Abreise wird dem Kostenträger im Bericht gemeldet und hat Folgen bei nachfolgenden Anträgen.

LG Randolf
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