Erholzeit für´s Ohr?

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Johannes B.
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Erholzeit für´s Ohr?

#1

Beitrag von Johannes B. »

moin,
ich mache bei meinem Hörverlust die Erfahrung, dass ich keinesfalls schlechter verstehe, wenn ich nur EIN Hörgerät trage, anstelle beider Hörgeräte.
Frage:
täte ich mir - konkret dem Erhalt meines Resthörvermögens - einen Gefallen, wenn ich tatsächlich abwechselnd nur EIN Hörgerät tragen würde und damit regelmäßig einem Ohr "Entspannungszeit" gönnen würde?
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
Akustik Alex
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#2

Beitrag von Akustik Alex »

Ich beantworte das mal mit einer Gegenfrage: Nimmst du bei der Brille immer abwechselnd ein Glas raus?
Johannes B.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#3

Beitrag von Johannes B. »

also Alex, diese Gegenfrage ist deiner nicht würdig, weil:
würde ich merken, dass mir ein Monokel genau so gut hilft wie eine Brille, würde ich tatsächlich "Brille" infrage stellen.
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
Akustik Alex
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#4

Beitrag von Akustik Alex »

Was ich damit sagen wollte war: Nein. Du hättest ja nicht zwei Geräte, wenn nicht auf beiden Seiten ein Hörverlust vorliegen würde. Jeder Mensch hört abends schlechter als morgens, weil das Ohr natürlich beansprucht wird, aber es regneriert sich über Nacht und Hörgeräte sind nie so laut eingestellt, dass sie dem Ohr zusätzlich schaden würden.
Hören ist aber primär eine Kopfsache. Die Ohren geben nur Schall weiter, selektieren und fokussieren tut das Gehirn. Und genau dafür benötigt es neuronale Vernetzungen, die sich nachweislich zurückbilden, wenn sie nicht genutzt werden. Wie bei allen kognitiven Prozessen. Ergo müssen die Ohren im Training bleiben und können somit im Gehirn sogar wieder neuronale Verbindungen schaffen. Nicht nur Oticon hat dazu einige Studien durchgeführt. Man kann also sagen: Auch wenn in gängigen Situationen vielleicht kein großer Unterschied spürbar ist, ist Hören (und Sehen) etwas räumliches und benötigt zwei Organe. Also kann man sagen: Je mehr, je besser.

Es gibt auch Tabellen, in denen dB und Zeitwerte angegeben sind, die man schadlos diesen Schallpegeln ausgesetzt werden kann.

Besten Gruß,
Alex
Johannes B.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#5

Beitrag von Johannes B. »

jep Alex, ich stimme dir zu:
"je mehr, desto besser".
nun habe ich aber Otoplastiken, welche das Ohr verschließen und nur noch diejenigen Frequenzen an´s Trommelfell lassen, die das Hörgerät erlaubt. Das "freie" Ohr bekommt aber alle Frequenzen mit. Und das abwechselnd. Das muss doch in Summe besser sein für´s Hirntraining (je mehr, desto besser).

LG
Johns
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Akustik Alex
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#6

Beitrag von Akustik Alex »

Was hast du denn für eine Otoplastik? Weiches Silikon ohne Zusatzbohrung?
Otoplastiken können das Ohr nie komplett verschließen und sollten bei einer Versorgung so gewählt werden, dass sie das hören nicht zusätzlich behindern. Bei "an Taubheit grenzenden" Hörverlusten nutzt man eben diese Otoplastiken mit langem Zapfen und als Schalenform und selbst die sind nicht ganz dicht.
Man könnte das sogar nachmessen mit einer Insitu-Messung. Angepasster Gehörschutzt hat Dämmwerte bis maximal ca. 30dB. Nur aktiver Gehörschutz kommt in der Spitze bei 8kHz an 80dB. Ist aber mit Otoplastiken auch nicht zu vergleichen.

Besten Gruß,
Alex
Johannes B.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#7

Beitrag von Johannes B. »

nun ja,
wenn ich mein einseitiges Hörgerät am Ohr ausschalte, dann merke ich sehr deutlich, wie meine harte Kassenotoplastik mein hören "zusätzlich" behindert. Ich nutze das ja geradezu als "Gehörschutz" im Lärmumfeld.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#8

Beitrag von Dani! »

Bei leichter bis mittelgradigem Hörverlust würde ich die Hörgeräte von Früh bis abends durchgehend tragen. Bei hochgradigem wie ich es zuletzt hatte, habe ich sehr wohl immer abwechselnd nur 1 HG getragen. Denn der Schallpegel ist durchaus sehr anstrengend und umgangssprachlich wie auch tatsächlich nervenaufreibend - nicht umsonst kann Lärm auch als psychische Waffe eingesetzt werden. Aber wie gesagt, das betrifft hochgradigen Hörverlust. Mein CI bspw trage ich seit Februar 16h täglich ohne Unterbrechung - so lange ich es nicht versehentlich zu laut eingestellt habe.
Dominik
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#9

Beitrag von Akustik Alex »

Johns hat geschrieben: 1. Jan 2021, 19:23 nun ja,
wenn ich mein einseitiges Hörgerät am Ohr ausschalte, dann merke ich sehr deutlich, wie meine harte Kassenotoplastik mein hören "zusätzlich" behindert. Ich nutze das ja geradezu als "Gehörschutz" im Lärmumfeld.
Das sicherlich, im Zweifel mag die Dämmung einzellne Frequenzen auch unter die Hörschwelle "drücken", was das HG eben wieder auffängt. Das hängt natürlich vom HV ab.
Ich kann dennoch nur raten, es möglichst immer zu tragen.
Im Fall von Dani kann das natürlich eine Herausforderung sein, wobei dieses erhöhte Lärmempfinden eigentlich zurück gehen sollte. Aber bei diesem Grad kann ich durchaus nachvollziehen, dass es anstrengt.
Mukketoaster
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#10

Beitrag von Mukketoaster »

Meine Kunden sollen Ihre Geräte ohne Pause tragen, sicherlich wenn man einen schlechten Tag hat, kann man sie auch mal zur Seite legen.

Also in meinen Augen spricht nichts gegen eine geschlossene Versorgung. Mal angenommen du hörst die tiefen Töne noch gut, was spricht dagegen, die tiefen Töne einfach durch Hörgerät laufen zu lassen, so ganz ohne Verstärkung?
Randolf
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#11

Beitrag von Randolf »

Hallo,

alle paar Jahre brauchen die Ohren eine Auszeit - Kur, die sich Rehabilitation in einer Rehabilitationsklinik nennt.
Nachts stellt man die Lauscher ab, den Rauchwarnmelder hört man ja sowieso!

LG Randolf
Johannes B.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#12

Beitrag von Johannes B. »

nun ja,
mir kamen Zweifel, ob das otoplastikverstopfte Ohr tatsächlich noch alle Umweltklänge erreicht, als ich zufällig mal merkte, dass ich mit bloßem Ohr das Ticken einer Handaufzugsarmbanduhr vernehmen konnte, mit versorgtem Ohr dieses aber weder mit Uhr am Hörgerätemikrofon, noch mit Uhr direkt am Ohr zu erleben ist.

LG
Johns
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#13

Beitrag von Mukketoaster »

Hey Johns,

Wenn du das nicht gehört hast, stimmt was an der Einstellung am HGs nicht, sollte hörbar sein.
Dani!
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#14

Beitrag von Dani! »

Kommt drauf an wie man die Geräte eingestellt haben möchte und wie der Akustiker die Stellschrauben erklärt - wenn überhaupt. Viele mögen es ja gerade, dass man unnötige Geräusche *nicht* hört. Das Klicken der Maustasten macht den ein oder anderen HG Träger kirre.

Ich persönlich habe alles hören wollen (müssen), habe das aber erst viel zu spät kapiert. Dann aber braucht man meist keine Premiumgeräte mehr, so zumindest offenbar die persönliche Einstellung meines langjährigen Exakustikers.

Bei meinem jetzigen Gerät ist es dasselbe Spiel. Der Audiologe hat bei jeder Sitzung Geräuschunterdrückung aktiviert und jedesmal muss ich ihn oder sie um Deaktivierung bitten. Das hat mich Wahnsinnig gemacht Dinge nicht zu hören die zu hören sein müssen.

Aber stimmt schon was Mukketoaster schreibt: das hat dann nichts mit Erholung für's Ohr zu tun, sondern ist ein anderes Thema. Die Beobachtung des TE hat den falschen Schluss bei Erstellung des Themas gezogen.
Dominik
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L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Johannes B.
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#15

Beitrag von Johannes B. »

ok,
danke für die Stellungnahmen.
Ich fasse mal zusammen, was ich davon bisher verstanden habe:
1. MPO auf Basis individueller UCL reicht zur Sicherstellung der Verhinderung weiterer Hörverschlechterung durch Hörgeräte.
2. Nachtruhe reicht völlig zur Gehörerholung.
3. zwei Hörgeräte sind immer besser als ein Hörgerät.
4. Hörgeräte nur einzeln u. abwechselnd tragen bringt keinerlei Vorteil für (auch unbewusste) Umfeldgeräuschwahrnehmung.
5. Otoplastiken drücken keine Umfeldgeräusche weg, welche das Hörgerät nicht wieder hörbar macht (auch unterhalb/oberhalb der Hörgerätefrequenzgrenzen nicht).
6.bzw. kognitive Beeinträchtigungen entstehen nicht durch Verengung auf Frequenzen von rd 100 bis rd. 6000 Hz.
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Dani!
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#16

Beitrag von Dani! »

Das funktioniert so nicht, Johns. Es spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle, auf 1. bis 6. kann man ganz klar antworten: Es kommt drauf an.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Mukketoaster
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Re: Erholzeit für´s Ohr?

#17

Beitrag von Mukketoaster »

Johns hat geschrieben: 2. Jan 2021, 14:20 Ich fasse mal zusammen, was ich davon bisher verstanden habe:
1. MPO auf Basis individueller UCL reicht zur Sicherstellung der Verhinderung weiterer Hörverschlechterung durch Hörgeräte.-hat nur bedingt etwas mit der UCL zu tun. Dies ist ein psychoakutstischer Wert, hat nicht unbedingt mit der Belastung des IO zu tun.
2. Nachtruhe reicht völlig zur Gehörerholung. - eigentlich braucht weniger dein Ohr deine Erholung, eher du als Mensch, hören ist anstrengend
3. zwei Hörgeräte sind immer besser als ein Hörgerät.- klar, binaurale Signalverarbeitung und damit Features etc
4. Hörgeräte nur einzeln u. abwechselnd tragen bringt keinerlei Vorteil für (auch unbewusste) Umfeldgeräuschwahrnehmung. - wozu?
5. Otoplastiken drücken keine Umfeldgeräusche weg, welche das Hörgerät nicht wieder hörbar macht (auch unterhalb/oberhalb der Hörgerätefrequenzgrenzen nicht).doch, je nach Zubo.
6.bzw. kognitive Beeinträchtigungen entstehen nicht durch Verengung auf Frequenzen von rd 100 bis rd. 6000 Hz.- nö
Ich hoffe ich konnte helfen :)
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