Rondomat hat geschrieben: ↑16. Sep 2021, 11:50
Hallo Tiri,
wenn Du Dich schon innerlich zu einem CI entschieden hast, bist Du zwar bereit dazu, aber noch nicht ausreichend vorbereitet, das erzeugt natürlich viele weitere Fragen. Ich bin beidseitig CI-versorgt und habe wie die meisten CI-Träger auch eine entsprechende Historie hinter mir - auch mit den vielen Fragen dazu. Ich versuche mal, zu antworten:
a) Promontoriumstest: Dieser wird gemacht, um die Funktion des Hörnervs abzuprüfen. Funktioniert der Hörnerv, ist die Voraussetzung für ein CI gegeben.
b) Schwindel: Das ist schwer vorhersehbar, wie sich dies nach der OP darstellt. Das Gleichgewicht und das Hören hängen sehr eng zusammen. Meist tritt für einige Tage etwas Schwindel auf, auch der Geschmackssinn kann etwas beeinträchtigt werden. Der Operateur tut jedoch sein Bestes, die Elektrode so schonend wie möglich einzuführen, um das möglichst zu vermeiden oder solche Reizungen so gering wie möglich zu halten. Ich kenne viele CI-Träger, die damit keine oder kaum Probleme hatten und nach einigen Tagen und Wochen spielte sich das ein.
Wenn das Implantat gesetzt ist und einheilt, kann es schon passieren, dass das Hörzentrum davon ausgeht: Huch, es fehlt da doch etwas, also mache ich das selbst! So entsteht dann ein Tinnitus, der aber in der ersten Zeit nach der Erstanpassung wieder zurück gehen kann. Da Du ja bisher keinen Tinnitus hast, sind die Chancen dafür gut.
c) Geeignete Geräte: Ja, nach der Voruntersuchung kannst Du Dir die Geräte zeigen und erklären lassen, je nachdem, welche Hersteller die Klinik "verbaut". Da bekommst Du jede Menge Informationen, die erstmal erschlagend sind. Ich würde da erstmal die VU abwarten, wir können uns dann hier im Forum auch mit den anderen CI-Trägern hier unterhalten.
d) Dazu habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, eine Empfehlung ist da schwierig. Ich stelle in unserer Selbsthilfe jedoch fest, dass viele CI-Anwärter dankbar für Berichte anderer CI-Träger sind, die hier schon etwas weiter sind und ggf. auch schon Erfahrungen schildern können.
e) Aufgedröselt:
Gibt es Vor-Nachteile zwischen einer Anpassung in Uni Freiburg zB die stationär erfolgt und einer ambulanten CI reha die in Heidelberg ambulant verläuft ?
- Das hängt auch vom persönlichen Anspruch ab, es muss in den Alltag passen, auch die Erreichbarkeit spielt eine grosse Rolle. Bei den Anpassungen kommt es in erster Linie - wie bei den Hörgeräten auch - auf den guten Draht, auf die gute Kommunikation mit der Klinik und vor allem Deinem Audiologen an. Man geht ja eine langjährige Beziehung miteinander ein.
Bekomme ich durch die stationäre Erstanpassung "mehr" "öfters" Möglichkeiten das CI anpassen zu lassen? Oder sind die Anzahl der Anpassungstage gleich ?
- Die Erstanpassung findet ja einige Wochen nach der Implantation statt. Egal, welcher Weg beschritten wird:
-- Erstanpassung, ambulante Folgetermine, später in grösseren Abständen
-- Erstanpassung, ambulante Folgetermine und dabei ein halbes Jahr in das CI-Hören einschwingen und dann stationäre Rehabilitation, z.B. in St. Wendel
Die KK bezahlt mit dem CI die VU, die OP und die ersten Anpassungstermine, bei mir waren das 10 Stunden als Paket, da war auch noch Logopädie dabei, aber das kann je nach Kostenträger auch unterschiedlich sein.
Wieviel tage Erstanpassung bekommt man denn von der KK bezahlt ? Oder nennt sich das schon Rehabilitationstage ?
- Die Erstanpassung findet an einem Tag statt, das kann schon 2 Stunden dauern. Die folgenden Termine sind Folgeanpassungen, die anfangs auch sehr eng aufeinander folgen.
Meine Bedenken sind, dass die ambulante Erstanpassung auf einmal nicht ausreicht ?
- Die Erstanpassung findet ja, wie beschrieben, an einem Tag statt. Du brauchst keine Sorge haben: Alles, was über das Erst-CI-Paket (VU, OP, Anpassungen, CI selbst) hinausgeht, rechnet die Klinik mit dem jeweiligen Kostenträger ab.
Die Frage nach dem "akustischen Hören beim CI": Ist kein verwertbares Resthören vorhanden, läuft ja alles über das CI, also da ist dann keine Akustik mehr im Spiel. Das Gehörte wird im Sprachprozessor digitalisiert, auf das Implantat geschickt und als elektrische Reize an den Hörnerv gesendet. Der wandelt diese Reize wieder in Hörbares um. Im Idealfall macht das Hörzentrum aus dem CI-Input gemeinsam mit Deiner Hörerinnerung (wie klingt was?) einen wohlklingenden Höreindruck. Aber es ist ein elektrisches Hören, das muss man wissen. Hat man die Chance auf eine Resthörigkeit in den tieferen Frequenzen, gibt es hierzu eine CI-Hybrid-Versorgungsmöglichkeit, die dann die tieferen Frequenzen quasi wie mit einem Hörgerät nutzt, den Rest macht das CI. Kommt aber (relativ) selten vor, ich selbst kenne nur 2 Hybrid-Träger von einigen Dutzend.
Das akustische Hören kannst Du auf dem CI-Ohr nicht mehr lernen, sonst würdest Du kein CI benötigen. Die Sinneszellen in der Hörschnecke sind ja beschädigt, die werden mit dem CI nicht mehr wieder belebt. Aber was passiert: Du wirst im Laufe der Zeit mit CI immer natürlicher hören, weil das Gehirn die Sinneseindrücke ja noch gespeichert hat. Hier kommt es einfach darauf an, in welcher Zeit das dann einsetzt. Das hängt von Deiner Hör-Historie, Deinem Willen und Geduld zum wieder-Hörenlernen ab. Bei manchen geht das sehr schnelle, andere brauchen etwas länger.