Grüße aus dem Süden Deutschlands

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kleiner-klee
Beiträge: 2
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Grüße aus dem Süden Deutschlands

#1

Beitrag von kleiner-klee »

Hallo zusammen,
ich wohne im Raum Esslingen in Baden-Württemberg, ursprünglich komme ich aber aus der Nähe von Nürnberg.
Probleme mit dem Gehör habe ich eigtl. schon immer ein bisschen, als Kind hatte ich oft Mittelohrentzündung, das wurde aber besser, als die Mandeln entfernt wurden. Mit Anfang 20 bin ich dann mal zum HNO-Arzt gegangen, da ich gemerkt habe, dass ich meine Mitmenschen schlecht verstehe, dieser hat mich an die Uniklinik Erlangen überwiesen und dort bekam ich dann die Diagnose "Otosklerose". Wirklich erklärt wurde mir nix, ich soll mich operieren lassen und dann ists gut. Hab einen Termin bekommen und bin mit Papierkram wieder gegangen. Diesen OP-Termin habe ich erstmal abgesagt, ich hatte irgendwie ein schlechtes Gefühl und deswegen hab ichs gelassen.
Bin dann umgezogen Richtung Baden-Württemberg und hab versucht damit zu leben und zu arbeiten. Das ging ganz gut bis vor ca. 3 Jahren, da habe ich dann deutlich gemerkt, dass es so nicht mehr weitergeht. Leider haben mich dann private Probleme und Verluste nochmal gezwungen mich erst um andere Dinge zu kümmern, weshalb ich erst letztes Jahr wieder das Thema in Angriff genommen habe. War also nochmal beim HNO, diese hat mich in die Klinik nach Stuttgart geschickt, das Ergebnis war wieder "Otosklerose" und eine OP, der Professor in der KLinik war nicht sehr begeistert, dass ich mich bereits vorher darüber informiert hatte und nicht so begeistert von seiner OP-Idee war, ich solle es mir überlegen und das wars dann.
Habe mich jetzt erstmal gegen eine OP entschieden, da ich denke, dass mir hier nichts wegläuft und ich diese auch noch in ein paar Jahren machen kann.
Bin dann zum Akustiker und jetzt in der Hörgeräte-Testphase. Wollte eigtl. ein Im-Ohr-Gerät, aber die probierten haben ein nicht angenehmes Hören für mich gehabt, bin jetzt bei einem Hinterm-Ohr-Gerät gelandet und eigtl. ganz zufrieden. Momentan habe ich das Signia P&C mit Akku, probieren möchte ich noch ein Oticon More, mal sehen welches es dann wird.
Womit ich ein bisschen Probleme habe, ist mit der Otoplastik im Ohr. Die ganz kleine ist mit immer rausgerutscht, sodass ich jetzt eine mit so einer "Kralle" habe, damit das im Ohr bleibt, an sich ist das ok, aber ich habe das Gefühl, wenn ich es länger drin habe und vor allem beim Essen, fühlt es sich an, als würde es am Ohr kleben und sozusagen "mitschmatzen" (Ich hoffe ihr versteht, was ich meine... :crazy: )
Was mir auch schon aufgefallen ist, dass ich öfters vor allem beim Autofahren, das Gefühl habe, als würde mein Ohr zugehn, wie bei Druck auf dem Ohr. Ist das normal oder kann man dagegen was machen??
Ich freue mich aufjedenfall auf viel Austausch und Infos hier im Forum von bereits erfahrenen HG-Trägern und allen anderen :)

Viele Grüße
Michaela
Ohrenklempner
Beiträge: 8773
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
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Re: Grüße aus dem Süden Deutschlands

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

Hi Michaela,

ich würde dir gerne raten, noch einmal über die OP nachzudenken. Du hast eine Hörminderung, deren Ursache eine behebbare Mittelohr-Problematik ist. Ein Hörgerät behebt das Problem nicht, es hilft dir nur symptomatisch. Statt möglichst natürlich und normal über die Ohren zu hören, geben dir die Hörgeräte ein künstliches Gehör. Und die Otosklerose bleibt auch nicht so, wie sie ist. Die Sklerose breitet sich aus und wird irgendwann auch das Innenohr in Mitleidenschaft ziehen, das kann bis zur vollständigen Ertaubung führen.
Nix für ungut, das ist vergleichbar mit einem gebrochenen Bein, das du nicht operieren lässt, einen Wundbrand in Kauf nimmst und dir dafür einen teuren Rollstuhl holst.
Natürlich ist eine MO-OP kein 100% Garant für neues, jugendliches Hören. Es kann sein, dass sich durch die OP nur minimal etwas verbessert, oder dass irgendwann erneut operiert werden muss, weil etwas verrutscht, nicht ganz ausheilt oder sonst etwas passiert. Die Erfolgsquoten sind aber gut.

So ein Gespräch führe ich öfter mal mit Hörtest-Kunden. Wenn ich ins Ohr schaue und das Trommelfell weiß belegt ist, zudem die Audiometrie eine Carhart-Senke und Schallleitungs-Schwerhörigkeit zeigt, denke ich nicht ans Hörgeräte anpassen sondern empfehle einen Besuch beim HNO. In diesem Fall ist ein Hörgerät das letzte Mittel. Klar, ich könnte auch einfach nur Hörgeräte verkaufen, aber ich möchte ja morgens noch ohne Brechreiz in den Spiegel sehen können. ;)

So, genug der Oberlehrerworte. :D

Was deine Schmatzgeräusche mit der Otoplastik angeht, da könnte es sich um den CymCa-Effekt handeln: Beim Kauen bewegt sich die knorpelige Ohrmuschel und nimmt dabei die Otoplastik ungünstig mit. Sprich mal deinen Akustiker auf "CymCa" (sprich: Zümka) an.
Der Effekt beim Autofahren kann einerseits ein Luftdruckunterschied sein. Wenn das Fenster etwas offen ist und der Fahrwind Luft aus dem Auto saugt, oder wenn du in hügeligen Gefilden unterwegs bist. Könnte auch an der Belüftungsbohrung der Otoplastik liegen, dann liegt's aber nicht am Autofahren sondern das kann jederzeit passieren.
kleiner-klee
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Re: Grüße aus dem Süden Deutschlands

#3

Beitrag von kleiner-klee »

Hallo Ohrenklempner,

vielen Dank für deine Meinung.
Eine Otosklerose mit einem gebrochenem Bein zu vergleichen finde ich zwar etwas weit hergeholt aber gut, jeder hat da eben seine Meinung.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich die OP nicht ewig rausziehen kann und es irgendwann soweit sein wird, aber im Moment möchte ich mich nicht operieren lassen, die Angst vor Komplikationen ist einfach zu groß und ich bin nicht bereit dieses Risiko einzugehen.
Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum du einen Brechreiz bekommst, wenn du jemandem ein Hörgerät anpasst, der sich nicht operieren lassen will weil er Angst davor hat, nur weil du meinst, dass es besser für ihn wäre?!
Ich finde es immer sehr schade, wenn Leute meinen, sie wüssten was für jemanden besser wäre, nicht nur in diesem Fall.

Viele Grüße
Dani!
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Wohnort: Landkreis München

Re: Grüße aus dem Süden Deutschlands

#4

Beitrag von Dani! »

kleiner-klee hat geschrieben: 18. Jan 2023, 11:58 Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum du einen Brechreiz bekommst, wenn du jemandem ein Hörgerät anpasst, der sich nicht operieren lassen will weil er Angst davor hat, nur weil du meinst, dass es besser für ihn wäre?!
Da hast du aber was missverstanden. Ohrenklempner passt dir durchaus ohne Nebenwirkungen Hörgeräte an, wenn du das unbedingt haben willlst.

Was er meinte ist vielmehr: Er passt dir nicht Hörgeräte aus reinen wirtschaftlichen Interessen für ihn an, wenn es objektiv bessere Alternativen gibt. Das würde bei ihm Brechreiz auslösen, wenn er sich selbst sieht, wie er die Kundin/Patient vorher nicht ernsthaft über die Alternative aufklärt.

Gegen den Brechreiz haben manch andere Akustiker ganz einfache Haumittel gefunden: Sie hängen alle ihre Spiegel ab.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
gstanzl
Beiträge: 68
Registriert: 28. Okt 2022, 19:56
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Wohnort: Bayern

Re: Grüße aus dem Süden Deutschlands

#5

Beitrag von gstanzl »

Hallo Michaela,

ich denke ich kann Dich ganz gut verstehen.
Auch ich habe Otosklerose. Und nachdem der erste Arzt mir eine Operation (weniger angeraten als) befohlen hatte, dauerte es noch zehn Jahre, bis ich auf dem OP-Tisch lag.

Bei meiner Mutter, die sich hatte operieren lassen, waren die Operationen nicht besonders gut verlaufen, sie hörte kaum besser und hatte oft Schmerzen und Entzündungen. Die Entscheidung, die Operation doch zu wagen, fiel aus drei Gründen.

Ich fand einen guten empathischen HNO-Arzt, der mir erklärte, die OP meiner Mutter liege 30 Jahre zurück, inzwischen sei die Erfahrung der Ärzte, die Technik im OP etc auf einem ganz anderen Stand.

Zweitens wollte ich mein Kind, das unterwegs war, hören, wenn es auf die Welt kommen würde.

Drittens hatte ich zunehmend Probleme im Beruf und auch im privaten Bereich hatte ich Kontakte verloren, weil ich es leid war, immer nachfragen zu müssen.

Von daher finde ich es schon mal gut, daß Du zumindestens mal die Symptome bekämpfst, indem Du Dich nach Hörgeräten umschaust. Bestimmt kannst Du da eine Lösung finden, die Dir fürs erste hilft.

Trotzdem würde ich –aus persönlicher Erfahrung- Dir raten, Dich doch nochmal mit der OP zu beschäftigen. Mir hat sie damals sehr geholfen, und seit meiner Operation sind auch schon wieder 30 Jahre vergangen, also Erfahrung, Technik – siehe oben.

Die Operation selbst war für mich problemlos. (Ich hab eine tolle Spritze bekommen und fühlte mich fast euphorisch währenddessen). Danach tat es natürlich weh, aber das ging bald vorbei, und mein Gehör hat auch sehr schnell funktioniert.

Wie immer Du Dich auch entscheidest, ich hoffe es geht gut!

Thomas
Ohrenklempner
Beiträge: 8773
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
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Re: Grüße aus dem Süden Deutschlands

#6

Beitrag von Ohrenklempner »

Ja, genau wie Dani! es sagt, so hatte ich es ja geschrieben. Nicht dass ich ungern Hörgeräte verkaufe. Aber ich versuche vorher klar zu machen, dass möglicherweise die Hörschädigung durch eine Behandlung behoben werden kann und Hörgeräte erst gar nicht notwendig wären.
Gut der Vergleich mit dem gebrochenen Bein ist Geschmackssache... nehmen wir den grauen Star. Kauf ich mir lieber teure Lesebrillen, Lupen und vielleicht ein Bildschirmlesegerät für viel Geld, was alles eh nur zeitweise helfen kann, oder lass ich lieber den Star operieren? Ich würde mich für die OP entscheiden.
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